Digitaler Unterricht – was lernen wir aus der Corona-Krise?
Dorothee Bär bei der INSM

Die Schulen und die zuständigen Bildungsministerien der Länder haben bei der Corona-Krise versagt. 60 Prozent der Eltern schulpflichtiger Kinder sind – laut einer Civey-Umfage – mit der Unterrichtsqualität während der Schulschließung unzufrieden, über 28 Prozent sogar sehr unzufrieden. Der Bildungsexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Prof. Dr. Axel Plünnecke und Dorothee Bär MdB (CSU), Staatsministerin für Digitalisierung, haben bei einer Veranstaltung der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) darüber diskutiert, wie digitale Schule in Zukunft besser funktionieren kann. Grundlage für die Diskussion ist ein Schwerpunktkapitel im diesjährigen INSM-Bildungsmonitor. Die vollständige Veranstaltung könnt Ihr hier anschauen.

Erfahrungen in der Corona-Krise

Keinem einzigen Bundesland ist es gelungen, auf die Schulschließungen lückenlos mit einem digitalen Unterrichtsangebot zu reagieren. Im Gegenteil: Lehrer, die eigenständig digitale Angebote mit Hilfe existierender Plattformen (Zoom, usw.) angeboten haben, müssen befürchten, dass sie von den Datenschutzbehörden der Länder verklagt werden. Sehr viel Unterricht ist ersatzlos ausgefallen. In der Krise hat sich erneut bestätigt, dass die Eltern erheblichen Einfluss auf den Bildungserfolg ihrer Kinder haben. Schüler aus bildungsfernen Haushalten sind in den letzten Monaten stark zurückgefallen. Bei jüngeren Schülern ist dieser Effekt sogar deutlicher.  

Schule digital

Falls es den Ländern und dem Bund gemeinsam gelingen sollte, eine geeignete Digitalinfrastruktur auf die Beine zu stellen, damit digitaler Unterricht in Zukunft in ganz Deutschland möglich ist, hätte die Krise sogar etwas Gutes. Plünnecke fordert dafür neben dem Ausbau einer Hardware-Infrastruktur, Weiterbildung und Vernetzung für die Lehrer. Dabei spielt auch der unbefriedigende Netzausbau in Deutschland eine Rolle. Die Kritik daran lässt Bär nicht stehen: „Es gibt viele Tools, die nur wenig Bandbreite brauchen.“

Grundsätzlich tue ich mich mit den Forderungen von Plünnecke nach 20.000 IT-Experten für die Schulen und einem Ausbau der digitalen Infrastruktur, verbunden mit einer Ausstattung der Schüler mit Endgeräten, schwer. Viel innovativer wäre es, die vorhandenen Unterrichtsplattformen zu zertifizieren, damit diese von den Schulen und Lehrern eingesetzt werden können. Dabei muss gelten: Usability ist wichtiger als Datenschutz. Nur weil eine Plattform nicht in Deutschland gehostet wird, sollte sie nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Es ist auch nicht sinnvoll, dass die Länder in großer Zahl Laptops oder Tablets anschaffen, um diese an Schüler zu verleihen. Auf geeigneten Unterrichtsplattformen kann mit allen Endgeräten gearbeitet werden. Darum ist „Bring your own device“ die bessere Lösung. Bei der Anschaffung der Geräte sollten Eltern unterstützt werden. Das ginge entweder unabhängig von deren Einkommen oder analog zum Kinderbonus im Konjunkturpaket. Dann würden aber nur die Eltern mit geringem Einkommen eine Unterstützung erhalten. Auch der Zugang zu den Bildungsplattformen für alle Schüler könnte einfach organisiert werden. Die Internet-Service-Provider müssten darauf verzichten, die Nutzung auf das Datenvolumen der Verträge der Schüler anzurechnen und es stattdessen den zuständigen Kostenträgern auf Landes- oder Bundesebene in Rechnung stellen.

Matthias Bannas

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