Melden euch bitte hier für kostenlosen, wöchentlichen Berlin Bubble-Newsletter an:

Christian Koof (SKM Consultants) zu Friedrich Merz, Quantensprung Conrad und Chief Whip Simon Hart

Quiz

„Wer vom „Schuldkult“ spricht, meint nicht Auseinandersetzung, sondern Abwehr. Antisemitismus kommt nicht nur mit Springerstiefeln. Er kommt mit akademischem Duktus, mit moralischem Rigorismus, mit vermeintlicher Israelkritik.“

Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt in seinem Text in der Welt zur Erinnerung an das Konzentrationslager Buchenwald

Welcome

Liebe Leserinnen und Leser,

ein 46-jähriger Syrer hat mitten am Tag einen 29-Jährigen in der U-Bahn zwischen den Bahnhöfen Bismarckstraße und Sophie-Charlotten-Platz erstochen. Auf dieser Stecke fahre ich sehr oft. Ähnliche Taten und Schlimmeres sind mitlerweile in Deutschland alltäglich. Wenn etwas im näheren Umfeld passiert, wühlt das Menschen auf, macht sie ängstlich oder wütend. Und das ist ein politischer Faktor. Denn die Enttäuschung über vermeintlich ungelöste Probleme ist umso größer, je mehr Emotionen ins Spiel kommen und je näher diese Probleme rücken.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Christian Koof ist Managing Partner von SKM Consultants

Der Bundesregierung aus Union und SPD ist es gelungen, sich mit einer Verfassungsänderung ausreichend Investitionsspielraum für die nächste Legislaturperiode zu verschaffen. Es ist aber noch nicht klar, was die beiden ungleichen Partner gemeinsam für das Land erreichen möchten. Was muss jetzt passieren, um ein tragfähiges Narrativ für die nächste Bundesregierung zu entwickeln?

Was wir spätestens von der Ampel gelernt haben: Ein Koalitionsvertrag ist kein Narrativ. Ersterer mag die Zukunft des Bürgergelds klären oder Leitplanken für die Krankenhausreform setzen. Letzteres jedoch ist wichtiger. Das Narrativ setzt den Ton einer Regierung, vermittelt eine Stimmung. Es zeigt Bürgerinnen und Bürgern die Idee einer Regierung von dem Land auf, das sie führt. Reicht da das im Koalitionsvertrag beschriebene „freie, sichere, gerechte und wohlhabende Deutschland“? Vermutlich nicht.

Die Wahl vom 23. Februar hat ein gespaltenes Land bloßgelegt. Im Westen schwarz im Osten blau, entlang einer Grenze, von der wir glaubten, sie 1989 überwunden zu haben. Was Schwarz-Rot jetzt gelingen muss, ist ein Narrativ der Einigkeit zu schreiben – und zu praktizieren.

Auch die Regierung Merz wird letztlich an ihren Taten gemessen werden. Die aber werden zunehmend nicht allein aus Berlin heraus definiert. Auch wenn die neue Regierung „Verantwortung für Deutschland“ übernehmen möchte; angesichts von Trump, Putin und Xi Jinping ist das schwarz-rote Narrativ zwangsläufig ein europäisches. Friedrich Merz sollte vermitteln, dass Europa keine Brüsseler Verhandlungsplattform zur Durchsetzung nationaler Interessen gegen andere europäische Staaten ist. Europa ist eine von freiheitlichen und demokratischen Idealen getragene Interessengemeinschaft, die zur Kompromissfähigkeit verurteilt ist. Auch das gehört zum Narrativ.

Mangelnde Regierungserfahrung; so der zentrale Angriff auf Friedrich Merz im Wahlkampf. Seit dem Wahltag wird ihm nun auch seine Kehrtwende in der Schuldenfrage und die vermeintlich schlechten Verhandlungsführung mit den Grünen und der SPD zum Vorwurf gemacht. Kurzum, er steht nicht gut da. Was kann Friedrich Merz jetzt tun, um in die Offensive zu kommen?

Ist es der Mangel an Regierungserfahrung oder die schlechte Verhandlungsführung, die das Bild von Friedrich Merz in der Öffentlichkeit prägen? Entscheidender ist vermutlich, dass er in den einschlägigen Meinungsumfragen nicht gerade als Sympathieträger abschneidet.

Meine Beobachtung von Friedrich Merz ist: Er vermittelt allzu häufig dozierende Arroganz statt staatsmännischer Ernsthaftigkeit. Wenn es künftig gelingt, die Agenda der Regierung weniger schneidend zu vermitteln, sondern freundlich und den Menschen zugewandt, dann wäre viel gewonnen.

