Hendrik Wieduwilt über Debatten bei kontroversen Themen
Klimaschutz, Russland und Corona; insbesondere bei kontroversen Themen tun sich Regierung und Parteien schwer damit, sich in der stark ausdifferenzierten Landschaft der Debattenräume Gehör zu verschaffen. Gibt es für diese Herausforderung einen Quick-Fix?
Der Debattenraum, zumal der digitale, zerfällt derzeit. Daher wird es noch wichtiger, die eigenen Botschaften transportabel zu halten. Das bedeutet vor allem: Kurze und prägnante Sätze, wirkmächtige Bilder, Formulierungen in Tweet-Länge und Videos, Videos, Videos. Viele Führungsgestalten in Deutschland können sich zu all dem schwer überwinden, weil sie Angst vor Banalitäten haben. Da tragen wir ein kulturelles Erbe mit uns herum – und manchmal ist es schlicht Arroganz. Herr Scholz etwa leidet an beidem.
Neben dem Gebäudeenergiegesetz könnte auch die 11. GWB-Novelle zeitnah vom Bundestag verabschiedet werden. Während das eine Thema in den Medien hohe Wellen schlägt, wird das andere Thema unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt. Was hätte die Wirtschaft tun können, um eine öffentliche Debatte zu diesem – zugegeben – komplexen Thema anzureizen?
Bei der GWB-Novelle fehlt vor allem der energische Widerspruch der Union, warum auch immer, und die AfD kapiert vermutlich nicht, worum es geht. Ohne eine gewichtige politische Stimme gibt es aber keine Debatte, die Kritik von Juraprofessoren und Verbänden reicht nicht. Ich würde also eine sehr pointierte, aber dennoch ernsthafte Stimme aus der Wirtschaft suchen. Es darf gern ein bisschen grob sein! “Was das Heizungsverbot für die Verbraucher war, ist diese Wettbewerbsreform für die deutsche Industrie”, so in dem Stil. Schon die Abkürzung “GWB” versteht ja kein Mensch. Wenn das Hayek-Fans in den großen Wirtschaftszeitungen hören, werden die schon die Ohren spitzen!
Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Verbindet man alle hochseriösen Orte in Mitte, an denen ich mal arbeiten durfte – Redaktionen, Ministerien, Kanzleien, Beratungsboutiquen und so weiter – dann ist ziemlich in der Mitte das herrlich doofe Bud Spencer Museum, ein Plastiktempel für Backpfeifenhumor. Ich finde das erdend und muss immer ein bisschen lächeln, wenn ich vorbeifahre. Irgendwann muss ich da mal rein.