
Christian Koof ist Managing Partner von SKM Consultants. SKM Consultants ist ein Beratungsunternehmen für strategische Kommunikation. Es fokussiert auf die fünf Beratungsfelder: Corporate Communications, Stakeholder Engagement, Public Affairs, Training und Krisenmanagement.
Christian Koof ist Managing Partner von SKM Consultants
Der Bundesregierung aus Union und SPD ist es gelungen, sich mit einer Verfassungsänderung ausreichend Investitionsspielraum für die nächste Legislaturperiode zu verschaffen. Es ist aber noch nicht klar, was die beiden ungleichen Partner gemeinsam für das Land erreichen möchten. Was muss jetzt passieren, um ein tragfähiges Narrativ für die nächste Bundesregierung zu entwickeln?
Was wir spätestens von der Ampel gelernt haben: Ein Koalitionsvertrag ist kein Narrativ. Ersterer mag die Zukunft des Bürgergelds klären oder Leitplanken für die Krankenhausreform setzen. Letzteres jedoch ist wichtiger. Das Narrativ setzt den Ton einer Regierung, vermittelt eine Stimmung. Es zeigt Bürgerinnen und Bürgern die Idee einer Regierung von dem Land auf, das sie führt. Reicht da das im Koalitionsvertrag beschriebene „freie, sichere, gerechte und wohlhabende Deutschland“? Vermutlich nicht.
Die Wahl vom 23. Februar hat ein gespaltenes Land bloßgelegt. Im Westen schwarz im Osten blau, entlang einer Grenze, von der wir glaubten, sie 1989 überwunden zu haben. Was Schwarz-Rot jetzt gelingen muss, ist ein Narrativ der Einigkeit zu schreiben – und zu praktizieren.
Auch die Regierung Merz wird letztlich an ihren Taten gemessen werden. Die aber werden zunehmend nicht allein aus Berlin heraus definiert. Auch wenn die neue Regierung „Verantwortung für Deutschland“ übernehmen möchte; angesichts von Trump, Putin und Xi Jinping ist das schwarz-rote Narrativ zwangsläufig ein europäisches. Friedrich Merz sollte vermitteln, dass Europa keine Brüsseler Verhandlungsplattform zur Durchsetzung nationaler Interessen gegen andere europäische Staaten ist. Europa ist eine von freiheitlichen und demokratischen Idealen getragene Interessengemeinschaft, die zur Kompromissfähigkeit verurteilt ist. Auch das gehört zum Narrativ.
Mangelnde Regierungserfahrung; so der zentrale Angriff auf Friedrich Merz im Wahlkampf. Seit dem Wahltag wird ihm nun auch seine Kehrtwende in der Schuldenfrage und die vermeintlich schlechten Verhandlungsführung mit den Grünen und der SPD zum Vorwurf gemacht. Kurzum, er steht nicht gut da. Was kann Friedrich Merz jetzt tun, um in die Offensive zu kommen?
Ist es der Mangel an Regierungserfahrung oder die schlechte Verhandlungsführung, die das Bild von Friedrich Merz in der Öffentlichkeit prägen? Entscheidender ist vermutlich, dass er in den einschlägigen Meinungsumfragen nicht gerade als Sympathieträger abschneidet.
Meine Beobachtung von Friedrich Merz ist: Er vermittelt allzu häufig dozierende Arroganz statt staatsmännischer Ernsthaftigkeit. Wenn es künftig gelingt, die Agenda der Regierung weniger schneidend zu vermitteln, sondern freundlich und den Menschen zugewandt, dann wäre viel gewonnen.
In einem Interview während des Wahlkampfs zu seiner größten Schwäche als Kandidat befragt, enthielt er sich ganz untypisch der hochtrabenden Analyse oder der scheinheiligen Selbstkritik („Ungeduld“) sondern antwortete überraschend ehrlich, dass ihn viele wohl für zu alt hielten. Dabei lächelte er bedauernd. Er wirkte fast menschlich, unser künftiger Kanzler. Weiter so.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Als ich noch rauchte, saß ich im Sommer gern vor der Torbar auf der gleichnamigen Straße. Zwischen lauten Touristen und leisen Lobbyisten nippte ich an einem Manhattan Perfect und schaute durch die Kleine Hamburger Straße hindurch auf den Fernsehturm im Sonnenuntergang. Der perfekte Berliner Feierabend: Keine Termine und leicht einen sitzen.
Mittlerweile zieht es mich eher zu den Tischtennisplatten im Eierpark Ecke Ackerstraße und Elisabethkirchstr. Einfach einen Schläger mitbringen. Andere warten meist schon. Und kein Mensch redet über Politik.