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Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus dem politischen Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Johannes A. Dallheimer gesprochen. Er kandidiert für die FDP bei der Europawahl und arbeitet als Referent für Verkehrspolitik im Büro des Bundesabgeordneten Christian Sauter. Das Europa-Programm der FDP findet Ihr auf dieser Website.

Du kandidierst auf Platz 67 der Bundesliste der Freien Demokraten zur Europawahl. Die Wahrscheinlichkeit eines Einzugs ins Europäische Parlament ist sehr gering. Warum ist dein Engagement für die Partei wichtig?

Europa ist für viele sehr weit weg, darum muss man hier besonders oft erklären, wie in Brüssel und Straßburg europäische Gesetzgebung entschieden wird. Unsere Spitzenkandidatin tut das auch, aber schafft es nicht, an jedem Infostand und zu jeder Podiumsdiskussion zu kommen. Das übernehmen dann wir, die Kandidaten, die hinter ihr auf der Liste stehen. Ich bin der dritte Kandidat für Berlin und übernehme aktuell viele Veranstaltungen in Schulen, denn gerade die, die mit 16 Jahren das erste Mal wählen, sind besonders neugierig!

Bei der letzten Bundestagswahl war die FDP bei Erstwählern besonders erfolgreich. Warum sollten junge Menschen der FDP ihre Stimme bei der Europawahl geben?

Weil für junge Menschen am meisten auf dem Spiel steht. Wir treten an für eine gemeinsame Verteidigungspolitik der EU, denn die Zeiten haben sich leider geändert. Wir wollen eine geordnete Migrationspolitik, eine freie Wirtschaftspolitik und eine vernünftige Klimaschutzpolitik. Dieses Gesamtpaket bekommt man nur mit der FDP. Zudem haben wir mit Svenja Hahn, Moritz Körner und Phil Hackemann auch drei junge Kandidaten auf den vorderen Plätzen. Junge Menschen kommen somit auch in Parlamente.

Was ist dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Ich bin ja Wahl-Friedrichshainer, aber halte mich dennoch gerne in Mitte auf. Am liebsten an der Spree im Regierungviertel. Hier kann man die Weltstadt Berlin sehen, spüren, riechen, schmecken. Dieses Flair finde ich wunderbar.

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus dem politischen Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Hardy Krüger gesprochen. Er fährt seit mehr als 20 Jahren Taxi in Berlin. Viele seiner regelmäßigen Kunden sind ehren- oder hauptamtlich für Wirtschaftsverbände tätig.

Was schätzen Kundinnen und Kunden aus dem politischen Berlin besonders an deinem Service?

Sie schätzen vor allem ein sauberes Taxi und meine Zuverlässigkeit. Und sie können sich sicher sein, dass keine Gespräche und interne Sachen nach außen dringen.

Was sollte der Berliner Senat tun, um allen, die beruflich in Berlin mit einem Auto unterwegs sind, den Arbeitsalltag zu erleichtern?

Eine schwierige Frage, man kann es natürlich nicht allen recht machen. Es geht im Endeffekt nur mit viel Toleranz von allen Beteiligten. Natürlich wünscht man sich als Taxifahrer mehr Busspuren, die man auch mit dem Taxi benutzen darf. Viele Busspuren werden auch des Öfteren zugeparkt oder von Fahrzeugen benutzt, die nicht wissen, dass Busspuren extra Ampeln haben. In Bulgarien fährt die Polizei in Abschleppfahrzeugen mit und schleppt Verkehrssünder sofort ab. Eine Maßnahme, die sich wahrscheinlich schnell herumsprechen und die Kassen der Stadt schnell füllen würde. Was ich gar nicht nachvollziehen kann, sind manche Popup-Radwege, zum Beispiel auf dem Eichborndamm. Da befindet sich auf dem Gehweg ein neuer Radweg. Der wird aber nicht genutzt, stattdessen entstand ein Popup-Radweg auf der Straße. Ist es nicht besser entfernt von den Autos Fahrrad zu fahren? Zum anderen wäre es schön, wenn es so etwas wie eine grüne Welle geben würde! Zumindest bei den großen Straßen wie Straße des 17. Juni Richtung B5 oder der Karl-Marx-Allee Richtung B1. Bei letzterer hatte es zu DDR-Zeiten funktioniert. Ich habe das Gefühl, dass in Berlin die Philosophie besteht, den Verkehr für LKW oder PKW möglichst unattraktiv zu machen. Jeder soll am besten Fahrrad fahren. Es sind aber nicht alle dazu in der Lage. Man kann per Lastenfahrrad keine LKW-Ladung ausliefern oder Kranke zum Arzt bringen.

