Jan Martensen zum Waldorf Astoria Berlin, Kanzlerkandidat Merz und BDA versus Bundeshaushalt

QUIZ

„Es gilt heute, im Schulterschluss mit Frankreich und Polen die Weichen zu stellen für ein starkes Europa innerhalb der transatlantischen Allianz.“

CDU-Chef Friedrich Merz in einem Text für die WAMS vom 14. September zu Konrad Adenauer

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

vielen europäischen Automobilherstellern drohen im nächsten Jahr schmerzhafte Bußgelder, weil sie die CO2-Flottengrenzwerte nicht einhalten können. Eine Kampagne, zur Aussetzung der Grenzwerte, läuft bereits. Das stellt insbesondere FDP und SPD vor Herausforderungen. Die Verlockung, die Kampagne zu unterstützen, ist riesengroß. Denn ansonsten droht die Verantwortung für Horrormeldungen aus der Automobilindustrie im Bundestagswahljahr. Der Preis für ein Nachgeben wäre insbesondere für die Europäische Kommission schmerzhaft. Es wäre das Eingeständnis, dass der European Green Deal, mit immer strengeren Vorgaben an die Industrie, gescheitert ist.
Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Jan Martensen gesprochen. Er ist Director Of Government Sales im Waldorf Astoria Berlin. Das Hotel befindet sich in unmittelbarer Nähe des Zoologischen Garten und verfügt über 232 Zimmer und Suiten. Ein Highlight des Hauses ist die Library Lounge auf der 15. Etage mit einem Panoramablick über die Dächer Berlins. Dort sind u.a. Empfänge für bis zu 80 Teilnehmer möglich.

Politische Veranstaltungen und Empfänge werden überwiegend in Berlin-Mitte organisiert. Warum sollten Verbände und Unternehmen Mitte verlassen und ihre Events im Waldorf Astoria ausrichten?

Jeder Berliner Bezirk hat sein eigenes Flair. Das Waldorf Astoria Berlin im Herzen Charlottenburgs verbindet Luxus mit erstklassiger Lage im Westen der Stadt. Abseits des Trubels in Mitte bieten wir einzigartige Veranstaltungsräume, modernste Technik und einen atemberaubenden Blick über die Skyline – ideal für Events, die im Gedächtnis bleiben. Und es ist für viele eine willkommene Abwechslung, Berlins Mitte von weitem zu betrachten und hoch oben über dem Trubel zu stehen.

Ihr werdet sehr regelmäßig von den in Berlin ansässigen Botschaften genutzt. Warum fühlt sich internationales Publikum im Waldorf Astoria besonders wohl?

Botschaften und internationale Gäste schätzen unser stilvolles Ambiente in Kombination mit einer Vielzahl von Sicherheitsaspekten, die im Hintergrund ablaufen. Unser Team spricht mehrere Sprachen und bietet maßgeschneiderte Betreuung auf höchstem Niveau. Die Lage ist gerade für Botschaften ideal zwischen den Botschaften und den Residenzen im Grunewald, Dahlem und Zehlendorf. Der Ku’damm ist inzwischen der einzige Boulevard zum Flanieren und stilvoll Shoppen in Berlin – für viele Delegationen mitausschlag gebend.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Die Museumsinsel ist mein Lieblingsort. Sie vereint Kultur, Geschichte und Kunst und fühlt sich an wie ein Kurzurlaub in der eigenen Stadt. Die beeindruckenden Museen und die entspannte Atmosphäre schaffen eine einzigartige Auszeit mitten in Berlin – egal, ob im Sommer oder im Winter. Das Humboldt Forum ist ein einzigartiger Ort geworden – glücklicherweise lebe ich nicht weit von hier.

