“Toni Kroos spielte viele Steilpässe, aus denen Tore folgten. Kann jemand einen solchen Steilpass von Olaf Scholz nennen?”
Liebe Leserinnen und Leser,
was früher schwul/lesbisch war, ist heute queer. Das macht es nicht nur für politische Akteure deutlich komplizierter. Auf den CSDs zeigen Parteien und Politiker gerne Flagge. Wenn es dann aber darum geht, zu aktuellen Ereignissen Stellung zu beziehen, verheddern sich viele; aktuell sehr gut zu besichtigen bei Olympia. Zielführender wäre es, wenn es Fachpolitiker übernehmen würden, dort harte Kritik zu üben, wo es erforderlich ist. Das wäre die Aufgabe der queerpolitischen Sprecher, an denen sich dann die Parteien und Fraktionen orientieren könnten. Und das es bei Olympia nur auf den Eintrag im Pass ankommt, ist keinesfalls unkritisch für den Frauensport.
Euer Matthias Bannas
Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit der Wissenschaftlerin Dr. Katya Assaf-Zakharov gesprochen. Sie hat gemeinsam mit Tim Schnetgöke das Projekt „DU BIST AM ZUG“ initiiert. Dieses zeigt aktuell in Berlin auf 2.000 von der Wall GmbH City gesponsorten Light Poster-Werbeflächen kreative Arbeiten, die in einem offenen, niedrigschwelligen Verfahren eingereicht wurden. Zu sehen sind Arbeiten aus der ganzen Welt, von Menschen unterschiedlichen Alters zu einem breiten Themenspektrum.
© Julia Zakharov
„DU BIST AM ZUG“ macht kreative Arbeiten für Menschen sichtbar, die selten oder überhaupt nicht Museen oder Galerien besuchen. Was kann das bewirken?
Das kann natürlich einen Funken Inspiration und Freude in den Alltag bringen. Das Wichtigste für uns ist aber, dass die persönlichen Beiträge Einblicke in die Lebenswelten von Berliner*innen ermöglichen – sie lassen erfahren, was unsere Mitmenschen bewegt, was sie schön finden, was ihnen Sorgen bereitet oder wie kreativ sie sind. Zu oft nehmen wir uns unbekannte Menschen nur als Teil einer Gruppe wahr – dadurch entstehen Vorurteile und soziale Polarisierung. DU BIST AM ZUG wirkt gegen diese Tendenzen indem es Menschen vor einem großen Publikum als Individuen auftreten lässt.
Sie lehren an der Universität von Jerusalem. Wäre auch dort ein vergleichbares Projekt möglich?
In der Tat findet aktuell ein Pilotprojekt an der Hebrew University statt. Weil die israelische Gesellschaft im Moment stark gespaltet ist, haben wir uns für ein leicht verändertes Format entschieden – während es in Berlin keine vorgegebenen Themen gibt, fokussiert sich das Projekt in Jerusalem auf die verschiedenen Identitäten der Menschen, die sich an der Uni aufhalten. Die Idee dahinter ist, Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur nebeneinander zu zeigen und somit zu signalisieren, dass alle zusammengehören und dass unsere Zukunft gemeinsam ist.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Mein Lieblingsort ist das Haus Schwarzenberg. Das ist ein Hinterhof, der mit Graffiti, Aufklebern, Inschriften und Zeichnungen aller Art zugewachsen ist. Diese persönlichen Botschaften kann ich stundenlang bewundern.
Steht Großbritannien ein Bürgerkrieg unmittelbar bevor?: In den vergangenen Tagen haben gewaltbereite Demonstranten des rechtspopulistischen Lagers in Großbritannien öffentliche Gebäude beschädigt, Moscheen und Asylheime angegriffen, Autos in Brand gesetzt und sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Elon Musk äußerte sich auf X zu den Ausschreitungen mit der Aussage, dass in dem Land ein „Bürgerkrieg aufgrund von unkontrollierter Migration und offenen Grenzen unausweichlich sei“. Auslöser der Gewalt war eine brutale Messerattacke auf Kinder, die an einer Taylor-Swift-Tanzveranstaltung teilnahmen. In den sozialen Medien kursierte schnell die Meldung, dass die Tat politisch motiviert gewesen sei und der Täter ein Asylbewerber aus dem islamistischen Spektrum sei. Im Verlauf stellte sich jedoch heraus, dass dies eine Falschmeldung war. Damit rückte die Bedeutung sozialer Medien als Plattform für politische Agitation in den Vordergrund. Die britische Innenministerin Yvette Cooper äußerte sich dazu mit starken Worten auf BBC Radio 5 Live: „Social media has put rocket boosters under […] not just the misinformation but the encouragement of violence.” Derweil verurteilte Premierminister Keir Starmer Elon Musks Aussage als „ungerechtfertigt“. Elon Musks Kommentar mag eine Übertreibung sein, trotzdem bleibt zu vermerken, dass laut einer Ipsos-Umfrage drei Viertel der Briten der Ansicht sind, das Land sei gespalten. 