Was ist dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Mein Lieblingsplatz ist hinter dem Hauptbahnhof das Capital Beach am Ludwig- Erhard-Ufer. Da kann dem hektischen Treiben der Stadt direkt am Wasser entfliehen. Dazu ein kaltes Getränk, perfekt!

Wenn Ihr einen zuverlässigen Taxifahrer sucht, der sich im politischen Berlin auskennt, solltet Ihr Hardy Krüger kontaktieren: E-Mail: taxibetrieb.krueger.berlin@gmail.com

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus dem Umfeld des politischen Berlins vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Terry Reintke MdEP gesprochen. Sie ist Co-Vorsitzende der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament und Spitzenkandidatin der Europäischen Grünen bei der Europawahl. Das Europawahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen findet Ihr auf dieser Website.

Theresa REINTKE in the EP in Brussels / © European Union 2022 – Source : EP

Sie sind Spitzenkandidatin der Europäischen Grünen. Wie macht sich das in Ihrer persönlichen Wahlkampfführung – zum Beispiel bei der Terminplanung – bemerkbar?

Mein ohnehin voller Kalender wird nun noch voller, aber ich finde es sehr bereichernd und spannend, mich mit so vielen Menschen in Deutschland und Europa auszutauschen – sei es in der Landwirtschaft, in der grünen Stahlproduktion, mit Gewerkschaften oder mit den vielen Organisationen, die sich für Minderheiten- und Frauenrechte einsetzen. Und: Das Interesse an Europa ist sehr groß. Dass Europa so im medialen und öffentlichen Fokus steht, würde ich mir auch für die Zeiten wünschen, in denen keine Wahlen anstehen. Aber erstmal freue ich mich darauf, aus den manchmal technischen Abläufen im Parlament raus zu den Menschen und ins Gespräch zu kommen.

Im Gegensatz zu Wahlen auf Bundesebene haben Wählerinnen und Wähler bei der Europawahl keine Regierungskonstellationen vor Augen. Mit welchem Machtanspruch – mit welcher Machtoption – bestreiten die Europäischen Grünen die Wahl?

Ich sehe diese Europawahl als Schicksalswahl, ein Rechtsruck im Europäischen Parlament würde zu einer destruktiven Blockade durch Nationalisten führen, Sozial- und Klimaschutz würden zurückgedreht, ganz zu schweigen von Minderheiten- und Frauenrechten. Ich möchte, dass die Grünen Teil einer pro-europäischen demokratischen Mehrheit werden, die in den kommenden fünf Jahren den Green Deal weiter vorantreibt, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt und mit klugen Impulsen heute die Weichen für eine klimaneutrale Industrie von morgen stellt.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Mein Lieblingsort in Berlin-Mitte ist die Museumsinsel. Man kann dort kurz aus der Großstadthektik wegtauchen, die alten Museumsgebäude mit ihren Ausstellungen und der Dom strahlen diese Erhabenheit aus. Und ich mag die kleinen Wege entlang der Spree mit den Cafés und Terrassen.

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus dem Umfeld des politischen Berlins vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Martin Günther gesprochen. Er ist der Brandenburger Spitzenkandidat der Partei Die Linke bei der Europawahl. Das Europaprogramm der Partei Die Linke findet Ihr auf dieser Website.

Mieten, Strom, Klima; dass sind die Kernthemen Ihres Wahlkampfes. Was kann und muss die nächste Europäische Kommission tun, um Klimaschutz im Einklang mit bezahlbaren Mieten und Stromkosten durchzusetzen?

