Sebastian Frevel, die BILD und Olympia als loose-loose Game

QUIZ

„Persönlich halte ich das Impfen für vernünftig, es verhindert recht zuverlässig, dass man schwer erkrankt oder durch das Virus gar zu Tode kommt. In einem freiheitlichen Gemeinwesen muss ich aber akzeptieren, dass Menschen dies anders sehen und eine andere Entscheidung treffen.“

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen, liebe Leser, falls Ihr am Dienstag einen Blick in den Politikteil der BILD geworfen habt, wird euch auch die Gegenüberstellung des Sebastian Kurz Interviews und dem Bericht über Anna-Lena Baerbocks Entschuldigung über eine verunglückte Formulierung aufgefallen sein. Kurz holzt – wie schon so oft – gegen Einwanderung und Islamismus. Das kann einem gefallen oder nicht. Er bedient damit aber passgenau sein Klientel und lenkt erfolgreich von kleineren oder größeren Skandalen ab. Mal davon abgesehen, dass BILD Baerbock niemals mit maßgeschneiderten Fragen eine Bühne bauen würde, damit sie ihre Botschaften rüberbringen kann, muss ihr genau das auf anderen Bühnen gelingen. Metadiskussionen helfen nicht weiter, Kurz ist nicht das schlechteste Vorbild.”

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Personen aus dem Kiez vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Sebastian Frevel gesprochen. Er ist Geschäftsführen der Gesellschafter der von Beust & Coll. Beratungsgesellschaft.


Eine Jamaika-Koalition würde viele Verbände und Unternehmen vor ganz neue Herausforderungen stellen, weil sie sich bislang kaum mit den Grünen auseinandergesetzt haben. Was kann jetzt noch getan werden?
“Ich sehe das gelassen. Die nächste Koalition wird durch die Krisen und Trends das föderale System und die europäischen Entscheidungsprozesse eingehegt. In diesem Umfeld müssen auch die Grünen Mehrheiten organisieren und Kompromisse finden. Das erfordert so oder so den Sachverstand der Interessenvertreter. Trotzdem ist es sich mit der Programmatik der Partei und ihrem Personal zu befassen. In der Sommerpause würde ich die Bundesländer mit grüner Regierungsbeteiligung analysieren und Forderungen der letzten Legislatur prüfen. Jedenfalls sollte man bis Oktober Gespräche anbieten können welche Positionen anschlussfähig sind, wo Zielkonflikte liegen und was noch erarbeitet werden muss.”

Die von Beust & Coll. Beratungsgesellschaft bietet ein breites Dienstleistungsspektrum an, von der Unterstützung bei der Interessenvertretung bis zum Hauptstadtbüro für Verbände oder Unternehmen. Was könnt Ihr viel besser als eure Wettbewerber?
Berater*innen in anderen Beratungsboutiquen machen auch eine super Arbeit. Ich nehme insgesamt einen sehr professionelles und engagiertes Marktumfeld wahr. Wir haben ein sehr erfahrenes Team, machen unsere Arbeit gerne und mit einer gewissen Gelassenheit. Dazu gehört auch, dass wir unsere Grenzen kennen. Von uns wird es sicher keine Kampagnen mit bunten Bildern geben oder verbales „trumpen“. Eine Besonderheit ist sicherlich unser Fähigkeit Interessenallianzen zu gründen, aufzubauen und auch die Geschäftsführung zu übernehmen, wie z.B. bei der eFuel Alliance.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte? Und warum ist er das?
Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad über die Museumsinsel zur Friedrichstr. Die Friedrichsbrücke ist mein Werkstor zum Bereich 10117. Sie ist mein Lieblingsort, in beiden Richtungen.

Read

Olympia – ein loose-loose-game? Das legt zumindest dieser Text aus dem Guardian von David Goldblatt nahe. Wirtschaftlich betrachtet waren alle Spiele der letzten Jahre für die ausrichtenden Städte ein Misserfolg. In einigen der Städte wurden Millionen Menschen vertrieben. Hinzu kommen weitere Menschenrechtsverletzungen. Selbst als Vorbild für mehr Sport und gesündere Ernährung funktionieren die Spiele überhaupt nicht. Nun lassen sich bestimmt auch viele Argumente finden, die für Olympia sprechen. Die werden aber keinen Impakt haben, wenn es nicht gelingt, Organisationen wie den IOC und auch die FIFA grundlegend zu reformieren. (MB)

Listen

Die Flut: Hochwasser, Klimaschutz und Wahlkampf: Seit der schweren Hochwasserkatastrophe in einigen Teilen des Landes werden vermehrt kritische Stimmen über das Krisenmanagement der Politik laut. Besonders das unglückliche Auftreten von Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Armin Laschet in Erftstadt während der betroffenen Stellungnahme von Bundespräsidenten Steinmeier hat für viel Aufsehen gesorgt. Könnte dieses Verhalten ihn bei der ankommenden Bundestagswahl Stimmen kosten? Welche Lehren können aus der Katastrophe gezogen werden und welche politischen Möglichkeiten gibt es, in Zukunft solche Krisen besser zu managen? Wie geht es weiter mit der Klimaschutzpolitik? Antworten könnt Ihr  im aktuellen berlinbubble Podcast anhören.

