VDL-Talk zur Zukunft der Medien mit Kai Röhrbein, Vorstandsvorsitzender des Verbands Deutscher Lokalzeitungen und Lokalmedien
Mittwoch, 14. Mai 2025
„Auf die Senkung der Mehrwertsteuer für Presseprodukte zu verzichten, die Mehrwertsteuer für die Gastronomie aber dauerhaft zu senken, dann fragt man sich, was unserer Demokratie eigentlich wichtiger ist: der Aperol Spritz oder der Lokaljournalismus?“: so Kai Röhrbein, Vorstandsvorsitzender des Verbands Deutscher Lokalzeitungen und Lokalmedien, bei einer öffentlichen Veranstaltung im Rahmen der Mitgliederversammlung des Verbandes.
Die harte Kritik ist nicht von der Hand zu weisen. Denn der ökonomische Druck auf die lokalen Verlage steigt, und zwar auch weil die Verlage ihre digitalen Angebote ausbauen. „Während unsere Onlinezugriffe steigen, wandern die Werbebudgets zu Meta, Google und Co. Die großen Plattformen leben auch von unserem Content – aber sie bezahlen keinen Cent dafür“: kritisiert Röhrbein. Hinzu kommt die Konkurrenz durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Ausweitung der Kommunikation – oder sollte man besser sagen Berichterstattung der öffentlichen Verwaltung. „Auf Social Media befragen sich Bürgermeister, Behörden und Verwaltungen inzwischen selbst, posten hübsche Fotos und schreiben sich selbst die Schlagzeilen. Klar, das ist bequem. Unabhängige Einordnung, kritische Distanz und Vielfalt der Perspektiven – wie es der Lokaljournalismus leistet – bleiben dabei aber auf der Strecke.“ Da kann man Röhrbein nur beipflichten.
Hinzu kommt jetzt die anstehende Mehrbelastung der Verlage durch die „politisch gewollte“ Mindestlohnanhebung. 500.000 Mehrkosten, diese Summe stellte ein Verlagsvertreter in Raum und das dürfte kein Einzelfall sein. Dann ist es wenig überzeugend, wenn der neue Sprecher der Union für Arbeit und Soziales, Marc Biadacz, zwar die Bedeutung einer unabhängigen Mindestlohnkommission herausstellt, aber nicht auf die grundsätzliche Kritik eingeht.
Und trotzdem haben die lokalen Medien starke Chancen für eine gute Zukunft, das macht Röhrbein deutlich. Konkret geht es um „Vertrauen durch Nähe; denn Lokalzeitungen sind da, wo das Leben spielt.“ „Exklusivität durch Relevanz; denn niemand kennt die Region so gut wie wir.“ Und „Entwicklung zusätzlicher Monetarisierungsmöglichkeiten durch Innovationsfreudigkeit; zum Beispiel datengetriebene Formate, Community-basierte Erlösmodelle, Kooperationen mit lokalen Unternehmen, Events oder Memberships.“
(MB) / Foto Stefan Waldschmidt
