David Issmer zu Government Affairs, junge Frauen mischen die Politik auf und der Wohlstandscrash 2022

QUIZ

“Festkleben war gestern. Anpacken ist das Gebot der Stunde.”

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

pünktlich zum Jahresauftakt nimmt der politische Betrieb Fahrt auf und wirbt mit neuen und angestaubten Botschaften um Aufmerksamkeit. Mit Dreikönig liegt die FDP traditionell bei der Inszenierung weit vorne. Der CSU gelingt es immerhin einen Teil der Hauptstadtpresse zu einer Reise ins tiefste Bayern zu bewegen. Alle anderen Parteien sind viel zu bieder unterwegs und sollten in puncto Inszenierung  eine Schippe drauflegen. Aber vielleicht kommt es ja doch auf die Inhalte an? Ja und nein; anstatt sich auf wenige, wichtige Punkte – sehr gerne mit Neuigkeitswert – zu beschränken, wird so viel Inhalt produziert, dass eine klare Botschaft dahinter verschwindet.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit David Issmer gesprochen. Er ist leitet das Berliner Büro sowie den deutschen Public Affairs-Bereich der Strategieberatung Teneo. Teneo ist eine weltweit tätige strategische Kommunikationsberatung. Die Public Affairs-Praxis von Teneo berät Unternehmen und Führungskräfte im politischen und politiknahen Umfeld.

Mit dem Ukraine-Krieg, der Absicherung der Versorgung mit Rohstoffen und Energie sowie der Transformation hin zu einer klimafreundlichen Produktion stehen die in Deutschland tätigen Unternehmen vor großen Herausforderungen. Bei welchem Thema siehst Du in diesem Jahr den größten Beratungsbedarf bei der Wirtschaft? 

Die Unternehmen stehen vor der Herausforderung, all diese Themen gleichzeitig anzupacken. Für viele kommt dies einer Operation am offenen Herzen gleich: Sie kämpfen mit hohen Energiepreisen, müssen ihre Lieferketten neu aufstellen und sollen zugleich auch noch die Dekarbonisierung anpacken. Wie schon in der Pandemie unterstützt die Bundesregierung wieder mit viel Geld. Deutlich wichtiger aber wäre der Abbau Hindernisse. Momentan kommt für jede abgebaute Vorschrift mindestens eine Neue dazu – vom angekündigten Belastungsmoratorium der Wirtschaft leider keine Spur.

Government Affairs ist eine der Leistungen, die Teneo seinen Kunden anbietet. Was ist Deine allerwichtigste Empfehlung für Unternehmen, die neu nach Deutschland kommen und mit der Regierung und dem politischen Berlin in Kontakt treten?

In der Politik ist es nicht anders als im Privatleben: Am Anfang jeder Beziehung steht der Aufbau von Vertrauen. Es macht wenig Sinn, beim Erstkontakt gleich Forderungen zu stellen und aktive Interessenvertretung zu betreiben. Außerdem sollte man seine Stakeholder streng nach Relevanz auswählen. Gerade in Krisenzeiten haben Abgeordnete und Ministeriale schon mehr als genug um die Ohren, da bleibt wenig Zeit für einen „allgemeinen politischen Austausch“. Das Interesse an relevanten, gut aufbereiteten Informationen ist dafür umso größer. Genau das ist unser Hauptjob im Public Affairs: Relevante Botschaften entwickeln und an den richtigen Stellen im politischen Diskurs platzieren.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte? Und warum ist er das?

Ich habe die letzten sechs Jahre in der Kanzlei Freshfields am Potsdamer Platz gearbeitet, mit einem Büro ganz oben im Kollhoff Tower – ehrlich gesagt habe ich den grandiosen Blick auf das Regierungsviertel danach ziemlich vermisst. Aber nun hat Teneo gerade ein neues Büro in der Friedrichstraße bezogen, mit Dachterrasse und Blick in Richtung Gendarmenmarkt. Jetzt habe ich also einen neuen Lieblingsplatz vor der Tür, mit tollen Restaurants und Cafés für den politischen Austausch.

