Friederike Galland, Win-Win durch Zuwanderung und das Bias Tournament

QUIZ

„Nicht jede Person mit Migrationsgeschichte hat zwangsläufig Lust, sich ständig mit dem Kampf gegen Rassismus und Integrationsthemen zu beschäftigen.“

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

1,5, 5 und 500; Zahlen machen Politik. Egal ob wir über die Begrenzung der Temperatur auf der Erde, über die Inflation oder über Corona-Inzidenzwerte sprechen. Nach der Groko ist vor der Ampel. Die neue Bundesregierung ist noch nicht – die alte nicht mehr so richtig – handlungsfähig. Dabei ist einiges jetzt entscheidungsreif. Welche Zusagen macht Deutschland bei der Klimakonferenz COP26? Und wie kann die laufende Corona-Welle gebrochen werden? Immerhin ist die angehende Bundesregierung beim Thema Inflation handlungsfähig. Vom Mindestlohn über die Verschuldung des Bundes und der Entlastung von Sparern und Transferempfängern bis zur Neubesetzung des Bundesbankpräsidenten können viele strittige Details hierzu bei den Koalitionsverhandlungen geklärt werden.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Friederike Galland gesprochen. Sie ist Rhetorik Coach.

Foto von Ralph Pache

Wer politische Anliegen durchsetzen möchte, ganz egal ob Politiker oder Lobbyist, wird nur erfolgreich sein, wenn er gut kommunizieren kann. Wie lerne ich das von klein auf?

Gut zu kommunizieren lernt leider kein Kind selbständig. Das bringt uns unser Umfeld bei: Familie, Nachbarn, Lehrer. Je besser das Umfeld kommuniziert, je mehr implizites und ausdrückliches Feedback es gibt, desto größer der Lernerfolg. Durch Freundeskreis, Lesen und Medienkonsum kann man dem Umfeld entkommen. Wer gut zuhört, viel übt und sich bewusst Feedback und Unterstützung holt, wird unaufhörlich besser. Die gute Nachricht: Außergewöhnlich gut zu kommunizieren kann man in jedem Alter lernen.

Was bietest Du ganz konkret an, damit Deine Kunden besser kommunizieren?

Ich bin Rhetorik-Nerd und Dienstleisterin. Darum biete ich einzelne Trainings und dauerhaftes Coaching an. Das reicht von Angstbewältigung über das Ausradieren ablenkender Ähs bis zum zwingenden Argumentieren. Einige meiner Kunden wollen lernen schnell und leicht Präsentationen zu erstellen. Andere lassen sich eine Rede schreiben oder wollen endlich frei sprechen können. Interviewtraining und -vorbereitung gehören genauso dazu wie Storytelling. Besonders schön finde ich es, romantische Ehegelöbnisse und Hochzeitsreden zu schreiben.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte? Und warum ist er das?

Meinen Lieblingsort, die Aussichtsplattform gegenüber der vormaligen Wüste des Potsdamer Platzes, gibt es zum Glück nicht mehr. Als meine Großtanten in den 1920-ern zur Ausbildung in Berlin waren, lag dort der verkehrsreichste Platz Europas. Eine ganze eiskalte Nacht lang habe ich von da aus den Abbruch der Mauer beobachtet. Diesen Ort gibt es nur noch in meinem Herzen. An der Erfüllung meines Traums, dass Berlin wieder so wird, (weniger Autos, dieselbe Wirtschaftskraft) arbeite ich weiter.

Mein Tipp: Nähe Moabiter Brücke an der Spree spazieren gehen und danach köstlichen Kuchen bei Konditorei Buchwald, Bartningallee 29 kaufen.

Read

Berlin – Deine Verwaltung: „Wieso, läuft doch: Im dysfunktionalen Zustand Berlins haben sich viele gut eingerichtet“, wer die Überschrift dieses Artikels von Fatina Keilani in der NZZ liest, erwartet eine weitere Folge aus der niemals endenden Reihe von Berlin-Bashing-Texten. Und da werden wir nicht enttäuscht. Trotzdem ist der Text überaus klug. Keilani buddelt tief und beschreibt die Wurzel des Übels. Das ist die Ausgestaltung der Rechte und Zuständigkeiten der Bezirke am 1. Oktober 1920. Seitdem gilt zugespitzt, alle sind für alles zuständig und niemand ist für irgendwas verantwortlich. Das war zuletzt bei der Durchführung der Wahlen wunderbar zu besichtigen. Was könnte helfen? Bezirksbürgermeister, Stadträte und Bezirksverordnetenversammlungen werden abgeschafft. Abgeordnetenhaus und Senat bekommen die ganze Verantwortung für alles oder frei nach Willy Brandt „weniger Demokratie wagen“ – meine Meinung. (MB)

