Sachar Klein (hypr) zu gesellschaftlich relevanten Innovationen und zum Basecamp, Europe’s AI opportunity und wer argumentiert, verliert

QUIZ

“Unterwerfung ist nicht Frieden. Krieg ist nicht vorbei, wenn man kapituliert.”

Sara Nanni, sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen, auf X zum Ukraiene-Krieg

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

auch wer kein Fan der Grünen ist, muss eingestehen, dass diese mit ihrer Habeck-Kampagne schon mal ein paar low hanging fruits einsammeln. Ansprechbar; diese Botschaft zu setzen, zu untermauern und weiterzudrehen, ist gelungen und das Followerwachstum spricht für sich. Nun lässt sich an den Küchensprächen wunderbar rummäkeln. Aber irgendwann muss man sich für ein Setting entscheiden. Und gibt es so viel bessere Ideen? Können und wollen die anderen Spitzenkandidaten da noch reingrätschen? Ich bin gespannt.
Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Kommunikation und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Sachar Klein gesprochen. Er ist Chief Attention Officer bei hypr. hypr ist eine Agentur für digitale Unternehmenskommunikation.


Credit: Viktor Strasse

„Wir bei hypr schaffen Aufmerksamkeit für gesellschaftlich relevante Innovationen.“ So der zentrale Claim von hypr. Wie entscheidet Ihr, ob ein Kunde für hypr in Frage kommt oder nicht?

Einige Branchen – Glücksspiel, Alkohol und Tabak – haben wir per se ausgeschlossen. Aber auch darüber hinaus schauen wir, ob der Mensch, mit dem wir sprechen, und sein Geschäftsmodell zu unserem Wertekanon passen – und auch ob wir von unserer Art zu dem Menschen passen. Gute Kommunikation funktioniert immer dann gut, wenn sie authentisch ist. Dazu gehört es auch, dass man sich solche Menschen ins Haus holt, deren Rat man schätzt. Dafür braucht es unbedingt gegenseitigen Respekt und eine Kommunikation auf Augenhöhe.

Einige große Unternehmen haben damit begonnen, das Thema Nachhaltigkeit weniger prominent in der Kommunikation zu nutzen. Worauf muss ich achten, wenn ich als Unternehmen zu Themen wie Nachhaltigkeit kommuniziere, während der gesellschaftliche Gegenwind größer wird?

Die Investitionen in Impact Startups, also junge Unternehmen, die sich dezidiert dem Thema Nachhaltigkeit aus einem ökonomischen und nicht nur ökologischen Zweck verschreiben, steigen massiv und gegen den Trend. Warum? Weil diese Unternehmen glaubhaft den gesellschaftlichen Mehrwert zum Teil des Geschäftsmodells machen. Wenn ich als 0815-Unternehmen heute Nachhaltigkeit, gestern New Work und morgen Inklusion in den Fokus meiner gesellschaftlichen Aktivitäten rücke, ohne dass diese irgendwas mit dem eigentlichen Geschäftsmodell zu tun haben, fühlen sich sämtliche Stakeholder – also nicht nur die Kund:innen, sondern auch Investor:innen und sogar die Mitarbeiter:innen – an der Nase herumgeführt. Dann kann ich es auch lassen. Wer wirklich an etwas glaubt, verknüpft Nachhaltigkeit mit seinem Geschäftsmodell und hat in der Regel Erfolg damit, so dass die Person den Gegenwind locker ertragen kann.

Ihr arbeitet bei hypr seit der Gründung des Unternehmens ausschließlich remote. Einige große Unternehmen schränken das Arbeiten im Home-Office wieder ein. Wie gelingt es euch gemeinsam und erfolgreich an Projekten zu arbeiten, die viel Kreativität und Kooperation erfordern?

Wie ich auch bei Deiner Frage zur Nachhaltigkeit meinte: Wenn Du daran glaubst, dass etwas richtig ist, dann findest Du Mittel und Wege, damit erfolgreich zu sein. Ich möchte die besten Mitarbeiter:innen bei hypr haben – und zwar nicht nur die aus Berlin, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet. Also finden wir Tools und Prozesse, um kreativ kooperieren zu können. Ich habe davor in einigen Unternehmen gearbeitet, in denen Remote Work undenkbar war. Und trotzdem habe ich noch nie in einem Unternehmen gearbeitet, in dem so kooperativ und kollegial miteinander umgegangen wird wie bei hypr. Das hat nichts mit physischer Entfernung zu tun, sondern mit Kultur. Und die ist bei uns darauf ausgerichtet, ohne politische Störfeuer gemeinsam das Bestmögliche zu erreichen.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Immer noch das Basecamp. Ich habe es vor nunmehr 14 Jahren initial auf fünf Slides konzipieren und in der Folge drei Jahre leiten dürfen. Ich finde es toll, dass Telefonica das Konzept immer weiterentwickelt und der Ort nach wie vor ein Zentrum für Austausch und Zukunft ist.

