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„Red Secrets – Im Fadenkreuz Stalins“ – ein Spielfilm von Agnieszka Holland: In dieser Co-Produktion (Großbritannien, Polen, Ukraine) aus dem Jahr 2019 geht es um die von Russland verursachte Hunger-Katastrophe in der Ukraine in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts, der vier Millionen Ukrainer zum Opfer gefallen sind. Es geht um Politik und die Untiefen des Journalismus. Der Film spielt größtenteils in Moskau und der Ukraine und beruht weitestgehend auf historischen Tatsachen. Es ist zwar teilweise etwas sperrig erzählt. Trotzdem ist der Film spannend. Die Regisseurin hat eindrucksvolle Bilder gefunden. Ihr könnt den Film bei Arte streamen. (MB)

„Kanzler kompakt / Politik, die das Leben leichter macht“ – Videocast des Bundeskanzlers: Scholz greift in seinem neuen Videocast mit dem Bürokratieabbaugesetz ein aktuelles Thema auf. Er bricht es auf konkrete Beispiele runter und fügt mit dem Deutschlandticket ein Beispiel hinzu, dass nichts mit dem Gesetz zu tun hat. Da das Format die breite Öffentlichkeit und nicht nur die Wirtschaft adressiert, macht das Sinn. Die Erfolge einer Bundesregierung gehen mit dem Bundeskanzler nach Hause, das ist oft zu lesen. Gelingt das bei diesem Thema auch? Vielleicht, aber die FDP hat auf allen Kanälen kommuniziert, dass nur ein Zehntel des Bürokratieabbauvolumens im Gesetz auf Initiativen aus SPD-Ministerien zurückzuführen sind. Und ist das Format sichtbar? Zumindest auf Insta funktioniert es; 7.000 Likes und 700 Kommentare. (MB)

Talkshow 13 Fragen „Politik nur für Alte? / Wird der jungen Generation die Zukunft verbaut?“: Eine konkrete Frage, 6 Gäste: 3 pro und 3 contra, Spielregeln – die ich nicht so ganz verstanden habe; das ist die Talkshow 13 Fragen. Besonders interessant und gut gecastet, sind die beiden Jungpolitiker. Ich bin trotzdem skeptisch, ob das Format bei jungen Menschen funktioniert. Es ist einfach zu lahmarschig. Inhaltlich war in der Sendung für mich nichts neu. Noch zwei Kritikpunkte: Um darzustellen, dass sich junge Menschen eher in NGOs als in Parteien engagieren, war eine NGO-Mitarbeiterin eingeladen. Das ist aber kein Engagement, es ist ein Job. Wolfgang Gründinger hat auch mitdiskutiert. Wolfgang ist immer ein guter Talkshowgast. Sobald es aber um Energiepolitik geht, sollte gekennzeichnet werden, dass er für das Energieunternehmen Enpal arbeitet. Ihr könnt die Sendung in der ZDF-Mediathek anschauen. (MB)

Mr. Wissentogo zur RAF: Dieses Video von Mirko Drotschmann hat bereits 4 Jahre auf dem Buckel. Trotzdem bekommt Ihr einen guten Überblick zur Geschichte der linken Terrororganisation RAF. Mir fehlt in dem Video eine intensivere Beschäftigung mit der Stasi. Denn mit der Beteiligung am Mord von Ohnesorg, hat sie eines der wesentlichen Ereignisse initiiert, dass große Teile der Studentenbewegung radikalisiert hat. Wie gefährlich die RAF immer noch ist, zeigen die Waffenfunde bei der jüngst gefassten Terroristin Klette. Ihr könnt das Video auf YouTube anschauen. (MB)

„Politikum Wolf – schießen oder schützen?“ – eine Doku von Michael Nieberg: Während die Diskussion um die Wiederausbreitung der Wölfe in den Großstädten so nebenbei geführt wird, wird sie im ländlichen Raum von betroffenen Landwirten und Dorfbewohner auf der einen Seite und Naturschützern auf der anderen Seite mit aller Härte geführt. Nieberg gelingt es mit dieser Doku  die Emotionen und die Betroffenheit abzubilden. Es wird deutlich, dass es Themen gibt, die dazu führen, dass Menschen nur Parteien wählen, die die weitreichendste Lösung anbieten. Dabei zeigt der Beitrag sogar einen möglichen Kompromiss auf. Was mir in der Doku fehlt, ist ein konkreter Abstecher in die Gesetzgebung. Auf welcher Ebene können Gesetze geändert oder Entscheidungen getroffen werden, die sich auf die Reduzierung oder den Erhalt des Bestands an Wölfen auswirken? (MB)