In einem Interview während des Wahlkampfs zu seiner größten Schwäche als Kandidat befragt, enthielt er sich ganz untypisch der hochtrabenden Analyse oder der scheinheiligen Selbstkritik („Ungeduld“) sondern antwortete überraschend ehrlich, dass ihn viele wohl für zu alt hielten. Dabei lächelte er bedauernd. Er wirkte fast menschlich, unser künftiger Kanzler. Weiter so.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Als ich noch rauchte, saß ich im Sommer gern vor der Torbar auf der gleichnamigen Straße. Zwischen lauten Touristen und leisen Lobbyisten nippte ich an einem Manhattan Perfect und schaute durch die Kleine Hamburger Straße hindurch auf den Fernsehturm im Sonnenuntergang. Der perfekte Berliner Feierabend: Keine Termine und leicht einen sitzen.

Mittlerweile zieht es mich eher zu den Tischtennisplatten im Eierpark Ecke Ackerstraße und Elisabethkirchstr. Einfach einen Schläger mitbringen. Andere warten meist schon. Und kein Mensch redet über Politik.

Christian Koof ist Managing Partner von SKM Consultants. SKM Consultants ist ein Beratungsunternehmen für strategische Kommunikation. Es fokussiert auf die fünf Beratungsfelder: Corporate Communications, Stakeholder Engagement, Public Affairs, Training und Krisenmanagement.

Measure

Nur 28 Prozent der Deutschen glauben an die Koalition

Zwar wurde der Koalitionsvertrag „Verantwortung für Deutschland“ letzte Woche Mittwoch endlich vorgestellt, aber von einer Aufbruchsstimmung ist bisher kaum etwas zu spüren. Es gibt bereits Anzeichen, dass die Zusammenarbeit zwischen den Vertragspartnern schwierig wird. Besonders beim Thema Mindestlohn tun sich erste Gräben auf. Für die Sozialdemokraten ist die Anhebung des Mindestlohns 2026 auf 15 Euro ein zentrales Versprechen des Koalitionsvertrags. Diese Forderung unterstrich auch SPD-Chef Lars Klingbeil letzte Woche. CDU-Chef Friedrich Merz hingegen sieht keinen Automatismus für eine Anpassung.

Wer inhaltlich im Vertragswerk nach einer klaren Vision sucht, wird enttäuscht. Zu eindeutig und widersprüchlich sind die Handschriften der beiden Parteien. Im Vertrag findet sich so ziemlich alles und nichts: Die großen Industrien – Automobil und Chemie – werden unterstützt und entlastet, Leistung soll wieder zählen, die Digitalisierung wird vorangetrieben, Bürokratie abgebaut und Migration kontrolliert. Gleichzeitig betreiben die Koalitionspartner ein frühes Erwartungsmanagement: „Alle Maßnahmen des Koalitionsvertrags stehen unter Finanzierungsvorbehalt“. Passagen wie „Meere sehen wir als digitalen Chancenraum“ und die Ambition eines deutschen Astronauten auf dem Mond zogen in sozialen Medien schnell Spott auf sich. Ob der Vertrag nun Grundlage für „Reha-Kur und Fitnessprogramm“ unseres Landes (Markus Söder) sein kann, ist noch nicht sicher. Bisher hat nur die CSU zugestimmt. Die Mitglieder der SPD stimmen zwischen dem 15. und 29. April digital über die Annahme des Vertrags ab, bei der CDU wird auf dem kleinen Parteitag in Berlin am 28. April entschieden. Die Bürgerinnen und Bürger haben derweil wenig Vertrauen in den Erfolg der Koalition. Laut einer Ipsos-Umfrage glauben nur 28 Prozent der Deutschen, dass eine Koalition aus CDU/CSU und SPD die großen Herausforderungen Deutschlands erfolgreich angehen kann.

Quelle: Wenig Rückhalt für designierten Bundeskanzler – Jede:r zweite Deutsche sehr unzufrieden mit Friedrich Merz | Ipsos

Robert Grimm ist promovierter Soziologe und leitet die Politik- und Sozialforschung beim Markt-, Meinungs- und Sozialforschungsinstitut Ipsos in Deutschland.

