
Jacqueline Schäfer über eine gute Rede
Reden zu halten und Reden zu schreiben, das gehört nicht nur für neugewählte Bundestagsabgeordnete zum Alltag; es gehört bei vielen Jobs im politischen Berlin dazu. Was sollte ich als ersten Schritt tun, um dieser Herausforderung gerecht zu werden?
Wer redet, muss zunächst zwei Fragen beantworten: Was soll hängenbleiben? Und: Zu wem spreche ich? Egal, ob ich meine Rede selbst schreibe oder einen Profi engagiere – die Antworten helfen, die richtige Tonalität zu finden und zielgenau zu formulieren. Das klingt sehr einfach, doch ich erlebe immer wieder, dass sich viele damit schwer tun. Aber wenn ich als Rednerin oder Redner meine Überzeugung nicht mit wenigen Worten auf den Punkt bringen kann, werde ich auch andere nur schwer überzeugen können.
Was macht aus einem passablen Redner einen guten Redner?
Die Fähigkeit, mit dem Auditorium in den Dialog zu treten, auf Reaktionen – auch nonverbale – einzugehen und konstruktive Gefühle auszulösen. Redner sollten konsequent auf Schriftsprache verzichten. Der alte Spruch „kompliziert denken, einfach sprechen“ gilt immer noch. Deshalb muss ich konkret und bildhaft statt abstrakt sprechen. Wir würden „ich kam, ich sah, ich siegte“ heute nicht mehr kennen, wenn Caesar „nach erfolgter Ankunft und Inaugenscheinnahme der örtlichen Gegebenheiten einen Sieg davongetragen“ hätte.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte? Und warum ist er das?
Ich bekomme immer Gänsehaut auf dem Bebelplatz. Das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung ist einerseits erschütternd. Auf der anderen Seite lehrt uns diese Geschichte, welche Macht von Worten ausgehen kann. Die Nazis konnten die Bücher zwar verbrennen, aber es ist ihnen nicht gelungen die Brüder Mann, Tucholsky, Feuchtwanger – um nur einige zu nennen – vergessen zu machen. Geist und Humanismus sind stark. Das sollten wir nicht vergessen.