Anna von Notz, ein sozialdemokratischer Küchenzuruf und das Ende des weißen Turnschuhs

QUIZ

“Wir brauchen für das neue Wahlrecht keine Zwei-Drittel-Mehrheit. Für das Wahlrecht nicht! Für den Bundestag nicht! Wir bräuchten es, wenn wir das Wahlalter, was wir uns auch vorgenommen haben in den Ampelgesprächen, reduzieren wollen auf 16 Jahre.”

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Ämter nach vorne besetzen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat mit der Personalie Yvonne Magwas gezeigt, wie das geht. Frischer Wind und trotzdem alle Proporzkriterien berücksichtigt. Das sorgt für Beinfreiheit, wenn es um den Partei- und Fraktionsvorsitz geht. Gibt es auch da eine Überraschung? Gespannt bin ich auch, wie viele Überraschungen wir in der nächsten Bundesregierung sehen werden. Ist entscheidend, wer in welchen Ämtern mit größter Wahrscheinlichkeit mit dem richtigen Auftritt und Kompetenz punkten kann oder wird nach Proporz, Verdiensten und Seniorität besetzt?

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Dr. Anna von Notz gesprochen. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesverfassungsgericht und Associate Editor des Verfassungsblogs.

Foto: Maurice Weiß/Ostkreuz

Die CDU steht erneut vor der Frage, ob bei einem Delegiertenparteitag oder im Rahmen einer Mitgliederbefragung über den Parteivorsitz entschieden werden soll. Können beide Varianten sinnvoll und rechtssicher verknüpft werden? Wenn ja, wie?

Das Parteiengesetz sieht vor, dass der Vorstand durch eine Mitglieder- oder Vertreterversammlung gewählt wird. Versammlung setzt die Möglichkeit von unmittelbarer Rede und Gegenrede voraus. Damit ist eine Urwahl des Parteivorstandes durch die Mitglieder nur in Form einer Versammlungsurwahl zulässig, nicht aber etwa per Brief. Eine bloße Befragung der Mitglieder im Vorfeld eines Parteitags ist hingegen zulässig, aber natürlich ein bisschen Augenwischerei. Denn politisch nimmt die Befragung das Ergebnis regelmäßig vorweg. Ehrlicher wäre es, das Parteiengesetz zu ändern.

Parteitage in Präsenz sind wieder möglich. Warum und in welcher Ausgestaltung sollte es auch weiterhin digitale Parteitage geben? 

 Noch bis Ende des Jahres gilt wegen Corona eine Sonderreglung, die auch ohne entsprechende Satzungsgrundlage die Durchführung digitaler Parteitage erlaubt. Ich bin froh, dass Präsenzparteitage wieder möglich sind. Digitale Formate bieten aber auch Vorteile. Einen rechtlich zwingenden Grund, Parteien auf Präsenzparteitage festzulegen, sehe ich nicht. Soweit insofern auf die Wahlrechtsgrundsätze verwiesen wird, gelten die über das Gebot innerparteilicher Demokratie zwar grundsätzlich auch innerparteilich, aber eben nicht eins zu eins. Ich wünsche mir da mehr Mut.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte? Und warum ist er das? Hier gerne einen konkreten Ort nennen.

Ich liebe das Haus Potsdamer Straße der Staatsbibliothek zu Berlin. Das Gebäude von Hans Scharoun eröffnet wunderbare Blickachsen. Es ist gleichzeitig großzügig und total verschachtelt. Und man trifft ganz unterschiedliche Leute dort – Alte und Junge, Neue und Alteingesessene. Morgens, kurz bevor das Haus öffnet, finden sich immer dieselben vor den Türen ein, warten gemeinsam und kommen manchmal ins Gespräch. Und nach einem langen Tag, wenn der Kopf raucht, aber man noch nicht genug hat von der Architektur, kann man „Der Himmel über Berlin“ gucken.