Die EU setzt immer noch auf Wettbewerb und Konkurrenz. Die Europäische Kommission ist da die treibende Kraft. Doch Wettbewerb funktioniert nicht in der Gesundheit, Pflege, bei den Öffis und halt auch nicht, wenn es um Wohnen, Strom und Klima geht. Das sehen wir täglich, wenn wir uns den Pflegenotstand, Krankenhausmisere, stockenden Ausbau der Öffis, Mietenwahnsinn und verfehlten Klimaziele anschauen. Wir brauchen mehr Kooperation und eine starke öffentliche Hand. Da muss die EU-Kommission weniger die Bremse ziehen, sondern öfters mal in die Pedale treten und Sachen ermöglichen und fördern. Der Wohnungs- sowie der Energiesektor sind zwei entscheidende Bereiche, in denen zu Erreichung der Klimaziele mehr passieren muss. Der Gebäudebereich verfehlte auch jüngst wieder die Klimaziele. Besonders schlecht läuft es übrigens im Verkehrssektor, wo die EU definitiv mehr machen könnte. Beim Strom hat die EU durch das Strommarktdesign, also die Regelungen wie Strom gehandelt wird, einige Durchgriffsmöglichkeiten. Momentan bestimmen einige teure, fossile Kraftwerke den Preis für den gesamten Strommix und bescheren so wenigen Energiekonzernen gigantische Gewinne auf Kosten der vielen Stromverbraucherinnen und -verbraucher. Wir brauchen ein anderes Strommarktdesign, das bezahlbaren Strom und den schnellen Ausbau der Erneuerbaren garantiert. Das Thema Mieten haben ich bewusst mit reingenommen, weil wir leider feststellen müssen, dass die EU zum Recht auf Wohnen bislang nichts beiträgt, obwohl dies in der Säule der sozialen Rechte der EU festgeschrieben ist. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass dieses Recht auf Wohnen endlich mit Leben gefüllt wird: bezahlbar und klimagerecht.

Der Europawahlkampf nimmt Fahrt auf. Was ist das wichtige Thema, dass an Sie herangetragen wird, und welche Lösung können Sie dafür anbieten?

Viele sagen mir: Martin, die EU ist sooo weit weg für mich. Grundsätzlich gibt es eine positive Einstellung zur EU, doch meistens wird dies an nichts Konkretem festgemacht. Fast alle wissen, dass Brüssel ein Lobby-Sumpf ist und kritisieren, dass es da sehr abgehoben zugeht. Das kann ich nur bestätigen. Die Linke hält dagegen, wir nehmen keine Spenden von Konzernen und Banken an und halten auch ansonsten Distanz zur Wirtschaftslobby. Wir – und ich ganz persönlich – wollen die Lobby für die vielen Menschen sein, die mit ihren alltäglichen Problemen, in Brüssel kaum gehört werden.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Ich bin Brandenburger und das auch sehr gern. Was soll ich da sagen? Friedrichstraße, da komm ich schnell wieder ins Brandenburgische? Aber im Ernst: Die Gegend um den Bahnhof Friedrichstraße finde ich schon sehr schön. Ich mag es, dort am Kanal lang zu gehen. Distel, Berliner Ensemble sind gleich ums Eck, wo ich gern hingehe. Und ich erinnere mich an so manche schöne Demo, die dort lang ging.

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus dem Umfeld des politischen Berlins vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Lucas Mennecke gesprochen. Im Rahmen seines Studiums der Public Relations verfasst er seine Bachelor-Arbeit zum Europawahlkampf. Er engagiert sich für die CDU. Ihr könnt ihn bei der Bachelor-Arbeit unterstützen, indem Ihr euch an seiner Umfrage zum Wahlkampf beteiligt.

Alle Parteien stehen immer wieder vor der Herausforderung ihre Mitglieder dazu zu bewegen, sich in Wahlkämpfen zu engagieren. Dabei geht es nicht nur um den Einsatz am Stand in der Fußgängerzone. Es geht auch um digitales Engagement. Mit welchen Maßnahmen gelingt es, Parteimitglieder und -unterstützer für mehr Engagement in sozialen Medien zu gewinnen?

Digitaler Wahlkampf hieß lange, bestehende Formate für Social Media zu adaptieren. Das funktioniert nicht mehr. Heute müssen Parteien ihre Zielgruppen genau kennen und analysieren und die Logiken der Netzwerke kennen. Jede Plattform braucht andere Inhalte. Parteiintern hingegen ist vor allem eine Frage des Alters und des Wissens. Jüngere Parteien wie die Grünen haben den Vorteil, dass ihre Mitglieder eher in den sozialen Netzwerken unterwegs sind. Anders sieht es bei den Volksparteien aus, wo es oft an Know-how und Sensibilisierung fehlt. Hier reagieren die Parteien: durch interne Seminare vermitteln einige CDU-Landesverbände ihren Mitgliedern grundlegende Fähigkeiten im Online-Bereich. Diese Angebote müssen ausgebaut werden. Das Stichwort heißt Wissenstransfer. Es braucht Ansprechpartner für die Kreis- und Gemeindeverbände, denn wenn man versteht, was funktioniert, bekommen viele Lokalpolitiker Spaß an digitaler Kommunikation.

