Sandra Weeser, working out loud und der Wunderwuzzi

QUIZ

„Die Unverletzlichkeit der Grenzen ist ein hohes Gut – und nicht verhandelbar.“

Herzlich willkommen

Lieber Leserinnen, liebe Leser,

der „Wunderwuzzi“ Sebastian Kurz hat seine politische Karriere vorerst hinter sich, bei der anstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich sind die Kandidaten der Christ- und Sozialdemokraten nicht chancenlos gegen Macron. Beobachten wir gerade ein Comeback der Volksparteien? Haben die Bewegungsparteien mit einer alles überstrahlenden Persönlichkeit an der Spitze ihre erfolgreichste Zeit bereits hinter sich? Und was bedeutet das für uns? In Deutschland regiert ein Bundeskanzler, der an Nüchternheit nicht zu überbieten ist. Getragen von einer  Volkspartei SPD, die jetzt zeigen muss, dass sie Kanzlerwahlverein kann.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Sandra Weeser MdB gesprochen. Sie ist Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen. Ihr Wahlkreis ist Neuwied-Altenkirchen und sie ist Mitglied der FDP-Fraktion.

In der letzten Legislatur waren Sie Obfrau im Ausschuss für Wirtschaft und Energie, jetzt sind Sie Vorsitzende des Ausschusses für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen – was ist die größte Herausforderung bei der neuen Aufgabe?

Das ist wohl die gleichzeitige Arbeit als neutrale Vorsitzende des Ausschusses und als Fachpolitikerin meiner Fraktion. Aber genau darauf freue ich mich sehr. Ein Bundestagsausschuss hat eine sehr wichtige Funktion im parlamentarischen Betrieb. Dort findet das eigentliche fachliche Ringen um die einzelnen Positionen der Fraktionen statt. Ich will als Vorsitzende dazu beitragen, dass Opposition, Koalitionsfraktionen und Bundesregierung hier konstruktiv und kollegial zusammenarbeiten. Bei allen politischen Unterschieden ist mir ein fairer Umgang miteinander besonders wichtig.

 „400.000 neuen Wohnungen pro Jahr“, so steht es im Koalitionsvertrag. Was muss die neue Bundesregierung jetzt sofort anpacken, damit das auch klappt?

Kernproblem sind zu hohe Baukosten, die vor allem auf umständliche Bürokratie und einen massiven Fachkräftemangel zurückzuführen sind. Hinzu kommen gestiegene Materialkosten, nicht zuletzt wegen pandemiebedingt stockender Lieferketten. Zudem herrscht ein Flächenmangel, z.B. weil ein Dachausbau oft schon am komplizierten Verfahren vor Ort scheitert. Wir müssen an all diesen Stellschrauben drehen, um mehr – und günstigeren – Wohnraum zu bekommen. Bei der Digitalisierung der Genehmigungsverfahren und der Vereinfachung des Baurechts kann der Bund aber nur Bremsen lösen. Losfahren müssen die verfassungsgemäß zuständigen Länder. Beim Thema Fachkräfte sehe ich dagegen mehr direkten Spielraum für den Bund – etwa durch die Entfristung der Westbalkanregelung und das im Koalitionsvertrag vereinbarte Fachkräfte-Einwanderungsgesetz nach kanadischem Vorbild.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Ich stelle in Berlin immer wieder fest, wie schön ich den Tiergarten finde. Im Gegensatz zum oft hektischen Betrieb in den Gebäuden des Bundestages findet man dort nach einem kurzen Fußweg eine angenehme Ruhe. Auch der Blick von so mancher Dachterrasse auf das Grün des Tiergartens gefällt mir sehr. Als Westerwälderin in der Großstadt sehnt man sich offenbar immer mal nach der Natur.

Mehr von Sandra Weeser hört ihr in diesem “Kannst Du Wirtschaft” Podcast. 

Read

Putins Neujahrsgrüße: Interessiert ihr euch für die Feinheiten außenpolitischer Sprache? Dann werft doch mal einen Blick auf die Pressemeldung des Kreml zu den Neujahrsgrüßen von Präsident Putin an diverse Staatsoberhäupter. Aus dem Textabschnitt zu Deutschland lässt sich Ukraine-Konflikt sehr gut herauslesen. „In this context, the Russian President expressed hope for the establishment of constructive dialogue and the promotion of mutually beneficial cooperation in 2022 in various spheres to meet the core interests of the peoples of Russia and Germany, as well as strengthen global stability and security.“ (MB)

Listen

Palantir: FAZ-Herausgeber Carsten Knop interviewt in dieser Folge des FAZ-Digitec-Podcasts Jan Hiesserich. Der ist Strategy- and Communications-Executive von Palantir. Wie sieht Palantir sich selbst? … als Dienstleister, der seine Kunden dabei unterstützt, eigene Daten effektiv zu analysieren und zu nutzen. Hiesserich beantwortet die kritischen Fragen sehr geschickt. Alleine deswegen lohnt sich der Podcast. Allerdings ist das mediale Umfeld für Palantir mittlerweile günstig. Schlechte Presse bekommen Unternehmen wie die NSO Group aus Israel mit ihrer Pegasus Software.  (MB)

