
Arvid Nienhaus über Voraussetzungen bei Beratungen
Wer für ein Unternehmen, einen Verband oder einen Bundestagsabgeordneten als Kommunikationsverantwortlicher arbeitet, kennt die Herausforderung, eine Vorgesetzte oder einen Vorgesetzten zu beraten. Körpersprache, Empathie oder Zuspitzung; in der Regel geht es um sehr persönliche Empfehlungen. Was sind zentrale Punkte darin und was kann ich tun, damit diese beim Empfänger besser ankommen?
Zwei Punkte sind dabei grundlegend wichtig: Zum einen, sich des Ziels, das mittels der eigenen Wirkung erreicht werden soll, bewusst zu sein. Wirkung ist wie Führung kein Selbstzweck sondern erfordert Bewusstsein für die eigene Fähigkeiten, Stärken und natürlich für das Ziel, dass erreicht werden soll. Erst wenn bewusst ist, was auf welche Weise in der Kommunikation erreicht werden soll, können wir Kommunikation und persönliche Wirkung danach ausrichten – dies gilt natürlich auch 1:1 in der Körpersprache. Sich ein klares Bild vom Ziel und dem gewünschten Effekt zu verschaffen ist hierbei ebenso zentral, wie bei planerischen Vorhaben in der Unternehmensführung oder Verbandskommunikation. Als kommunikationsverantwortliche Person gegenüber Vorgesetzten das Bewusstsein hierfür zu schärfen, ist zentral für eine authentische und zugleich wirkungsvolle Kommunikation zu Adressaten und vermeidet Betriebsblindheit in der Kommunikation der eigenen Themen.
Meine Erfahrung aus 15 Jahren Coaching und Training von Leistungsträgern und Führungskräften ist, dass das „Was“ – also der Inhalt und die Wortwahl für die Kommunikation zumeist übervorbereitet wird und das „Wie“ der Präsentation, also Körpersprache, Wirkung Ton-Art, Kadenz und Pausen dagegen zu häufig vernachlässigt werden. Wichtig ist also, das Gesamtpaket stimmig zu schnüren.
Der zweite Punkt ist, dass Entscheidungen zu Auftreten, Wirkung und Körpersprache allzu häufig erst kurz vor einem Termin oder gar nebenbei getroffen werden. Das geht zwar häufig „irgendwie“ gut, jedoch zielt es zugleich am vollen Potential der Person in ihrer Wirkung vorbei. Ich merke zudem, dass Menschen sich stärker mit dem beschäftigen was sie alles vermeiden wollen, anstelle mit dem, was sie in ihrer Kommunikation und Wirkung stärken und vermitteln möchten. Körpersprache, Auftreten und Wirkung müssen vorab mitbedacht werden damit die verbale Botschaft nicht durch körpersprachliche Doppelbotschaften verwässert wird, wie es bereits mehrfach auch bei CEOs in Keynotes zu beobachten war. Beispielsweise wurde ein wendiges neues Elektro-Fahrzeug eines großen deutschen Automobil-Konzerns mit einer zeitdehnenden Langsamkeit in Auftreten, Stimme und mit schwindender Agilität präsentiert – dies passte nicht zusammen. Der Fokus für die gewünschte Wirkung spielt hier eine zentrale Rolle. Niemand käme auf die Idee, einen Spitzensportler mit gelegentlichem Training zur Olympiade zu entsenden, doch in Themen der täglichen nonverbalen Kommunikation herrscht an vieler Stelle ein Vorgehen nach Western Art und es wird in bester Absicht „aus der Hüfte geschossen“. Hier darf stattdessen gezielt Klarheit zur eigenen Wirkung geschaffen und bewusst eingesetzt werden. Nicht selten berichten mir gestandene Führungskräfte in dem Kontext, dass ihnen eigentlich gar nicht so genau bewusst ist, was sie in Ihrer körpersprachlichen Kommunikation und Wirkung tun, besonders dann, wenn Dinge glatt laufen. Doch von solchen Situationen wollen wir ja letztendlich mehr erzeugen. Dazu zählt auch konkret zu wissen, wie sich eigene Stärken, Charaktermerkmale und das individuelle Profil in Auftreten und Körpersprache äußern. Was nicht bekannt ist, kann auch nicht verstärkt, geschweige denn in einem Konfliktszenario belastbar kommuniziert werden. Letztendlich hat eine kommunikationsverantwortliche Person die Wichtigkeit dieses Themenbereichs im besten Interesse der vorgesetzten Person mitzubedenken und an sie zu kommunizieren. Eine gute Wirkung in der Kommunikation ist zudem in deren Interesse, da in der Außenwahrnehmung hauptsächlich personenzentriert beobachtet wird. Der Fokus liegt mehr denn je auf der Person und wie er oder sie kommuniziert. Eine zusätzliche Perspektive in der Vorbereitung ist dabei stets wertvoll und sollte in Form von Vorschlägen und Empfehlungen durch Kommunikationsbeauftragte hierarchieübergreifend erlaubt sein.
Druck und Stress bestimmen oft den Arbeitsalltag. Wie gelingt es mir, mein Team – trotz dieser Herausforderungen – positiv zu motivieren und zu führen?
Auch hier ist wichtig, sich der eigenen Wirkung nicht nur in Krisensituationen und bei Herausforderungen bewusst zu sein, sondern eben auch mit Blick auf Erfolgsmomente, die still und vermeintlich unsichtbar stattfinden und dadurch viel seltener unsere Beachtung finden. Diese zu kennen, birgt zum einen Erfolgsstrategien und zum anderen stärkt es das Bewusstsein im Team für Erfolge. Es schürt das „Feuer“ zum Voranbringen von Themen und färbt nicht zuletzt auch auf die emotionale Verbindung zur vorgesetzten Person ab. Darüber hinaus, gilt es, besonders mit Blick auf die Herausforderungen der Zeit, das „Wozu – tun wir es?!“ in der Kommunikation zur gemeinsamen Arbeit bewusst zu halten und aktiv zu kommunizieren. Das Ziel für welches gemeinsam als Team gehandelt wird, darf wiederkehrend kommuniziert und gefestigt werden. Damit die Kommunikation hierin gelingt, braucht es Sichtbarkeit der Führung und dies wortwörtlich auch mit Blick auf die eigene Körpersprache.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Die nördliche Monbijou-Brücke zwischen Bode-Museum und der Monbijou-Straße, besonders an einem lauen Sommerabend. Es ist ein historischer Ort in Berlin und es bietet sich von dort zugleich ein wunderbarer Ausblick in Richtung Westen wie in Osten über den Spree-Arm. Ein schöner Ort um die Geschichte Berlins auf einen Blick einzuatmen und alt wie neu im Blickfeld zu genießen.