Der Europawahlkampf startet. Welche Plattformen sind besonders wichtig, um Erstwähler zu erreichen?

TikTok ist die Plattform der Gen Z, dicht gefolgt von Instagram und Twitter. Hier zählen Personalisierung, Verkürzung und Emotionalisierung – oft im negativen. Als Partei offen eine Negativstrategie zu fahren, kann gefährlich werden. Deshalb braucht es braucht Köpfe, um auf TikTok und Instagram erfolgreich zu sein. Für Parteien lohnt es sich, in politische Influencer zu investieren. Sie können freier und authentischer als viele Spitzenpolitiker agieren und holen ihre Zielgruppe da ab, wo sie steht. Gerade in Zeiten, in denen viele Jugendliche den Parteien misstrauen, werden Polit-Influencer so zum Sprachrohr ihrer Generation. Umgekehrt können sie die Agenden ihrer Parteien verbreiten, ohne durch ein oft abschreckendes Parteilabel gebunden zu sein.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Während meines Praktikums bei der Berliner Beratung Advice Partners habe ich mich in die Friedrichstraße und seine Nebenstraßen verguckt. Zum einen ist da die spürbare Nähe zum Bundestag, dem Herz unserer Demokratie, zum anderen sind es die vielen Sehenswürdigkeiten, die man quasi in der Mittagspause besuchen kann: das Brandenburger Tor, die Humboldt-Universität oder die Museumsinsel. Man spürt als junger Mensch, dass man hier im Zentrum ist. Für mich, der vom Land kommt, war das sehr beeindruckend.

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Dr.-Ing. Michael Heihsel gesprochen. Er ist Hauptstadtrepräsentant der TransnetBW GmbH. „Die TransnetBW GmbH betreibt das Strom-Übertragungsnetz in Baden-Württemberg.“

Mitarbeiter TRANSNET BW, Porträts
(Fotograf & Urheber: Jan Potente, mobil +491782133550)

Stuttgart, Berlin und Brüssel – wie organisiert Ihr bei übergreifenden Themen die Zusammenarbeit zwischen dem an mehreren Standorten ansässigem Politik-Team und den Experten im Unternehmen?

Wir sind in der Abteilung „Politik, Regulierung und Nachhaltigkeit“ organisiert. Darunter fallen die Teams EU-Politik, Nationale Politik und Regulierung. Da wir ein reguliertes Unternehmen sind, haben wir auch viel Kontakt zur Bundesnetzagentur in Bonn. In Brüssel und Berlin haben wir insgesamt drei Mitarbeiter. In der Tat erfordert themen- und standortübergreifende Arbeit eine gute Koordination und Absprache. Deshalb haben wir mehrere regelmäßige Austauschformate sowohl auf Team- als auch auf Abteilungsebene. Wir arbeiten alle sehr digital, treffen uns aber auch alle regelmäßig am Hauptsitz in Stuttgart.

Die Kosten für den Netzausbau gefährden die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung und bei der Wirtschaft. Mit weniger Erdverkabelung und mehr Freileitungen könnten erhebliche Kosten gespart werden. Wo wären Freileitungen im Einflussbereich von TransnetBW sinnvoll und wie hoch wären die Einsparungen?

Vor rund zehn Jahren wurde der Vorrang von Erdkabel vor Freileitungen bei neuen Gleichstromtrassen vor dem Hintergrund der Akzeptanz gesetzlich verankert. Mittlerweile sprechen wir aber immer häufiger von den Kosten als Akzeptanzproblem beim notwendigen Netzausbau. Wir haben daher gemeinsam mit 50Hertz und TenneT vorgeschlagen, die im aktuellen Netzentwicklungsplan geplanten Gleichstromleitungen DC40 (OstWestLink von TenneT und 50Hertz), DC41 (NordWestLink von TenneT und TransnetBW) und DC42 (SuedWestLink von 50Hertz und TransnetBW) als Freileitungen umzusetzen. Damit würden wir die Kosten mindestens halbieren. Die Gesamtkosten würden sich so um etwa 20 Mrd. Euro verringern, die Netzentgelte würden damit ab ca. 2030 in der Spitze um 1 bis 1,5 Mrd. Euro pro Jahr reduziert.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Im Sommer freue ich mich wieder auf die Stimmung von warmen Sommerabenden im Berliner Regierungsviertel an der Spree entlang. Gerade im Sommer wird Berlin dann wirklich schön und man kann die Seele baumeln lassen.

