Fußball und Karriere – auch für Frauen
Vedad Ibisevic von Hertha BSC

Korruption, Kommerz und betrunkene Fans, Fußball macht in der Öffentlichkeit nicht immer die beste Figur. Dabei ist Fußball der beliebteste Sport der Welt. Profifußballer ist der Traumjob vieler Jugendlicher. Fußball ist deswegen so erfolgreich, weil er die Kraft hat, Menschen zusammenzubringen. Das gilt für die jeweilige Mannschaft, die Fans der Profimannschaften, es gilt aber auch für die Integration von Flüchtlingen.

Integration und Frauenfußball

Überall in Deutschland finden sich erfolgreiche Beispiele für die Integration von Flüchtlingen in Fußballmannschaften. Fußball kann insbesondere für Frauen ein wichtigerer Schritt zu einem selbstbestimmten Leben sein. „Fußball war für mich das Tor zur Freiheit.“ Tugba Tekkal hat erst mit 16 Jahren angefangen, Fußball zu spielen. Sie musste sich gegen familiäre Widerstände durchsetzen Trotzdem hat sie es bis in die Profimannschaft des 1. FC Köln geschafft. Sie bietet im Rahmen der Initiative Scoring Girls Fußball für Mädchen aus Flüchtlingsunterkünften an. Dabei müssen Widerstände und Ängste überwunden werde. „Was ist, wenn das Jungfernhäutchen reißt,“ ist nur eine von vielen Fragen, die regelmäßig auftauchen.

Wenn Frauen eine Profikarriere anstreben, bedeutet das für sie „trainieren wie Profis, verdienen wie Amateure“. Für Frauen ist die Karriere viel härter, weil neben dem Sport eine Berufstätigkeit unerlässlich ist.  Die Ursachen dafür sieht Tekkal ganz nüchtern. Die Nachfrage nach Männerfußball ist viel größer. Darum kann dort viel mehr Geld verdient werden. „Männer- und Frauenfußball darf man nicht miteinander vergleichen.“ Das gilt für den Markt. Es gilt aber nicht für die sportlichen Leistungen der Frauen.

Traumjob Fussballprofi

Jungen zieht es in die Nachwuchsakademien der Profivereine. Das es aber auch ohne eine Ausbildung zum Fußballprofi geht, zeigt Vedad Ibisevic: „Mein Wille und die Leidenschaft waren entscheidend.“ Seine Familie musste auf Grund des Bosnienkrieges fliehen und er lebte als Jugendlicher in verschiedenen Ländern. Seinen Weg zum Profi hat er trotzdem gemacht. Mit 35 Jahren ist er immer noch einer der wichtigsten und erfolgreichsten Stürmer für Hertha BSC.

Er ist auch ein wichtiges Vorbild für die jungen Spieler. „Man muss das vormachen und hoffen, dass die Jungen das abschauen können,“ so Ibisevic. Hertha BSC achtet darauf, dass Nachwuchsspieler – die bereits im Kindesalter an der vereinseigenen Akademie ausgebildet werden – auch eine solide schulische Ausbildung erhalten. „Der Hertha-Weg besteht zuerst aus Schule und dann aus Sport,“ macht Nachwuchschef Weber deutlich. „Dem Verein kommt auch eine gesellschaftliche und pädagogische Verantwortung zuteil.“ Denn nur ein Bruchteil der Einsteiger schaffen es, die Profilaufbahn einzuschlagen. Wer es aber schafft, steht vor anderen Problemen. „Als Fußballer verdient man sehr früh sehr viel Geld und es ist nicht einfach damit umzugehen.“ Das sieht Ibisevic richtig.

Image und Korruption

Über die Skandale der Fußballverbände wird alltäglich berichtet. Gibt es internationale Organisationen, die ein noch schlechteres Image haben? Auch die nationalen Ligen liefern regelmäßig Stoff für kritische Berichterstattung. Das alles hat den Fußball noch nicht nachhaltig beschädigt. Darum muss die Branche endlich liefern und ihre strukturellen Probleme lösen. Sonst kommt es vielleicht doch zu dem großen Skandal, von dem sich der Sport dann nicht mehr erholt.

Matthias Bannas   

Veranstaltung: Top Fußball – Top Management – Eine interdisziplinäre Betrachtung von Sport und Wissenschaft durch österreichische und deutsche Experten – veranstaltet von der österreichischen Botschaft, dem Bundesministerium Finanzen Österreich und der ESMT

Diskutiert haben: Jörg Rocholl (Präsident der ESMT Berlin), Peter Huber (Botschafter der Republik Österreich), Ingobert Waltenberger (Finanzattaché an der österreichischen Botschaft), Eva-Maria Federhenn (2. Stv. Aufsichtsratsvorsitzende, FSV Mainz 05), Benjamin Weber (Leiter der Hertha BSC Fußball-Akademie), Herbert Hübel (Vizepräsident des Österreichischen Fußballbundes, Vorsitzender der UEFA Governance and Compliance-Kommission), Markus Kraetschmer (Vorstandsvorsitzender Austria Wien AG), Vedad Ibisevic (Hertha BSC Berlin), Tugba Tekkal (Initiatorin des Projekts Scoring Girls, ehem. Profi u.a. beim 1. FC Köln).

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