Watch

btw21 – wen wählen Anleger? Finanzfluss hat sich die Wahlprogramme aus der Anlegerperspektive angeschaut. Kapitalertragssteuer, Versteuerung von Spekulationsgewinnen, Rahmenbedingungen für Immobilien und einiges mehr. Vermutlich habt Ihr bereits eine Idee, welche Partei am besten abschneidet? Zur Bestätigung schaut das gutgemachte Video an. Taugt als Kampagnenmaterial. Finanzfluss ist ein YouTube-Kanal zu Finanzthemen mit 770.000 Abonnenten.

Learn

Wahlkreis = Parteihochburg: Wenn ein Wahlkreis Parteihochburg ist, kann oder besser wird er zuverlässig von einer Partei gewonnen werden. Dafür muss die Sozialstruktur des Wahlkreises einen hohen Grad an Überschneidungen mit der Programmatik der dominanten Partei aufweisen. Für Wahlkreiskandidaten und lokale Parteigliederungen ist es wichtig, gute Beziehungen zu den Vereinen und Organisationen zu pflegen, deren Agenda der Agenda der eigenen Partei nahesteht. Oft hat diese Nähe Auswirkungen auf die Positionierung der Parteien, so Parteienforscher Thorsten Faas in diesem inspirierenden FAZ-Podcast zum Thema. Da die Milieus in vielen Wahlkreisen immer uneinheitlicher werden, entstehen Chancen für politische Gegner Hochburgen anderer Parteien erfolgreich zu erobern. (MB)

Know

BGH-Urteil zu Cum-Ex: Der Bundesgerichtshof hat ein wichtiges Landgericht-Urteil zu Cum-Ex und auch die damit einhergehende Vermögenseinbeziehung bestätigt. Ein Blick auf die hier vorliegende Pressemeldung lohnt sich, weil hier bereits die Begründung des Gerichts deutlich wird. Aber was folgt aus dem Urteil? Werden jetzt weitere Täter und „Investoren“ zur Kasse gebeten? Entfaltet das Urteil abschreckende Wirkung? Und gibt es doch noch einen Spin für den btw21? Schließlich hat Olaf Scholz – im Gegensatz zu seinen Konkurrenten – noch keine Federn gelassen. (MB)

Follow

Axel Bojanowski: Streitbarer und trotzdem überaus kluger Wissenschaftsjournalist der Welt, der von Studien nicht nur die Zusammenfassungen liest. Er wird aktuell für seinen Hinweis kritisiert, dass es laut deutschem Wetterdienst keine Zunahme beim Extremregen in Deutschland gibt. Den Zusammenhang von Klimawandel und Extremregen stellt er nicht in Frage. Folgt ihm auf Twitter. (MB)

Attend

Verknüpfter Verkehr in Berlin: Die Friedrich-Naumann-Stiftung veranstaltet am Freitag, den 30.07.2021, 17:00 – 18:15 Uhr, einen digitalen Talk zur Verkehrspolitik in Berlin. Es geht um eine bessere Verknüpfung der einzelnen Verkehrsträger, um passgenaue, bedarfsorientierte Mobilitätsangebote für die Stadt und ihr Umland bereitstellen zu können. Es diskutieren: Oliver Friederici MdA – Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Michael Rothe – Vorstandvorsitzender vom verkehrspolitischen Informationsverein (VIV), Henner Schmidt MdA – Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Hermann Waldner – Gründer von taxi.eu und Stephan Wilhelm – Bündnis Schiene Berlin-Brandenburg (BSBB). Anmelden könnt Ihr euch hier.