Read

Kurzfassung der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2025: DIW, ifo, WIFO, IfW Kiel, IWH, RWI und IHS; der pessimistische Blick auf die deutsche Wirtschaft bekommt durch die Vielzahl und Bandbreite der beteiligten Wirtschaftsforschungsinstitute Gewicht. Besonders dringlich ist der Appell Bürokratie abzubauen und Reformen in Angriff zu nehmen. Die Kurzfassung findet Ihr am Anfang des PDF-Dokuments. (MB)

Listen

“Whips, Chaos, and secrets from Westminster (Simon Hart)”: Alastair Campbell und Rory Stewart haben für ihren Podcast mit Simon Hart gesprochen. Hart war der Chief Whip der Tory-Fraktion in der letzten Legislaturperiode. Das Amt ist eine Mischung aus parlamentarischem Geschäftsführer und Fraktionsvorsitzendem im Bundestag. Wie sorge ich für Fraktionsdisziplin? Diese Frage taucht immer mal wieder auf, eine wirklich überzeugende Antwort gibt es nicht. Trotzdem erfahrt Ihr in dem Gespräch in einem sehr unterhaltsamen Stil, wie ein Parlament funktioniert. Ihr könnt den Podcast u.a. bei Globalplayer hören. (MB)

Watch

„Die Mörder sind unter uns“: In diesem deutschen Spielfilm vom 1946 geht es um Schuld und Sühne für die NS-Verbrechen. Eine Hauptrolle spielt das zerstörte Nachkriegsberlin. Besonders beeindruckt hat mich Hildegard Knef. Es lohnt sich die Zeit für den Film zu investieren, den Ihr bei Arte streamen könnt, um besser zu verstehen, unter welchen Bedingungen die Demokratie in Westdeutschland und die Diktatur in Ostdeutschland entstanden sind. (MB)

Learn

„Conrad – Ein Quantensprung in der politischen Kommunikation“: Zugegeben der Text von Chris Weidner für den Politsnack-Blog der Konrad Adenauer Stiftung zum neuen KI-Chatbot der NRW-CDU ist ersteinmal PR, weil Weidner ein Projekt beschreibt, an dem sein Unternehmen beteiligt ist. Trotzdem lohnt es sich, dass Projekt anzuschauen. Denn es unterstützt Kandidaten und CDU-Mitarbeiter bei der Erstellung von Einladungen, Reden und vielem mehr und zwar auf Grundlage von Texten und Daten der Partei. Das animiert dazu, der Parteilinie treu zu bleiben. (MB)

Know

„Vermögen und Finanzen privater Haushalte in Deutschland: Ergebnisse der Vermögensbefragung 2023“: Die Bundesbank hat in ihrem neuesten Monatsbericht die Ergebnisse ihrer letzten Vermögensbefragung veröffentlicht. Das die Auswertung und Aufbereitung der Daten mehr als ein Jahr in Anspruch genommen hat, kann ich mir nicht erklären. Das ändert aber nichts daran, dass die Ergebnisse interessant sind. Deutschland hat im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eine deutlich höhere Vermögensungleichheit. Das erklärt, warum die linken Parteien Themen wie Erbschaft- und Vermögensteuer immer wieder ausspielen. Trotz der Krisen hat sich die Ungleichheit nicht spürbar ausgeweitet. Wenn man die gesetzlichen Rentenansprüche in die Berechnung einbeziehen würden, würde das die Ergebnisse ein Stück weit relativieren. Positiv finde ich, dass die Zahl der Aktienbesitzer von 15 auf 18 Prozent der Befragten im Vergleich zur letzten Befragung deutlich angestiegen ist. Ihr findet die Studie u.a. auf der Website der Bundesbank. (MB)

Follow

Fritzi Köhler-Geib: Die ehemalige Chefvolkswirtin der KfW ist seit einigen Monaten Mitglied des Bundesbankvorstands. Sie ist dort u.a. für Forschung und Daten zuständig. Folgt Ihr auf LinkedIn. (MB)

Attend

„KI und Arbeitswelt 2030 / Integration von Künstlicher Intelligenz in die Arbeitswelt“: Die Friedrich-Naumann-Stiftung lädt am 22. April, 18:00 Uhr – 19:00 Uhr, zu einem virtuellen Talk mit Maximilian Schumann, Professor Dr. Sascha Stowasser und Professor Dr. Doris Aschenbrenner ein. Es geht um die Fragen: „Wie verändert KI das Rollenverständnis in Unternehmen? Welche Akzeptanzbarrieren gilt es zu überwinden? Und wie lassen sich Weiterbildungsstrategien gestalten, um Mitarbeitende aktiv in den digitalen Wandel einzubinden?“ Ihr könnt euch auf der Website der Stiftung anmelden. (MB)

Been there

VGA-Talk zum kroatischen Versicherungsmarkt mit Hrvoje Paukovic

Wie schaut der Versicherungsmarkt in Kroatien aus? Das hat Herr Hrvoje Paukovic, Direktor des kroatischen Versicherungsamtes, bei einer Veranstaltung des Bundesverbandes der Assekuranzführungskräfte (VGA) in der kroatischen Botschaft erläutert und mit den Teilnehmern diskutiert. Die anspruchsvolle europäische Regulierung schlage für Länder wie Kroatien viel stärker zu Buche, weil der Versicherungsmarkt dort viel kleiner ist.

