Jana Faus, nachts im Bundestag und das PKM-Sommerfest

QUIZ

„Jetzt sind wir jedoch in der ungerechten Situation, dass wir stinknormale Erwerbseinkommen mit Zusatzbeiträgen in der Krankenversicherung belasten, weil die FDP den Krisenprofiteuren partout keine Übergewinnsteuer zumuten will.“

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

der Supreme Court der USA führt uns gerade vor Augen, wie fragil das Vertrauen der Bevölkerung in den obersten Gerichtshof eines Landes sein kann. Das Gericht ist politisch besetzt und es fällt ganz offensichtlich Entscheidungen im Sinne eines der beiden politischen Lager. Der Weg dorthin – die Besetzung der Richterstellen – war rechtlich einwandfrei. Sollten die Demokraten einen Weg finden, die Zusammensetzung des Gerichts zu ändern, wird das zu einer schweren Staatskrise führen. Wir sollten uns immer vor Augen führen, wie wichtig die Legitimation unseres obersten Gerichtes ist. Ein gemeinsames Abendessen von Bundeskabinett und Verfassungsrichtern, bei dem über Corona-Maßnahmen diskutiert wird, obwohl genau dazu eine Entscheidung des Gerichts aussteht, darf sich nicht wiederholen.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Jana Faus gesprochen. Sie ist geschäftsführende Gesellschafterin bei der Berliner Forschungs- und Beratungsagentur pollytix.

pollytix berät Kunden aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft auf der Basis qualitativer und quantitativer Forschung. Reicht Kreativität für eine gute Kampagne nicht mehr aus, oder wofür braucht es dafür Forschung?

Klar, eine Kampagne lebt von kreativen Ideen und guter Planung. Aber diese können erst dann erfolgreich werden, wenn sie die Zielgruppe erreichen. Kreative und Planer:innen verschätzen sich gern mal beim Wissensstand der Leute (zu einem Thema) und wundern sich dann, warum ihre originelle Botschaft nicht ankommt. Es ist auch hilfreich zu wissen, wie emotional involviert eine Zielgruppe in eine Thematik ist, um den richtigen Ton anzuschlagen und ein funktionierendes Narrativ zu entwickeln. Forschung hilft aus meiner Sicht dabei, die Erfolgsaussichten einer kreativen Kampagne deutlich zu maximieren, indem eine solide Entscheidungsgrundlage für die Kampagne geschaffen wird.

Im Portfolio von pollytix gibt es auch Stakeholder-Studien. Sollten Institutionen, Organisationen oder Unternehmen nicht am besten wissen, was sie wie an ihre Anspruchsgruppen kommunizieren? Schließlich stehen sie in einem ständigen Austausch mit ihnen, wie kann Forschung dabei noch helfen?

Es ist richtig, dass unsere Kund:innen ihre Stakeholder:innen gut kennen, aber es ist nicht immer leicht einzuschätzen, wie man im Vergleich zu anderen dasteht oder welche Erwartungshaltung gegenseitig existieren. Wir erforschen dieses Mindset von Stakeholder:innen und können daraus Empfehlungen für die Positionierung und eine zielführende Kommunikation ableiten. Wenn sich die Anspruchsgruppen bestmöglich abgeholt fühlen, baut sich Vertrauen auf und es entsteht ein fließender Dialog. Für viele unserer Kund:innen sind die Forschungsergebnisse auch ein guter Anlass, um darüber mit Stakeholder:innen ins Gespräch zu kommen und dadurch direkt zu erfahren, was ihnen unter den Nägeln brennt.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Ich liebe das viele Wasser in Berlin und genieße es, abends am Spreeufer spazieren zu gehen. Dabei lässt sich unsere Stadt in all ihren Facetten entdecken. Einer meiner Lieblingsbeschäftigungen ist es, nach einem langen Besuch im Hamburger Bahnhof am Kanal zu sitzen und die Ausstellung bei einem Glas Wein nachwirken zu lassen.