Listen

Der neue Ifo-Index – bald auch mit Kleinstunternehmen: Der Ifo-Index war lange das Synonym für die Geschäftserwartungen der deutschen Wirtschaft. Dabei hat er immer nur die großen Unternehmen berücksichtigt. Das hat das Unternehmen Jimdo auf den Plan gerufen. Matthias Henze, einer der Jimdo-Gründer, hat mit uns in diesem berlinbubble Podcast über den Jimdo-Index gesprochen, der die Geschäftserwartungen von kleinen Unternehmen abbildet. Aber warum ist es um die Sichtbarkeit kleiner Unternehmen so schlecht bestellt? Und welche Auswirkungen hat das? Darüber diskutieren wir in diesem Podcast.

Watch

Junge MdBs – neu im Bundestag: Ankommen, sich mit Unterstützung aus den Fraktionen und der Bundestagsverwaltung zurechtfinden und gleich mit der Arbeit anfangen, hier bekommt Ihr einen guten Einblick von Hanna Steinmüller (Die Grünen), Maximilian Funke-Kaiser (FDP) und Robin Mesarosch (SPD) zum Einstieg junger Abgeordneter in die Parlamentsarbeit. Es handelt sich um eine Aufzeichnung der Veranstaltung #digitalnativesincoming Talk von JoinPolitics und polisphere im Basecamp von Telefónica, charmant moderiert von Philipp Sälhoff. Hier findet Ihr das Video. (MB)

Learn

Abgeordnete anschreiben: Claire Bilgen-Berthod von der Agentur Adverb hat hier aufgeschrieben, wie das geht. Ihr bekommt gleich am Anfang den wichtigsten Tipp. Ihr schreibt nicht an den Abgeordneten, Ihr schreibt an die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter des Abgeordneten. Diese sind die Gatekeeper, die entscheiden, ob euer Anschreiben sein Ziel erreicht. Unerlässlich für erfolgreiche Anschreiben ist, dass Ihr wisst, wie der Bundestag tickt. Das könnt Ihr alles im Text nachlesen. Was fehlt ist ein Hinweis auf das anstehende Lobbyregister. Ab dem nächsten Jahr gehört ein Hinweis auf den Eintrag eurer Organisation ins Lobbyregister zu jedem Anschreiben dazu. (MB)

Know

Win-Win durch Zuwanderung: „Inder haben die höchsten Medianlöhne“ schreibt Axel Plünnecke in diesem Kurzbericht vom IW. Das gilt für die Altersgruppe 25 bis 45. Ein großer Teil von ihnen arbeitet in Mint-Berufen. Es zeigt, dass qualifizierte Zuwanderung nach Deutschland eine Erfolgsgeschichte ist. Das gilt einerseits für unser Land, weil es offensichtlich für qualifizierte Zuwanderung attraktiv ist. Es gilt aber auch für die Zugwanderten. Sie erzielen verhältnismäßig hohe Gehälter. Für Zuwanderer aus einigen anderen Ländern sieht die Situation ähnlich gut aus. Diese Zusammenhänge herauszuarbeiten ist klug, weil der weltweite Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte Bestand haben wird. Positive Nachrichten aus Deutschland sind wichtig. (MB)

Follow

The Republic: Das Auftaktvideo der unionsnahen Kommunikationsplattform The Republic ist auf YouTube wegen Urheberrechtsverletzungen bereits gesperrt worden. Die erste Aufregung um das neue Projekt von CSUYou-Kopf Armin Petschner-Multari ist abgeklungen. Es ist ihm aber gelungen, auf Twitter und Instagram fünfstellig Follower zu gewinnen und mit seinen Posts Interaktion anzuregen. „Gender-Ideologie stoppen!“, „Radikale Kräfte bremsen!“, „Rundfunk reformieren!“: ob diese Republic-Kampagnen auf die Erzählung der Union oder vielleicht doch eher auf die der AfD einzahlen, ist offen. Um die Plattform abzuschreiben, ist es zu früh. (MB)

Attend

Bilderverbot?! – antisemitische Bilder an und in Kirchen: Ob „Judensau“ oder „Ecclesia et Synagoga“: Zahlreich und vielfältig sind die kunstgeschichtlichen Zeugen grundlegender antisemitischer Weltaneignungsformen. In dieser Veranstaltung der evangelischen Akademie zu Berlin wird aus theologischer und politischer, aus christlicher und jüdischer Perspektive über den Umgang damit diskutiert. Unter anderen nimmt Felix Klein (Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus) an der Veranstaltung am 9. November, von 15:00 – 17:00 Uhr in der Französische Friedrichstadtkirche teil. Hier könnt Ihr euch anmelden. (MB)

