Christian Soeder (BVCM) zum Community Management, der Acht-Stunden-Tag wankt und die Faszination des Gewinnspiels
Christian Soeder (BVCM) zum Community Management, der Acht-Stunden-Tag wankt und die Faszination des Gewinnspiels
“Es geht schon darum, dass wir auch jetzt in dieser Koalition zusammenbleiben, das ist auch eine klare Erwartungshaltung, die wir gegenseitig haben.”
Tim Klüssendorf MdB, künftige Generalsekretär der SPD, bei ntv
Liebe Leserinnen und Leser,
der neue Bundesdigitalminister kann einige Abteilungen seines Hauses komplett neu aufstellen. Das ist von Vorteil. Er hat angekündigt, auf die Arbeit in Projekten zu setzen. Wie schwierig die Übernahme eines Ministeriums sein kann, sieht man, wenn es nach langer Zeit an eine andere Partei fällt, deren Agenda sich um 180 Grad von ihren Vorgängern unterscheidet. Zu beobachten ist das u.a. auf der Berliner Landesebene. Platt gesagt; wenn lange Fahrrad-First-Politik gemacht worden ist und die Stellenbesetzung daran ausgerichtet worden ist, tut sich die neue Leitung schwer damit, gemeinsam mit dem Haus Mobilitätskonzepte zu entwickeln, in denen das Auto wieder eine wichtige Rolle spielen soll. Vielleicht brauchen neue Minister grundsätzlich mehr Flexibilität bei der Bestellung ihres Hauses?
Euer Matthias Bannas
Christian Soeder ist Erster Vorsitzender des Bundesverbandes Community Management, Social Media und digitale Kommunikation (BVCM)

Warum ist gutes Community Management für erfolgreiche, politische Digital-Kommunikation unverzichtbar?
Wir leben in einer Zeit, in der alte Gewissheiten schwinden, sich Menschen zurückziehen und der Austausch schwindet. Dabei macht gerade auch im Angesicht von AI und gezielten Bot-Angriffen der Mensch den Unterschied: Denn wenn die User wissen, dass es eine Moderation gibt, die darauf achtet, dass der Umgang so ist, dass man miteinander sprechen kann, auch bei gegensätzlichen Meinungen, kann Dialog gelingen und der demokratische Diskurs gestärkt werden. Und das ist dann auch ein Demokratie-Ermöglicher: Die Erkenntnis, dass das Gegenüber Recht haben könnte.
Du bist der Vorsitzende des Berufsverbandes für Community Management. Warum ist eine Mitgliedschaft sinnvoll und wieviel kostet sie?
Sich in einer Gemeinschaft zusammenzutun ist immer dann sinnvoll, wenn man Ziele hat, die man als Einzelner nicht erreichen kann. Den BVCM gibt es seit dem ersten Community Camp in Berlin 2008. Tom Noeding, Silke Schippmann und andere hatten damals die Idee, dass man das Berufsbild schärfen, Weiterbildung fördern und rechtliche Fragen klären müsse – und obgleich wir hier schon deutlich vorangekommen sind, hat sich nichts daran geändert, dass Fragestellungen, die einen ganzen Berufszweig betreffen, in einer Gemeinschaft von Professionals aus dem Bereich Social Media und digitale Kommunikation besser beantwortet werden können. Die reguläre Mitgliedschaft pro Jahr kostet 65 €, bis 27 Jahren und ab 67 Jahren kostet sie 25 €.
Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Wenn Mannheimer nach ihrem Lieblingsort in Stuttgart gefragt werden, dann antworten sie scherzhaft immer, dass das natürlich Gleis 10 am Stuttgarter Hauptbahnhof sei, weil man damit am schnellsten zurück nach Mannheim komme. 😊 Mein Lieblingsort in Berlin-Mitte ist aber ganz klar die Museumsinsel, insbesondere der Vorplatz vor dem Bode-Museum, auch wenn Bundestag und Berliner Schloss durchaus ein Wörtchen mitzureden hatten in meinem Kopf. Aber die Museumsinsel ist wirklich einmalig: So viel Kultur, Geschichte und Kunst an einem Fleck ist für mich nicht zu schlagen. Und hinzu kommen einige lauschige Plätzchen, an denen man in Ruhe verweilen kann. Wunderbar.
