Sebastian Lange, die #Energiexmedial und Aufmerksamkeitsökonomie bei Kriegen

QUIZ

„Aber die Särge werden nach Hause kommen. Und die Frage wird sein, ob die russische Gesellschaft das trägt. Ich erinnere an den Tschetschenien-Krieg, wo die Mütter der Soldaten auf die Straße gegangen sind. Das hat große Wirkung gezeigt in Russland, weil diese Frauen gesagt haben, es sind unsere Söhne.“

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

„Wandel durch Annäherung“, die Ostpolitik von Willy Brandt ist durch den brutalen, russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gewaltsam beendet worden. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Förderung persönlicher Verbindungen von Russen und Deutschen waren trotzdem eine gute Idee. Beide Seiten haben davon profitiert. Zurzeit ist Russland eine lupenreine Diktatur, die für die Ermordung tausender Ukrainer verantwortlich ist. Aber es wird eine Zeit nach dem Krieg und hoffentlich auch nach der Diktatur geben. Eine Aufteilung der Welt in unversöhnliche Blöcke macht diese nicht sicherer. Darum muss es unser Ziel sein, für die Politik von Willy Brandt in Zukunft wieder einen Anknüpfungspunkt zu finden.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Sebastian Lange gesprochen. Er ist der Leiter des Berliner Büros der REWE Group.

Mit dem Krieg Ukraine steigen die Rohstoffpreise weltweit an. Hinzu kommen Lieferausfälle, zum Beispiel bei Getreide. Welche Auswirkungen hat das auf das Lebensmittelangebot in deutschen Supermärkten?

Wir beobachten die aktuelle Lage und ihre Entwicklung ganz genau. Die Warenversorgung insgesamt ist gesichert. Sollte tatsächlich mal ein Artikel fehlen, gibt es Ausweichmöglichkeiten. Und was die Preise angeht, lassen sich derzeit keine seriösen Aussagen treffen.

„Die REWE Group unterstützt in der aktuellen Situation die Versorgung von notleidenden Menschen in der Ukraine.“ Das schreiben Sie auf Ihrer LinkedIn-Seite. Wie unterstützt die REWE Group konkret?

Wir unterstützen die Versorgung der Menschen in der Ukraine sowie von Flüchtenden vor Ort. Maßgebliche Akteure dafür sind die Organisationen der REWE Group in den Staaten an oder nahe der Grenze zur Ukraine: PENNY in Rumänien, Ungarn und Tschechien, BILLA in der Slowakei, in Tschechien und Bulgarien sowie IKI in Litauen. Sie stellen Lebensmittel sowie Drogerie- und Hygieneartikel mit kurzen Vorlaufzeiten und Transportwegen bereit. Zusammen mit leistungsstarken Hilfsorganisationen können sie die genauen Bedarfe am besten ausmachen und die Güter verteilen. Neben diesem Engagement in direkter Nachbarschaft zur Ukraine unterstützen wir – und zumal die Kaufleute der REWE – bereits eine Vielzahl von Hilfsaktionen von Privatleuten, Vereinen, Kirchengemeinden etc., die auf eigene Initiative Hilfstransporte oder anderweitige Unterstützungen auf den Weg bringen.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte, und warum ist er das?

Ich mag den Hausvogteiplatz. Dort war mein erster Arbeitsplatz nach dem Studium in einer PA-Agentur. Damals, Mitte der 2000er Jahre, standen Großteile der Ostseite des Platzes noch gar nicht. Der Platz ist historisch sehr interessant als ehemaliges Zentrum der größtenteils von jüdischen Unternehmern geprägten Berliner Textilindustrie. Im Sommer plätschert der Brunnen, und im Good Time gibt’s leckeres Essen.

