Altenpflege – werden wir den Herausforderungen gerecht?
Diskussion mit Bundesministerin Franziska Giffey

Das Progressive Zentrum hat gemeinsam mit dem Roten Kreuz am 19. März eine Veranstaltung – die #CareKompass-Konferenz – zur Zukunft der Altenpflege organisiert. Dr. Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, hat teilgenommen und mit den Panelisten (Landkreistag, Wissenschaft und Wohlfahrtsverbände) über „eine zukunftsfähige Gestaltung der Care-Arbeit“ diskutiert. Hier meine Einschätzung zu einigen der Themen, die diskutiert wurden.  

Nachwuchs- und Fachkräftemangel

In der Altenpflege fehlen 100.000de Mitarbeiter/innen. Neben der Anwerbung von ausländischen Fachkräften spielt die Verbesserung des Branchenimages für die Bundesregierung eine wichtige Rolle. „Wir müssen Menschen gewinnen, in den Beruf zu kommen.“ Das sieht Ministerin Giffey genau richtig. Die Bundesregierung hat es in der Hand, die Altenpflege besser zu finanzieren. Ob in dem Zusammenhang das Drängen aus der Bundesregierung auf einen Flächentarifvertrag eine gute Idee ist, muss mit einem Fragezeichen versehen werden. Einen solchen Tarifvertrag müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer miteinander aushandeln. Staatliche Eingriffe in die Tarifautonomie sind das falsche Signal. Bereits heute zahlen viele Pflegeunternehmen über Tarif.

Misstrauen, Kontrolle und Bürokratie

Eine Kampagne zur Verbesserung des Branchenimages muss dagegen ankämpfen, dass immer Fehler gemacht werden, wenn Menschen mit Menschen arbeiten. Diese Fehler werden regelmäßig von den Medien in ihrer Berichterstattung aufgegriffen. Dadurch entsteht Misstrauen gegenüber der Branche. Dieses Misstrauen ist auch im System selbst angelegt. Die Kontrollen durch die Medizinischen Dienste und die Bürokratie durch die regelmäßigen Dokumentationen sind ebenfalls Ausdruck von latentem Misstrauen gegenüber der Altenpflegebranche. Nun ist eine Sozialversicherung mit staatlichen Leistungen ohne Kontrolle nicht möglich. Die Kontrollmaßnahmen haben aber Auswirkungen auf das Image einer Branche und auf alle, die in einer Branche arbeiten. Diese Wechselwirkungen zu analysieren und bessere Lösungen zu finden, wäre eine gute Idee.

Privatwirtschaft versus Wohlfahrtsverbände

Bei jeder Diskussion zur Altenpflege stellt sich die Frage, wie und von wem Leistungen angeboten werden sollen. „Es können keine renditegetriebenen Unternehmen sein …“ Wenn das ein Vertreter der Wohlfahrtsverbände so äußert, kann man eigentlich nur darauf hinweisen, dass es auch keine Unternehmen in Trägerschaft der Wohlfahrtsverbände sein können. Die Skandale bei der Arbeiterwohlfahrt in Frankfurt haben einmal mehr deutlich gemacht, dass bei privatwirtschaftlichen Unternehmen die Anreizsysteme besser funktionieren als bei gemeinnützigen Unternehmen.

„Ohne die privaten Pflegeanbieter und deren Investitionen wäre die Versorgung nicht sichergestellt, und eine flächendeckende Pflegeinfrastruktur in Deutschland wäre nicht vorhanden – nicht zuletzt, weil die Hälfte aller Pflegeeinrichtungen gar nicht existieren würde. Es gäbe weder einen Wettbewerb um die optimale Versorgung noch um die besten Konzepte und Leistungen.“ So sieht es Heinz Rothgang.

Ohne privatwirtschaftliche Anbieter gäbe es weniger Wettbewerb und damit ein schlechteres Angebot zu höheren Preisen für die Pflegebedürftigen.

Veranstaltung

Das Progressive Zentrum hat einen Veranstaltungsbericht zu dem Abend veröffentlicht. Hier könnt Ihr ihn lesen.

Matthias Bannas

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