Measure

Wohlstandscrash 2022 schlimmer als während der Pandemie: Im Dezember 2022 betrachteten nur noch 47 Prozent der Deutschen ihren Wohlstand als hoch, gegenüber 54 Prozent ein Jahr zuvor. Einen drastischeren Rückgang des gefühlten Wohlstands wie in den letzten zwölf Monaten hat es in so einem Zeitraum seit Bestehen der Ipsos Wohlstandsmessung (WohlstandsIndex für Deutschland – NAWI-D) nicht gegeben. Selbst die Corona-Pandemie konnte den gefühlten Wohlstand nicht so stark dämpfen, wie es offensichtlich die Auswirkungen des Ukraine-Krieges gerade tun. Vor allem die durch den Konflikt verstärkte Inflation ist für einen beträchtlichen Anteil der Menschen im täglichen Leben spürbar und ein Ende ist für viele zurzeit nicht absehbar. Laut Süddeutscher Zeitung und Handelsblatt nimmt sich der anstehende Jahreswirtschaftsbericht des Wirtschaftsministeriums dem Thema Wohlstandserhalt an. Konkret sollen dafür Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel ergriffen, Investitionsbedingungen für Unternehmen verbessert, die Energiewende beschleunigt und die Handelspolitik neu orientiert werden. Außerdem wird der Wohlstandsbegriff im Jahreswirtschaftsbericht 2023 neu definiert. Schon im Koalitionsvertrag rückten die Ampel-Partner von einer engen wachstumsgetriebenen und mit Bruttoinlandsprodukt gemessenen Wohlstandsdefinition ab. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck skizziert nun wohl in einem gesonderten Kapitel seinen neuen Ansatz zur Wohlstandsmessung mit 34 Indikatoren. Wir sind gespannt. Für die Bürgerinnen und Bürger gibt es derweil einen kleinen Lichtblick: Nach Aussagen der Süddeutschen zeichnet der Bericht für die konjunkturellen Entwicklungen 2023 kein ganz so schlechtes Bild wie ursprünglich erwartet. Auch gibt es erste Anzeichen, dass der Zenit der Inflation bereits erreicht wurde. Das sollte den Verfall des Wohlstands zumindest etwas entschleunigen. Ob das die Sorgen der Deutschen beruhigt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. (RG) Die Daten zur Ipsos Wohlstandsmessung finden Sie hier: Ukraine-Krieg: Rekordrückgang beim Wohlstand der Deutschen | Ipsos

Read

Der Late-Night-Newsletter für das politische Berlin: Das Politbriefing und Table Media bringen gemeinsam mehrmals wöchentlich einen abendlichen Newsletter mit dem aktuellen Stand der wichtigsten politischen Geschichten und Debatten raus. Hinzu kommt ein Blick in die wichtigsten Zeitungen des Folgetages, deren Headlines und die Deutschlandfunkgäste des nächsten Morgens. Ihr könnt selbst entscheiden, wo Ihr den Newsletter lest. Wenn Ihr bereits beim Politbriefing registriert seid, erhaltet Ihr auch den Late-Night-Newsletter automatisch; allerdings dort erst um 24:00 Uhr, bei Table Media bereits ab 22:00 Uhr. (MB)

Listen

Politik im Vatikan: Der Vatikan ist eine eigene Welt. Die allermeisten von uns werden nie in diesem Umfeld unterwegs sein. Umso interessanter ist das Interview mit dem Vatikan-Kenner und Journalisten Andreas Englisch im „heute wichtig Podcast“ vom Stern; Ausgabe 436 / Langform. Er konnte zum Beispiel den Rücktritt von Papst Benedikt auf Grund einer unstimmigen Personal-Entscheidung voraussagen. Sehr sympathisch finde ich seine Hinweise auf die positiven Einflüsse der katholischen Kirche für die Entwicklung Europas. Der These, dass von der Kirche / vom Papst Reformen auf den Weg gebracht werden, aber Zeit brauchen, weil es darum geht, Mitglieder auf der ganzen Welt mitzunehmen, ist für mich schlüssig. Aber hört hier selbst. Hier noch ein Bonus-Track. Der ehemalige Ratzinger-Sekretär Georg Gänswein veröffentlicht ein Buch über seine Zeit im Vatikan. Diese Auszüge aus dem Vorabdruck versprechen beste Unterhaltung. (MB)

