Muhammad Aldo Farizky zu seinem IPS-Praktikum im Bundestag, mal wieder Glyphosat und Gründe für den Erfolg der AfD

QUIZ

„Wäre ich ein guter Unternehmer, wäre ich kein Politiker.“

Herzlich willkommen

Lieber Leserinnen und Leser,
die vorgeschlagene Kürzung des Elterngeldes im Haushaltsentwurf des Bundes hat bereits zu einer Petition mit 600.000 Unterschriften geführt. Die Vorschläge, den Bundeszuschuss für die Pflegeversicherung um eine Milliarde Euro zu kürzen und der Bundesagentur für Arbeit und damit den Beitragszahlern der Arbeitslosenversicherung zusätzliche Aufgaben mit einem Belastungsvolumen von 900 Millionen Euro zu übertragen, scheint die 34,4 Millionen Zahlungsverpflichteten der gesetzlichen Sozialversicherungen überhaupt nicht zu interessieren. Die Unsitte aller Bundesregierungen, die Sozialversicherungen zu immer neuen Aufgaben zu verpflichten und dann die Beitragszahler die Zeche zahlen zu lassen, ist scheinbar mit keinerlei eigenen politischen Kosten verbunden. Das ist beim Elterngeld ganz anders. Darum wäre es charmant, alle Leistungen der Sozialversicherungen, die nicht unmittelbar an Beitragszahlungen anknüpfen, analog zum Elterngeld aus den Haushalten der zuständigen Ministerien zu finanzieren, um sie bei Bedarf kürzen zu können oder zu müssen.
Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Muhammad Aldo Farizky gesprochen. Er hat im Rahmen des IPS-Programms ein Praktikum im Büro des Bundestagsabgeordneten Manfred Todtenhausen absolviert.

Sie haben im Rahmen des Internationalen Parlaments-Stipendium (IPS) des Deutschen Bundestages den Alltag im Bundestag für fünf Monate kennengelernt. Warum ist das Programm so wichtig?

Die Bedeutung des Programms ist für jede*n Stipendiat*in natürlich unterschiedlich. Ich persönlich sehe dieses Programm als eine Bereicherung meines Wissens an. Mein Ausbildungshintergrund liegt in der Ingenieurwissenschaft und ich träume davon, einen Beitrag zur Industrialisierung meines Heimatlandes Indonesien zu leisten. Ich bin aber überzeugt, dass dafür nicht nur gute Ingenieure, sondern auch gute Gesetze nötig sind. Dieses Programm bietet mir die Möglichkeit, einen umfassenden Einblick in die Welt der Gesetzgebung zu erhalten, direkt im Zentrum der deutschen Demokratie.

Was hat Ihnen besonders gut bei Ihrer Tätigkeit im Bundestag gefallen und was hat Sie am meisten überrascht?

Ich bin sehr zufrieden mit der Atmosphäre in meinem Büro. Mein Chef und die anderen Kolleg*innen sind sehr freundlich und haben mir viele Möglichkeiten geboten. Durch sie konnte ich meine Zeit im Bundestag optimal nutzen und meine Erwartungen erfüllen. Als IPS-Praktikantin habe ich die Aufgabe, den Abgeordneten bei verschiedenen Tätigkeiten und Anlässen zu begleiten. Dabei beeindruckt mich besonders, wie mein Abgeordneter mit unterschiedlichen Persönlichkeiten umgeht. Ich habe viel von ihm gelernt und finde die Transparenz des Parlaments erstaunlich und wertvoll.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Ich musste etwas überlegen, um diese Frage zu beantworten. Aber dann wurde es mir sofort klar: Der Bundestag ist mein Lieblingsort in Berlin-Mitte geworden, weil ich dort eine einmalige Erfahrung in meinem Leben gemacht habe, nämlich das IPS-Programm. Das war eine großartige und einzigartige Zeit für mich. Dort habe ich bei dem IPS-Empfang (der Abschiedsveranstaltung vom IPS-Programm) mit der Bundestagspräsidentin getanzt, ambitionierte junge Leute kennengelernt, den Gesetzgebungsprozess aus der Nähe erlebt und in einem sehr unterstützenden und freundlichen Team in meinem Büro gearbeitet. Der deutsche Bundestag wird mich immer an diese schönen Erinnerungen erinnern.