Measure

Vergesst den Preis für Butter nicht! Inflation ist für ein Drittel der Deutschen laut einer jüngsten Ipsos-Umfrage eine der größten Sorgen in unserem Land. Dass die Inflationssorgen unter uns Deutschen weiterhin so ausgeprägt sind, überrascht: Das Statistische Bundesamt meldete am 12. November eine jährliche Teuerungsrate für Deutschland von nur 2 %, womit das Inflationsziel der EZB erreicht ist. Teilweise müssen Konsumenten heute sogar weniger für einige Güter bezahlen als noch vor einem Monat. So ist ein Fernsehgerät im Oktober 4,4 Prozent günstiger als im September. Über das Jahr gerechnet sind auch die Preise für Haushaltsenergie gefallen. Jedoch – und darin liegt der Hund begraben – verteuerten sich wichtige Grundnahrungsmittel in den letzten 12 Monaten mit Raketengeschwindigkeit. So ist der Preis von Butter im vergangenen Jahr um beinahe 40 Prozent gestiegen. Allein vom September zum Oktober 2024 legte der Preis für das Gute auf der Stulle um 9,9 Prozent zu. Fruchtsäfte verteuerten sich um 11,5 Prozent, Gemüse um 6,4 Prozent und die Weihnachtsschokolade wird in diesem Jahr 8 Prozent mehr kosten.Günstige Fernsehapparate sind das eine, viel wichtiger ist jedoch der Preis unseres täglichen Einkaufs. Leider sieht der Korb für das gleiche Geld immer leerer aus. Das belastet besonders Familien und Geringverdiener. Übrigens waren steigende Preise und hohe Lebenshaltungskosten wichtige Treiber für die Wahlentscheidung während der Präsidentschaftswahlen in den USA im November. Im deutschen Wahlkampf ist das Thema bisher noch nicht prominent aufgeschlagen, es ließe sich aber im Kontext der sozialen Gerechtigkeitsdebatte gut bespielen. Immerhin ist die Angst vor Armut und sozialem Abstieg mit 31 Prozent in der Gesellschaft ähnlich stark wie die Inflationssorgen ausgeprägt.
Quellen: Verbraucherpreisindex und Inflationsrate – Statistisches Bundesamt | www.ipsos.com

Read

„Vergewaltigt, verprügelt, verstümmelt / Schaut nicht weg!“: Letzte Woche hat das Bundeskriminalamt das Lagebild aus dem Jahr 2023 zur Gewalt gegen Frauen veröffentlicht; mit mehr als 50.000 erfassten Gewalttaten. Ich möchte eure Aufmerksamkeit aber nicht auf das Lagebild lenken, sondern auf eine Geschichte, die BILD zu dem Thema veröffentlicht hat; 58 Fälle mit Namen und Bildern aus dem ganzen Bundesgebiet. Das zeigt, wie viel Macht ein Medium haben kann, wenn es bereit ist, ein Thema aufzugreifen und dieses in einem wirkungsvollen Format zu bearbeiten. Der Bundestag könnte noch in dieser Legislaturperiode aktiv werden und einen Gesetzesvorschlag der Ampel zum Gewaltschutz verabschieden. (MB)

Listen

„Erst die Mehrheit, dann die Moral“: Juan Moreno und Timo Lehmann haben zum Zusammenspiel der EVP-Fraktion mit den rechten und rechtsextremen Fraktionen im EU-Parlament ein interessantes Thema für den Auslandspodcast vom Spiegel – Acht Milliarden – am Wickel. Dafür ist das Ergebnis aber ganz schön mau. Klar, die EVP hat den italienischen Kommissar Fitto durchgesetzt und sie hat zumindest in einem Fall einem AfD-Antrag zugestimmt. Anstatt aber die ganze Zeit auf dem Brandmauer-Thema rumzureiten, hätte ich mir gewünscht, dass die beiden stärker auf die Besonderheiten des Europäischen Parlaments eingegangen wären. Es hat dort immer breite Mehrheiten gegeben; in der letzten Legislatur im linken Spektrum und oft gegen die EVP. Trotzdem ist die Macht des Parlaments begrenzt. Entscheidend ist die Kommission und wie es im Podcast deutlich wird, ist das für den Green Deal zuständige Amt mit einer linken Spanierin besetzt. (MB)

Watch

1992 / 1993 / 1994: Wenn Ihr erfahren möchtet, wie im Italien Anfang der 90er-Jahre die Parteien der Mitte den Rückhalt in der Bevölkerung verloren haben und wie die Populisten – mit Berlusconi an der Spitze – das Ruder übernommen haben, dann schaut doch die Serie 1992 / 1993 / 1994 auf Arte an; drei Staffeln mit je 10 Teilen. Die Serie ist gut besetzt und spannend erzählt. Drehorte und Ausstattung der Schauspieler machen was her. Wie bei jeder Politikserie finden Insider natürlich viel Anlass zum Rummäkeln. Die Serie ist aber näher an der Wirklichkeit als Borgen oder House of Cards, auch wenn die Story nicht die wahre Geschichte erzählt. (MB)

