Winterreifen und Schneeketten – Anne-Kathrin Gerstlauer zu passenden Metaphern für politische Kampagnen

QUIZ

“In dieser außergewöhnlichen Situation muss der Bund für weitere Entlastungen der Bürgerinnen und Bürger sorgen – und zwar ausschließlich der Bund.”

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

Cum-Ex, ick hör Dir trapsen. Bundeskanzler Scholz ist bei dem Thema ganz schön ins Risiko gegangen. Einerseits moralische Entrüstung über die Täter, anderseits der Verweis auf Erinnerungslücken, wenn es um Fragen seiner eigenen Verantwortung geht. Bei so viel Fallhöhe kann ein winziges neues Detail ausreichen, um ihn in die Bredouille zu bringen. Hätte in dem Fall die Ampel noch Bestand? Oder sind die Fliehkräfte einer erstarkten grünen Partei und einer geschwächten FDP bereits zu groß? Vermutlich wäre der Druck in Anbetracht der sich durch den Ukraine-Krieg verursachten Energiekrise so groß, dass sich die Beteiligten zusammenraufen würden.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Kommunikation und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Anne-Kathrin Gerstlauer gesprochen. Sie ist Journalistin, Beraterin und Dozentin. Wer „nie mehr mittelmäßige Texte ins Internet schreiben“ möchte, sollte unbedingt ihren Newsletter Texthacks abonnieren und lesen.

Fotocredit: Janina Steinmetz

„Winterreifen“ und „Schneeketten“, ob die Kommunikation zum neuen Infektionsschutzgesetz klug war, wird die Debatte der nächsten Wochen zeigen. Wie finde ich gute und passende Metaphern für eine politische Kampagne?

Metaphern müssen einfach sein und sofort verstanden werden, wenn ich meine Metapher erklären muss, dann brauche ich sie nicht. Zum anderen sollte ich mich für eine Metapher entscheiden und diese dann durchziehen, oft strotzen Botschaften vor fünf verschiedenen Metaphern. Dabei finde ich in der politischen Kommunikation wichtiger: Im besten Fall ist meine Botschaft so klar und einfach formuliert, dass ich gar keine Metaphern brauche.

Wer im politischen Berlin arbeitet, muss ständig Texte schreiben; Social-Media-Posts, Briefe und E-Mails an unterschiedlichste Adressaten, Stellungnahmen zu Gesetzen und vieles mehr. Wie ist es möglich, kontinuierlich seine Schreibfähigkeiten zu verbessern?

Mit diesen 4 Hacks kommt man ziemlich weit, egal ob E-Mail, Social-Media-Posting oder Rede:

  • Durchsuchen Sie Ihren Text nach der Endung “ung”, die deutet meist auf Nominalstil hin (. Und Nominalstil bedeutet wiederum: bürokratische Sprache, die die wenigsten verstehen.
  • Wenn Sie eine komplizierte Quelle vorliegen haben, steigt die Chance, dass Sie selber kompliziert schreiben. Deshalb gilt: Lesen Sie die Quelle zweimal gründlich durch. Legen Sie den Text dann weg und schreiben komplett frei. Details können Sie anschließend ergänzen.
  • Überfrachten Sie weder Ihren Text, noch Ihre Sätze. Faustregel: ein Thema pro Absatz, eine neue Information pro Satz.
  • Achten Sie darauf, dass Ihre Sätze nicht immer die gleiche Struktur haben, sondern variieren Sie. Negativ-Beispiel: Er hat einen Gesetzesentwurf eingebracht, der umstritten ist. Er hat ein Interview dazu gegeben, das morgen ausgestrahlt wird. Besser: Er hat einen Gesetzesentwurf eingebracht, der umstritten ist. Die ARD strahlt dazu morgen ein Interview aus.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Überall, wo es Kölsch gibt. Im Winter im Gaffelhaus, im Sommer an der Ständigen Vertretung mit Blick aufs Wasser.

Measure

20 Prozent der Deutschen kommen kaum mit ihrem Einkommen aus.: Die Inflation lässt Einkommen schmelzen. Nach einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung wird die Entwicklung der Bruttolöhne EU-weit um 2,9 Prozent niedriger sein als die Preissteigerungen. Das spiegelt sich auch in den Ängsten der Deutschen. Schon jetzt finden es 20 Prozent der Bürger laut einer Ipsos Umfrage vom Juli schwer, mit ihrem gegenwärtigen Einkommen auszukommen. Dabei sind 49 Prozent der Deutschen der Überzeugung, die Preise werden in den kommenden 12 Monaten weiter steigen. 40 Prozent gehen davon aus, noch weniger verfügbares Einkommen zu haben und 39 Prozent sind der Meinung, an Lebensstandard einzubüßen. Im europäischen Schnitt sehen die Bürger anderer Länder, wie Großbritannien, Frankreich und Polen die Differenzen aus Preis- und Gehaltsentwicklung noch pessimistischer als hierzulande. Düstere Zeiten also. Mehr zur Studie finden Sie hier: Four in ten across 28 countries expect their disposable income to fall over the next year | Ipsos (RG)

