„Die Union steht für einen energiepolitischen Windflug in den letzten Jahrzehnten dieses Landes, der schweren Schaden angerichtet hat.“
Liebe Leserinnen und Leser,
im Wahlkampfendspurt werden die zentralen Wahlkampfbotschaften einiger Parteien durch aktuelle Ereignisse unterstrichen; Sylt, Mannheim, Süddeutschland. Das kann für Wählerzuwachs aus dem Lager der Unentschlossenen sorgen. Das Gegenteil ist aber auch möglich. Äußerungen aus der SPD zu Sylt werden natürlich auch vor dem Spiegel des Attentats in Mannheim betrachtet. Wir leben zwar in hektischen Zeiten. Ich hoffe aber, dass sich die Mehrzahl der Wähler ihre Entscheidung nicht kurzfristig diktieren lässt.
Euer Matthias Bannas
Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Mirco Dragowski gesprochen. Er ist Strategie- und Politikberater, Beirat und Mentor.
Ich komme neu nach Berlin. Wie baue ich ein Netzwerk auf?
Ich schaue mich nach bestehenden Netzwerken um: das können Vereine sein wie der VBKI oder die Berliner Wirtschaftsgespräche oder Serviceclubs wie Lions, Rotarier oder Soroptimist oder auch politische Parteien. Eine Übersicht von im politischen Berlin aktiven Vereinen und Verbänden findet Ihr im Lobbyregister. Und wenn ich keine Netzwerke finde, die zu mir passen, gründe ich ein Eigenes: mit Nachbarn oder Arbeitskolleg:innen oder über mein LinkedIn-Netzwerk mit Menschen mit ähnlichen Interessen.
Du bewegst dich viel in Netzwerken und bietest das als Service an. Wie funktionierten die Prinzipien des Netzwerkens und wie monetarisierst Du das?
Meine Netzwerkprinzipien sind der klare Fokus auf Win-win-Situationen und einen Mehrwert für beide Seiten. Mir geht es darum, Beziehungen zu bauen – auch wenn gerade kein aktueller Bedarf erkennbar ist. Dabei hilft es, offen zu sein und möglichst viel und überall über die eigenen Netzwerkziele zu sprechen. Denn ich weiß nie, wer welches Wissen und welchen Kontakt hat, der mir helfen könnte.
Das Netzwerken monetarisiere ich über Workshops zur Einführung in die Themen Netzwerke und Netzwerken oder auch als Beratung zu Netzwerkstrategien von Unternehmen, Vereinen und Verbänden sowie die Begleitung bei der Umsetzung. Ein weiteres Produkt ist das gedankliche Mitnehmen und Mitdenken meines Kunden im Rahmen meiner Netzwerkarbeit oder auch das Vorschlagen von interessanten Speaker:innen aus meinem Netzwerk.
Was ist dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Der Garten in der Parlamentarischen Gesellschaft. Für mich ist das ein grüner Ort der Ruhe im manchmal hektischen Mitte-Alltag.