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Fried-Heye Allers gesprochen. Er ist Public Affairs Manager Germany bei Anheuser-Busch InBev. Gemessen am Absatzvolumen ist Anheuser-Busch InBev die größte Brauereikette der Welt. In Deutschland gehören u.a. folgende Marken dazu: Corona Extra, San Miguel, Beck’s, Spaten, Löwenbräu, Hasseröder, Diebels und Franziskaner.

Wie organisierst Du für die politischen Interessenvertretung die Zusammenarbeit mit den vielen Marken und Brauereien im Unternehmen, die bundesweit verstreut sind?

Die Marken stehen unter einem Dach: AB InBev. Und als Public Affairs Manager spreche ich für das gesamte Unternehmen – die politische Interessenvertretung kommt also aus einer Hand. Wir sind in einem internationalen Team organisiert, meine Kolleg:innen sitzen in Mailand, Leuven und London, und in New York – das ist genau die Challenge: globale und regionale Themen auf die lokalen Ebenen übersetzen, und umgekehrt. Das ist mein Job.

Wenn es nach dem Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, ginge, wäre Biertrinken in Deutschland erst ab dem 18. Lebensjahr erlaubt. Welche Maßnahmen ergreift Anheuser-Busch InBev, damit junge Menschen, die in Deutschland ab dem 16. Lebensjahr legal Bier trinken dürfen, dieses verantwortungsvoll tun?

Wir stehen strikt hinter den gesetzlichen Vorgaben, beispielsweise haben wir uns verpflichtet, keine Werbung an Menschen zu richten, die noch nicht das gesetzliche Mindestalter erreicht haben. Wir setzen darüber hinaus in unserer Werbung nur Personen ein, die erkennbar älter sind. Und wir gehen noch weiter: beispielsweise trägt unsere Innovation im 0.0 Bereich – also Bier mit 0.0% Alkohol, Corona Cero, eine Mindest-Alterskennzeichnung – auch wenn dies gesetzlich nicht erforderlich wäre. Das Thema ist ein größerer Komplex: Gemeinsam mit den Deutschen Brauern arbeiten wir für einen verantwortungsbewussten Konsum. Dont Drink and Drive – die Kampagne ist lange etabliert – ist so entstanden.

Was ist dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Ganz klar die Friedrichstraße. Mein Büro ist hier, sie liegt zentral zu allen relevanten Orten und es gibt gutes Essen und feine Orte für Gespräche.

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Arvid Nienhaus gesprochen. Er begleitet seit 2010 Unternehmen und Einzelpersonen als Leadership Trainer und Management Coach. In diesem Bereich hat er zahlreiche, auch internationale, Aus- und Weiterbildungen absolviert. Davor studierte er Schauspiel an der internationalen Schauspiel-Schule INAC in Berlin, bevor er sich auf die Themenbereiche Körpersprache, Kommunikation und Wirkung spezialisierte. Potentialentwicklung und stärkenorientierte Führung runden die Themenfelder seiner Arbeit ab. Arvid Nienhaus arbeitet mit Einzelpersonen und Führungskräften von Kleinunternehmen und Mittelstand bis hin zu Konzernen, darunter Dell Technologies und Oracle Deutschland sowie auch Akademikern aus dem Bereich Forschung und Lehre.


Foto-Recht: Arvid Nienhaus / David Reisler
Wer für ein Unternehmen, einen Verband oder einen Bundestagsabgeordneten als Kommunikationsverantwortlicher arbeitet, kennt die Herausforderung, eine Vorgesetzte oder einen Vorgesetzten zu beraten. Körpersprache, Empathie oder Zuspitzung; in der Regel geht es um sehr persönliche Empfehlungen. Was sind zentrale Punkte darin und was kann ich tun, damit diese beim Empfänger besser ankommen?