Read

Tarifautonomie unter Druck: Tarifflucht und Lohndumping? Dietrich Creutzburg weist in der FAZ auf die unkritische Einordnung vieler tarifpolitischer Themen durch die Mehrzahl der Medien hin. Positionen und Begriffe aus dem Gewerkschaftslager werden übernommen, ohne sie zu hinterfragen. Dabei passen Tarifverträge eben nicht in allen Branchen zu allen Unternehmen. In vielen Unternehmen ist nur eine Minderheit der Beschäftigten gewerkschaftlich organisiert. Die Mitgliederzahlen sind rückläufig. Tarifautonomie ist eben kein abstrakter Begriff, sondern Voraussetzung für eine funktionstüchtige Marktwirtschaft. (MB)

Listen

Koalitionsverhandlungen und Personalspekulationen: Genug sondiert, jetzt wird verhandelt. Welche Knackpunkte geklärt werden müssen und wie das Personaltableau der nächsten Bundesregierung ausschauen könnte, darum geht es in diesem berlinbubble Podcast.

Watch

Ein sozialdemokratischer Küchenzuruf von Carline Mohr: Mitten im Wahlkampf aufgezeichnet, jetzt veröffentlicht, ein Vortrag von Carline Mohr zur digitalen Kommunikation aus dem Willy-Brandt-Haus im Wahlkampf und vermutlich auch darüber hinaus. Ihr lernt, wie Content für die Kategorien: Listen, Explain, Feel und Do produziert und ausgespielt werden kann. Außerdem geht es um Interaktion durch mehr Nahbarkeit anhand der Nutzung eines Messengerdienstes und Ihr erfahrt, wie es gelingen kann, aus Mitgliedern und Sympathisanten Microinfluencer zu machen. (MB)

Learn

3 nützliche Social-Media Tools: Marcel Schmidt stellt im Politsnack-Blog die Tools Later, Civical und Tweepsmap vor. Social-Media-Beiträge vorproduzieren und zu einem vorab festgelegten Zeitpunkt posten. Das kann Later für alle gängigen Plattformen. Nur wer auch TikTok bespielen möchte, muss die kostenpflichtige Version nutzen. Civical erleichtert euch die Schaltung politischer Facebook-Werbung. Tweepsmap hilft bei der Analyse von Twitter-Trends und das auch lokal. Mehr zu den Tools erfahrt Ihr im Text. (MB)

Know

Reformvorschläge für eine gesündere Ernährung: Was könnte sich in der Ernährungspolitik ändern? Eine Zusammenstellung von Reformvorschlägen findet Ihr in diesem Ergebnisbericht vom Policy Evaluation Network in Zusammenarbeit mit u.a. Wissenschaftlern und NGOs wie zum Beispiel Foodwatch. Maßnahmen wie gesündere Essensangebote in Kitas, Schulen und Kantinen, eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke oder eine Regulierung von Lebensmittelangeboten in Supermärkten und der Gastronomie werden priorisiert und in Hinblick auf eine bereits erfolgte Umsetzung in Deutschland eingeordnet. Bei mir hinterlassen die Vorschläge ein ungutes Gefühl, weil sie das Angebot an Lebensmitteln und damit die Wahlfreiheit für Verbraucher erheblich beeinflussen würden. Der „Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters“ muss auch weiterhin auf jeder Speisekarte seinen Platz haben. (MB)

Follow

3-mal Mitte im Bundestag: Kaum ein weiterer Wahlkreis dürfte so gut im Bundestag vertreten sein wie Berlin-Mitte. Neugierig geworden? Dann lest noch mal die Wahlkampf-Kurzinterviews in diesem Newsletter und folgt Hanna Steinmüller, Ottilie Klein und Annika Klose auf Twitter. (MB)

Attend

Europäisches Lieferkettengesetz mit Wastl (Mars) + Zach (DGB): Der nächste Berliner Pub Talk findet am 4. November von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr statt. Kommt ins en passent und diskutiert mit uns und Florian Wastl (Mars) und Frank Zach (DGB – Deutscher Gewerkschaftsbund) über das europäische Lieferkettengesetz. Stefan Mauer moderiert. Aktuelle Daten zum Thema kommen von Robert Grimm (Ipsos). Anmeldung + weitere Infos findet Ihr hier.