Measure

Friedrich Merz als Kanzlerkandidat – Ein guter Zug trotz schlechter Umfragewerte? Friedrich Merz wird Kanzlerkandidat der CDU – und das, obwohl seine Umfragewerte nicht gerade glänzen (in einer Ipsos Umfrage gaben nur 8 Prozent der Befragten an, Merz sei ein geeigneter Kanzlerkandidat, 14 Prozent stimmten für den Bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder). Doch wie viel sagen Umfragewerte überhaupt über den tatsächlichen Wahlerfolg aus? Und wie wird Merz‘ Kandidatur dementsprechend das Wahlergebnis der Union beeinflussen? Einige Meinungsforscher sind davon überzeugt, dass Zustimmungsraten für Spitzenpolitiker bessere Indikatoren für den Wahlerfolg einer Partei sind als die bloße Wahlabsicht. Sie begründen dies damit, dass die Zustimmungsraten die ungefilterte Meinung der Bürgerinnen und Bürger widerspiegeln, während ihre Wahlabsicht oft hypothetisch bleibt. Es gibt eine Menge Argumente dafür, dass hohe Zustimmungswerte von Spitzenkandidaten Wahlergebnisse beeinflussen. So erwecken charismatische und selbstbewusste Führungspersonen Vertrauen und vermitteln ein Gefühl der Stabilität – ein entscheidender Faktor, besonders in turbulenten Zeiten. Davon kann an der Urne die gesamte Partei profitieren. Doch wie sieht es bei Friedrich Merz aus? Über sein Charisma lässt sich streiten, und ein Ruhepol scheint er nicht zu sein. Immer wieder gerät er durch unbedachte Äußerungen in die Kritik. Politiker mit hohen Zustimmungsraten genießen zudem meist eine positivere Berichterstattung in den Medien, was ihre öffentliche Wahrnehmung verstärkt. Merz hingegen kommt in den Medien nicht besser weg als seine Mitbewerber. Medien sind sensibel für Fauxpas, und Merz scheint anfällig dafür zu sein. Zugleich hat Merz hat der CDU eine neue, konservative Ausrichtung gegeben und darin Erfolg gezeigt. Diese Stärke hilft ihm, die Moral in der Partei zu stärken und eine effektivere Kampagnenarbeit zu fördern. Dass es kaum Zweifel an seiner Kandidatur gab, zeigt, dass Merz die Partei hinter sich vereinen konnte. Geschlossenheit ist ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Wahlkampagne. Beliebte und kompetent erscheinende Politiker können Wechselwähler und Nichtwähler mobilisieren – ein Schlüssel zur Macht. An Beliebtheit fehlt es Merz noch, aber vielleicht kann er dies durch ausgestrahlte Kompetenz ausgleichen. Das Wählerpotenzial der Unionsparteien beträgt 40 Prozent, jedoch hat die Union hat in den letzten Wochen zwar zugelegt, konnte aber von den enttäuschten Ampelwählern bisher nicht profitieren. Dieses Wechselwahlpotenzial in Stimmen umzuwandeln, daran gilt es zu arbeiten, will Merz seine Partei keine Stimmen kosten. Der beliebteste Politiker zu sein, bedeutet jedoch nicht automatisch, die Wahl zu gewinnen. Wie es in der politischen Meinungsforschung heißt: „The voting intention question is the main game.“ – und am Ende zählt nur das Wahlergebnis. (RG) Quellen: Kanzlerfrage: Söder und Pistorius führen vor Merz und Scholz | Ipsos / Unions-Kanzlerkandidatur: Keiner der Favoriten kann Mehrheit überzeugen, Söder klar vorne | Ipsos / Und als Buchempfehlung: Mark Pack Polling Unpacked: The History, Uses and Abuses of Political Opinion Polls. Polling Unpacked: The History, Uses and Abuses of Political Opinion Polls : Pack, Mark: Amazon.de: Books

Read

„The future of European competitiveness – A competitiveness strategy for Europe“: Der Bericht von Mario Draghi wird eine wichtige Rolle für das Programm der neuen Europäischen Kommission spielen. Nicht weil etwas Neues drinsteht. Mit Digitalisierung, Dekarbonisierung und Defence bewegt sich Draghi mit seinen Schwerpunkten im Rahmen des Erwarteten. Auch seine zentrale Lösung ist wenig kreativ; eine whatever it takes Investitions-Bazooka im Rahmen von Euro-Bonds. Um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, kritisiert er die Regulierung der Wirtschaft durch die EU und fordert mehr Integration beim Binnenmarkt. Wenn daraus ein Schuh werden soll, müsste die Europäische Kommission die Kraft aufbringen, sich ernsthaft von Regulierung zu trennen. Lieferkettengesetzgebung und mehr, es gibt viel zu tun. Den Bericht könnt Ihr auf der Website der Kommission lesen. (MB)

Listen

„Wer ist schuld am Hass gegen die Grünen, Frau Göring-Eckardt?“: Anja Maier und Malte Pieper machen den Podcast Wahlkreis Ost in Leipzig. In dem Gespräch mit Katrin Göring-Eckardt geht es um die Wahrnehmung der Grünen; insbesondere im ländlichen Raum und in den ostdeutschen Bundesländern. Das funktioniert sehr gut, weil Göring-Eckardt u.a. herausarbeitet, wie sich ihre Rolle und ihr Auftritt zum Beispiel von dem von Michael Kretschmer unterscheidet. Genau wie der Soziologe Steffen Mau spricht sie sich für das Instrument Bürgerrat aus, um die Demokratie zu stärken. Das sehe ich komplett anders. Bei der Diskussion der Frage, ob die Grünen den Verzehr von Fleisch verbieten wollen, hätte ich mir von den Moderatoren einen Hinweis auf die Vorschläge der Kulturstaatsministerin Roth zur Reform der Filmförderung gewünscht. Denn diese enthalten eine Pflicht zum Fleischverzicht. Ihr könnt den Podcast auf der Website vom MDR anhören. (MB)