Read

Nicht jeder Krieg bekommt die gleiche Aufmerksamkeit: Malaka Gharib hat hier für NPR (National Public Radio) aufgeschrieben, warum der Krieg in der Ukraine mehr Berichterstattung erhält als andere Kriege, wie im Jemen oder in Äthiopien und welche Auswirkungen das hat. Im Grunde greifen die klassischen Nachrichtenfaktoren. Eine Atommacht ist direkt involviert, darum sind die möglichen Auswirkungen für Europa viel gravierender. Das gilt auch für die Flüchtlinge, deren Land direkt an Europa angrenzt. Und natürlich spielt die Ähnlichkeit der Betroffenen auch eine Rolle. Die Rassismus-Vorwürfe empfinde ich als etwas schief. Die Folgen unzureichender Berichterstattung über einen Krieg sind gravierend, weniger politische Unterstützung, Solidarität und Hilfe. (MB)

Listen

Der neue IPCC-Bericht – wegen dem Krieg in der Ukraine ignoriert? Der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) warnt in seinem neuen Bericht erneut vor den Folgen des Klimawandels. Dieser zeichne sich bereits heute ab, unter anderem bei der Zunahme des Artensterbens. Im neuen berlinbubble Podcast diskutieren wir über die öffentliche Aufmerksamkeit für den Bericht vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine. Außerdem geht es um den politischen Handlungsspielraum, um dem Klimawandel noch etwas entgegenzusetzen. (MB)

Watch

Putins Körpersprache: Tilman Billing hat für t-online die entscheidende Putin-Rede vor dem Überfall auf die Ukraine analysiert. Besonders interessant finde ich die Verknüpfung von Zielgruppe und Inszenierung. Vieles erinnert an die alte Sowjetunion, die vom Kreml aus beherrscht wurde. Wenn die offiziellen russischen Zahlen stimmen, hat die Inszenierung insofern funktioniert, das Putin immer noch einen hohen Rückhalt bei der Bevölkerung geniesst. Hier könnt ihr das Video der Analyse anschauen. (MB)

Learn

Narrative und Diskurse im Krieg: Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine spiegelt sich auch in unser Kommunikation wider. Es liegt an uns zu erkennen, wie Narrative Verbreitung finden und Diskurse gekapert oder zumindest beeinflusst werden. Ob ihr Natascha Zowislo-Grünewald (Bundeswehr-Universität) in jedem Punkt folgen möchtet, müsst ihr selbst entscheiden. Sie hat hier für euch einen lesenswerten Text für den Politsnack-Blog der Konrad-Adenauer-Stiftung geschrieben. (MB)

Know

Der aktuelle IPCC-Bericht: Die IPCC-Arbeitsgruppe WG II (Folgen des Klimawandels, Anpassung und Verwundbarkeit) hat ihren neuen Bericht veröffentlicht. Der Schwerpunkt liegt bei den Auswirkungen des Klimawandels auf „verletzliche Gesellschaften“; sprich Entwicklungs- und Schwellenländer. Kaum ein anderes wissenschaftliches Dokument erhält weltweit so viel Aufmerksamkeit, wie der jeweils aktuelle IPCC-Bericht. Dabei ist die sogenannte „Summary for Policymakers“ sperrig zu lesen. Schlechte Nachrichten werden in einer Aufzählung aneinandergereiht. Im zweiten Teil des Berichts werden Maßnahmen zur Adaption an den Klimawandel – wie zum Beispiel die Begrünung von Städten – analysiert. Das macht zumindest ein wenig Hoffnung. Hier könnt ihr die Zusammenfassung des Berichtes lesen. (MB)

Follow

Carlo Masala: Wer die sicherheits- und verteidigungspolitischen Debatten auf Twitter verfolgt, ist vermutlich bereits vor Jahren über Carlo Masala (Professor Doktor) gestolpert. In den letzten Tagen hat er ein größeres Publikum erreicht, indem er den Ukraine-Krieg auf vielen Kanälen sehr anschaulich erklärt. Hier könnt ihr ihm auf Twitter folgen. (MB)

