
Dr. Katya Assaf-Zakharov über ihr Projekt jedem eine Bühne zu geben
„DU BIST AM ZUG“ macht kreative Arbeiten für Menschen sichtbar, die selten oder überhaupt nicht Museen oder Galerien besuchen. Was kann das bewirken?
Das kann natürlich einen Funken Inspiration und Freude in den Alltag bringen. Das Wichtigste für uns ist aber, dass die persönlichen Beiträge Einblicke in die Lebenswelten von Berliner*innen ermöglichen – sie lassen erfahren, was unsere Mitmenschen bewegt, was sie schön finden, was ihnen Sorgen bereitet oder wie kreativ sie sind. Zu oft nehmen wir uns unbekannte Menschen nur als Teil einer Gruppe wahr – dadurch entstehen Vorurteile und soziale Polarisierung. DU BIST AM ZUG wirkt gegen diese Tendenzen indem es Menschen vor einem großen Publikum als Individuen auftreten lässt.
Sie lehren an der Universität von Jerusalem. Wäre auch dort ein vergleichbares Projekt möglich?
In der Tat findet aktuell ein Pilotprojekt an der Hebrew University statt. Weil die israelische Gesellschaft im Moment stark gespaltet ist, haben wir uns für ein leicht verändertes Format entschieden – während es in Berlin keine vorgegebenen Themen gibt, fokussiert sich das Projekt in Jerusalem auf die verschiedenen Identitäten der Menschen, die sich an der Uni aufhalten. Die Idee dahinter ist, Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur nebeneinander zu zeigen und somit zu signalisieren, dass alle zusammengehören und dass unsere Zukunft gemeinsam ist.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Mein Lieblingsort ist das Haus Schwarzenberg. Das ist ein Hinterhof, der mit Graffiti, Aufklebern, Inschriften und Zeichnungen aller Art zugewachsen ist. Diese persönlichen Botschaften kann ich stundenlang bewundern.