„Und morgen die ganze Welt“ – ein Spielfilm von Julia von Heinz: Wie ticken linksextreme Organisationen und wie werden Menschen radikalisiert? Das wird in diesem vier-Jahre-alten Film unterhaltsam erzählt. Wenn man den Rezensionen Glauben schenken darf, ist die Darstellung ziemlich wirklichkeitsnah. Ihr könnt den Film in der ARD-Mediathek anschauen. (MB)

Digitale Kommunikation der AfD: Insbesondere bei den Kurz-Videos auf TikTok können die demokratischen Parteien der AfD nicht das Wasser reichen. Diese Erfolge erzielt sie auch mit klaren – für meinen Geschmack rechtsextremen – politischen Inhalten. Das ist auch der Grund, warum ich ein Schulungsvideo von Erik Ahrens auf YouTube nicht verlinke, Ihr findet es aber oben in den Suchergebnissen. Eine gute Einordnung des Themas „Rechtsextremismus und Social Media : Tanzt für uns“ haben Philipp Bovermann und Tim Frehler in der SZ (kostenpflichtig) geschrieben. Sie haben mich zu diesem Hinweis inspiriert. (MB)

„Bauer sucht Zukunft“ – Doku auf Arte Die Woche von Jean-Luc Maetz: In dieser kurzen Reportage bekommt ihr einen unaufgeregten Überblick zu den europaweiten Bauernprotesten. Die meisten O-Töne kommen aus Frankreich. Regulierung, Subventionen und Zukunftsaussichten; der Preis, um die Konflikte zu befrieden, scheint ein Abrücken von den ambitionierten Klima- und Naturschutzzielen auf europäischer Ebene und in den Mitgliedsstaaten zu sein. Ob es aber wirklich klug ist, längst überfällige Handelsabkommen – wie zum Beispiel Mercosur – zur Disposition zu stellen, würde ich mit einem Fragezeichen versehen. Um die Landwirtschaft weiterhin mit Subventionen zu unterstützen, sind hohe Steuereinnahmen notwendig. Das geht nur mit wirtschaftlichem Erfolg und dafür braucht es Freihandel. (MB)

„Wir waren in der AfD – Aussteiger berichten“: Wer die AfD etwas besser verstehen möchte, sollte sich diese Doku von Jan n. Lorenzen in der ARD-Mediathek anschauen. Ihr bekommt einen guten Blick in die Partei seit ihrem Entstehen im Jahr 2013. In Interviews erzählen die Protagonisten, warum sie sich in der AfD engagiert haben und wie der Abnabelungsprozess von der Partei vonstattengegangen ist. Besonders interessant finde ich die Frage, welche Auswirkungen der Druck von außen auf die Entwicklungen in der AfD hatte und immer noch hat. Ist die These von einem der Protagonisten, dass ein von vornherein in die rechte Ecke stellen oder die regelmäßigen Drohungen mit Gewalt dazu beigetragen haben, dass aus der AfD das geworden ist, was sie heute ist, total abwegig? (MB)

“Special address by Javier Milei, President of Argentina | Davos 2024 | World Economic Forum”: Bei dem Präsidenten von Argentinien finden sich nicht nur diverse krude Ideen. Er hat anscheinend auch ein Problem mit demokratischen Gepflogenheiten und Institutionen. Trotzdem lohnt es sich, seine Davos-Rede auf der YouTube-Seite vom WEF anzuschauen. Der Gedanke, dass Kapitalismus und freier Handel uneingeschränkt gut sind und dass man Regulierung und Besteuerung immer mit Skepsis begegnen muss, ist sehr erfrischend, wenn man es an unsere politischen Debatten anlegt. Wenn wir etwas libertärer denken und handeln würden, wäre das vermutlich gut für Europa. Seine Positionen zum Klimaschutz und zum Feminismus sollten wir abe rnicht übernehmen. (MB)