MEW Talk zu nachhaltigen Kraftstoffen für den Luftverkehr
Dienstag, 08. Juli 2025
„Wir müssen darauf gucken, dass es eine globale Industrie ist und nicht Deutschland immer singulär betrachten.“ Simon Berkemeier (Lufthansa) hat damit beim „Kero to Zero“ Talk des MEW (Mittelständische Energiewirtschaft Deutschland) zur Dekarbonisierung des Luftverkehrs den entscheidenden Punkt gemacht. Wenn Regulierung dazu führt, dass deutsche und europäische Unternehmen im internationalen Wettbewerb nicht mehr bestehen können, ist für den Klimaschutz nichts gewonnen. Aber sind die Kunden bereit, Mehrkosten zu akzeptieren und zu tragen, die durch den Einsatz der erheblich teureren SAFs (Sustainable Aviation Fuels) entstehen?
Siegfried Knecht (Airbus) ist bei der Forderung danach sehr klar: „Die Passagiere müssen mitgenommen werden und diese Zusatzkosten schultern.“ Die Lufthansa hat die Erfahrung gemacht, dass sich zwar viele Kunden committen, aber nur sehr wenige bereit sind, freiwillig mehr für Nachhaltigkeit zu zahlen. Unternehmen, die kommerzielle Kunden haben, sind im Vorteil. Denn diese Kunden haben beim Accounting ein Interesse daran, Investitionen in Nachhaltigkeit auszuweisen. Das sei ein signifikanter Unterschied zwischen dem Cargo-Bereich und Passagier-Bereich machte Volker Ratzmann (DHL Group) deutlich.
Bei der Diskussion wurde klar, dass es nicht einfach ist, den Hebel zur Dekarbonisierung des Flugverkehrs umzulegen. Ein Flugzeug fliegt lange; 30 Jahre. Darum dauert es lange, bis moderne Modelle mit sparsamem Verbrauch überall zum Einsatz kommen. Frachtflugzeuge sind in Regel ausgemusterte Passagierflugzeuge. Ein reines Frachtflugzeug soll 2027 von Airbus auf den Markt kommen.
Aber warum mangelt es an SAFs und warum gibt es noch keine Produktion im industriellen Maßstab in Deutschland und Europa? Dazu teile ich die Einschätzung Dominik Hellriegel (UNITI). Die Regulierung für die Produktion von nachhaltigen Kraftstoffen war und ist in Europa viel zu eng. Besonders schädlich sind die Einschränkungen beim Einsatz der Kraftstoffe. Das sahen die Vertreter der Luftfahrt auf dem Panel natürlich nicht so. Dabei ist es doch naheliegend, dass Investitionen attraktiver sind, wenn der Markt größer ist? Das spricht dafür, die Barrieren für den Einsatz von nachhaltigen Kraftstoffen im Straßenverkehr zu beseitigen. Dr. Hans Wenck (Geschäftsführer des MEW) hat die Veranstaltung moderiert. Dr. Uta Weiß (Vorstandsvorsitzende des MEW) hat begrüßt.