Attend

100. Geburtstag von Egon Bahr – Wandel durch Annäherung: Wenn sich die Hanns-Seidel-Stiftung mit Egon Bahr beschäftigt, könnte es interessant werden. Der Abend ist eine gute Gelegenheit, die Geschichte des deutsch-russischen Verhältnisses Revue passieren zu lassen. Referent der Veranstaltung ist Dr. Gunther Schmid (Politikwissenschaftler, Lehrbeauftragter, ehem. Professur für Internationale Politik an der Beamtenhochschule München / Berlin). Los geht es am 16. März 2022 | 18.00 bis 20.00 Uhr. Hier könnt ihr euch anmelden. (MB)

Been there

Die #Energiexmedial: „Wir merken, dass ein Ziel doch noch mal wichtiger ist. Versorgungssicherheit gewährleisten.“ VKU-Chef Ingbert Liebing hat damit die Kerndiskussion der #Energiexmedial-Konferenz auf den Punkt gebracht. Was muss und kann getan werden, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Und welche Auswirkungen hat das auf die Klimaschutzpolitik der EU und der Bundesregierung? Bei der Konferenz kamen viele Schmerzpunkte der Klimaschutzpolitik zur Sprache. Über 60 Prozent der deutschen Chemie-Unternehmen denken auf Grund der hohen Energiekosten über Abwanderung oder verstärkte Investitionen im außereuropäischen Ausland nach. Weder für eine Absenkung der Energiekosten noch für einen wirksamen Carbon Leakage Schutz liegen wirksame, politische Vorschläge vor. Auch beim Gebäudesektor hakt es. Bauteile zu ersetzen, die längst noch nicht das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, erscheint nicht sinnvoll. Außerdem wird zu viel wartungsintensive Technologie verbaut. Das ist womöglich bei vielen Gebäuden überhaupt nicht effizient. Besser wären gute Low-Tech-Lösungen. Die von Annette Nietfeld für das Forum für Zukunftsenergien organisierte #Energiexmedial-Konferenz hat sich zum wichtigsten Stelldichein der Energiebranche im politischen Berlin entwickelt. (MB)

Eat and drink

Café Hackescher Hof: Es muss nicht immer das Einstein sein. Wenn ihr einen regierungsviertelnahen Ort für ein Frühstückstreffen ab 9:00 Uhr sucht, testet doch mal das Café Hackescher Hof direkt beim Hauteingang der Hackeschen Höfe (Rosenthaler Str. 40/41). Sie haben eine kleine und feine Frühstückskarte. Gut finde ich morgens das Shakshuka für unter 10 Euro. Es ist mit frischem Gemüse verfeinert. Fehlt nur noch eine original Shakshuka-Gewürzmischung vom Carmel Markt in Tel Aviv. Auch wichtig: der Kaffee ist gut und ihr sitzt bequem. (MB)

Buy

Rudi + Rudi: Die Anfragen für Event-Locations in Berlin ziehen an. Wer bereits gebucht hat und nun einen Unterhaltungsblock im Abendprogramm füllen muss, sollte sich mal das Kabarett-Duo Rudi + Rudi anschauen. Die machen einen guten Job. Der Charme dabei ist, dass der eine Rudi garnicht den Namen Rudi trägt. Er heißt in Wirklichkeit Ralf und arbeitet als Lobbyist im politischen Berlin. Hier findet ihr die Kontaktdaten. Hier gibt es ein kurzes Video. (MB)

Work

Datenjournalist für Friedrich Merz: Das Konrad-Adenauer-Haus hat eine Referentenstelle für Demoskopie ausgeschrieben. Gesucht wird jemand mit einem guten Gespür für Zahlen, der die gängigen Tools beherrscht. Eine flotte Schreibe ist auch gewünscht. Mich wundert, dass die grafische Aufbereitung der Daten nicht inkludiert ist. Hier findet ihr die Ausschreibung der CDU. (MB)

Quiz-Auflösung

FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann im Interview der Woche vom Deutschlandfunk mit Marcus Pindur.