64 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind der Meinung, das Land sei stärker gespalten als noch vor 10 Jahren, und 47 Prozent sehen darin ein gesteigertes Gewaltpotenzial. Dabei wird der Gegensatz zwischen denjenigen, die in Großbritannien geboren wurden, und Immigranten als größte Konfliktlinie wahrgenommen (52%). Immigration ist auch die größte Sorge der Deutschen. In unserem Land gibt es ebenfalls Gewaltpotenzial, das haben die Ausschreitungen im August 2018 in Chemnitz deutlich gezeigt. Kontrollierte Immigration und vor allem auch die Integration (und Integrationsbereitschaft) von Migrantinnen und Migranten wird deshalb eine wichtige Aufgabe der Politik und ein zentrales Thema der Bundestagswahl 2025. Szenen wie wir sie in den Städten Englands gesehen haben, gilt es unbedingt zu vermeiden. (RG) Die Daten finden Sie hier: Three in four say Britain is divided, but public say problems are less serious than in the US | Ipsos
„Generationengerechtigkeit: Die Rechte junger Menschen in der alternden Gesellschaft stärken!“: Habt Ihr schon mal was vom Bundesjugendkuratorium gehört? Ein breitaufgestelltes Gremium, unter anderem gefördert vom Bundesfamilienministerium, das die Bundesregierung zur Jugendpolitik berät. Ein prominentes Mitglied ist Aladin El-Mafaalani. Das aktuelle Schwerpunktthema des Gremiums ist die Generationengerechtigkeit. Hierzu gibt es in einem kurzem Thesenpapier eine Übersicht der größten Herausforderungen. Falls Ihr keine Lust habt, die vier Seiten zu lesen, könnt Ihr auch den Podcast von Micky Beisenherz mit El-Mafaalani anhören. (MB)
„Wie Kreuzfahrten klimaschonender werden sollen“: Vinzent-Vitus Leitgeb, Sonja Salzburger und Lea Hampel sprechen in diesem SZ-Podcast über die Klimabelastung durch Kreuzfahrten und den Umgang der Anbieter mit dem Thema. Wie erwartet, sind die eingesetzten Kraftstoffe der entscheidende Faktor. Besonders interessant sind die Reaktionen der Unternehmen auf die Anfragen und ihre Kommunikation zu dem Thema; Marketing versus Greenwashing. Und was fehlt bei allen Journalisten? Eigene Kreuzfahrterfahrungen. (MB)
„Der Politbüro-Skandal“: Mario Sporn und Thomas Grimm haben in einer Doku, die Ihr in der ZDF-Mediathek anschauen könnt, den 5. November 1985 rekonstruiert, an dem das Politbüro-Mitglied Konrad Naumann aus dem mächtigsten Führungsgremium der DDR herausgewählt wurde. Ihr bekommt viele Originalaufnahmen aus der Zeit zu sehen, ergänzt durch einige Szenen, die mit Schauspielern nachgestellt wurden, plus Interviews von Zeitzeugen. Die Doku zeigt, wie im Politbüro gearbeitet wurde und wie der innere Führungszirkel der DDR in Wandlitz gelebt hat. Das Gebäude, in dem das Politbüro getagt hat, ist das heutige Außenministerium. (MB)
„Die eigene Arbeitgebermarke aufbauen: Mit diesen 7 Schritten zur starken Arbeitgeberidentität“: Marcus Merheim beschreibt in diesem OMR-Text sehr praxisnah, wie Ihr eine Arbeitgebermarke aufbauen könnt. Auch wenn das nicht zu euren unmittelbaren Aufgaben gehören sollte, ist der Text hilfreich. Er orientiert sich sehr nah an der Entwicklung eines klassischen Kommunikationskonzeptes (Ist, Soll, Strategie. Maßnahmen, Evaluation). Besonders gut gefallen hat mir, dass er die Wichtigkeit der internen Verankerung einer Strategie stark herausstellt. Das machen nämlich viele Organisationen und Unternehmen falsch. Denn nur wenn ich die eigenen Leute an Bord habe, kann ich überzeugend nach außen kommunizieren. (MB)
„Herausforderungen komplexer Lieferketten: Wie sind die deutschen Lebensmittelhersteller aufgestellt?“: AFC Risk & Crisis Consult GmbH (AFC) und die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE) haben auch in diesem Jahr eine Studie zum Risiko- und Krisenmanagement in der Ernährungsindustrie veröffentlicht. Die Daten dafür stammen aus einer Befragung von 300 zuständigen Mitarbeitern. „Vor allem geo-politische Konflikte haben die Verfügbarkeit und die Preise von Rohwaren negativ beeinflusst.“ Da sind sich 85 Prozent der Beteiligten einig. Die Preisanstiegsrisiken spielen für fast alle Experten eine herausgehobene Rolle. Es wird deutlich, dass auch die verschärfte europäische Regulierung (CSRD, LkSG / CSDDD, EUDR) Einfluss auf die Preise hat. Die Studie wirft ein Schlaglicht auf einen Sektor der deutschen Industrie. Sie lässt sich aber auch als allgemeinpolitisches Warnsignal lesen. Ihr findet sie auf der BVE-Website. (MB)