Das größte kroatische Versicherungsunternehmen, der Marktführer, ist zu einem Drittel in Staatsbesitz. Vertriebskanäle sind Banken, die Post sowie Vermittler und Makler. Online werden in der Regel Termine vereinbart und nur bei wenigen Produktkategorien direkt Policen abgeschlossen. Und der Vertrieb grundsätzlich? „We need to push. there is no strong demand“, so Paukovic.

Das gilt auch für die Nachfrage nach Elementarschadenversicherungen, obwohl Kroatien regelmäßig von Naturkatastrophen – zum Beispiel Erdbeben – betroffen ist. Das Problem sei, das Staat nach Naturkatastrophen falsche Anreize setze, indem er pauschal allen Betroffenen helfen würde. In einem Fall hätte es sogar den Versuch gegeben, Versicherte von Hilfen auszuschließen.

Auch in der Kranken- und Rentenversicherung gebe es private Angebote. Diese seien aber zusätzlich. Die staatlichen Systeme seien obligatorisch. Wer von außen auf Kroatien blickt, sollte bei Diskussionen zum dortigen Sozialversicherungssystem auch die soziale Situation im Land mitdenken. Aktuell gibt es massive Demonstrationen gegen die starken Preissteigerungen. Insbesondere für viele Rentner ist die wirtschaftliche Situation extrem schwierig.

Der Präsident des VGA, Michael Walter, hat die Veranstaltung moderiert. Der kroatische Botschafter Gordan Bakota hat die Gäste begrüßt. (MB)

Eat and Drink

Vapiano im Hauptbahnhof: Bei Vapiano scheiden sich die Geister. Ich habe da auch lange nicht mehr gegessen. Was mir aber sehr gut gefällt, ist der kleine Lounge-Bereich des Restaurants im Hauptbahnhof. Ihr findet das Restaurant im ersten Stock Richtung Washingtonplatz auf der Ecke. Ihr könnt neben dem Eingang ein Self-Service-Getränk mitnehmen und geradeaus Richtung Außenfenster durchmarschieren. Dort gibt einige kleine Tische mit Cocktail-Sesseln. Der Kaffee ist nicht besonders, dafür ist der Ausblick Richtung Regierungsviertel nett. Das Tiramisu war ok, aber für die Mini-Portion zu teuer. Geöffnet ist von 8:00 – 22:30 Uhr. (MB)

Buy

Ull Hohn Ausstellung im Haus am Waldsee: Warum hat ein junger Maler, der sich u.a. mit Identitätsfragen beschäftigt hat und mit Mitte 30 an Aids gestorben ist, auch super-kitschig / schaurig-schöne Landschaftsbilder gemalt? Die Antwort findet Ihr in der Ausstellung; Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr, Argentinische Allee 30, in der Nähe vom U-Bahnhof Krumme Lanke. Besonders toll ist das sehr schöne Gebäude und der Garten. Geht bei gutem Wetter hin, kauft euch ein Bier oder einen – guten – Kaffee und setzt euch direkt an den Waldsee. (MB)

Job der Woche

Referent der Geschäftsführerin der Vereinigung Sportsponsoring-Anbieter (VSA)

Im politischen Berlin gibt es selten Jobs, die es einem ermöglichen, sein Hobby zum Beruf zu machen. Wer sich nicht nur für die Bundesliga, sondern auch für Handball, Basketball, usw. begeistern kann, sollte sich die VSA-Stelle mal genauer anschauen. Das Team ist klein. Der ehrenamtliche Vorstand ist sehr hochkarätig besetzt. Die Geschäftsführerin habe ich vor etlichen Jahren mal getroffen. Da hat sie einen sehr angenehmen und umgänglichen Eindruck hinterlassen. Ihr findet die Anzeige bei Politjobs. (MB)

Work

Wir verwenden Cookies, um dir das bestmögliche Nutzererlebnis zu bieten. Darüber hinaus nutzen wir Google Analytics, um die Nutzung unserer Website zu analysieren und zu verbessern. Deine Daten werden dabei anonymisiert verarbeitet. Du kannst der Verwendung von Google Analytics jederzeit zustimmen oder sie ablehnen. Weitere Informationen findest du in unserer Datenschutzerklärung.