Read

IAB-Institut zum Fach- und Arbeitskräftemangel: Unter dem nicht so catchy Titel „Während der Pandemie ist die Suche nach geeignetem Personal für viele Betriebe schwieriger geworden“ hat ein Team des IAB aktuelle Daten zur Stellenbesetzung analysiert. Rund ein Drittel der ausgeschriebenen Stellen konnten im letzten Jahr nicht besetzt werden. Überproportional waren Branchen betroffen, die besonders stark unter den Corona-Beschränkungen gelitten haben. Als Folge haben 40 Prozent der Betriebe höhere Löhne gezahlt. Außerdem wurden die Anforderungen an berufliche Qualifikationen runtergeschraubt. Wenn Stellen nicht besetzt werden konnten, bedeutete das bei mehr als der Hälfte der Betriebe: Überstunden und die Ablehnung von Aufträgen. Lösungen sind die Weiterqualifizierung des Mitarbeiterstamms, attraktivere Arbeitsbedingungen und mehr Investitionen in die Gewinnung neuer Mitarbeiter. Hier könnt Ihr den Text lesen. (MB)

Listen

Atomwiedereinstieg juristisch – FAZ-Einspruch-Podcast: Ab Minute 5,15 spricht Stephan Klenner in diesem Podcast mit dem Atomrechtler Dr. Philipp Bender über die für ein Weiterlaufen der noch betriebsbereiten deutschen Atomkraftwerke erforderlichen Gesetzänderungen und die damit einhergehenden juristischen Fragen. Ohne eine Änderung des Atomgesetzes können die Kraftwerke nicht über das Jahresende hinaus betrieben werden. Das Gesetz enthält kalendarische Enddaten und Reststrommengen für die Kraftwerke. Die Betriebsgenehmigungen sind aber weiterhin gültig. Es gibt keine Befristung. Das gilt auch für die drei bereits abgeschalteten Atomkraftwerke. Die viel diskutierten periodischen Sicherheitsüberprüfungen der Kraftwerke zielen auf die Zukunft. Es handelt sich um prognostische Prüfungen in Hinblick auf die nächsten zehn Jahre. Das Atomgesetz sieht dafür Ausnahmen vor. Diese könnte die Bundesregierung nutzen. Eine kritische EuGH-Entscheidung  aus dem Jahr 2019 ist nicht einschlägig, weil es da um eine erhebliche Laufzeitverlängerung bei mehreren belgischen Kraftwerken ging. Der Bundestag müsste zeitnah über das Atomgesetz entscheiden. Eine Zustimmung des Bundesrates ist nicht erforderlich. (MB)

Watch

Ludwig Erhard – “Vater” der D-Mark“: Ludwig Erhard ist immer noch für viele konservative und liberale Politiker das wichtigste Vorbild. Vision, Intellekt, Gradlinigkeit, Entscheidungsfreude, Fleiß und Verantwortungsbewusstsein gepaart mit der Bereitschaft ins Risiko zu gehen, wenn es die Situation erfordert; Erhard kommt in diesem Interview dem Idealtypus des Politikers sehr nahe. Toll in dem Interview ist außerdem der Hamburger Akzent von Günter Gaus und insbesondere die Antwort von Erhard auf die Frage, wie viele Zigarren er denn am Tag rauche. Hier könnt Ihr das Video in der ZDF-Mediathek anschauen. (MB)

Learn

Reels bei Instagram: Sabrina Wahlig erklärt euch in ihrem Text für den Politsnack-Blog der Konrad-Adenauer-Stiftung, warum es wichtig ist, für Instagram-Accounts auch Reels zu produzieren. Sie erklärt euch ganz praktisch, wie das geht. Ihr dreht mit einem Smartphone im Hochkantformat; entweder bereits vorab oder direkt in der App. Dort könnt Ihr schneiden, Teile löschen, Text oder GIFs einfügen. Außerdem könnt Ihr das Video mit Musik unterlegen. Lest auf jeden Fall den vollständigen Text hier. (MB)

