
Christian-Moritz Thorn über die Glücksspielbranche
„LÖWEN ENTERTAINMENT ist in Deutschland eines der führenden Glücksspielunternehmen.“ Es gibt Branchen mit weniger Gegenwind. Was ist Deine Motivation gewesen, hier dennoch Fuß zu fassen?
Die Menschen haben schon immer gespielt – und werden es auch in Zukunft tun. Millionen erwachsene Deutsche spielen Lotto, an Geldspielgeräten oder haben bis zum knappen EM-Viertelfinale auf unsere Nationalelf gewettet. Trotzdem haben beim Thema Glücksspiel immer noch viele längst überholte Klischees im Kopf, manchmal leider auch in der Politik. Dieses Spannungsfeld hat mich sehr interessiert.
Im Kern hat mein Job also viel mit Entmystifizieren und leidenschaftlicher Debatte zu tun. Wir sind eine der am stärksten regulierten Branchen. Das fängt beispielsweise bei der staatlichen Freigabe aller unserer Geräte und Spiele an und geht bis hin zu gesetzlich festgelegten Limits für Gewinne und Verluste.
Es geht für uns vor allem um eine wirksame Regulierung, die legale Anbieter und damit auch den Verbraucherschutz stärkt. Dazu kommt noch eine Grundhaltung, die mich antreibt: Wir sollten uns nicht anmaßen, zu bewerten, wie Menschen ihre Freizeit gestalten. Bestimmte Branchen müssen manchmal aber stärker als andere um gesellschaftliche Akzeptanz ringen – die Glücksspielbranche gehört dazu. Auch das macht für mich den Reiz aus.
Du bist jetzt seit rund einem halben Jahr dabei. Wie lief die Kennenlern-Phase für dich?
In den ersten Monaten habe ich viele Kolleginnen und Kollegen aus Forschung, Entwicklung, Produktion und Kommunikation kennengelernt. Im Unternehmen gibt es eine große Vielfalt. Wir sind ja nicht nur Anbieter von Online-Glücksspiel, sondern im Kerngeschäft auch Hersteller von Geldspiel- und E-Dartgeräten. Und das bedeutet, dass von den ersten Designskizzen der Produkte bis hin zur Fertigung und dem Vertrieb alles im Haus passiert. Als Unternehmen haben wir gerade 75-Jähriges gefeiert — viele aus dem Team sind schon sehr lange an Bord.
Bei einem Praktikum in einer Spielhalle bin ich auch mit vielen Spielgästen ins Gespräch gekommen. Hier triffst du einen Querschnitt unserer Gesellschaft. Beispielsweise eine Facharbeiterin, einen Architekten oder Rentner. Und die haben mir gesagt: Sie suchen Unterhaltung und eine kleine Pause vom Alltag. Diese Eindrücke nehme ich für meine Arbeit mit. Denn letztlich geht es doch darum, dass wir als Bürgerinnen und Bürger unsere Freizeit selbstbestimmt gestalten können. Das ist für mich ein hohes Gut.
Du bist für LÖWEN ENTERTAINMENT auf dem Berliner Parkett unterwegs. Wie organisierst Du die Zusammenarbeit und Abstimmung mit Kollegen an den anderen Unternehmens-Standorten oder Stakeholdern über ganz Deutschland verteilt?
Richtig, ich lebe und arbeite hauptsächlich in Berlin. Unser Firmensitz ist im rheinland-pfälzischen Bingen am Rhein. Bekannt vor allem durch Hildegard von Bingen. Unsere Tochter- und Schwesterunternehmen sitzen zwischen Hamburg und Baden-Württemberg. Zu unserer Konzernmutter wäre es noch etwas weiter in die Nähe von Wien.
Der Arbeitsalltag ist sehr dynamisch. Eine Kombination aus Home-Office, Coworking, Laptop im Zug oder im Binger Büro. Auch, weil neben der breiten Streuung unserer Standorte die politischen Zuständigkeiten weit über das Bundesgebiet verteilt sind. In Berlin erreiche ich natürlich direkt die Bundespolitik. Für unsere landespolitischen Angelegenheiten bin ich dann sehr regelmäßig in der ganzen Republik unterwegs. Oder fußläufig in einer der Landesvertretungen. Unterstützt werde ich zudem durch die engagierte Arbeit unserer Branchenverbände.
Klare Zuständigkeiten und Vertrauen sind das A und O. Und alle Prozesse digital first. Aber ich habe auch ein Team, das ich jederzeit erreichen kann. Bei fachlichen Rückfragen und natürlich auch privaten Themen, die auch nicht untergehen dürfen.
Was sind Deine Lieblingsorte in Berlin-Mitte und warum?
Berlin ist zusammen mit Potsdam, wo ich auch studiert habe, seit fast 25 Jahren mein zu Hause. Ich habe gleich drei persönliche und neu (wieder-)entdeckte Lieblingsorte.
Seit letztem Jahr bin ich ein großer Freund vom Fotografiska. Früher als „Tacheles“ Ort der (Punk-)Kultur, heute Museum für zeitgenössische Fotografie. Graffitis zieren als „Patina“ die Treppen und Ausstellungsgänge. Aktuell zu sehen gibt es u.a. intime Einblicke von Andy Warhol. Jeden Tag bis 23 Uhr. Im Anschluss hat man die Wahl zwischen dem Veronika – Bar und Restaurant auf zwei Etagen – oder der neuen Bar Clara. Letztere kann es in Sachen Panoramablick direkt mit dem Soho House aufnehmen.
Dann gibt es auf dem Arkonaplatz freitags bis späten Nachmittag einen zauberhaften Wochenmarkt mit einer riesigen Auswahl an Obst, Gemüse, Käse und Streetfood. Und am Sonntag kann man auf dem Flohmarkt alte und neue Schätze entdecken. Ein Poster und Barregal haben es schon in meine Wohnung geschafft.
Zuletzt der Platz des 18. März direkt am Brandenburger Tor. Nur seinen Namen kennt kaum jemand. Ein echt spannendes Schlüsseldatum für unsere demokratische Kultur in Deutschland. Die Gründung der Mainzer Republik 1793, Berliner Märzrevolution 1848 und die ersten freien DDR-Volkskammerwahlen 1990. Alles am 18. März. Zufällig auch mein Geburtstag. Das aber ohne historische Bedeutung. Als Datumspate möchte ich den Platz dennoch bekannter machen.