Manuel Hagel: Hagel ist als Fraktionschef und Landesvorsitzender der wichtigste Kopf der CDU in Baden-Württemberg. Ist er auch der nächste BW-Ministerpräsident? Der Drops ist noch nicht gelutscht. Auf seinem LinkedIn-Account bekommt Ihr einen Überblick seiner Arbeit. Mir ist es dort zu Insta-ähnlich. Mehr Inhaltliches würde nicht schaden. (MB)
„Live-Talk: Demokratiegestalter – Deine Stimme zählt / Wen wählt Thüringen? Der Wahl-O-Mat“: Der Konrad-Adenauer-Stiftung ist es gelungen Alina Bartholme für einen digitalen Talk zum Wahl-O-Mat zu gewinnen. Sie hat ehrenamtlich bei der Wahlomat-Version zu den Landtagswahlen in Thüringen mitgearbeitet und wird von ihren Erfahrungen berichten und Fragen beantworten. Die Veranstaltung findet am 14. August, 19:00 – 19:45 Uhr, statt. Auf der Website der Stiftung findet Ihr die Links zur Teilnahme. (MB)
Microsoft-Empfang mit Manuel Hagel und Joe Chialo: „Der beste Gin Europas kommt aus Stuttgart.“ Das sehe ich nicht so wie Manuel Hagel, Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag von Baden-Württemberg und Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg. Und Joe Chialo, Berliner Senator für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt, wird es nicht beurteilen können. Er trinkt keinen Alkohol. Microsoft Berlin ist es gelungen, einige der CDU-Hoffnungsträger für ihren launigen Sommerempfang zu gewinnen, bei dem Wolfgang Dierker, General Manager Corporate, External & Legal Affairs, die Begrüßung übernahm. Auf ein paar Spitzen gegen die Bundesregierung mussten die Teilnehmer aus dem politischen Berlin nicht verzichten. „Wir sind im Beginn einer schleichenden Desindustrialisierung“, so Hagel mit Verweis auf den geplanten Abbau von 14.000 Arbeitsplätzen bei ZF. „Unser größtes Thema ist German-free“, so zitierte er deutsche Unternehmer, die mit Wünschen asiatischer Geschäftspartner konfrontiert werden. Hagel scheint erkannt zu haben, dass bei der deutschen Wirtschaftspolitik dringender Reformbedarf besteht. (MB)
Comebuy Friedrichstraße: Bubble Tea, das war doch mal? Es ist wieder da. Im Gegensatz zu der gefühlt 100 Meter langen Schlange bei der Filiale beim Hackeschen Markt ist es in der Filiale Friedrichstraße 150 (beim Maritim Hotel) ruhig. Ihr sitzt in den Laden nicht schön, aber die Plaste-Becher mit Strohhalm sind auch sehr gut to go geeignet. Ich habe mich gegen Bubbles und für einen Matcha Milchshake mit Oreo-Krümeln entschieden (6,40 Euro, preiswert ist der Laden nicht). Geschmacklich war das gut und mit 0,4 Liter auch eine Riesenportion. Blöd ist, dass der Strohalm im unteren Fünftel nicht mehr richtig zieht. Geöffnet ist von 11 bis 19 Uhr. Mehr Infos findet Ihr auf der Instagram-Seite des Ladens. (MB)
„9/11 Im Krisenstab des US-Präsidenten“: Adam Wishart rekonstruiert in einer Doku, die Ihr auf Apple TV (aktuell 9,99 Euro pro Monatsabo) anschauen könnt, den 11. September 2001. Im Zentrum steht der chronologische Tagesablauf des Präsidenten George W. Bush. Ich kenne keine andere Doku, die Politikern im Krisenmodus so nahe kommt. Fotos und Videosequenzen von dem Tag in der Air Force One werden geschickt mit rückblickenden Interviews von Bush und anderen Protagonisten des Tages kombiniert. (MB)
Assistenz der Geschäftsführung & Büroleitung in Berlin (w/m/d) beim Zentrum für neue Sozialpolitik, Senior / Managing Consultant (m/w/d) || Konzeption und Beteiligung Bahninfrastruktur und Senior / Managing Consultant (m/w/d) || Stakeholdermanagement Straßeninfrastruktur bei ifok GmbH, Werkstudent/in im Projekt „Zivilgesellschaftsforum 2024“ (m/w/d) bei Südosteuropa-Gesellschaft (SOG), Monetary Policy Economist (w/m/d) bei Dezernat Zukunft – Institut für Makrofinanzen
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Markus Söder in diesen SZ-Interview