
Julia Schneider MdB ist direktgewählte Bundestagsabgeordnete für Berlin-Pankow. Sie hat u.a. an der Universität Regensburg Intercultural Communication Studies studiert und mit einem Master abgeschlossen. Außerdem hat sie einen Master in European Studies (politikwissenschaftlicher Schwerpunkt) der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Zusätzlich hat sie ein verwaltungswissenschaftliches Ergänzungsstudium an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer absolviert. Weitere Infos findet Ihr auf ihrer Website.
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Julia Schneider MdB ist direktgewählte Bundestagsabgeordnete für Berlin-Pankow
Als Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses waren Sie umweltpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Welches umweltpolitische Thema – oder besser welche Herausforderung – aus Berlin nehmen Sie in den Bundestag mit? Wie könnte die Lösung dafür ausschauen?
In Zukunft wird das Wasser in und um Berlin knapp. Lang anhaltende Dürreperioden durch den Klimawandel sind nicht nur eine große Herausforderung für die Trinkwasserversorgung, sondern gefährden auch die Tier- und Pflanzenwelt. Schon heute fließt die Spree manchmal rückwärts, kleine Teiche und Seen vertrocknen, auch das Grundwasser wird knapper, wenn jahrelang zu wenig Regen kommt. In Berlin kommen noch die Folgen des Braunkohleabbaus in der Lausitz hinzu, der unseren Wasserhaushalt nachhaltig geschädigt hat, gleichzeitig versorgt sich Berlin mit Trinkwasser aus Uferfiltraten aus der Spree und anderen Gewässern selbst. Umso wichtiger ist es, den Wasserhaushalt zu stabilisieren und umzusteuern – Maßnahmen sind Entsiegelung, die Renaturierung von Gewässern, die Wiederherstellung der Natur, ein sinnvoller Umgang mit Wasser als Ressource, und das in jeglicher Form: sei es durch Grauwasserrecycling in Gebäuden, Regenwasserbewirtschaftung und Speicherung durch mehr Grün. Bundesweit muss die nationale Wasserstrategie konsequent umgesetzt werden.
Ein weiteres Thema, das sich hier anschließt, ist die Kreislaufwirtschaft: nicht nur das Wasser muss im Kreislauf gehalten werden. Am 03.05.2025 war der Earth overshoot day in Deutschland erreicht. D.h. würde die Weltbevölkerung so leben wie die deutsche Bevölkerung, wären ab diesem Tag alle weltweit nachwachsenden Rohstoffe, die in einem Jahr bereitgestellt werden können, aufgebraucht. Wir leben und verbrauchen hierzulande also deutlich über tragbare Verhältnisse. Maßnahmen, wie eine Besteuerung von ressourcenverschwendendem Einweggeschirr oder die Plastikabgabe würden nicht nur die Umwelt sauberer, die Städte lebenswerter machen, sie würden auch massiv Ressourcen einsparen.
Das Thema Klimaanpassung ist auch eines, bei dem ich noch Arbeitsbedarf sehe: Damit unsere Städte auch in den kommenden heißeren Jahren lebenswerte Orte bleiben, muss die kommende Regierung das neue Klimaanpassungsgesetz konsequent umsetzen und zunächst bis Ende September eine vorsorgende Klimaanpassungsstrategie mit messbaren Zielen vorlegen. Wir werden genau hinschauen, damit die Koalition das Thema nicht schleifen lässt. Zudem muss das Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz weitergeführt werden, denn gerade der natürliche Klimaschutz hilft, sich dem Klimawandel anzupassen und ihn gleichzeitig zu bekämpfen.
Der Beauftragte für Ostdeutschland wird in Zukunft im Bundesfinanzministerium angesiedelt sein. Welche Chancen bringt diese neue Konstellation mit sich?
Der Beauftragte für Ostdeutschland ist erstmals eine Frau! Noch im Wahlkampf wetterte die Union gegen den Ostbeauftragten und stellte seine Existenzberechtigung in Frage. Letzten Endes wird die Position von der SPD mit ins Finanzministerium genommen, weil sie im Kanzleramt bei Friedrich Merz unerwünscht ist – eine Degradierung. Genauso sieht auch der Koalitionsvertrag von CDU und SPD aus – in 4588 Zeilen wird Ostdeutschland zwar wenige Male erwähnt, ein eigenes Kapitel oder ein eigener Absatz zu Ostdeutschland ist unauffindbar. Dabei wird immer wieder deutlich: Es ist viel zu tun. Hoffen wir, dass Elisabeth Kaiser sich für Investitionen in den Osten, bspw. in Forschung, Entwicklung und in die Infrastruktur einbringen darf. Ich wünsche ihr jedenfalls ein glückliches Händchen, um für Ostbewusstsein in der Bundesregierung zu sorgen, gerne unterstütze ich dabei.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Mein Lieblingsort ist der ehemalige Mauerstreifen an der Bösebrücke. Gerade jetzt blühen dort die japanischen Zierkirschen und laden zu einem historischen Spaziergang zwischen Pankow und Wedding ein. Die Bäume mit ihrer fantastischen Farbenpracht waren 1990 ein Geschenk aus Japan. Der Ort der Pflanzung erfolgte in Erinnerung an die erste Grenzöffnung in der Nacht des 9. November 1989 am Grenzübergang Bösebrücke und dem anschließenden Mauerfall.