Stumble

mittemitte GmbH – Berliner Start-up Mitte launcht die weltweit erste Komplettlösung für Wasseraufbereitung im Eigenheim: Nach einer intensiven Entwicklungsphase bringt das Wasser-Start-up Mitte mit Mitte Home das erste Produkt auf den Markt: Ein smartes Wasseraufbereitungssystem für zu Hause, das durch intelligente Filtrations- und Mineralisierungstechnologie Leitungswasser filtert, es zur Geschmacksoptimierung mit Mineralien anreichert und auf Wunsch mit Kohlensäure versetzt. Damit ist Mitte der Vorreiter in einer ganz neuen Kategorie an Wasseraufbereitern, eine nachhaltigere Alternative zu Flaschenwasser und verbindet darüber hinaus Funktionalität und ansprechendes Design. Mit dem Ziel, Leben durch gesunden Wasserkonsum zu verbessern und Wasserquellen neu zu denken, wurde Mitte im Jahr 2016 gegründet. presseportal.de

Introduce

Naturkundemuseum digitalisiert Bestand – 30 Millionen Objekte: Das Museum für Naturkunde will seine Sammlung künftig digitalisieren. 30 Millionen Objekte gibt es in den Arsenalen, davon sind 15 Millionen Insekten. Sie sollen nun fotografisch festgehalten und in Bildform der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dafür wurde eine Digitalisierungsstraße vorgestellt, damit können täglich bis zu 5000 Insekten gescannt werden. rbb-online.de

Eat and drink

Wiener Brot Holzofenbäckerei: Backwaren, etwas anders. Wer Zeit für einen kleinen Spaziergang hat, findet unweit des Monbijou-Parks in der Tucholskystraße 31 die Wiener Brot Holzofenbäckerei. Es gibt Brot, Brötchen und süße Teilchen, genau wie bei jedem anderen Bäcker. Es wird mit handwerklicher Fertigung geworben und ich finde, dass schmeckt man. Aber überzeugt euch selbst. Geöffnet ist in der Woche von 7:00 bis 19:00 Uhr. (MB)

Buy

You better Think! Spätestens seit dem Deutschlandtag der Jungen Union sind weiße Turnschuhe gnadenlos durch. Wer auf der Suche nach Alternativen ist, wird bei Think! am Bahnhof Friedrichstraße fündig. In dem breiten Sortiment ist vieles gnadenlos öko. Ich würde es nicht mit der Kneifzange anfassen. Einige Stücke der Kollektion sind aber klassisch schick und gut mit einem Sakko oder sogar mit einem Anzug kombinierbar. Alle Modelle sind fußfreundlich und haben herausnehmbare Einlagen. Das Preisniveau liegt in der Regel zwischen 120 und 180 Euro. Für Frauen gefallen mir die Stiefel besser als die Halbschuhe. Wer warten kann, erhält im Schlussverkauf bis zu 50 Prozent Rabatt. Ihr findet den Laden in der Georgenstraße 25. Geöffnet ist wochentags von 10:00 bis 19:00 Uhr. (MB)

Explain

Jeder vierte Parkplatz in Mitte verschwindet künftig: 25 Prozent der Parkplätze im Bezirk Mitte sollen bis zum Jahr 2026 verschwinden. Darauf haben sich Grüne und SPD im Entwurf der Zählgemeinschaftsvereinbarung der beiden Parteien im Bezirk geeinigt. Wie viele Parkplätze das sind, ist unklar, eine offizielle Auflistung gibt es bisher nicht. Sicher ist aber: Es werden Tausende sein. Die Parkplatz-Suche dürfte so in Zukunft noch schwieriger werden. Und doch spricht auch einiges dafür, die Anzahl der Parkplätze in der Berliner Innenstadt stark zu reduzieren. Nicht erst seit der Corona-Pandemie hat der öffentliche Raum als Aufenthaltsort stark an Bedeutung gewonnen. Um ihn weiter aufzuwerten, sind weitere Plätze für Fußgänger, Sitzgelegenheiten und Platz, wo Kinder spielen können, notwendig. Mindestens so wichtig wird es in den nächsten Jahren sein, Berlin an den Klimawandel anzupassen. tagesspiegel.de, morgenpost.de, berliner-zeitung.de

Quiz-Auflösung

Claudia Roth in diesem DLF-Interview