Watch

„Ob bei den Grünen oder der CDU: Junge Frauen mischen die Politik auf“: Für die funk Reihe ultraviolett stories hat Priscilla Schaetz die jungen Politikerinnen Lilli Fischer (Stadträtin der CDU in Erfurt) und Merle Spellerberg (Abgeordnete für Bündnis´90/Die Grünen im Bundestag) bei der Arbeit begleitet. Die Auswahl der Protagonistinnen ist gelungen, weil beide zeigen, wie sie in ihrem jeweiligen Umfeld erfolgreich Politik machen. Insbesondere bei Fischer wird deutlich, dass sich karrieretechnisch schnell Chancen ergeben, wenn man sich in einer Partei engagiert, in der man in der Minderheit ist. … und sie hat zugegriffen. Kleines Learning für ältere Menschen im Umgang mit jungen Politikern. Wer diesen mangelnde Kompetenz auf Grund des Alters unterstellt, hat bereits verloren. Hier könnt Ihr die Doku anschauen. (MB)

Learn

„Schuhe putzen – Wie es richtig geht!“: Schuhpflege-Content findet sich auf zahlreichen Websites. Einen brauchbaren Überblick zu den Anforderungen bei unterschiedlichen Materialien (Glattleder, Wildleder, Gore-Tex, Stoff, usw.) findet Ihr hier beim Schuh Center. Gelernt habe ich zum Beispiel den Insider-Trick zum Schluss den Glattlederschuh mit einem Nylon-Strumpf nachzupolieren. (MB)

Know

Regulatorische und finanzielle Belastungen durch EU-Gesetzgebung in vier Mitgliedstaaten – eine vergleichende Untersuchung: Bürokratieabbau ist ein zähes Thema. Insbesondere für Unternehmen kommt mit zusätzlicher Regulierung immer mehr Bürokratie hinzu. Immerhin wird zumindest auf allen politischen Ebenen versucht, die bürokratischen Prozesse (in der Fachsprache Informationspflichten) möglichst gut zu gestalten. Wenn Ihr an einem schnellen Einblick in das Thema anhand eines konkreten Beispiels interessiert seid, schaut euch doch mal die Kurzfassung dieser Studie an, die sich im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen mit der A1-Bescheinigung beschäftigt. Diese muss von Unternehmen ausgefüllt werden, die Menschen aus anderen EU-Mitgliedsstaaten beschäftigen. Der Clou dabei ist die Uneinheitlichkeit von Land zu Land. Es werden unterschiedliche Daten angefragt und diese müssen ganz unterschiedlich übermittelt werden; mal auf dem Papierweg und auch mal online. Für Nerds gibt es auch eine umfangreiche Langfassung der Studie. (MB)

Follow

Anna Staroselski: Staroselski ist Präsidentin der Jüdische Studierendenunion Deutschland. Wenn Sie sich zu Themen wie Antisemitismus, Integration oder Diskriminierung äußert, ist das immer klug und auf den Punkt formuliert. Ihre Texte findet Ihr unter anderem auf ihrem LinkedIn-Account; also einfach folgen. (MB)

Attend

BDWi-Talk zur Berlin-Wahl mit Sebastian Czaja: Am 12. Februar 2023 entscheiden auch Unternehmerinnen und Unternehmer, wer Berlin in den nächsten Jahren regiert. Eine gute Wirtschaftspolitik ist für die Zukunft der Stadt unerlässlich. Können Dienstleister ihre Kunden in der Innenstadt mit dem Auto erreichen? Gelingt die Integration von Zuwanderern in den Berliner Arbeitsmarkt? Bekommen wir endlich eine effektive Verwaltung? Darüber und über weitere Themen aus den „BDWi-Eckpunkten zur Abgeordnetenhauswahl“ möchten wir mit Sebastian Czaja, Spitzenkandidat der Berliner FDP, und mit Ihnen diskutieren. Die Veranstaltung findet am 24. Januar 2023, von 13:00 bis 14:00 Uhr, beim BDWi in Berlin-Mitte statt. BDWi-Bundesgeschäftsführer Ralf-Michael Löttgen moderiert. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, freuen wir uns auf Ihre verbindliche Anmeldung bis zum 23. Januar 2023. Schreibt dafür bitte eine formlose E-Mail an die Adresse: bannas@bdwi-online.de. (MB)

