
Daniel Kaddik über die Zukunft von Tankstellen
Tankstellen? Gibt es die auch noch in 20 Jahren? Was wird sich am Geschäftsmodell Tankstelle ändern und was wird immer noch so sein wie heute?
Das hoffe ich doch sehr; sonst war mein Wechsel zum bft im April dieses Jahres ein denkbar schlechter. Wenn wir uns aber nur die nackten Zahlen ansehen, dann sieht es weiter sehr nach einem Fortbestand der Tankstellen aus. Auch mit einer Zunahme von Elektrofahrzeugen werden selbst 2040 noch mindestens 32 Millionen Verbrenner auf den Straßen unterwegs sein. Hinzu kommen Lkw in verschiedenen Kraftstoffvarianten. Die müssen alle betankt werden. Hinzu kommt im ländlichen Raum außerdem das Thema Nahversorgung. Mit dem Ausbau des eMobilität und dem Laden zu Hause wird es aber auch zu einer Veränderung des Kundenverhaltens kommen, was sich wiederum auf die Zahl der Tankstellen auswirken wird. Laden braucht einfach mehr Zeit und es stellt sich die Frage, welches Angebot gemacht werden kann, um den Kunden zur Ladesäule und schließlich auch in den Shop zu bekommen. Von Kaffee, über Gastronomie bis hin zum Coworking-Space – die Tankstelle der Zukunft wird anders aussehen und noch stärker auf den Bereich Service setzen. Dabei sehe ich auch eher den Mittelstand als die großen Unternehmen. 1. Er ist agiler und kann neue Dinge schneller und dezentral ausprobieren. 2. haben wir keinen Plan B. Wir sind Teil der Gesellschaft und können nicht einfach weg.
Kaum eine Diskussion zur Nutzung synthetischer Kraftstoffe kommt ohne die Forderung aus, dass diese nicht im Straßenverkehr zum Einsatz kommen dürfen. Warum ist diese Forderung falsch?
Weil sie absolut keinen Sinn ergibt. Im Schiff- und Flugverkehr sollen wir umsteigen und es ist toll CO2-neutral, aber für die Straße soll das nicht gelten? Mit synthetischen Kraftstoffen lässt sich nicht nur die komplette Bestandsflotte defossilisieren, man kann auch die Kraftstoffinfrastruktur weiter nutzen und spart sich einen nicht unerheblichen Teil der für die eMobilität erforderlichen Investitionen. Dafür brauchen wir aber Investitionssicherheit und – anreize. Es wird immer behauptet, es gäbe nicht genug eFuels. Stimmt bisher. Aber würde verlässlich signalisiert, dass synthetische Kraftstoffe in Pkw zugelassen sind und sich die CO2-Neutralität auch steuerlich niederschlägt, prognostiziere ich einen wahren Boom. Einen bei dem Deutschland und die EU wirklich Vorreiter im Klimaschutz sein können und die Signalwirkung Verbrenner weltweit defossilisieren kann.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Der Zoo, weil ich da nach der Arbeit oft meine Familie treffe und nach einem Besuch bei den Pandas mit ihr nach Hause fahre. Und Biers Currywurststand am Checkpoint Charly – weit genug weg von meinem Büro, sodass der Kopf frei wird und der Fußweg gleicht das schlechte Gewissen wieder aus.