Measure

Nur 38 Prozent der Amerikaner sind mit Joe Bidens Politik zufrieden: Die kontroversen Entscheidungen des US Supreme Court in den letzten Wochen waren eine Machtdemonstration – es soll nun leichter werden Waffen öffentlich zu tragen, Abtreibungen sollen verboten werden und es wird der Environmental Protection Agency erschwert werden, CO2 Emissionen zu regulieren. Ein verheerender Rückschlag für die klimaneutrale Wirtschaftspolitik. Das oberste Gericht der USA ist überwiegend republikanisch besetzt – ein Erbe des umstrittenen Donald Trump. Die Entscheidungen des Gerichts entsprechen nicht der öffentlichen Meinung. So befürworten nach einer Ipsos Umfrage über 55 Prozent der Amerikaner eine liberalere Abtreibungspolitik. Majority of Americans believe abortion should be legal | Ipsos Die Polarisierung der Gesellschaft in den USA trägt auch zu der allgemeinen Unzufriedenheit im Land bei. 73 Prozent der Amerikaner glauben, dass das Land sich auf einem schlechten Weg befindet. Joe Biden scheint dabei aber nicht in der Lage zu sein, dass Land wie versprochen zu einigen. Nur 38 Prozent der Amerikaner sind mit der Politik des Präsidenten zufrieden. Es erwarten uns stürmische Zeiten. Ipsos Core Political : Presidential Approval Tracker (06/29/2022) | Ipsos (RG)

Read

„Das drohende Verschwinden der Merkwürdigen“: Rocko Schamonis Musik ist nicht jedermanns Sache. Hier hat er aber zweifellos einen klugen Text für die Rolling Stone Website geschrieben. Viele Musiker, die ihren Lebensunterhalt größtenteils durch Konzerte bestreiten, wurden durch Corona arg gebeutelt. Nun sind die Einschränkungen zwar erst einmal vorbei, insbesondere ältere Menschen nutzen Kulturangebote aber immer noch sehr zurückhaltend. Das merken die Künstler in der Kasse. Viele können von ihrer Kunst nicht mehr leben und müssen sich einen anderen Job suchen. Damit geht ein Stück Kultur für immer verloren. Das lässt sich sehr gut auf andere Bereiche übertragen. Der Text ist ein klug formulierter und wuchtiger Appell, uns immer mal wieder gegen das Digitale zu entscheiden, damit die analoge Welt nicht verloren geht. (MB)

Listen

„Nachts im Bundestag“ Podcast: Die beiden CDU-MdBs aus Baden-Württemberg, Nicolas Zippelius und Yannick Bury, plaudern in ihrem Podcast sehr charmant über ihre Erfahrungen als zum ersten Mal gewählte Bundestagsabgeordnete. Ihr erfahrt in der aktuellen Folge ganz beiläufig, wie die Zusammensetzung der Ausschüsse in der Teppichhändlerrunde zustande kommt und nach welchen Regeln der Haushaltsausschuss und der Petitionsausschuss funktioniert. Besonders gut gefallen mir die kurzen Kategorien „Highlight“ und „Lowlight“, die zum Schluss kommen. Dort geht es um Alltägliches. Hauptzielgruppe für den Podcast ist – aus meiner Sicht – der Bürger im Wahlkreis. Etwas mehr Fokus auf Ausschussthemen könnte aus dem Podcast aber auch ein must hear für die berlinbubble machen. Übrigens, unter dem gleichen Titel läuft auch eine Reihe des Distel-Kabaretts. (MB)

Watch

„Nach Reichelt und metoo: Hat sich “Bild” verändert?“: Die 14-minütige Zapp-Reportage lässt den Fall Reichelt Revue passieren, etwas Neues wird nicht erzählt. Die Frage, ob Boulevardjournalismus Machtmissbrauch von Männern gefördert, wird nicht überzeugend beantwortet. Ein Vergleich Springer mit dem WDR wäre interessant gewesen. Vielleicht sind die Unterschiede zwischen ÖRR und Boulevard gar nicht so groß, wenn man sich die Führungskultur genauer anschaut? Aber wie kann es mit dem Boulevard-Journalismus weitergehen? Das neue Reichelt Projekt „Wütender, junger, weißer Mann redet vorm Reichstag.“ ist noch nicht der Weisheit letzter Schluss; aber jetzt macht er ja auch ein Talk-Format. (MB)