Nur 8 Prozent glauben, KI wird ihren Job ersetzen: Der KI-Boom hält an. Das amerikanische Unternehmen NVIDIA – der weltweit führende Anbieter im Bereich KI-Computing – machte Ende Mai mit Wachstumszahlen von beinahe 300 Prozent im letzten Quartal Schlagzeilen und avancierte innerhalb kürzester Zeit zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt. Goldman Sachs zeigte sich bereits 2023 äußerst positiv und sagte voraus, dass KI zu einem BIP-Wachstum von 7 % und einem Produktivitätswachstum von über 1,5 Prozentpunkten in den kommenden 10 Jahren führen wird. In der Konsequenz sollen aber, laut Analyse der Investmentbanker, auch 300 Millionen Jobs durch künstliche Intelligenz verloren gehen oder abgewertet werden. Mittlerweile gibt es jedoch gemäßigtere Stimmen. Folgt man dem amerikanischen MIT-Ökonomen Daron Acemoglu so fallen die makroökonomischen Effekte von KI zwar nicht trivial, aber trotzdem bescheiden aus. Acemoglu rechnet in einem jüngst publizierten Working Paper mit einem BIP-Wachstum durch KI von nur 0,93 % bis 1,56 % über die kommenden 10 Jahre. Acemoglu begründet seine Berechnung damit, dass frühere Berechnungen des Wachstumspotenzials auf leicht zu erlernenden Aufgaben basieren, zukünftige Effekte jedoch aus schwer zu erlernenden, kontextabhängigen Aufgaben stammen müssten. Außerdem weist der Ökonom auch auf die sozialen Kosten durch Manipulation und Desinformation hin, die dem Wachstum entgegenwirken. KI ist mittlerweile in allen Schichten der Bevölkerung angekommen, das zeigt eine Umfrage des Marktforschungsinstitutes Ipsos. 60 Prozent der Deutschen meinen, zu wissen, was KI bedeutet. Für gut ein Drittel hat die Technologie den Alltag bereits tiefgreifend verändert. Jedoch sind 43 Prozent weiterhin eher unsicher, welche Produkte KI nutzen, und im Umgang fühlen sich lediglich 46 Prozent sattelfest. 44 Prozent haben bei dem Gedanken an den Umgang mit KI weiterhin ein beunruhigendes Gefühl. Trotzdem sieht fast die Hälfte der Deutschen in Produkten und Serviceangeboten, die auf KI basieren, einen positiven Nutzen. Viele stimmen mit den Goldman-Sachs-Prognosen überein und glauben, dass sie in Zukunft effizienter sein und mehr schaffen werden (41%). Jedoch sind sich die Deutschen auch über die sozialen Kosten bewusst, auf die Daron Acemoglu hingewiesen hat. So sind 45 Prozent skeptisch, dass KI-Unternehmen verantwortungsvoll mit Nutzerdaten umgehen. In anderer Hinsicht sind die Menschen hierzulande aber äußerst positiv: Lediglich 8 Prozent teilen die Befürchtung, dass ihr Arbeitsplatz in Zukunft durch KI ersetzt werden wird. (RG) Die Daten finden Sie hier: Financial Times Nvidia’s revenue soars 262% on record AI chip demand (ft.com) / Goldman Sachs: Generative AI Could Raise Global GDP by 7% (goldmansachs.com) / Daron Acemoglu, The Simple Macroeconomics of AI. Woking paper; National Bureau of Econmic Research. The Simple Macroeconomics of AI | NBER / Die Ipsos Daten werden in den kommenden Tagen auf Ipsos.com veröffentlicht.
“Israel Is Succeeding in Gaza”: Der britische Militär-Experte Andrew Fox hat für das lesenswerte und sehr schön gestaltete, jüdische Tablet-Magazin einen Text über die Taktik der israelischen Armee in Gaza geschrieben. Ziel der IDF sei es, einen erneuten 7. Oktober zu verunmöglichen. Dafür würde sie die Infrastruktur der Hamas zerstören, Versorgungswege abschneiden und das Kampfgebiet mit einer Gesichtserkennungssoftware überwachen, um die Bewegungsfreiheit von Hamas-Kadern einzuschränken. Diese Taktik sei das Gegenteil der erfolglosen Taktik der USA im Irak und in Afghanistan. Dort habe man versucht, feindliche Truppen vollständig aus festgelegten Gebieten zu vertreiben. Ihr könnt den Text im Tablet-Magazin lesen. (MB)
