
Henrik Tesch über sein neues Buch
In Eurem Buch wird sehr gut deutlich, wie schwer sich Deutschland in der Corona-Krise mit digitalen Problemlösungen getan hat. Das gilt unter anderem für die Schulen und die Gesundheitsämter. Gibt es ein deutsches, digitales Best-Practice-Projekt der öffentlichen Verwaltung? Und was können wir daraus lernen?
Uns hat vor allem das Gesundheitsamt in Köln überzeugt. Dort haben Leitung und IT-Abteilung sehr früh im Pandemiegeschehen die Weichen für eine komplett digitale Kontaktnachverfolgung gestellt und innerhalb weniger Tage eine entsprechende Lösung umgesetzt. Dabei haben sie mit Start-ups und der Fraunhofer-Gesellschaft vor Ort zusammengearbeitet. Neben der Nachverfolgung konnten so z.B. Pandemie-Hotspots schneller erkannt werden. Das Ergebnis: eine im Bundesvergleich um die Hälfte geringere Mortalitätsrate.
Welche Pflöcke muss die neue Ampel-Regierung einschlagen, um die deutsche Verwaltung erfolgreich zu digitalisieren?
Zum einen brauchen wir endlich politische Führung bei der Umsetzung. Das muss im Übrigen kein eigenes Digitalisierungsministerium sein. Jedes Ressort trägt Verantwortung und braucht eine messbare Strategie. Die Digitalisierung wird zudem nur gelingen, wenn wir die Verwaltung auch modernisieren. Alle Aufgaben und Prozesse müssen auf den Prüfstand, bevor man programmiert. Und drittens: das derzeitige OZG (Onlinezugangsgesetz) ist Augenwischerei. Wir brauchen eine konsequente Ende-zu-Ende-Digitalisierung.
Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte? Und warum ist er das?
Ich mag den Gropiusbau. Er bietet einen tollen Rahmen für Veranstaltungen. Vor allem aber überrascht er immer wieder mit spannenden Kunstausstellungen.