Zwei Punkte sind dabei grundlegend wichtig: Zum einen, sich des Ziels, das mittels der eigenen Wirkung erreicht werden soll, bewusst zu sein. Wirkung ist wie Führung kein Selbstzweck sondern erfordert Bewusstsein für die eigene Fähigkeiten, Stärken und natürlich für das Ziel, dass erreicht werden soll. Erst wenn bewusst ist, was auf welche Weise in der Kommunikation erreicht werden soll, können wir Kommunikation und persönliche Wirkung danach ausrichten – dies gilt natürlich auch 1:1 in der Körpersprache. Sich ein klares Bild vom Ziel und dem gewünschten Effekt zu verschaffen ist hierbei ebenso zentral, wie bei planerischen Vorhaben in der Unternehmensführung oder Verbandskommunikation. Als kommunikationsverantwortliche Person gegenüber Vorgesetzten das Bewusstsein hierfür zu schärfen, ist zentral für eine authentische und zugleich wirkungsvolle Kommunikation zu Adressaten und vermeidet Betriebsblindheit in der Kommunikation der eigenen Themen.
Meine Erfahrung aus 15 Jahren Coaching und Training von Leistungsträgern und Führungskräften ist, dass das „Was“ – also der Inhalt und die Wortwahl für die Kommunikation zumeist übervorbereitet wird und das „Wie“ der Präsentation, also Körpersprache, Wirkung Ton-Art, Kadenz und Pausen dagegen zu häufig vernachlässigt werden. Wichtig ist also, das Gesamtpaket stimmig zu schnüren.

Der zweite Punkt ist, dass Entscheidungen zu Auftreten, Wirkung und Körpersprache allzu häufig erst kurz vor einem Termin oder gar nebenbei getroffen werden. Das geht zwar häufig „irgendwie“ gut, jedoch zielt es zugleich am vollen Potential der Person in ihrer Wirkung vorbei. Ich merke zudem, dass Menschen sich stärker mit dem beschäftigen was sie alles vermeiden wollen, anstelle mit dem, was sie in ihrer Kommunikation und Wirkung stärken und vermitteln möchten. Körpersprache, Auftreten und Wirkung müssen vorab mitbedacht werden damit die verbale Botschaft nicht durch körpersprachliche Doppelbotschaften verwässert wird, wie es bereits mehrfach auch bei CEOs in Keynotes zu beobachten war. Beispielsweise wurde ein wendiges neues Elektro-Fahrzeug eines großen deutschen Automobil-Konzerns mit einer zeitdehnenden Langsamkeit in Auftreten, Stimme und mit schwindender Agilität präsentiert – dies passte nicht zusammen. Der Fokus für die gewünschte Wirkung spielt hier eine zentrale Rolle. Niemand käme auf die Idee, einen Spitzensportler mit gelegentlichem Training zur Olympiade zu entsenden, doch in Themen der täglichen nonverbalen Kommunikation herrscht an vieler Stelle ein Vorgehen nach Western Art und es wird in bester Absicht „aus der Hüfte geschossen“. Hier darf stattdessen gezielt Klarheit zur eigenen Wirkung geschaffen und bewusst eingesetzt werden. Nicht selten berichten mir gestandene Führungskräfte in dem Kontext, dass ihnen eigentlich gar nicht so genau bewusst ist, was sie in Ihrer körpersprachlichen Kommunikation und Wirkung tun, besonders dann, wenn Dinge glatt laufen. Doch von solchen Situationen wollen wir ja letztendlich mehr erzeugen. Dazu zählt auch konkret zu wissen, wie sich eigene Stärken, Charaktermerkmale und das individuelle Profil in Auftreten und Körpersprache äußern. Was nicht bekannt ist, kann auch nicht verstärkt, geschweige denn in einem Konfliktszenario belastbar kommuniziert werden. Letztendlich hat eine kommunikationsverantwortliche Person die Wichtigkeit dieses Themenbereichs im besten Interesse der vorgesetzten Person mitzubedenken und an sie zu kommunizieren. Eine gute Wirkung in der Kommunikation ist zudem in deren Interesse, da in der Außenwahrnehmung hauptsächlich personenzentriert beobachtet wird. Der Fokus liegt mehr denn je auf der Person und wie er oder sie kommuniziert. Eine zusätzliche Perspektive in der Vorbereitung ist dabei stets wertvoll und sollte in Form von Vorschlägen und Empfehlungen durch Kommunikationsbeauftragte hierarchieübergreifend erlaubt sein.