Watch

„US-Wahl: Die Macht der Stars und Milliardäre“: Ist das Endorsement – die Unterstützung – von Prominenten wahlentscheidend? In den USA treten gerade nicht nur Trump gegen Harris an. Es gibt auch einen Wettkampf von Musk gegen Swift. Patrick Wagner hat dazu eine superkurzweilige Doku mit Material der Protagonisten und einigen Experteninterviews (u.a. der Journalistin Annett Meiritz) veröffentlicht. Ihr könnt sie in der ZDF-Mediathek anschauen. Das bringt viel Spaß. (MB)

Learn

„So verändern KI-Tools Eure Kampagnen-Strategie bei Instagram, Google Search, Tiktok & Co.“: Martin Gardt hat auf der OMR-Website aufgeschrieben, welche neuen Möglichkeiten sich für digitale Kampagnen auf großen Plattformen ergeben. Das eröffnet Chancen für digitale Kommunikation von Akteuren aus dem politischen Berlin. Wer sich nicht regelmäßig mit den gängigen Kampagnen-Tools beschäftigt, erzielte in der Vergangenheit keine optimalen Ergebnisse. Das könnte sich jetzt ändern, weil die Tools es unbedarften Nutzern viel einfacher machen. (MB)

Know

„Wie die Ampelkoalition den Bundeshaushalt auf Kosten der Beitragszahlenden saniert“: Bis zum Jahr 2027 verlagert die Bundesregierung 16 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt zu den Arbeitnehmern und Arbeitgebern, die Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Die BDA (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände) hat die Zahlungsströme für die Rentenversicherung, die Pflegeversicherung und die Arbeitslosenversicherung in einer Stellungnahme zusammengefasst. Damit ist es aber nicht getan. Für Bürgergeldempfänger zahlt der Bund den gesetzlichen Krankenkassen nur 120 Euro im Monat, dabei beträgt der Basistarif 420 Euro. Das sind jedes Jahr 9,2 Milliarden Euro zu wenig. Es ist erstaunlich, dass das Thema keine großen Wellen schlägt. Denn nahezu 50 Prozent der Bezieher von Bürgergeld haben keinen deutschen Pass. Die Verknüpfung mit dem Migrationsthema liegt auf der Hand. (MB)

Follow

Joe Chialo: Kaum jemand wird so stark aus der antisemitischen Szene angefeindet wie der Berliner Kultursenator Joe Chialo. Er nutzt seinen Twitter / X Account eher sparsam. Dennoch lohnt es sich, ihm zu folgen. (MB)

Attend

„BASECAMP Nachgefragt!: Kann Sicherheitspolitik unsere Demokratie wirksam schützen?“: Am 25. September, 8:30 – 09:00 Uhr, ist Dr. Konstantin von Notz MdB (stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen) zu Gast im BASECAMP (Mittelstraße 51 – 53, 10117 Berlin). Er diskutiert mit euch und Harald Geywitz, Repräsentant Berlin bei o2 Telefónica, über Cybersecurity, die NIS-Richtlinie, Desinformationskampagnen und Deep-Fakes. Ihr könnt euch auf der Website vom Basecamp anmelden. Einen Live-Stream gibt es auch. (MB)

Eat and drink

Syrisches Restaurant Adonia: Das Adonia findet Ihr in der Albrechtstraße 14b. Geöffnet ist tagsüber. Es gibt für 10 Euro einen Mittagstisch; auch eine vegetarische Variante. Probiert habe ich geschmortes Rindfleisch in einer milden Tomatensauce mit Reis. Es hat mir gut geschmeckt, das Fleisch war nicht nur zart, es war auch reichlich. Es gibt drei Biere vom Faß; klein 3,90 Euro. Das Bürgebräu ist sehr lecker. Es gibt schöne Draußenplätze. Drinnen ist es ziemlich groß. Die Einrichtung macht aber auch dort einen wertigen Eindruck. Die Toiletten sind supersauber. (MB)

Buy

„Noch wach?“ – Benjamin von Stuckrad-Barre: Auch der immer noch neue Roman von Stuckrad-Barre spielt genau wie Panikherz über weite Strecken im Chateau Marmont Hotel in Los Angeles. Das ist geschickt gemacht. Die Leser werden beim Bekannten abgeholt. Bei zwei Figuren ist naheliegend, das Reichelt und Döpfner als Vorbilder herhalten mussten. Und wie zu erwarten, kommen beide nicht besonders vorteilhaft weg. Wer sich an das Bohei bei der Veröffentlichung des Romans im letzten Jahr erinnert, ist jetzt erstaunt, wie ruhig es um das Buch geworden ist. Darin steckt ein Learning zur Krisen-PR. Jede Geschichte ist schneller durch, als man denkt. Aber lohnt es sich, das Buch zu lesen? Ich muss mich bei Stuckrad-Barre immer reinlesen. Der Ich-Erzähler ist so unangenehm, dass ich einige Seiten brauche, um meinen Fremdscham abzulegen und mich einfach auf das Buch einzulassen. Infos zum Buch findet Ihr auf der Website des Verlages. (MB)

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