
Sandra Weeser über den Bau 400.000 neuer Wohnungen
In der letzten Legislatur waren Sie Obfrau im Ausschuss für Wirtschaft und Energie, jetzt sind Sie Vorsitzende des Ausschusses für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen – was ist die größte Herausforderung bei der neuen Aufgabe?
Das ist wohl die gleichzeitige Arbeit als neutrale Vorsitzende des Ausschusses und als Fachpolitikerin meiner Fraktion. Aber genau darauf freue ich mich sehr. Ein Bundestagsausschuss hat eine sehr wichtige Funktion im parlamentarischen Betrieb. Dort findet das eigentliche fachliche Ringen um die einzelnen Positionen der Fraktionen statt. Ich will als Vorsitzende dazu beitragen, dass Opposition, Koalitionsfraktionen und Bundesregierung hier konstruktiv und kollegial zusammenarbeiten. Bei allen politischen Unterschieden ist mir ein fairer Umgang miteinander besonders wichtig.
„400.000 neuen Wohnungen pro Jahr“, so steht es im Koalitionsvertrag. Was muss die neue Bundesregierung jetzt sofort anpacken, damit das auch klappt?
Kernproblem sind zu hohe Baukosten, die vor allem auf umständliche Bürokratie und einen massiven Fachkräftemangel zurückzuführen sind. Hinzu kommen gestiegene Materialkosten, nicht zuletzt wegen pandemiebedingt stockender Lieferketten. Zudem herrscht ein Flächenmangel, z.B. weil ein Dachausbau oft schon am komplizierten Verfahren vor Ort scheitert. Wir müssen an all diesen Stellschrauben drehen, um mehr – und günstigeren – Wohnraum zu bekommen. Bei der Digitalisierung der Genehmigungsverfahren und der Vereinfachung des Baurechts kann der Bund aber nur Bremsen lösen. Losfahren müssen die verfassungsgemäß zuständigen Länder. Beim Thema Fachkräfte sehe ich dagegen mehr direkten Spielraum für den Bund – etwa durch die Entfristung der Westbalkanregelung und das im Koalitionsvertrag vereinbarte Fachkräfte-Einwanderungsgesetz nach kanadischem Vorbild.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Ich stelle in Berlin immer wieder fest, wie schön ich den Tiergarten finde. Im Gegensatz zum oft hektischen Betrieb in den Gebäuden des Bundestages findet man dort nach einem kurzen Fußweg eine angenehme Ruhe. Auch der Blick von so mancher Dachterrasse auf das Grün des Tiergartens gefällt mir sehr. Als Westerwälderin in der Großstadt sehnt man sich offenbar immer mal nach der Natur.
Mehr von Sandra Weeser hört ihr in diesem “Kannst Du Wirtschaft” Podcast.