berlinbubble background zur Cannabis-Legalisierung mit der FDP-Gesundheitspolitikerin Kristine Lütke MdB: Das Eckpunktepapier der Bundesregierung zur Cannabis-Legalisierung liegt vor. Ein Gesetzesentwurf wird erarbeitet. Ziele der Ampel-Koalition sind neben der Entkriminalisierung der Nutzerinnen und Nutzer, Verbesserungen beim Gesundheits- und Jugendschutz. Wie können diese Ziele am besten erreicht werden? Darüber diskutieren wir mit Kristine Lütke MdB. Sie ist Mitglied im Bundestagsausschuss für Gesundheit und die sucht- und drogenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Ihre Diskussionspartnerin ist Antonia Menzel. Sie leitet die Public-Affairs-Abteilung des Cannabis-Unternehmens Sanity Group. Außerdem gibt es einen datenbasierten Impuls zur Einordnung der Diskussion von Dr. Robert Grimm, Leiter Ipsos Public Affairs. Die Veranstaltung findet am 24. Januar 2023, von 8:00 Uhr bis 8:45 Uhr statt. Ein Frühstück steht ab 7:30 Uhr bereit. Gastgeber ist die Agentur Republic Affairs. Diese findet Ihr in der Friedrichstraße 133, 10117 Berlin. Vielen Dank für die Unterstützung. Eine Anmeldung ist erforderlich. Schreibt mir bitte bis zum 20. Januar eine Mail an matthias.bannas@gmail.com. Ihr bekommt eine Teilnahmebestätigung. (MB)

 

bwg sitzungswoche Sprechstunde mit Dagmar Schmidt MdB: Wir machen das, weil das gerecht ist und weil das für die Menschen gut ist. bwg sitzungswoche Sprechstunde präsentiert jeweils einen Politiker oder eine Politikerin in Nahperspektive. Im Zwiegespräch mit Alice Greschkow und Christoph Nitz wollen wir die vielfältigen Facetten eines Politikers oder einer Politikerin betrachten. Persönlicher Werdegang, Verankerung im Wahlkreis und fachpolitische Agenda – die Vielfalt des politischen Alltags wollen wir bei sitzungswoche Sprechstunde thematisieren. Am Mittwoch, 18. Januar 2023 ist morgens ab 8 Uhr Dagmar Schmidt MdB, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und Mitglied im SPD Bundesvorstand zu Gast in der Ständigen Vertretung, Schiffbauerdamm 8, 10117 Berlin. Kostenfreie Anmeldung: www.eventbrite.com/e/492561403417/?discount=sitzungswoche-member

Eat and drink

Sportsbar Tor 133: Sucht Ihr eine Sportsbar in Mitte, die nicht übertrieben hip rüberkommt, viele gut einsichtbare Bildschirme vorweisen kann, in der Ihr rauchen dürft und wo es außerdem Dartboards und ein paar Geld-Gewinn-Spiel-Geräte gibt? Dann schaut doch mal in der Sportsbar Tor 133 unweit des Rosenthaler Platzes vorbei. Bei Bedarf könnt Ihr über die Website reservieren. Geöffnet ist bis mindestens zwei Uhr nachts. Das Bier-Angebot ist sehr in Ordnung, es gibt zum Beispiel ein leckeres Frankfurter Pils vom Fass. (MB)

Buy

Ihr wollt die Eisbären sehen? Dann geht doch zum Eishockey. Es ist eine eigene Welt und bringt viel Spaß. Die Spielstätte der Eisbären – die Mercedes-Benz-Arena im Friedrichshain – ist mit der S-Bahn von Mitte bequem erreichbar. Die Tickets sind bezahlbar. Ich empfehle Plätze auf der Geraden oder der Gegengeraden; da habt Ihr alles gut im Blick. Verzichtet auf große Taschen, die müssen separat abgegeben werden. Eure Winterjacken könnt Ihr mit zum Platz nehmen. In der Halle ist es pulloverwarm. Werft vorher einen Blick auf Spielregeln bei Wikipedia, auch wenn diese nicht unnötig kompliziert sind. Tickets gibt es unter anderem hier. (MB)

Work

Referent:in Politik (m/w/d) beim Gesamtverband der Versicherer (GDV), (Junior-)Berater:in (m/w/d) bei Köster Kommunikation, (Junior) Referent:in für Public Affairs (m/w/d) mit dem Schwerpunkt Sportpolitik bei Teamsport Deutschland, Referent:in für politische Kommunikation (m/w/d) bei Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Landesverband NRW, Referent:in für politische Organisation & Arbeitsgemeinschaften (m/w/d) (37,5 Std. Vollzeit) beim SPD-Bezirk Hessen-Süd
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Quiz-Auflösung

FDP-Chef Christian Lindner bei seiner Drei-König-Rede