Daniel Kaddik (bft) zu eFuels, die deutsche Bildungsmisere und Kalbsfleisch-Bolognese im Flamingo Fresh Food

QUIZ

“Man kann nicht immer Nein sagen.”

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,
der Bundesrechnungshof hat mit seiner Kritik an Schattenhaushalten / Sondervermögen die Debatte zum neuen Bundeshaushalt eingeleitet. Das greift die Opposition dankbar auf. Dabei würde sie nicht anders agieren, wenn sie an der Regierung wäre. Aber wir hätten eine ganz andere Haushaltsdebatte, wenn sich Regierung und Opposition darauf verständigen würden, alle Sonderhaushalte in den regulären Haushalt zu überführen. Bei der Gelegenheit könnte man auch die Belastungen für die Haushalte von Bund und Ländern ausweisen, die durch die Pensionslasten des Beamtenapparates entstehen.
Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Daniel Kaddik gesprochen. Er ist Geschäftsführer beim Bundesverband freier Tankstellen (bft). Der bft zählt über 520 unabhängige mittelständische Unternehmen aus den Bereichen Tankstelle, Mineralöl- und Heizölhandel zu seinen Mitgliedern. Zusammen betreiben diese mehr als 2.760 Stationen und damit fast jede fünfte Tankstelle im deutschen Netz.


Bild (c) Simon Blackley

Tankstellen? Gibt es die auch noch in 20 Jahren? Was wird sich am Geschäftsmodell Tankstelle ändern und was wird immer noch so sein wie heute?

Das hoffe ich doch sehr; sonst war mein Wechsel zum bft im April dieses Jahres ein denkbar schlechter. Wenn wir uns aber nur die nackten Zahlen ansehen, dann sieht es weiter sehr nach einem Fortbestand der Tankstellen aus. Auch mit einer Zunahme von Elektrofahrzeugen werden selbst 2040 noch mindestens 32 Millionen Verbrenner auf den Straßen unterwegs sein. Hinzu kommen Lkw in verschiedenen Kraftstoffvarianten. Die müssen alle betankt werden. Hinzu kommt im ländlichen Raum außerdem das Thema Nahversorgung. Mit dem Ausbau des eMobilität und dem Laden zu Hause wird es aber auch zu einer Veränderung des Kundenverhaltens kommen, was sich wiederum auf die Zahl der Tankstellen auswirken wird. Laden braucht einfach mehr Zeit und es stellt sich die Frage, welches Angebot gemacht werden kann, um den Kunden zur Ladesäule und schließlich auch in den Shop zu bekommen. Von Kaffee, über Gastronomie bis hin zum Coworking-Space – die Tankstelle der Zukunft wird anders aussehen und noch stärker auf den Bereich Service setzen. Dabei sehe ich auch eher den Mittelstand als die großen Unternehmen. 1. Er ist agiler und kann neue Dinge schneller und dezentral ausprobieren. 2. haben wir keinen Plan B. Wir sind Teil der Gesellschaft und können nicht einfach weg.

Kaum eine Diskussion zur Nutzung synthetischer Kraftstoffe kommt ohne die Forderung aus, dass diese nicht im Straßenverkehr zum Einsatz kommen dürfen. Warum ist diese Forderung falsch?

Weil sie absolut keinen Sinn ergibt. Im Schiff- und Flugverkehr sollen wir umsteigen und es ist toll CO2-neutral, aber für die Straße soll das nicht gelten? Mit synthetischen Kraftstoffen lässt sich nicht nur die komplette Bestandsflotte defossilisieren, man kann auch die Kraftstoffinfrastruktur weiter nutzen und spart sich einen nicht unerheblichen Teil der für die eMobilität erforderlichen Investitionen. Dafür brauchen wir aber Investitionssicherheit und – anreize. Es wird immer behauptet, es gäbe nicht genug eFuels. Stimmt bisher. Aber würde verlässlich signalisiert, dass synthetische Kraftstoffe in Pkw zugelassen sind und sich die CO2-Neutralität auch steuerlich niederschlägt, prognostiziere ich einen wahren Boom. Einen bei dem Deutschland und die EU wirklich Vorreiter im Klimaschutz sein können und die Signalwirkung Verbrenner weltweit defossilisieren kann.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Der Zoo, weil ich da nach der Arbeit oft meine Familie treffe und nach einem Besuch bei den Pandas mit ihr nach Hause fahre. Und Biers Currywurststand am Checkpoint Charly – weit genug weg von meinem Büro, sodass der Kopf frei wird und der Fußweg gleicht das schlechte Gewissen wieder aus.