Stumble

Geimpft von BILD: Ihr habt die Wahl, ob mit Termin oder spontan. Im Axel-Springer-Impfzelt werden alle geimpft, die vor die Spritze kommen. Verimpft wird Johnson&Johnson oder BioNTech. Das Impfzelt findet Ihr vor dem Verlagsgebäude an der Axel-Springer-Straße 65. Öffnungszeiten auf dieser Website. (MB)

Introduce

Deutsches Historisches Museum: Die Ausstellung “Documenta. Politik und Kunst” wird seit dem 18. Juni 2021 bis zum 9. Januar 2022 im Deutschen Historischen Museum in Berlin gezeigt. Seit der Gründung im Jahr 1955 war die international orientierte Großausstellung documenta ein Ort, an dem das westdeutsche Selbstverständnis verhandelt und gezeigt wurde. Seither erhoben die Macher:innen alle vier, anschließend fünf Jahre den Anspruch, Einblicke in aktuelle künstlerische Tendenzen zu geben. Zum ersten Mal stellt das Deutsche Historische Museum die Geschichte der ersten bis zehnten documenta in den Kontext der politischen, kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Entwicklung von Deutschland zwischen dem Jahr 1955 und 1997. Es werden Kunstwerke, Filme, Dokumente, Plakate, Oral-History-Interviews und andere kulturhistorische Originalzeugnisse gezeigt. Zudem sind berühmte documenta-Exponate von Max Beckmann, Willi Baumeister, Joseph Beuys, den Guerrilla Girls, Hans Haacke, Séraphine Louis, Wolfgang Mattheuer, Emy Roeder, Andy Warhol oder Fritz Winter zu sehen.
dhm.de

Eat and drink

Einen Salat, auf die Schnelle selbst zusammenstellen, das geht in der Friedrichstraße 113 bei “Stadtsalat”. Endlich kann man auch wieder im Außenbereich sowie im Store leckere Bowls und Salate genießen. Wer möchte, bringt ein eigenes Behältnis mit und kauft bequem zum Mitnehmen ein. Es gibt eine große Auswahl, dennoch ist aufgrund der enormen Nachfrage alles immer frisch. Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag von 11:30 Uhr bis 20:15 Uhr und Samstag und Sonntag von 12:30 Uhr bis 20:15 Uhr. Zu erwarten sind frische Salate und Bowls mit regionalen und saisonalen Zutaten. Wenn es mal ganz bequem laufen soll, gibt es auch einen Lieferservice, der tolles und leckeres Essen direkt nach Hause bringt.
stadtsalat.de

Buy

Anne Applebaum – Twilight of Democracy: Fidesz, PIS, Vox; rechtspopulistische Parteien sind in vielen europäischen Ländern erfolgreich. Gleiches gilt für Populisten wie Johnson und Trump. Ihr Erfolgsrezept ist die Besetzung von Themen, die sich einfach zuspitzen und gut digital vermarkten lassen: Immigration, Feminismus, LGBTQ, usw. und die Spaltung der Gesellschaft. Ziel dieser Parteien ist die Manifestierung von Macht, wie es zum Beispiel in Ungarn gelungen ist. Ist die AfD ein Sonderfall, weil sie rechtsextremer ist, als die Parteien in anderen Ländern und es darum keine Machtoption in Deutschland für sie gibt? Applebaum portraitiert in ihrem Buch viele der neuen Rechtspopulisten. Ihr erfahrt etwas über die Wirkung von Verschwörungstheorien, die Bedeutung der Nostalgie und die Auswirkungen der Herrschaft rechtspopulistischer Parteien. Das Buch ist lebendig und verständlich geschrieben. (MB)

Explain

Jury fällt Entscheidung für die neue Mühlendammbrücke: Der Siegerentwurf für die künftige Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte steht nun fest. Das Preisgericht stimmte am Mittwochabend mehrheitlich für den Vorschlag der gemeinsamen Bewerbung des Berliner Ingenieurbüros Arup Deutschland GmbH und der Architekten von COBE A/S aus Kopenhagen. Laut der Jury biete der Entwurf eine “außerordentlich hohe gestalterische und konstruktive Qualität”, teilte die verantwortliche Senatsverkehrsverwaltung mit. Demnach besticht der siegreiche Entwurf durch eine leicht gewölbte Form der ganzen Brücke, die sich dadurch zur Mitte hin verjüngt. Die Uferseiten wurden wiederum attraktiv angebunden. Der Grund für den Wettbewerb war der schlechte Zustand der Brücke aus den 1960er Jahren, der einen Neubau zwingend erfordert. Die Brücke darf derzeit zum Schutz vor zu starker Belastung nur noch auf einer reduzierten Spurenzahl befahren werden. Im Jahr 2028 soll die Brücke zudem fertiggestellt werden.
tagesspiegel.de, berliner-zeitung.de

Quiz-Auflösung

Wolfgang Kubicki in einem Tagesspiegel-Gastkommentar