Stumble

Ein Stück Kultur blüht auf: Am Gendarmenmarkt ist der sanierte Französische Dom mit dem Hugenottenmuseum und die wunderbar renovierte Französische Friedrichstadtkirche zum Refugefest wiedereröffnet worden. Nach der Wiedereröffnung ist das Museum zu einem großen Auftritt gelangt – mit der als ständige Ausstellung eingerichteten komplexen Übersicht zur hugenottischen Geschichte und einer Sonderausstellung. Dort gibt es Werke und Schätze zum Leben des in Danzig geborenen Berliner Künstlers, Kupferstechers und Direktors der Königlichen Akademie der Künste, Daniel Chodowiecki (1726-1801), und seiner Familie zu bestaunen.
hugenottenmuseum-berlin.de

Introduce

Upcycling-Projekt im Alexa: Während seiner Sanierung war der Berliner AquaDom in 550 Quadratmeter Stoffbahnen eingehüllt. Nun sollen die ein zweiten Leben bekommen. In einem gemeinsamen Projekt stellen Union Investment und die Berliner Stadtmission ein Projekt auf die Beine, das junge Kreative und nachhaltige Innovationen fördert. Dazu wird im Alexa für sechs Wochen eine Design- und Produktionswerkstatt eingerichtet. Dort können Berliner Designer, Design-Studenten und freie Kreative aus dem Material “spannende, zielgruppenorientierte und verkaufsfähige Produkte” entwickeln und fertigen. Gleichzeitig bekommen sie die Chance, sich und ihre Kunst im Alexa und auf seinen digitalen Plattformen zu präsentieren.
berliner-woche.de

Eat and drink

Getir, Flink, Gorillas: Sich auf die schnelle Lebensmittel liefern lassen, die Anbieter führen in Berlin einen harten Wettbewerb mit Kundenprämien und Sonderangeboten. Falls Ihr euch das Essen direkt an den Schreibtisch kommen lassen möchtet, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt dafür. Unabhängig davon, dass jeder Kunde die Arbeitsbedingungen der Fahrer mitverantwortet, würde es mich wundern, wenn das Geschäftsmodell auch bei 12 Euro Mindestlohn funktioniert. (MB)

Buy

Kartenspiel – The Bias Tournament: Halo Effect, Hindsight Bias, Ludic Fallacy; jeder Denkfehler hat zwei Seiten. Das „The Bias Tournament“-Kartenspiel liefert eine Beschreibung dieser Denkfehler und schlägt Euch einerseits (böse, böse) vor, wie ihr sie zu eurem Vorteil ausnutzen könnt oder wie eine effektive Abwehrstrategie eurerseits ausschauen könnte. Hier könnt Ihr das Spiel kaufen. Vielen Dank an Sebastian Frevel für die Inspiration. (MB)

Explain

Debatte um Gästetickets: Der Senat braucht zusätzliche Einnahmen, um für die Verkehrswende zügig den Nahverkehr auszubauen. Neue Straßenbahnstrecken und U-Bahnlinien kosten viel Geld. Das seit Jahren von den Grünen geforderte Gästeticket wäre neben staatlichen Zuschüssen und Fahrkarten-Einnahmen eine dritte Finanzierungssäule für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Diese Forderung hat jetzt Bettina Jarasch wiederholt. „Ein verpflichtendes Gästeticket würde kaum Touristen davon abhalten, nach Berlin zu kommen“, findet die grüne Spitzenfrau. Die IHK Berlin warnt jedoch vor einem Pflichtticket. „Was sollen Touristen noch alles finanzieren?“, fragt etwa IHK-Tourismusexperte Hans-Jörg Schulze.
berliner-woche.de

Work

Die Dienststelle des Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Baden-Württemberg (LfDI) sucht eine:n Informatiker:in (m/w/d), unbefristet und in Vollzeit politjobs.com
Die e-mobil BW GmbH sucht eine:n Referent:in (m/w/d) für Internationale Zusammenarbeit politjobs.com
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Staat-up e.V. sucht eine:n Verwaltungsmodernisierungs-Antragsakten-Mitzeichnungs-Beschleuniger:in (m/w/d) in Voll- oder Teilzeit politjobs.com

Quiz-Auflösung

Reem Alabali-Radovan MdB im Spiegel Nr. 44 / 2021