Learn

„BEST PRACTICES – Welche Politiker:innen bespielen LinkedIn am cleversten?“: Martin Fuchs und Maria Timtschenko haben in einem LinkedIn-Dokument eine Auswahl an LinkedIn-Politiker-Profilen zusammengestellt und diese analysiert. Kann man sich mal anschauen, gibt aber auch nicht so viel her. Die Learnings: Regelmäßig posten, unterschiedliche Content-Formate nutzen und sich auch mal an den Debatten beteiligen. Letzteres ist eher selten und genau hier sehe ich am meisten Spielraum. Das gilt insbesondere für den Bundestageswahlkampf. Es bietet sich an Themen, Bausteine aus Wahlprogrammen und, Events zu verknüpfen. Bei den großen Accounts sollten die Parteien mal überlegen, ob es sich lohnt, individuellen und hochwertigen Content zu produzieren. (MB)

Know

“Time to place our bets: Europe’s AI opportunity”: Ein McKinsey-Team hat einen Leitfaden zur Entwicklung von AI in Europa geschrieben. Sie haben acht Bereiche (Chip-Produktionsequipment, Rohstoffe, Chipdesign, Chipherstellung, Infrastruktur, Modelle, Services, Anwendungen) identifiziert. Nur beim Equipment, den Maschinen, ist Europa noch führend. In den Bereichen Modelle, Services, Anwendungen hat Europa Chancen im Wettbewerb. Und was tun? Insbesondere beim Engagement der europäischen Wirtschaft und bei der Entwicklung europäischer Arbeitskräfte ist noch viel Luft nach oben. Hinzu kommt die Forderung nach konkurrenzfähigen Strompreisen. Und das dürfte wirklich die Schlüsselfrage für die europäische Wirtschaft sein. (MB)

Follow

Ralf Seekatz: Abgeordnete, die in punkto Social Media nur Facebook und Instagram bespielen? Kann sinnvoll sein, weil man so seine Leute vor Ort erreicht und sich nicht verzettelt. Gut gefällt mir das bei Seekatz. Er könnte aber stärker mit seiner offensichtlich treuen Community ins Gespräch kommen. (MB)

Attend

„Wer argumentiert, verliert: Zehn Thesen zur Kommunikation mit Radikalen und Extremisten“: Linda Teuteberg MdB, Sylvia Pfefferkorn (Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen), Olaf Kaltenborn (ETH Foundation Deutschland), Isabella Pfaff (DPRG Expertenkreis Public Affairs & menschen für medien) und Ilseken Roscher (ifok-Institut) diskutieren mit und für euch am 3. Dezember, 18:00 – 19:30 Uhr, im BASECAMP, Mittelstraße 51 – 53, im Rahmen einer Veranstaltung der Deutsche Public Relations Gesellschaft e.V. – DPRG. Es geht um Kommunikationsstrategien im Umgang mit Populisten; insbesondere für Mandatsträger und Behördenmitarbeiter. Ihr könnt euch auf der Website vom Basecamp anmelden. (MB)

Plus Forty Nine – Willkommenskultur für Expats in Deutschland: Das neue Portal „Plus Forty Nine“ hat das Ziel, die Willkommenskultur in Deutschland für Expats und Internationals nachhaltig zu stärken. Neben einem täglichen Newsletter in englischer Sprache mit aktuellen Nachrichten und relevanten Ereignissen in Deutschland, sowie aus aller Welt bietet das Portal eine spannende Podcast-Serie, die interaktive Q&A-Rubrik „Ask a German“ sowie eine Sammlung hilfreicher Links für den Alltag. plusfortynine.de

Eat and drink

Chiaia: Was vor einigen Jahren das Alt-Bötzow war, ist immer noch ein italienisches Restaurant; auch wenn es in den letzten Jahren mehrfach den Namen gewechselt hat. Das Essen schmeckt. Ich hatte eine Pasta mit Calamari für 17 Euro. Die guten, offenen Weine kosten 8 Euro für 0,2. Schade finde ich, dass sie das Ichnusa-Bier nicht mehr auf der Karte haben. Wirklich toll an dem Laden ist der Raum, der immer noch die alte Holzvertäfelung hat und so ausschaut, als wäre die Einrichtung mindestens 100 Jahre alt. Ihr findet das Restaurant in der Linienstraße 113. Geöffnet ist von 17:00 bis 23:00 Uhr. Montag ist Ruhetag. Mehr Infos auf der Insta-Seite des Restaurants. (MB)

Buy

Husten – was tun? Die letzte Woche hat es mich dann auch erwischt; ein hartnäckiger Reizhusten. Was tun? Kräutertee und nicht so viel sprechen; dass sind die No-Brainer. In der Apotheke bekommt man als Ergänzung Silomat-Produkte verkauft. Vom Gefühl her waren die Lutschpastillen hilfreicher als der Hustensaft. Online bestellen lohnt sich nicht so wirklich, weil man sich auf Grund der Lieferkosten nicht besserstellt. (MB)

Work