Know

Wie es zu schaffen ist“: In einer neuen ECONtribute-Studie unterbreitet ein Autorenteam um Rüdiger Bachmann und Georg Zachmann Vorschläge zum Umgang mit der Gaskrise in Deutschland. Die wichtigste Rolle spielt der Gaspreis als Signal für Einsparungen von Wirtschaft und Verbrauchern. Der Preisanstieg hat bereits dazu geführt, dass große Unternehmen (BASF, Veltins, Mercedes, Würth) ihren Gasverbrauch erheblich reduziert oder dieses angekündigt haben. Damit die Preissignale möglichst umgehend die Haushalte erreichen, schlagen die Wissenschaftler vor, Festpreisgarantien durch einen Bonus zu ersetzen. Über die genaue Ausgestaltung lässt sich streiten. Der Bonus-Vorschlag hat den Charme, dass so auch Haushalte mit einem geringeren Einkommen gezielt unterstützt werden könnten. Mit einem Stufenmodell, das sich am Einkommen orientiert, könnten Ungerechtigkeiten vermieden werden. Hier könnt Ihr die inspirierende Studie lesen. (MB)

Follow

Kassem Taher Saleh MdB: Saleh ist Obmann von Bündnis 90/Die Grünen im Bauausschuss. Schaut euch mal seinen LinkedIn-Account an. Gut gefällt mir, dass er lebendig und mit Fleisch am Knochen über seine Arbeit berichtet, viele Fotos und auch mal Video-Content nutzt. Wünschen würde ich mir ein paar tiefergehende Schwarzbrotthemen aus dem Ausschuss. (MB)

Attend

SHeconomy Virtual Talk / In conversation with Jules A. Barnes: Barnes ist Kaplanin der The Anglican Church of St Thomas à Becket in Hamburg. Am 16. August, von 17:00 – 18:00 Uhr, hat die British Chamber of Commerce in Germany einen digitalen Talk mit ihr organisiert. Es geht um Führung und Karriere. Barnes hat für viele interessante Arbeitgeber gearbeitet; die London Stock Exchange, easyJet und der NHS. Hier könnt Ihr euch anmelden. (MB)

 

Eat and drink

Hoa Rong – vietnamesische Küche am Bahnhof Friedrichstraße: In der Georgenstraße 25 gibt es ein neues vietnamesisches Restaurant. Geöffnet ist von 11:30 – 23:00 Uhr. Es gibt immer ein Mittagsgericht für rund 10 Euro. Das Entengericht für 18 Euro hat mich leider enttäuscht. Gut gefallen haben mir die interessanten Getränke. Es gibt zum Beispiel ein Matcha-Bier, das wie ein Alsterwasser zur Hälfte aus Bier und kaltem Matcha-Tee gemischt wird; schmeckt wirklich gut. Schön ist der grüne Hinterhof, auf den wir auch aus dem BDWi-Büro schauen. Nicht mein Fall sind allerdings die Sitzgelegenheiten. Diese sind allesamt ohne Lehne. Hier findet Ihr die Mittagskarte. (MB)

Buy

Fitnessstudio – mittenah + gut erreichbar: Wenn Ihr ein mittelpreisiges Studio sucht, dass Ihr vor oder nach der Arbeit in Mitte gut erreichen könnt, schaut euch mal den John Reed Club in der Brunnenstrasse 105 – 109 an. Das Studio ist direkt am Bahnhof Gesundbrunnen. Geöffnet ist Mo. – So. / 6:00 – 24:00 Uhr. Es kostet 30 Euro im Monat. Dafür gibt es ausreichend Cardio-Geräte, Freihanteln, eine große Auswahl benutzbarer Fitnessgeräte, einen Functional Bereich und einen lustigen digitalen Kursraum. Für Frauen gibt es einen kleinen Extrabereich. Eine Sauna ist leider nicht vorhanden. Ich empfinde das Miteinander mit den anderen Mitgliedern als stressfrei. Die Gestaltung des Studios orientiert sich an leicht runtergerockten Berliner Clubs. Hier gibt es Bilder und Infos. (MB)

Work

Assistent:in (m/w/d) bei Bundeszahnärztekammer, Wissenschaftliche:r Referent:in (m/w/d) bei Verein Geschäftsstelle Qualitätsausschuss Pflege e.V., Programmlinienleitung “Demokratie und Gesellschaft” (m/w/d) bei Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung (BKHS), Referent:in Business Development und Forschungsförderung (m/w/d) bei Centre for Planetary Health Policy (CPHP), Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in (m/w/d) Health (Teilzeit) bei Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.
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Quiz-Auflösung

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter – zitiert aus einem Artikel in der SZ vom 8. August / hier seine Begründung: „Die Länder zahlten schon für etliche Entlastungen des Bundes mit, “obwohl sie diese nicht angestoßen haben”.