„Friedrich Merz – Woran (ver)zweifeln Sie?“: Schon ziemlich mustergültig, wie Friedrich Merz und sein Medienteam am Narrativ Kanzlertauglichkeit schrauben. Ein Baustein dabei ist, in passenden Formaten Merz als Mensch zu präsentieren. Das klappt in dieser Folge des Hotel Matze Podcasts ziemlich gut. Er spricht offen über sich, über persönliche Fehler und Krisen, ohne dabei an Wettkampfhärte einzubüßen. Nicht zu unterschätzen ist, dass er als reflektierter Familienmensch rüberkommt und seine Führungsqualitäten mit Beispielen belegen kann. Ob sich das Bild wirklich mit dem Miteinander in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und im Konrad-Adenauer-Haus deckt? Das muss jemand anders beantworten. Ihr findet die Folge zum Beispiel bei podigee. (MB)
Pressekonferenz von Sarah Wagenknecht zu Mannheim und weiteren aktuellen Themen: Wer besser verstehen möchte, wie und warum populistische Politiker in Deutschland erfolgreich sind, sollte sich diese – ganz spröde – gefilmte Pressekonferenz von Sarah Wagenknecht anschauen. Wie sie den Terroranschlag in Mannheim aufgreift, einordnet, mit ihrer eigenen Agenda verknüpft und ihren politischen Gegnern die Verantwortung unterschiebt, ist mustergültig kommuniziert. Ob ihr Lösungsvorschlag „abgelehnten Asylbewerbern überhaupt keine Leistungen mehr zukommen zu lassen“ rechtlich wasserfest ist, kann ich nicht einschätzen. Er passt natürlich sehr gut in das Schema einfacher und verständlicher Lösungen. Hier könnt Ihr die PK bei YouTube anschauen. Unter dem Video sind alle Social-Plattformen von Wagenknecht verlinkt. Wenn es in Deutschland einen Politiker mit einer vergleichbaren Reichweite gibt, würde mich das überraschen. (MB)
„Gesicht zeigen! Über die Wirkung von Wahlplakaten“: Daniel Feldhaus hat in einem kurzen Text im Politsnack-Blog alles aufgeschrieben, was Ihr über Wahlplakate wissen müsst. Die Wirksamkeit ist nicht belegt, die Sichtbarkeit schon. 92 Prozent der Befragten haben Wahlplakate wahrgenommen, so das Ergebnis einer Umfrage nach der letzten Bundestagswahl. Besonders einprägsam finde ich die Kandidaten-Plakate. Auf Grund der Wahlrechtsreform werden die Wahlkreiskandidaten bei der nächsten Bundestagswahl eine weit weniger wichtige Rolle spielen. Vielleicht schlägt sich das auch auf die Plakatierung nieder? (MB)
IW-Studie – „Kriterien für wirtschaftspolitische Maßnahmen zum Abbau kritischer Importabhängigkeiten“: Jürgen Matthes hat im Rahmen einer kurzen Studie ein Prüfschema entworfen, um effektiv mit kritischen Importabhängigkeiten – insbesondere von China – umzugehen. Er plädiert dafür, Subventionen immer als Mittel der letzten Wahl einzusetzen. Unabhängig von dem Schema gefallen mir einige der beiläufig erwähnten Aspekte besonders gut. Die Lieferkettengesetzgebung führt dazu, dass Friendshoring (Verlagerung von Produktion aus China hin zu anderen verlässlichen Produktionsstandorten, die keine lupenreinen Demokratien sein müssen) erschwert wird. Die Orientierung an fixen Klimaschutzzielen kann zu ökonomisch falschen Entscheidungen führen. Ihr könnt die Studie auf der Website vom IW lesen. (MB)
Xenia Kersten: Klappt das noch mit Threads für politische Debatten? Ich bin da hin und her gerissen. Wie es funktionieren kann, zeigt euch Xenia Kersten, die für die SPD unterwegs ist. Hier findet Ihr ihren Account. (MB)
