
Wolfram Zabel über gute Reputation
Was können Verbände tun, um den wachsenden Ansprüchen ihrer Mitglieder gerecht zu werden?
Früher galt, dass Verbände in zahlreichen Feldern über mehr Expertise als ihre Mitglieder verfügen, heutzutage ist dieser Vorsprung vielfach geschmolzen. Das bedeutet, Verbände müssen sich auf das fokussieren, was sie besser können als ihre Mitglieder, z.B. Public Affairs und Lobbying; sie müssen das Ehrenamt in die Verbandsarbeit so einbinden, dass diese effizienter wird; und sie müssen ihre Erfolge messbar machen und die Resultate auch transparent kommunizieren – zum Beispiel indem man KPI oder OKR einsetzt.
Eine gute Reputation ist unerlässlich, um als Verband oder Unternehmen erfolgreich im politischen Berlin zu arbeiten. Welche Maßnahme verspricht am meisten Erfolg zur Stärkung der Reputation?
Das hängt in erster Linie vom Verband und seiner jeweiligen Ausrichtung ab. Was aber fast allen Verbänden hilft: mehr Mut zu Corporate Influencern. Diese sollten allerdings nicht ausschließlich in den sozialen Medien agieren. Verbandsexperten sollten zusätzlich noch stärker auf Veranstaltungen präsent sein und so ihr Präsidium bzw. ihre (Haupt)-Geschäftsführung entlasten und gleichzeitig die Visibilität ihres Verbandes stärken. Aber bitte nicht nach dem Zufalls- oder Verlegenheitsprinzip und natürlich nur dort, wo es passt – auch das setzt Planung und Orchestrierung voraus.
Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Ganz klar der Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor. Als Rheinländer, Jahrgang 70, kenne ich noch das durch Mauer und Stacheldraht getrennte Berlin von vielen Besuchen. Auch über dreißig Jahre später stellt sich bei mir immer noch ein Gefühl von Dankbarkeit ein, durch das Brandenburger Tor radeln zu können; dann wird mir – oft schlaglichtartig – bewusst, dass das mittlerweile Selbstverständliche eben nicht selbstverständlich ist und wir Freiheit und Demokratie jeden Tag aufs Neue verteidigen müssen.