Learn

Meetings bloody meetings: Christoph Magnussen hat hier für Business Punk aufgeschrieben, wie Arbeit im Team sinnvoll organisiert werden kann. Meetings müssen in vielen Unternehmen unglaublich schlecht funktionieren, sonst müssten sie nicht immer als Negativbeispiel herhalten. Laut Magnussen sind Meetings umso sinnvoller, je emotionaler die Themen sind; Feedback, Vorstellungsgespräche, Konfliktlösungen, usw. Das Gegenteil davon sind sachliche Themen. Damit meint er die reine Übermittlung von Informationen. Entscheidend ist, Meetings gut vorzubereiten. Dafür ist es sinnvoll, die erforderlichen Informationen für alle Teilnehmer vorab kurz zusammenzufassen. Darüber hinaus gilt es die richtigen Tools (Slack, usw.) zur Unterstützung zu finden und diese zu implementieren. (MB)

Know

Corona Evaluation – it is the communication, stupid: Verzeiht mir den flapsigen Einstieg. Es lohnt sich, dass Kapitel zur Risikokommunikation im Corona-Evaluationsbericht zu lesen. Ein viel zu großer Teil der Bevölkerung misstraut der Regierungskommunikation zu Corona. Ursachen dafür sind unter anderem eine falsche Zuordnung von Kanälen und Zielgruppen und der mangelhafte Bürgerdialog. Kontraproduktiv ist der Umgang mit Kritikern, zum Beispiel beim Thema Impfschäden. Hier findet Ihr den Bericht. Ein Kommunikationsthema steckt auch in der Entstehungsgeschichte des Berichts. Dieser ist, im Vergleich zu einer im Juni durchgestochenen Version, etwas weniger kritisch. Das Kapitel zur Risikokommunikation (inklusive eines aktuellen Literaturverzeichnisses) erstreckt sich von Seite 54 bis Seite 70. (MB)

Follow

Maik Außendorf MdB: Außendorf leitet für die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen die Arbeitsgemeinschaft Digitales. Er ist Mitglied im Wirtschaftsausschuss und im Rahmen seiner Berichterstattungen für kleine Unternehmen und Selbständige zuständig. Wenn euch seine Arbeit interessiert und Ihr immer zeitnah erfahren möchtet, wie die grüne Fraktion zu Digitalthemen steht, solltet Ihr ihm auf Twitter folgen. (MB)

Attend

C/O DIGITAL Launch & Birthday Party: Am 14. Juli, 18 bis 22:30 Uhr ist es mal wieder so weit. Die C/O Berlin Galerie in der Hardenbergstraße 22–24 beim Bahnhof Zoo öffnet ihre Türen für eine kostenfreie Party. Diese Partys waren in der Vergangenheit sehr vergnüglich. Anlass ist Vorstellung eines digitalen Zwillings der C/O Berlin Galerie. Einlass ist bereits ab 17 Uhr. Ihr müsst euch nicht vorab registrieren. Alle Infos findet Ihr auf dieser Website. (MB)

Been there

PKM-Sommerfest mit Friedrich Merz: „Die Union ist wieder da.“ CDU-Vorsitzender Friedrich Merz gibt sich kämpferisch bei seiner Rede zum Sommerfest des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Garten des Kronprinzenpalais in Berlin. Die Zahlen sprechen für ihn, CDU und CSU sind in den Umfragen wieder vorne. Von dem Ziel 30 Prozent + ist man aber noch ein Stück entfernt. „Ein Belastungsmoratorium, das ist genau der richtige Weg, den wir jetzt gehen müssen:“ Merz lobte ausdrücklich MIT-Chefin Gitta Connemann dafür, dass sie mit dieser Forderung eine breite Öffentlichkeit erreicht. Das Belastungsmoratorium erfreut sich auch bei der Wirtschaft großer Beliebtheit. Es wäre eine naheliegende Maßnahme, weil sie den Unternehmen hilft, auch ohne Steuergeld. Trotzdem wird es nicht kommen, weil damit nicht nur viele zentrale Projekte der Bundesregierung, sondern auch die Agenda der Europäischen Kommission vorerst nicht umgesetzt werden könnten. Die Bundesregierung wird nicht drum herumkommen, die Unternehmen in den nächsten Monaten finanziell zu unterstützen. Da liegt es eigentlich nahe, eine flankierende Deregulierungspolitik zu fahren. Denn der PKM-Vorsitzende Christian von Stetten liegt richtig, wenn er sagt: „Wir halten als Mittelstand dieses Land am Laufen.“ Ob ich so weit gehen würde wie Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU im Deutschen Bundestag: „Das PKM-Sommerfest ist das Fest der wirtschaftlichen Vernunft.“ Na ja, nein. (MB)

