Philipp Bauer (von Beust & Coll.) zum Glücksspielstaatsvertrag, Pflegereform und ein Roman zum trickreichsten Politiker ever
Philipp Bauer (von Beust & Coll.) zum Glücksspielstaatsvertrag, Pflegereform und ein Roman zum trickreichsten Politiker ever
„Es wäre sicherlich deutlich einfacher, uns durchzusetzen gegen die SPD, wenn wir nicht Prestige-Projekte wie die Mütterrente verteidigen müssten. Sie reden über finanzielle Solidität und verteidigen die Mütterrente. Wie passt das zusammen?“
Ein Teilnehmer des Deutschlandtages mit einer Frage an Markus Söder; zitiert von Karina Mößbauer. x.com
Liebe Leserinnen und Leser,
ich oute mich. Ich habe eine AIDA-Kreuzfahrt absolviert und es hat Spaß gebracht. Das Vergnügen hatte ich nicht exklusiv. AIDA hat mehr als 1,5 Millionen Gäste im Jahr. Und da wird es politisch interessant. Kaum ein Produkt aus der Tourismussparte wird so kritisch – und oft mit negativem Spin – von den Medien unter die Lupe genommen wie die Kreuzfahrt. Von dieser Berichterstattung sollten sich politische Entscheider aber nicht blenden lassen, wenn einschlägige Regulierung der Branche auf der Tagesordnung steht.
Euer Matthias Bannas
Philipp Bauer ist Berater bei der von Beust & Coll. Beratungsgesellschaft
Du bist u.a. Experte für das Online-Glücksspiel. Durch illegale Angebote in diesem Sektor gehen Deutschland erhebliche Steuereinnahmen verloren. Mit welchen Hebeln könnten diese Verluste reduziert werden?
Der wichtigste Hebel liegt in der Steuerpolitik. Momentan wird das Online-Automatenspiel in Deutschland auf den Spieleinsatz besteuert, also auf das Geld, das der Spieler einsetzt, nicht auf den tatsächlichen Gewinn des Unternehmens. Das ist europaweit ein Sonderweg, der den legalen Markt massiv schwächt und den Schwarzmarkt stärkt.
Die Folge ist für jeden sichtbar: Spieler weichen auf illegale Angebote aus, weil sie dort einfach mehr fürs gleiche Geld bekommen. Eine Studie der Universität Leipzig spricht davon, dass wir von einen Schwarzmarktanteil von über 50% ausgehen müssen.
Wir haben das einmal durchgerechnet: Unter identischen Spielbedingungen kann ein Spieler im illegalen Markt mit dem gleichen Einsatz mehr als doppelt so viele Spiele spielen wie im legalen. Der einzige Unterschied liegt in der Art der Besteuerung! Die Einsatzsteuer macht das legale Spiel also für den Spieler doppelt so teuer.
Diese Systematik muss dringend geändert werden. Eine Besteuerung auf Basis des Bruttospielertrags, also des tatsächlichen Unternehmensgewinns nach Auszahlung der Gewinne an die Spieler, ist international der Standard. Sie sorgt für faire Wettbewerbsbedingungen, stärkt den legalen Markt und sichert langfristig Steuereinnahmen.
Wichtig ist auch: Das ist kein technisches Steuerdetail, sondern direkter Verbraucherschutz. Nur wer im regulierten Markt spielt, hat klare Schutzmechanismen, feste Einsatzlimits und Transparenz. Wenn die legalen Anbieter aber durch die falsche Steuerpolitik ausgebremst werden, verliert der Staat doppelt: an Steuern und an Kontrolle.
Über die nächste Novellierung des Glücksspielstaatsvertrages wird bereits diskutiert. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) bereite diese gemeinsam mit den Ländern vor, so ist es zu lesen. Wie sollten sich interessierte Unternehmen und Verbände jetzt in die Debatte einbringen?
Wir befinden uns mitten in der Evaluation des Glücksspielstaatsvertrages 2021. Das ist die Phase, in der geprüft wird, ob die Ziele des Staatsvertrages tatsächlich erreicht werden. Dazu gehören Kanalisierung, Spielerschutz und Suchtprävention. Jetzt ist der Moment, in dem Erfahrungen, Daten und konkrete Verbesserungsvorschläge in den Prozess eingebracht werden können.
Da Glücksspiel in Deutschland Ländersache ist, läuft vieles über die Innenministerien und Innenstaatssekretäre der Länder. Wer Einfluss nehmen möchte, sollte dort das Gespräch suchen. Parallel dazu spielen Fachverbände wie der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) eine zentrale Rolle. Wir verstehen uns als Brücke zwischen Wirtschaft und Politik. Wir bündeln die Positionen der Branche, liefern belastbare Fakten und vertreten die Interessen der legalen Anbieter gegenüber den politischen Entscheidungsträgern.
Je früher und sachlicher man sich einbringt, desto größer der Einfluss. Die potentielle Novellierung wird darüber entscheiden, ob der legale Markt überleben kann oder ob der Schwarzmarkt weiter an Boden gewinnt.
Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte?