„Klimaneutrale Industrie: Orientierungen für eine faire Transformation“: Am 13. Juni, 17:30 – 19:30 Uhr, stellt das Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik e.V. im Basecamp (Mittelstraße 51 – 53) seine neue Transformationsstudie vor. Im Anschluss gibt es eine Podiumsdiskussion mit Michael Kellner (Parl. Staatssekretär Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz), Axel Winterwerber (Konzernbetriebsratsvorsitzender E.ON; angefragt), Paul End (diffferent), Nicolas F. Steinbacher (Northvolt) und Judith Trueper (BASF). Alle Infos und die Möglichkeit zur Anmeldung findet Ihr auf der Website vom Basecamp. (MB)
BUBBLES-Talk von fischerAppelt: Wie kann es den Demokraten gelingen, die Oberhand bei öffentlichen Debatten und auf Social Media gegenüber den Populisten und Extremisten von rechts und links zu gewinnen? Gute Geschichten; leidenschaftlich, emotional und nah an den Menschen …die AfD tanzt nicht auf TikTok, so der Aufschlag von Carline Mohr (ehem. Wahlkampfberaterin des Bundeskanzlers und Journalistin) beim BUBBLES-Talk der Agentur fischerAppelt anlässlich der re:publica. „Wir fangen erst mal an über das zu reden, was uns eint, bevor wir über das reden, was uns trennt.“ Diese Strategie – gespeist aus praktischen Erfahrungen beim Straßenwahlkampf – von Sarah-Lee Heinrich (ehem. Bundessprecherin der Grünen Jugend) ist klug. Mit der Forderung, die Leute da abzuholen, wo ihnen der Schuh drückt, marschiert Cerstin Gammelin (Sprecherin des Bundespräsidenten) in die entgegengesetzte Richtung. Aber das ist den unterschiedlichen Rollen geschuldet, in denen die beiden unterwegs sind. Sehr konkret waren die Vorschläge von Agenturgründer Bernhard Fischer-Appelt. Die Politik müsse das Gestaltbare deutlich machen. Er verglich Regulierung / Gesetzgebung und die Kommunikation dazu mit einem Kettenbrief. Und das ist eigentlich ein schönes Bild für überbordende und unverständliche Komplexität. Unternehmen würden von Bürokratie sprechen. Die kurzweilige Diskussionsrunde wurde Vivian Perkovic moderiert. Die Wonderland Studios von fischerAppelt sind mit der Dachterrasse einer der schönsten Veranstaltungsorte Berlins. (MB)
Berlins bester Döner? Diese Frage hat der Journalist Tom Nuttall vor einigen Tagen seinen X-Followern gestellt. In Mitte war ein Laden dabei, den ich – noch nicht – kenne; Oggi’s Gemüsekebab in der Döberitzer Straße unweit vom Hauptbahnhof. Es lohnt sich, die zahlreichen Antworten auf den Tweet zu lesen. Ihr seid danach in der Döner-Debatte auf dem neuesten Stand und bekommt einen Überblick guter Läden, die über die ganze Stadt verteilt sind. (MB)
KPM Berlin Store Berlin Friedrichstraße: Ich weiß, die Anlässe, um in Porzellan zu investieren, sind selten. Viele von uns haben irgendwann mal ein unkaputtbares Service gekauft oder geschenkt bekommen. Ich muss aber gestehen, vieles von dem. was im Schaufenster des KPM-Ladens rumsteht, ist wirklich schön. Ihr findet den Laden in der Friedrichstraße 158 – 164. Geöffnet ist Montag bis Samstag von 10:00 – 19:00 Uhr. (MB)
Robert Habeck, zitiert aus dem Merkur
(Senior) Talentprogramm Manager:in (m/w/d) bei JoinPolitics, Projektmanagement (m/w/d) Russland beim Zentrum Liberale Moderne, Projektleitung Politische Bildung in Jugendclub (m/w/d) bei Projekt beGEG(e)Nung – Politische Jugendbildung, Referent:in Politik (m/w/d) bei Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND), Public Affairs Manager (m/w/d) bei United Internet
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