Druck und Stress bestimmen oft den Arbeitsalltag. Wie gelingt es mir, mein Team – trotz dieser Herausforderungen – positiv zu motivieren und zu führen?

Auch hier ist wichtig, sich der eigenen Wirkung nicht nur in Krisensituationen und bei Herausforderungen bewusst zu sein, sondern eben auch mit Blick auf Erfolgsmomente, die still und vermeintlich unsichtbar stattfinden und dadurch viel seltener unsere Beachtung finden. Diese zu kennen, birgt zum einen Erfolgsstrategien und zum anderen stärkt es das Bewusstsein im Team für Erfolge. Es schürt das „Feuer“ zum Voranbringen von Themen und färbt nicht zuletzt auch auf die emotionale Verbindung zur vorgesetzten Person ab. Darüber hinaus, gilt es, besonders mit Blick auf die Herausforderungen der Zeit, das „Wozu – tun wir es?!“ in der Kommunikation zur gemeinsamen Arbeit bewusst zu halten und aktiv zu kommunizieren. Das Ziel für welches gemeinsam als Team gehandelt wird, darf wiederkehrend kommuniziert und gefestigt werden. Damit die Kommunikation hierin gelingt, braucht es Sichtbarkeit der Führung und dies wortwörtlich auch mit Blick auf die eigene Körpersprache.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Die nördliche Monbijou-Brücke zwischen Bode-Museum und der Monbijou-Straße, besonders an einem lauen Sommerabend. Es ist ein historischer Ort in Berlin und es bietet sich von dort zugleich ein wunderbarer Ausblick in Richtung Westen wie in Osten über den Spree-Arm. Ein schöner Ort um die Geschichte Berlins auf einen Blick einzuatmen und alt wie neu im Blickfeld zu genießen.

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Nina Kollas gesprochen. Sie ist die Leiterin Kommunikation beim Deutschen Tiefkühlinstitut e. V. (dti). „Das dti ist die Interessenvertretung und Kommunikationsplattform der deutschen Tiefkühlwirtschaft und vertritt rund 150 überwiegend mittelständische Unternehmen aus allen Teilen der Tiefkühlkette von Industrie über Logistik und Handel.“


Bildnachweis: dti/Frank Nürnberger

Als dti kommuniziert ihr unter anderem in Richtung Endverbraucher und in Richtung Politik. Wie bekommt ihr Zielgruppen, die einen ganz unterschiedlichen Informationsbedarf haben, unter einen Hut?

Gar nicht! Wieso auch? 😉 Wir haben für jede Zielgruppe individuelle Ziele, Strategien, Botschaften, Maßnahmen und Instrumente. So nutzen wir beispielsweise LinkedIn für unsere politische Kommunikation sowie die Kommunikation mit unseren Mitgliedern, unserem Branchennetzwerk und anderen Stakeholdern. Auf Instagram und Facebook adressieren wir die privaten Verwender:innen und die professionellen Verbraucher:innen, zum Beispiel Gastronominnen und Profiköche, und begeistern sie für die vielen Vorteile der coolsten Lebensmittel-Kategorie. 😊

Das Deutsche Tiefkühlinstitut macht sich für die Umsetzung der Vorschläge der Zukunftskommission Landwirtschaft stark. Warum?

Wir fordern von der Politik, verlässliche Rahmenbedingungen für eine intakte und wettbewerbsfähige Landwirtschaft zu schaffen. Dazu gehört aus unserer Sicht auch, die Vorschläge der Zukunftskommission Landwirtschaft endlich politisch umzusetzen. Nötig ist eine politische Strategie für den gesamten Ernährungssektor. Und dies nicht nur aus der Agrarperspektive, sondern im Gespräch mit Akteuren auch aus der Weiterverarbeitung, dem Handel und der Industrie. Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat hier 2021 mit der gesamten Wertschöpfungsgemeinschaft von Industrie, Handel und Landwirtschaft sowie Politik, Wissenschaft und NGO Vorschläge erarbeitet, die es nun endlich politisch umzusetzen gilt.