Christian Soeder ist Erster Vorsitzender des Bundesverbandes Community Management, Social Media und digitale Kommunikation (BVCM). Der BVCM vertritt „die Interessen aller, die in der digitalen Kommunikationsbranche tätig sind. Dazu zählen neben Community- oder Social-Media-Manager:innen auch Berater:innen, Referent:innen und viele weitere Berufsstände aus diesem bunten Feld.“
Foto: Maximilian Kritter
Der Acht-Stunden-Tag wankt: Eine Frage der Perspektive

Die Debatte um die Abschaffung des Acht-Stunden-Tages in Deutschland ist mehr als nur eine Diskussion über Arbeitszeitmodelle – sie spiegelt tieferliegende gesellschaftliche Unterschiede und individuelle Lebensrealitäten wider. Eine aktuelle Ipsos-Umfrage offenbart ein gespaltenes Meinungsbild: Knapp die Hälfte der Bevölkerung (46 Prozent) befürwortet eine wöchentliche Höchstarbeitszeit, während 44 Prozent an der traditionellen Tagesregelung festhalten wollen. Doch hinter diesen Zahlen verbergen sich interessante Differenzen, die aufhorchen lassen.
Besonders deutlich werden die unterschiedlichen Präferenzen bei der Betrachtung von Parteizugehörigkeit, Geschlecht und Bildungsniveau. Während Anhänger von FDP und CDU/CSU mehrheitlich eine wöchentliche Höchstarbeitszeit befürworten, zeigen sich die Anhänger der Linken der Neuerung sehr kritisch gegenüber.
Noch aufschlussreicher sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie zwischen Menschen mit unterschiedlichem Bildungsniveau. Frauen äußern sich skeptischer als Männer, wenn es um die Abschaffung des Acht-Stunden-Tages geht. Nur 43 Prozent der befragten Frauen befürworten die wöchentliche Höchstarbeitszeit, verglichen mit 50 Prozent der Männer. Auch höher gebildete Personen stehen der Neuerung mit 55 Prozent mehrheitlich positiv gegenüber.
Doch warum diese Unterschiede? Ein Blick auf die Lebensrealitäten liefert mögliche Erklärungen. Frauen sind häufiger mit der Doppelbelastung von Beruf und Familie konfrontiert. Flexible Arbeitszeitmodelle könnten hier als zusätzliche Herausforderung wahrgenommen werden, da sie die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung, Haushalt und Beruf erschweren könnten. Zudem sind Frauen möglicherweise häufiger in Branchen tätig, in denen starre Arbeitszeiten üblicher sind.
Auch das Bildungsniveau spielt eine Rolle. Höher gebildete Menschen haben oft Positionen inne, die mehr Flexibilität erlauben und in denen sie die Arbeitszeitgestaltung stärker beeinflussen können. Sie sehen daher möglicherweise eher die Vorteile einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit. Zudem haben sie oft einen besseren Zugang zu Informationen und können die Vor- und Nachteile besser abwägen.
Für Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau hingegen bietet der Acht-Stunden-Tag eine klare Struktur und Sicherheit. Sie bevorzugen möglicherweise stabilere und besser vorhersehbare Arbeitsbedingungen, da sie sich in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen befinden könnten.
Die Debatte um den Acht-Stunden-Tag ist also mehr als nur eine Frage der Effizienz und Flexibilität. Sie ist eine Auseinandersetzung um unterschiedliche Lebensmodelle, Bedürfnisse und Ängste. Eine Neuregelung der Arbeitszeit muss daher die Vielfalt der Lebensrealitäten berücksichtigen und darf nicht dazu führen, dass bestimmte Gruppen benachteiligt werden.
Die Daten finden Sie hier: Meinungsumfragen | Ipsos
Robert Grimm ist promovierter Soziologe und leitet die Politik- und Sozialforschung beim Markt-, Meinungs- und Sozialforschungsinstitut Ipsos in Deutschland.