Das Offside im Wedding. Für mich Deutschlands beste Whisky-Bar. Eine riesige Auswahl, tolle Menschen vor und hinter der Bar und eine Atmosphäre, in der man immer gute Gespräche führt. Ein Ort, an dem man nie nur einen Drink nimmt, sondern oft auch neue Perspektiven mitnimmt.
Philipp Bauer ist Berater bei der von Beust & Coll. Beratungsgesellschaft. Er hat ein Masterstudium in Politikwissenschaften absolviert und u.a. auch für verschiedene Abgeordnete gearbeitet.
Die von Beust & Coll. Beratungsgesellschaft bietet individuelle Strategie-, Kommunikations- und Wirtschaftsberatung für Unternehmen, Verbände und Körperschaften. Die Beratungsgesellschaft hilft ihren Mandanten, sich im politischen und wirtschaftlichen Raum zu positionieren und ihre Anliegen zu kommunizieren.

Der Ball der Frühstücksdirektoren ist wohl der selbstironischste Ball im politischen Berlin – eine Mischung aus Satire, Stil und Netzwerkglück. Ursprünglich trafen sich Kommunikations- und Public-Affairs-Leute nach der Jahrtausendwende einfach zum Frühstück. Daraus entstand der Kreis der „Frühstücksdirektoren“ – und bald darauf: der Ball. Seit über einer Dekade wird getanzt, diskutiert und gelacht.
In diesem Jahr tanzen wir am 27. November zugunsten von Zweitzeugen e.V. – einer Initiative, die die Geschichten von Holocaust-Überlebenden lebendig hält, damit Erinnerung Zukunft hat.
🎟 Tickets (Spende): www.fruehstuecksdirektoren.de
Mehrheit erwartet Bruch der Koalition

Vor rund einem Jahr zerfiel die Ampel-Koalition in einem großen Knall. Auch die neue schwarz-rote Koalition kämpft mit fundamentalen Unstimmigkeiten. Die Liste der Meinungsverschiedenheiten zwischen und innerhalb der Parteien ist lang – so etwa bei der Richterwahl, der Diskussion über die Wiedereinführung der Wehrpflicht und natürlich jüngst der Rentenpolitik. Am Streit mangelt es also auch in dieser Regierung nicht. Jedoch ist es wichtig, dass nach dem Streit versöhnlich aufeinander zugegangen wird und man sich nicht um das Sorgerecht politischer Großprojekte streitet. Am Ende muss es einen Konsens geben, den alle ideologischen Strömungen und innerparteilichen Lager verbindlich guten Gewissens unterschreiben können. Denn die parlamentarische Mehrheit und damit die Regierungsfähigkeit der Koalition hängt an einem seidenen Faden. Koalitionspartner, manchmal sogar Oppositionsparteien und Querschläger in den eigenen Rängen zu befrieden, bedarf einer unglaublichen Überzeugungsarbeit und diplomatischen Geschicks. Ob Bundeskanzler Friedrich Merz diese Fähigkeiten besitzt, darüber ist man sich in der Bevölkerung nicht sicher: Zwar beurteilen 50 Prozent der Deutschen die aktuelle Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD als handlungsfähiger als die Ampel, jedoch hält eine Mehrheit von 56 Prozent der Deutschen einen erneuten Koalitionsbruch für wahrscheinlich.
Quelle: Meinungsumfragen | Ipsos
Robert Grimm ist promovierter Soziologe und leitet die Politik- und Sozialforschung beim Markt-, Meinungs- und Sozialforschungsinstitut Ipsos in Deutschland.
The European Radical Right in the Age of Trump 2.0: Ein Team von Carnegie Europe hat eine Bestandsaufnahme der Machtoptionen der rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien in Europa aufgeschrieben. Diese Parteien sind zersplittert. Das zeigt sich u.a. an der Positionierung zu Russland und den verschiedenen Fraktionen im EU-Parlament. Darum lohnt es sich, Einigungstendenzen genau zu beobachten. Zum Beispiel fördert Ungarn Organisationen, die in anderen EU-Ländern und der USA aktiv sind. Ihr könnt den Text bei Carnegie lesen. (MB)
Betreuung / Häusliche Pflege birgt große Belastung und rechtliche Grauzone: Frauen aus Osteuropa betreuen – nicht nur in Deutschland – Pflegebedürftige faktisch im 24-Stunden-Modus zuhause. Schätzungen erstrecken sich von 300.000 bis zu 600.000 Fällen. Manfred Götzke hat das Thema in einer Deutschlandfunk-Reportage aufbereitet. Der Knackpunkt ist, dass diese Angebote unverzichtbar sind. Denn das reguläre System ist überlastet. Während stationäre und ambulante Pflege aber sehr streng reguliert ist, wird bei der Betreuung zuhause weggeschaut. (MB)

Presse.Live bietet die umfassende Infrastruktur für digitale und hybride Pressekonferenzen: Eine Streaming-Plattform für die digitale Medien-Kommunikation. Übertragungen von Pressekonferenzen und Hintergrundgesprächen. Wir sorgen für Aufmerksamkeit; Worte die gehört werden – Bilder, die gesehen werden – Botschaften, die ankommen. presse.live