Measure

Für 57 Prozent der Deutschen hat sich die Bildung im Land verschlechtert: Pünktlich zum Schulanfang wird einmal mehr von der deutschen Bildungsmisere gesprochen. Wie die Bürgerinnen und Bürger aus 29 Ländern ihr Schulsystem bewerten, hat Ipsos in einer jüngsten internationalen Befragung ermittelt. Deutschland schneidet im Vergleich leider nicht gut ab. Nur 23 Prozent der Deutschen sind der Meinung, Deutschland habe ein gutes Bildungswesen, in Großbritannien sind dies 47 Prozent, in den USA immerhin 40 Prozent der Bevölkerung. Damit ist Deutschland beinahe europäisches Schlusslicht. Nur Franzosen (20%), Polen (19%) und Ungarn (8%) bewerten das Bildungssystem in ihrem Land als schlechter. Dabei ist ein Großteil der Deutschen der Meinung (57%), dass sich das Bildungswesen seit ihrer eigenen Schulzeit grundlegend verschlechtert hat. Dieser Eindruck wird auch von Bürgern anderer Länder in Europa geteilt. So bemängeln 72 Prozent der Franzosen, 59 Prozent der Belgier und 56 Prozent der Niederländer, dass die Qualität der Bildung in ihrem Land im Vergleich zur eigenen Schulzeit abgenommen hat. Für die Deutschen (50%) sind unzureichende Ressourcen der Schulen eine große Barriere für eine ordentliche Ausbildung. Auch eine Anpassung und Überarbeitung der Lehrpläne sehen 41 Prozent der Deutschen als dringend erforderlich. In der europäischen Nachbarschaft wird dies nur von Polen (46%) und Ungarn (45 %) übertroffen. Bei der Größe der Klassen gibt es ebenfalls Handlungsbedarf: 40 Prozent der Deutschen betrachten die Schulklassen als überfüllt. Spitzenreiter ist hier die Niederlande mit 55 Prozent gefolgt von Frankreich mit 53 Prozent. Weiterhin problematisch ist der Status der Lehrkräfte: für nur 32 Prozent der Deutschen erhalten Lehrerinnen und Lehrer ausreichend Respekt (Irland 63%, Spanien 59%). Zwar arbeiten die Lehrkräfte in den Augen der Bürger hart (60%) und werden dafür adäquat vergütet (55%) jedoch würden lediglich 30 Prozent der Deutschen ihren Kindern den Lehrberuf empfehlen. Leider trägt das Bildungswesen für nur 38 Prozent der Deutschen zur sozialen Gerechtigkeit in unserem Land bei. Dabei sollte Chancengleichheit eine wichtige Aufgabe des Schulsystems sein. Auch das ist ein Indikator für den zunehmenden Vertrauensverlust in demokratische Institutionen in unserem Land. Die Daten finden Sie hier: People more likely to think their education system is poor than good | Ipsos

Read

Wirtschaftspolitisches Update der FDP-Bundestagsfraktion: Zum Ende der parlamentarischen Sommerpause gehen alle Bundestagsfraktionen in Klausur, und immer müssen die neuentstandenen Ideen aufgeschrieben werden. Es entsteht eine unüberschaubare Anzahl von Positionspapieren. Es lohnt sich einen Blick auf das Wirtschaftspapier der FDP zu werfen. Denn wir haben nicht nur eine handfeste Wirtschaftskrise, die FDP hat trotz oder gerade auf Grund der Ablehnung eines Industriestrompreises immer noch den größten Rückhalt bei der Wirtschaft. Viele Forderungen in dem Papier sind schlüssig (mehr Speed bei Bürokratieabbau + Handelsabkommen usw., Entlastungen bei Steuern und keine höheren Sozialversicherungsabgaben). Ob das in der bestehenden Koalition möglich ist? Auf jeden Fall gilt, um die Zustimmung für rechtsradikale und linke Populisten zu stoppen, müssen wirtschaftliche Erfolge her. Ihr könnt das Papier auf der Website der Fraktion lesen. (MB)

Listen

„Kampf um jeden Quadratmeter – Wie die Niederlande die Wohnungsnot lindern wollen“: Es schaut nicht so aus, als würde es dem Bund und den Ländern in den nächsten Jahren gelingen, wirksame Maßnahmen gegen den Wohnungsmangel zu beschließen. In Holland sind die Herausforderungen ähnlich (Migration, Klimatransformation, usw.), deutlich mehr Menschen leben aber in den eigenen vier Wänden. Der Erwerb von Wohneigentum wird erleichtert, indem Immobilienzinsen von der Steuer abgesetzt werden können. Sehr kreativ ist man dort bei der Umwandlung von Büro- und Funktionsbauten in Wohnungen. Mehr erfahrt Ihr in dieser DLF-Reportage. (MB)