„Veränderung beginnt mit uns“ – Leitantrag für die SPD-Präsidiumssitzung am 2 Juni: Wahlniederlage und erneute Regierungsbeteiligung; ein Weiter-so darf es für die SPD nicht geben; das hat der neue Generalsekretär Tim Klüssendorf deutlich gemacht. Einheitliche Kommunikation und ein anderes Verständnis von Social Media als „Katalysator politischer Botschaften“; dass klingt schlüssig und nachvollziehbar. Aber entscheidend wird sein, ob es der SPD – und zwar gemeinsam mit der Union – gelingt, Probleme zu lösen und Erfolge zu feiern. Da hat mich das Papier nicht überzeugt. Denn in der Wirtschafts-, Klima- und Migrationspolitik soll alles beim Alten bleiben. Ihr findet den Antrag bei Politico. (MB)
“Broken Britain: Farage’s Plot to Outflank Labour” / The Rest is Politics: In dieser Folge ihres Podcast diskutieren Rory Stewart und Alastair Campbell über Wohnungsbaupolitik in Großbritannien. Das war ein Déjà-vu für mich. Die Herausforderungen sind ähnlich wie in Deutschland, nur die Labour-Ziele sind viel ambitionierter. Es sollen mehr als eine Millionen Wohnungen in der laufenden Legislaturperiode entstehen. Sicherheitsstandards spielen dort in der Debatte eine sehr wichtige Rolle, der verheerende Brand des Grenfell Towers in London im Jahr 2017 wirkt immer noch nach. Ein weiterer Aspekt ist, dass Nigel Farage das Thema erfolgreich besetzt. Das sollte der Bundesregierung eine Warnung sein. Ihr könnt den Podcast u.a. bei Apple hören. (MB)
„Südafrika: Die Rache des Elon Musk“: Wer mehr über die eigenartige Position von Donald Trump zu Südafrika und seine Auseinandersetzung mit Cyril Ramaphosa (Präsident der Republik Südafrika) im Oval Office erfahren möchte, kann sich die Arte-Doku von Miyuki Droz Aramaki anschauen. Dort werden auch die Folgen der Kürzungen bei der US-Entwicklungshilfe für Südafrika erklärt. Ob man südafrikanische Farmer und weiße Bürger aber unbedingt als rechtsradikal darstellen muss, finde ich etwas störend. (MB)
„Social Media für Vereine: Wie ihr mit Videos richtig durchstartet“: Teresa Pfützner (Co-Leiterin der Videoredaktion im Social-Media-Team des Bundestages) hat für das Freiwilligen Zentrum Plön einen Workshop zur Produktion für Social Media Videos durchgeführt. Ihre 10 Tipps findet Ihr im Nachbericht zu dem Workshop. Ihr erfahrt sehr konkret, wie Ihr die Video-Produktion konzeptionell angehen könnt, welches Equipment erforderlich ist und das Ihr die Untertitel nicht vergessen solltet. Besonders wichtig finde ich Pfützners Ermunterung anzufangen; eine Social-Media-Video ist keine TV-Produktion. Nur durch das Machen lernt man und wird besser. (MB)
„Auswertung – Ein Jahr exekutiver Fußabdruck“: Die Allianz für Lobbytransparenz hat die Lobbyregisterdaten zum exekutiven Fußabdruck ausgewertet. Trotz des erheblichen Aufwandes, den das Einpflegen der Informationen zu Gesetzesinitiativen für Verbände und Unternehmen mit sich bringt, wird nur bei 3,3 Prozent der Gesetze ein konkreter Informationsmehrwert dieser Daten attestiert. Alle anderen Informationen und Argumente fallen also faktisch unter den Tisch. Darum fordert die Initiative eine andere Herangehensweise; zum Beispiel die Einführung eines Online-Konsultationsverfahrens, wie es auf europäischer Ebene seit 2003 Standard ist. Damit wären alle Stellungnahmen mit der Gesetzesinitiative verknüpft und somit sichtbar. Ihr findet die Auswertung u.a. bei Transparency International. (MB)
Volker Thoms: Thoms ist Chefredakteur des Magazins KOM. Besonders gut gefallen mir seine Tweets zu verunglückter politischer Kommunikation. Folgt ihm auf Twitter / X. (MB)
“Matching savings and investments: The role of banks and capital markets in financing Europe’s future”: Claudia Buch, European Central Bank (ECB), und Verena Ross, European Securities and Markets Authority (ESMA), stehen bei einer finanzpolitischen Veranstaltung der Hertie School am Dienstag, 10. Juni, ab 16:30 Uhr, Rede und Antwort. Ihr findet die Hertie School in der Friedrichstraße 180. Auf dieser Website könnt ihr euch anmelden. (MB)
Bubbles-Talk von fischerAppelt mit Nicole Diekmann und Hero Warrings
„Wenn wir hinschauen, wo die Big News zuerst verkündet werden, ist das immer noch X.“ Nicole Diekmann (ZDF) machte beim Bubbles-Talk von fischerAppelt deutlich, dass die Relevanz einer Plattform entscheidend ist und nicht der Betreiber.