Was ist dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Definiere Berlin-Mitte 😉 Als Historikerin und angeheiratetes West-Mitglied einer Ost-Familie ist es für mich stets ein erhabenes Gefühl, mit dem Fahrrad mitten durchs Brandenburger Tor zu fahren. Einfach so. Von hier nach dort. Als Politikwissenschaftlerin und Lobbyistin ist der Bundestag für mich ein sehr besonderer Ort, er erfüllt mich mit Stolz und Dankbarkeit für unsere Demokratie. Das Reichstagsufer ist ein prima Ort, um mit einer Köstlichkeit von Butter Lindner die Mittagssonne zu genießen, zum Beispiel mit einem Panini Brie & Speck. Bei Regen und auch sonst ist der geniale „Monsieur Toche“ in der Albrechtstraße immer eine exzellente Wahl. Und als Busy Working Mom erfreut mich immer wieder die Kompetenz, Kreativität und Freundlichkeit der Damen in der Postfiliale in der Reinhardtstraße. Sie finden für (fast) jedes Problem schnell eine effiziente Lösung – und sind dabei extrem lässig.

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Wolfgang Ainetter gesprochen. Er ist Journalist, Buchautor und Social-Media-Stratege. Von 2018 bis Anfang 2021 war er Sprecher des Bundesverkehrsministeriums. Sein Ministeriumskrimi „Geheimnisse, Lügen und andere Währungen” erscheint am 7. März beim Haymon Verlag.

Geheimnisse und Lügen stecken in dem Titel deines ersten Kriminalromans. Wie gelingt es Pressesprechern, Geheimnisse nicht auszuplaudern und dabei nicht zu lügen?

In meinem satirischen Ministeriumskrimi gibt es ein Kapitel, das heißt: „Schweigen – oder es ist zu spät.“ Ein Regierungssprecher erklärt dem ermittelnden Kommissar seinen Job folgendermaßen: „Ich finde, das Fairplay im Umgang mit Journalisten erfordert es, dass man sich nicht gegenseitig die Zeit stiehlt. Und ich gebe den fragenden Journalisten immer sehr bald und sehr schnell und sehr eindeutig zu erkennen, dass man zu einer bestimmten Frage schweigen muss. Das akzeptieren sie auch. Man bringt sich selbst in Schwierigkeiten, wenn man über eine Sache, über die man eigentlich schweigen sollte, dennoch anfängt zu reden und erst nach der dritten Antwort merkt, dass man eigentlich hätte schweigen müssen. Dann ist es zu spät. Dann machen sich die Journalisten einen Sport daraus, einen Regierungssprecher über den Tisch zu ziehen.“

Dein Kommissar ist genau wie Du Österreicher. Was ist der auffälligste Unterschied zwischen der Wiener und der Berliner Politikblase?

Wien hat zwar 2 Millionen Einwohner, ist aber ein politisches Dorf, in dem jeder jeden kennt. Gefühlt sind alle miteinander per Du, sogar Politiker und Journalisten. Ich glaube, dass es an dieser gefährlichen Nähe liegt, dass das kleine Österreich bei weitem mehr politische Skandale hat als das zehnmal so große Deutschland, Stichwort Ibiza-Affäre, Chat-Protokolle über Postenschacher, steuerfinanzierte und manipulierte Meinungsumfragen oder betrunkene Personenschützer. In Berlin läuft der Politikbetrieb in meinen Augen weit professioneller ab, wobei auch deutsche Protagonisten reichlich Stoff für Satire hergeben.

Was ist dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Ich mag so viele Orte in Berlin-Mitte, die alle in meinem Buch vorkommen: das „Borchardt“, dieses Wohnzimmer der Wichtigen und Wichtigtuer, den „China Club“ mit der vielleicht größten VIP- und Angeber-Dichte, den Zollpackhof, wo Abgeordnete in meinem Krimi „Hoch die Hände, Sitzungsende!“ grölen, oder das spanische Restaurant „Volver“, in dem mein Kommissar mit seinem Kumpel viel zu viel Rioja trinkt – aber mein Lieblingsort ist die Jungfernbrücke, die älteste noch erhaltene Brücke Berlins. Diese wunderschöne Brücke, die sich in unmittelbarer Nähe des Auswärtigen Amtes befindet, hat viele Geschichten zu erzählen und ist so herrlich unbeeindruckt von der schnelllebigen Politik.