Watch

„Tierquälerei: Brechen die Grünen ihr Versprechen?“: In dieser von Jan Schipmann moderierten „Die da oben“ Folge geht es um eine ausstehende Gesetzesinitiative aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium zur besseren Sanktionierung von Tierquälerei. Gut gemacht ist die Darstellung des Gesetzgebungsprozesses. Das ist aber auch alles. Als Kronzeuge für die fortwährende Tierquälerei von Landwirten und Schlachthofmitarbeitern kommt ein NGO-Mitarbeiter zu Wort, der in den letzten sieben Jahren 161 Fälle von Tierquälerei dokumentiert hat. Dabei beträgt alleine der Schweinebestand in Deutschland 21 Millionen. Mit einem Landwirt wird überhaupt nicht gesprochen. Der Bauernverband taucht nur mit einer schriftlichen Stellungnahme auf. Ich würde aber nicht ausschließen, dass man der Redaktion ein Interview verweigert hat. Es wird in den Raum gestellt, dass der Bauernverband eine mächtige Lobbyorganisation ist, die besseren Tierschutz verhindert. Wenn die Redaktion etwas offener mit dem Thema umgehen würde, könnte sie sich mal die Frage stellen, warum Schlachthofstandorte in Deutschland verloren gehen und was das für die Tiere bedeutet. Ihr könnt die Reportage auf YouTube anschauen. (MB)

Learn

Verbandspositionierung: Torben Leif Brodersen hat auf seiner Website aufgeschrieben, worauf man bei der Positionierung von Verbänden achten sollte. Er stellt die Leistungsfähigkeit des Verbandes und die Leistungen für Mitglieder in den Vordergrund. Das ist richtig. Denn im Gegensatz zu einer klassischen PR-Positionierung ist bei Verbänden das eigene Handeln viel wirkungsvoller als die PR zum eigenen Handeln. Ihr könnt den Text auf der Website Jägerhorn lesen. (MB)

Know

Der INSM-Bildungsmonitor: Wenn Ihr in den deutschen, bildungspolitischen Debatten mitreden möchtet, müsst Ihr nur einmal im Jahr diese eine Studie lesen. Ihr bekommt aktuelle Zahlen, wie es um die Bildung im Ländervergleich bestellt ist. Fast interessanter finde ich die Zusammenstellung des aktuellen Forschungsstandes. Die Kernbotschaft ist auch in diesem Jahr, dass im frühkindlichen Bereich Bildungsinvestitionen besonders effektiv sind. Und hier wird immer noch zu wenig investiert. Ihr könnt die IW-Studie auf der Website der INSM lesen. (MB)

Follow

Carsten Linnemann – Meta only: Mit Accounts bei Facebook und Insta bespielt Linnemann die wichtigsten sozialen Netzwerke für seinen Wahlkreis. Auch das macht er ein bisschen halbherzig. Weder er noch sein Team mischen bei den Debatten in der Kommentarspalte mit. Dennoch spiegeln die Accounts sehr passgenau seine Arbeit. Sehr gut gefällt es mir, wenn er live geht. (MB)

Attend

„Achterbahn Digitales und Datenschutz – wo stehen wir?“: Am 14. September, von 8:30 – 9:00 Uhr findet im Basecamp (Mittelstraße 51 – 53) der nächste hybride Nachgefragt-Talk statt. Ulrich Kelber (Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit) und Philippe Gröschel (Director Government Relations bei Telefónica Deutschland) diskutieren mit Euch über Datenschutz und Privatsphäre. Ihr könnt Euch auf der Website vom Basecamp anmelden. (MB)

Eat and drink

Flamingo Fresh Food Bar: Ich habe eine Weile nicht mehr in der Flamingo Fresh Food Bar gegessen, schlicht und einfach weil 13,50 Euro für ein Self-Service-Mittagstisch ein sportlicher Preis ist. Letzte Woche war es mal wieder so weit. Es gab eine Kalbsfleisch-Bolognese mit frischer Garganelli-Pasta; Parmesan, dazu Babyblattsalat. Das Essen ist immer noch sehr gut. Da ist gar nichts zum Meckern. Neben den Mittagsessen gibt es auch ein breites Angebot an Suppen, Sandwiches, Süßspeisen und Kuchen. Der Kaffee schmeckt auch. Es gibt Draußenplätze mit Spree- und Bundespresseamtblick. Ihr findet den Laden in der Neustädtischen Kirchstraße 8. Geöffnet ist über die Woche von 7.30 – 18.00 Uhr. Speisekarten findet Ihr auf der Website des Restaurants. (MB)

Buy

Nordseekrabben und Matjesfilets: Falls es Euch in diesem Sommer an die Nordsee verschlagen haben sollte, seit Ihr mit diesen beiden norddeutschen Grundnahrungsmitteln bestimmt in Berührung gekommen. Wer aber in Mitte Nordseekrabben und Matjesfilets einkaufen möchte, wird scheitern. Fündig werdet Ihr auf den Wochenmärkten im Kiez bei den Fischhändlern Eures Vertrauens oder bei Rogacki beim U-Bahnhof Bismarckstraße. (MB)

Work

Quiz-Auflösung

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich beim ZDF zur FDP.