
Albrecht Broemme ist Vorstandsvorsitzender des Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit (ZOES). Außerdem ist er Koordinator für Flüchtlingsangelegenheiten des Landes Berlin. Von 2006 bis 2019 war er Präsident des Technischen Hilfswerks (THW). Er ist diplomierter Elektrotechniker und Brandassessor.
„Das Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit e.V. versteht sich als Denkwerkstatt und Netzwerk zum Schutz der öffentlichen und zivilen Sicherheit. Ziel ist es, das breit angelegte Themenspektrum der Öffentlichen Sicherheit durch einen tiefgreifenden Diskurs mit Experten und deren Erfahrung aus der Praxis zu bearbeiten.“
Foto: Jörg Rohne/ZOES
Albrecht Broemme ist Vorstandsvorsitzender des Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit (ZOES)
Die Wiedereinführung einer Wehrpflicht oder die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht würden dazu führen, dass die Bundeswehr und die Organisationen, die für eine Dienstpflicht in Frage kommen, viele Menschen in einem begrenzten Zeitraum ausbilden und beschäftigen müssten. Wie müsste die neue Bundesregierung investieren, damit das klappt?
Der erste Schritt dürfte die Wehrpflicht sein, die bekanntlich nicht abgeschafft sondern nur ausgesetzt wurde. Ich halte dies für die beste Möglichkeit, die erforderliche Aufstockung des Personals der Bundeswehr zu vollziehen. Also müsste „nur“ die Aussetzung der Wehrpflicht aufgehoben werden. Die Wehrpflicht müsste allerdings für Männer und Frauen gleichermaßen gelten.
Die Kosten hierfür kann ich nicht beziffern, denn die Kreiswehr-Ersatzämter wurden aufgelöst und Betriebsärzte sind „Mangelware“. Inzwischen hat die Bundeswehr andere Strukturen geschaffen, deren Leistungsfähigkeit erhöht werden muss.
In vielen Dörfern gibt es eine freiwillige Feuerwehr. Auch junge Menschen engagieren sich dort mit Begeisterung. Warum ist es in Städten wie Berlin ungleich schwieriger junge Menschen für gesellschaftliches Engagement zu gewinnen als im ländlichen Raum? Wie könnte das besser gelingen?
Dass es in Großstädten wie Berlin generell schwieriger ist, Menschen für ein ehrenamtliches Engagement im Katastrophenschutz zu gewinnen, trifft nicht zu: sowohl Jugendgruppen der Freiwilligen Feuerwehr als auch Ortsverbände des Technischen Hilfswerks können nicht so viele Menschen aufnehmen wie sich bei ihnen melden. Es mangelt schlichtweg am Platz in den Räumlichkeiten. Hinzu kommen bei entsprechenden Ereignissen die Spontanhelfer – sei es bei einer Flüchtlingswelle oder einem Hochwasser. Ich formuliere das gerne so: „Die christliche Nächstenliebe ist nicht abgeschafft!“
Im ländlichen Raum ist das Freizeitangebot geringer als in der Großstadt. Gibt es in manchen Dörfern nur die Freiwillige Feuerwehr? Keinesfalls, denn es gibt z.B. die Landjugend, die Landfrauen, Kultur- und Gesangsvereine sowie viele private Initiativen, um z.B. eine Kirche zu restaurieren oder ein altes Gutshaus vor dem Verfall zu retten.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Mein Lieblingsort in Berlin-Mitte ist der S-Bahnhof Friedrichstraße, für mich ein Symbol der Wiedervereinigung Deutschlands.