Arbeitskräftemangel – Thema bei einer BDSW-Veranstaltung: „Es geht nicht nur um den Fachkräftemangel. Wir haben schlicht und einfach in vielen Bereichen keine Menschen mehr.“ Gregor Lehnert, Präsident des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft, setzte bei einer Veranstaltung des Verbandes ein Thema, das von den auf ihn folgenden Redner immer wieder aufgegriffen wurde. So zum Beispiel von BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter: „Die Arbeitskräftefrage wird die zentrale Wettbewerbsfrage sein.“ Welche Lösungen sind für den Arbeitskräftemangel in der Sicherheitswirtschaft denkbar? „Unsere Jobs werden interessanter und anspruchsvoller“, so Armin Berchtold, Generalsekretär der International Security Ligue. Von Drohnen bis Künstliche Intelligenz, die Branche wird immer interessanter für Menschen, die mit modernster Technik arbeiten wollen. Außerdem gewinnt die Sinnhaftigkeit von Arbeit an Bedeutung. Lehnert machte deutlich, dass viele der großen gesellschaftlichen Fragen sich um Sicherheit drehen: Corona, Cybersecurity, Katastrophenschutz und die Zunahme von Hass und Hetze in der Bevölkerung. Die Zusammenarbeit mit den Polizeien wird immer wichtiger und mit dem anstehenden Sicherheitsgewerbegesetz wird die Branche eine zusätzliche Aufwertung erfahren. Das macht sie für Arbeitskräfte attraktiver. Anlass der Veranstaltung war die Verabschiedung des langjährigen Hauptgeschäftsführers Dr. Harald Olschok und die Einführung des neuen Hauptgeschäftsführers Florian Graf. Olschok wurde nicht nur in allen Reden geehrt. Ihm wurde auch eine Festschrift zur Sicherheitswirtschaft gewidmet. (MB)

Eat and drink

Das indische Restaurant Anand: Das Anand in der Albrechtstraße 12 habe ich zu Lockdown-Zeiten für mich entdeckt. Ich bin kein Freund von Take-Away-Essen. Schmorgerichte mit Reis funktionieren aber wirklich gut. Mittags von 12:00 bis 16:00 Uhr gibt es im Anand eine kleine Auswahl vegetarischer und fleischhaltiger Gerichte zwischen 5,90 und 8,50 Euro. Für den Preis ist das Essen sehr ordentlich. Außerdem sitzt Ihr am Friedrichstraßen-Ende der Albrechtstraße nicht schlecht. Ein paar Außenplätze gibt es auch. (MB)

Buy

Vernichten von Michel Houellebecq: In den Romanen von Houellebecq hat die gestörte Sexualität seiner Protagonisten immer viel Raum eingenommen. Das war dem Lesevergnügen abträglich. In seinem neuen Roman „Vernichten“ schrumpft er das Thema Sex auf ein erträgliches Maß zurecht. Der Protagonist ist Sherpa des französischen Wirtschaftsministers. Ich habe mit viel Vergnügen gelesen, wie sich Houellebecq den Pariser Politikbetrieb vorstellt. Besonders amüsant ist die Beschreibung eines Briefing-Gespräch zum Präsidentschaftswahlkampf mit einer Wahlkampfberaterin. Mehr Infos zum Roman gibt es beim Verlag Dumont. (MB)

Work

(Managing) Director (m/f/d) bei PRLX, Praktikant:in (m/w/d) im Bereich Public Affairs bei Bertelsmann SE & Co. KGaA, Projektmanager:in (m/w/d) Alumni bei Stiftung Mercator, Referent Government Affairs mit Schwerpunkt Arbeitsmarktpolitik (m/w/d) bei Interessenverband deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V., Policy Expert Klimapolitik (m/w/d) bei Dezernat Zukunft – Institut für Makrofinanzen
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Quiz-Auflösung

Kevin Kühnert – zitiert aus diesem Artikel der RP Online