Slowakei – Wenn Angst Politik macht: Was ändert sich, wenn eine populistische Regierung die Macht übernimmt? Das lässt sich am Beispiel der Slowakei zeigen. In einer halbstündigen Doku gibt es interessante O-Töne und Beispiele. Ihr könnt die Doku in der ARD-Mediathek anschauen. (MB)
10 Skills that are Essential for Public Affairs Professionals: Minoas Vitalis hat für die englische Karriereplattform Congrapps aufgeschrieben, woran man arbeiten sollte, um erfolgreich als Lobbyist tätig zu sein. Ich würde noch Primärtugenden wie Freundlichkeit, Verbindlichkeit und Verlässlichkeit hinzufügen. Der Text ist aber hilfreich. (MB)
Eigenbeteiligung in der voll stationären Pflege – Eine Analyse regionaler Kostenunterschiede: Aktuell steht die gesetzliche Rentenversicherung auf der Agenda. Nicht minder konfliktträchtig wird die Debatte zur Reform der Pflegeversorgung verlaufen. Ruth Maria Schüler, Maximilian Stockhausen, Hendrik Böhmer und Jan Wendt haben für das IW Köln eine bundesweite Bestandsaufnahme der Kosten für die Pflege im Heim zusammengestellt. Die Daten von mehr 10.000 Heimen sind eingeflossen. Dabei wird deutlich, was die bundesweit unterschiedlichen Kosten maßgeblich beeinflusst; u.a. Löhne und Investitionen. Ihr findet die Analyse beim IW. (MB)
Lydia Hüskens: Die Umfragen für die anstehende Landtagswahl in Sachsen Anhalt sind insgesamt erschreckend. Die FDP ist aber immerhin auf 3 Prozent angewachsen. Reicht nicht, eröffnet aber Chancen. Folgt der Spitzenkandidatin Lydia Hüskens auf X. (MB)
polITalk – Geo-Resilienz vom eco e.V.: Wie sich Europas Wirtschaft souverän im globalen Technologiewettbewerb behauptet“: eco lädt am Mittwoch, 26. November von 17:30 bis 21 Uhr ins BASECAMP (Mittelstraße 51-53, 10117 Berlin). Es geht um die Sicherheit und Resilienz digitaler und kritischer Infrastrukturen. Mit und für euch diskutieren aller Voraussicht nach: Alexander Rabe, eco e.V.; Marco-Alexander Breit, Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung – angefragt; Johannes Schätzl, Mitglied des Deutschen Bundestages, SPD – angefragt; Thomas Pauls, Mitglied des Deutschen Bundestages, CDU/ CSU – angefragt; Rebecca Lenhard, Mitglied des Deutschen Bundestages, Bündnis90/ Die Grünen – angefragt; und Ansgar Baums, Autor – angefragt. Charleen Roloff moderiert. Hier könnt Ihr euch anmelden. (MB)
Das Birds in the Kitchen in der Rosenthaler Straße ist nicht unbedingt der gemütlichste Ort zum Essen – aber das spielt schnell keine Rolle, sobald das Essen kommt. Die Speisekarte ist angenehm übersichtlich und dreht sich um die zentrale Frage: Wie will man sein Hühnerfilet? Entweder im Burger, oder als mehrere Stücke auf einem Toastbrot (!). Das Hühnchen wird 24 Stunden in Buttermilch eingelegt und anschließend frittiert – ja, das ist eine fettige Angelegenheit, aber gerade deshalb so lecker. Eine Portion mit drei „Birds Banging Tenders“ kostet rund 10 Euro. Mit einer Beilage (Coleslaw ist ausdrücklich zu empfehlen) kommt man für insgesamt 13 bis 15 Euro garantiert satt wieder raus. Einen visuellen Eindruck gibt es auf auf Instagram. (EH)
Imperium von Robert Harris: Politikerbiographien sind nicht immer ein Lesevergnügen. Anders verhält es sich mit Biografien in Romanform. Umso interessanter ist es, wenn im Roman einer der trickreichsten Politiker der Geschichte portraitiert wird und der Autor sein Geschäft versteht. Das trifft zweifellos auf den Cicero-Roman von Robert Harris zu. (MB)
Senior Berater Public Affairs – Financial Services
Wenn euch finanzpolitische Themen interessieren, solltet Ihr euch dieses Angebot auf LinkedIn von FleishmanHillard anschauen. Die Agentur hat interessante Kunden und die Mitglieder und Führungskräfte des einschlägigen Teams machen einen sehr umgänglichen Eindruck. Was von euch erwartet wird, könnt Ihr in der Anzeige lesen. (MB)
Senior Berater (m/w/d) Public Affairs mit Schwerpunkt Energie oder Healthcare bei FleishmanHillard, Fundraiser*in mit Fokus Privatspenden beim European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), Personalmanagement und operative Prozesse (w/m/d) beim nexus Institut, Wissenschaftliche Mitarbeit (w/m/d) im Bereich Bürgergesellschaft beim nexus Institut, Praktikant:in im Bereich Political Strategy & Data bei Brand New Bundestag
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