
Bernd Meurer über Fachkräftemangel im Pfelgedienst
Im Rahmen der Kampagne „Bei Anruf Sorry“ haben die Mitglieder des bpa dokumentiert, dass ambulante Pflegedienste und Pflegeheime durchschnittlich dreimal pro Tag Anfragen von Pflegebedürftigen abweisen müssen. Mit welcher Maßnahme könnte die Bundesregierung die Versorgung schnell und wirkungsvoll verbessern?
“Die schnellste Entlastung würde sicher das bringen, was wir „Kompetenzvermutung“ nennen, also quasi eine qualitätsgesicherte Umkehr des derzeitigen Anerkennungsprozesses für internationale Kräfte. Heute sitzen diese monatelang auf der Ersatzbank, bis auch die letzte Behörde ordentlich ihren Stempel auf sehr viele Dokumente gemacht hat, auch wenn die Kräfte gut ausgebildet und erfahren sind. Das können wir uns nicht mehr leisten, angesichts der viele unversorgten Pflegebedürftigen und der Familien unter Druck. Es muss andersherum laufen: Wer eine dreijährige Ausbildung oder ein Studium sowie die entsprechenden Sprachkenntnisse hat, muss sofort als Fachkraft eingesetzt werden dürfen. Eine Prüfung und ggf. Anpassungsmaßnahmen können dann im Nachgang erfolgen.”
Bis zum Jahr 2034 sollen rund 500.000 Pflegekräfte in Deutschland fehlen, Mit welchen langfristig wirksamen Maßnahmen ließe sich diese Lücke reduzieren?
„Neben der Zuwanderung ist es vor allem die gezielte Ausbildung für die Langzeitpflege. Wir hatten eine eigenständige Altenpflegeausbildung, die über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg einen Anstieg der Azubizahlen von mehr als 60 Prozent geliefert hat. Seit Einführung der Generalistischen Ausbildung mühen wir uns ab, um überhaupt das Vorniveau wieder zu erreichen. Damit können wir die Versorgung von immer mehr Pflegebedürftigen nicht stemmen.”
Gleichzeitig Verbandspräsident und Unternehmer zu sein, ist – nicht nur zeitlich – eine große Herausforderung. Warum ist es wichtig, dass sich Unternehmer in Wirtschaftsverbänden engagieren?
„Nur wer die Praxis erlebt, kann die entscheidenden Impulse für das politische Handeln geben. Es ist unsere besondere Stärke als bpa, dass das Ehrenamt in den Vorständen und im Präsidium immer glaubhaft sagen kann: Das, was wir vorschlagen, funktioniert auch im Versorgungsalltag. Für mich sind Gespräche mit meinen Mitarbeitenden elementar.”
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
„Als Westerwälder freue ich mich über jeden Termin in der Rheinland-Pfälzischen Landesvertretung. Tatsächlich ist mein Lieblingsort aber nach wie vor der Bundestag. Im direkten Dialog mit Abgeordneten und Regierungsvertretern können wir wirksam an einer sicheren pflegerischen Versorgung in Deutschland arbeiten.”