„Politik ist eine Social-First-Politik“, Bernhard Fischer-Appelt unterstrich den großen Einfluss von Social-Media-Plattformen auf Politik. Wer sich die Inszenierung von Donald Trump vor Augen führt, wird diese These nicht von vornherein zurückweisen. Und im letzten Bundestagswahlkampf hat Heidi Reichinnek unter Beweis gestellt, dass die Social-Media-Kompetenz einer wahrnehmungsstarken Repräsentantin einer totgeglaubten Partei wieder Leben einhauchen kann. Hero Warrings (CDU-Kommunikation) empfiehlt Politikern hingegen, nicht selbst auf Plattformen wie X präsent zu sein, sondern dieses den Kommunikationsabteilungen zu überlassen. Selbst da sei es für die Mitarbeiter im Community-Management belastetend so Warrings, „Was sie lesen, würden sie im privaten Umfeld nie zu lesen bekommen.“
Wie wir in einer dauer-empörten Gesellschaft wieder in den Dialog kommen? So die Arbeitsauftrag an das von Marvin Schade (Medieninsider) moderierte Panel. Am besten hat mir die Herangehensweise von Achim Stauß (Deutsche Bahn) gefallen, der häufig mit Empörung konfrontiert wird. Und zwar: Besonnenheit, Ruhe ausstrahlen und natürlich Empathie. (MB)

Cafe Libre ist Cafe und Tagüber-Späti in einem: Das ist deshalb wichtig, weil man das Bier aus dem Kühlschrank nicht im Laden trinken darf, aber mitnehmen kann. Das Libre ist ein guter Ort für Mittags oder Nachmittags. Es gibt verschiedene Focaccias, ich empfehle die Variante mit Tiroler Speck, der leicht angewärmt – die Focaccias werden kurz angetoasted – seinen Geschmack entfaltet. Ansonsten gibt es Quiches oder Suppen und viele süße Teilchen. Eine gute Übersicht bietet die Website. Und falls was mal nicht in der Vitrine ist, die netten Betreiberinnen können in der Küche kurz das gewünschte zaubern. Der Laden hat WLAN. Die Tischplatten sind aber etwas uneben, so dass man seinen Laptop ein bisschen hin und her schieben muss, dass er nicht wackelt. Draussen sitzend hat man einen Blick auf die “Mauer” an der Bernauer Straße. Das Cafe hat Montags geschlossen, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. (EH)
„Der Mensch, das Spiel und der Zufall – Eine historisch-systematische Annäherung an die Faszination des Gewinnspiels“: Wer sich mit der Regulierung des Glückspiels beschäftigt oder sich einfach nur für das Thema interessiert, sollte das neue Buch von Dr. Daniel Henzgen und Dominik Meier lesen. Auf 200 Seiten verknüpfen die Autoren das Glücksspiel mit Geschichtswissenschaft, Philosophie, Ökonomie, Statistik und Psychologie. Die Autoren denken das Glücksspiel neu. Ihr könnt das Buch u.a. bei Dussmann anschauen und bestellen. (MB)
Traineeprogramm: Government Affairs bei Werter
Lobbying und Politik als Beruf? Wenn Ihr einen Einstieg sucht, ist dieses Angebot von Werter nicht unattraktiv. Sie sind transparent und schreiben bereits in der Anzeige, dass sie 37.000 € Jahresgehalt + Benefits bieten. Der Fokus der Agentur ist „strategische Interessenvertretung und politische Kampagnen in stark regulierten Märkten – von Gesundheit und Konsumgütern über Retail und Pharma bis hin zur Sicherheits- und Verteidigungsindustrie.“ Ihr könnt in München oder Berlin anfangen. Das Berliner Büro liegt superzentral. Ich kenne die Führungskräfte der Agentur persönlich und finde sie sehr sympathisch. Mehr Infos in der Anzeige bei Politjobs. (MB)
Assistenz (m/w/d) beim Ludwig-Erhard-Forum für Wirtschaft und Gesellschaft, Mitarbeiter*in für Fraktionsgeschäftsstelle (w/m/d) der Grünen Ratsfraktion Bonn, Traineeprogramm: Government Affairs (m/w/d) bei Werter, Project Consultant Public Affairs (Energiepolitik und -regulatorik) (m/w/d) bei Rud Pedersen Public Affairs, Werkstudent:innen für Akzeptanzkommunikation (m/w/d) bei Hendricks & Schwartz
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