Watch

Don’t Look Up: Ob im Kino oder auf Netflix, viele werden über die politische Katastrophenkomödie „Don’t Look Up“ stolpern. Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik, der Einfluss von Boulevardmedien und Social-Media auf gesellschaftliche Debatten, die Macht bondschurkengleicher Unternehmer und die zu späte Einsicht der Populismusgläubigen; der Film bringt Spaß, weil er wirklich alle aktuellen Themen kurz auf den Punkt bringt. Mir hat es gefallen, aber entscheidet selbst. (MB)

Highlighted

Stefan Neitzel: Stefan Neitzel ist Gründer und Geschäftsführer der Fahrradstation in der Dorotheenstraße in Berlin-Mitte. Im Interview mit ihm geht es um die Fahrradstation und den Fahrradverkehr in Berlin-Mitte. Foto und Interview von Frank Nürnberger vom Studio 10117.

Learn

Working out loud (Wol) ist ein Set an Methoden, „die einem dabei helfen, das eigene Netzwerk zu erweitern und wertschätzende Beziehungen aufzubauen“. Für den Ablauf gibt es einen festen Rahmen. Ein Wol-Circle dauert zwölf Wochen. Fünf Personen treffen sich regelmäßig, um sich gegenseitig bei dem Erreichen von Zielen zu unterstützen. Es geht um “zielgerichtetes Entdecken, den Aufbau und die Pflege von Beziehungen, Großzügigkeit, sichtbare Arbeit und wachstumsorientiertes Denken”. Mehr erfahrt ihr von Mara Hollasch, die in diesem Talking-Digital-Podcast von Timo Lommatzsch zum Thema interviewt wird. (MB)

Know

Wie zocken die Europäer? Noch nicht überwiegend online, der Anteil des Online-Glücksspiels ist aber seit Beginn der Corona-Epidemie stark angestiegen. Die Umsätze im stationären Glücksspiel sind von 2019 zu 2020 von 75 auf 50 Milliarden Euro gesunken. Die Zahlen findet ihr im aktuellen Report der European Gaming and Betting Association (EGBA). Insgesamt haben die europäischen Online-Glücksspielunternehmen 29 Millionen aktive Kunden. Der Anteil des Online-Glücksspiel variiert von Land zu Land sehr stark. In Deutschland ist der Anteil des stationären Glücksspiels größer als im europäischen Durchschnitt. Der Report hält einige überraschende Details parat. Auf Zypern sind Online-Casinos verboten. Im europäischen Ausland erzielen Online-Casinos aus Zypern aber hohe Einnahmen. (MB)

Follow

Bijan Djir-Sarai: Vor einigen Wochen habe ich euch empfohlen, Omid Nouripour auf Twitter zu folgen. Da darf Bijan Djir-Sarai nicht fehlen. In Zukunft werden zwei erfahrende Außenpolitiker mit iranischen Wurzeln die beiden progressiven Ampel-Parteien lenken. Das kann eigentlich nur gut werden. (MB)

Attend

Online-Meetings überzeugend moderieren: Die Friedrich-Naumann-Stiftung bietet am 13.01.2022, von 15:00 – 18:00 Uhr ein Seminar zur Moderation von Online-Meetings an. Die Dozentin Britta Sophie Weck spricht mit euch über rhetorische Muster, Stimme und Dresscode. Es geht aber auch um Technik, Netiquette, Alarmsignale und Zeitmanagement. Hier könnt ihr euch anmelden. Es kostet 10 Euro. (MB)

Eat and drink

Das Gaffels: Wer in Mitte „kölsche Gastlichkeit“ sucht, wird im Gaffels Brauhaus fündig. Ihr findest es in der Dorotheenstraße 65. Geöffnet ist ab 12:00 Uhr. Wer Kölsch trinken und dazu gut bürgerlich essen möchte, ist hier richtig. Lobend hervorheben möchte ich, dass ein klassisches Mettbrötchen als Snack angeboten wird. Der Laden ist so groß, dass sich in der Regel auch ohne Reservierung ein Platz findet. Für kleinere Veranstaltungen (bis 20 Teilnehmer gibt) es ein Separee. (MB)

Buy

The Living Dead: 2019 hätte niemand damit gerechnet, dass eine Epidemie die Welt einige Jahre in Schach hält. Macht das eine Zombie-Apokalypse wahrscheinlicher? Der Roman von Daniel Kraus und George Romero zeigt sehr plastisch, wie die Menschheit mit einem Zombie-Krisenszenario umgehen könnte. Kooperation, Entschlossenheit und Empathie sind Erfolgsfaktoren. Der Roman erzählt eine allseits bekannte Geschichte schlüssig aus dem Blickwinkel von Minderheiten. Wer in der Lage ist, die etwas ausufernden Splatterparts nonchalant zu überlesen, findet das Buch hier. (MB)

Quiz-Auflösung

Bundeskanzler Scholz in seiner Neujahrsansprache zur Ukraine.