Measure

AfD zweitstärkste Kraft und nur 4 Punkte hinter der Union. Die AfD gewinnt laut der letzten Ipsos Sonntagsfrage vor der politischen Sommerpause weiter deutlich an Zuspruch. Mit 22 Prozent (+3 im Vergleich zum Juni) ist sie nun zweitstärkste Kraft im Land. Die Gründe für diesen Paukenschlag in den Umfragewerten sind vielschichtig. Selten waren die Bürgerinnen und Bürger so unzufrieden mit der Entwicklung des Landes wie zum jetzigen Zeitpunkt. Die Regierungsparteien sind zerstritten und treiben ihre großen Projekte wie die Energiewende und die Digitalisierung nur schleppend voran. Das Land befindet sich in einer wirtschaftlichen Schieflage und für die Sorgen der Bevölkerung – Inflation, steigende Mieten, fallende Reallöhne, Ukraine-Krieg und Migration – sind keine unmittelbaren Lösungen in Sicht. Aktuell vereint die Kollation nur 39 Prozent der Stimmen. Die Union derweil bietet weder eine programmatische Alternative noch steht sie geschlossen da. Die schwelende Kanzlerfrage sowie der jüngste Austausch des CDU-Generalsekretärs stehen dafür exemplarisch. Die Union konnte deshalb aus den Schwächen der Ampel kein Kapital schlagen und verliert im Vergleich zum Juni weitere 2 Prozentpunkte. Auf der anderen Seite führt der Selbstauflösungsprozess der Linkspartei dazu, dass vor allem im Osten Stimmen zur AfD wandern werden. Auch der unkonstruktive Umgang mit den jüngsten kommunalpolitischen Erfolgen der AfD sowie die häufige Pauschalisierung ihrer Wählerschaft mit dem rechten Rand haben der Partei eher Zulauf beschert als davor gewarnt. Deutschland erlebt einen klaren Rechtsruck, steht damit aber auch im europäischen Trend. Die Daten finden Sie auf www.ipsos.de. (RG)

Read

„Erfolgreicher Eilantrag gegen die Gestaltung des Gesetzgebungsverfahrens zum Gebäudeenergiegesetz“: Auch in diesem Fall ist die Pressemeldung vom Bundesverfassungsgericht hilfreich, um alle wichtigen Details der Entscheidung nachvollziehen zu können. Das Gericht hat eine einstweilige Anordnung erlassen und damit das Gesetzgebungsverfahren vorerst gestoppt, weil der Antrag des Abgeordneten Heilmann nicht weder von „vornherein unzulässig noch offensichtlich unbegründet“ war. Es muss zwischen dem Recht des Bundestages, autonom über Verfahren entscheiden zu können und dem Recht der Abgeordneten, ausreichend Zeit zur Prüfung und Beratung von Gesetzesvorschlägen zu haben, abgewogen werden. Die Pressemeldung ist übersichtlich durchstrukturiert und in verständlicher Sprache geschrieben. (MB)

Listen

„Gysi gegen Guttenberg – China – die neue Supermacht und wir“: Brauchen wir einen weiteren Podcast von zwei alten weißen Männern, die uns die Welt erklären? Ich finde ja. In dieser Folge zu China funktioniert das sehr gut. Es werdem natürlich zahlreiche unterhaltsame Anekdoten zum besten gegeben. Ihr erfahrt aber auch, wie sinnvolle Gespräche und Verhandlungen mit China vonstattengehen können. Die entscheidenden Bausteine sind Regelmäßigkeit und Respekt. Das die beiden Herren der Außenpolitik von Annalena Baerbock skeptisch gegenüberstehen und mit dem Merkel/Scholz-Kurs sympathisieren, überrascht mich nicht. Ihr könnt den Podcast u.a. hier auf podcast.de anhören. (MB)

Watch

„Die Spiegel-Affäre“: In der 3sat-Mediathek könnt Ihr einen kurzweiligen Film von Roland Suso Richter aus dem Jahr 2014 zur Spiegel-Affäre anschauen. Der Film ist als Zweikampf zwischen Augstein und Strauß inszeniert. Eine kleine Zeitreise ist der Blick auf die Medienwelt von damals; Alkohol, Zigaretten und lupenreiner Chauvinismus. Die Ausstattung ist detailverliebt. Und das mächtige Medienmenschen eine eigene Agenda verfolgen, hat sich anscheinend nicht geändert. Wer Lust auf „was wäre wenn“ – Spekulationen hat, kann sich die Frage stellen, was passiert wäre, wenn Strauß als Sieger aus der Auseinandersetzung herausgegangen wäre? (MB)

Learn

„Social Media Kommunalwahl Spezial“: An dieser Stelle möchte ich euch einen Hinweis auf ein kostenloses Webinar geben. Am Dienstag, 18. Juli 2023, ab 19:30 Uhr, erklären euch Giulia Fioriti und Nina Scavello wie Ihr mehr Reichweite für politische Social Media Accounts generiert. Der Schwerpunkt liegt auf dem Kommunalwahlkampf. Ihr könnt euch für das Webinar auf der Website des Beratungsunternehmens der beiden Expertinnen anmelden. (MB)

Know

efsa zu den „Auswirkungen von Glyphosat auf die Gesundheit von Mensch und Tier“: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (efsa) hat nach einem 32 monatigen Peer-Review-Prozess, in den 27 Staaten eingebunden waren und 2.400 Studien ausgewertet worden sind, festgestellt, dass es bei Glyphosat keine kritischen Problembereiche gibt. Ihr könnt eine erste Bestandsaufnahme auf der Website der Behörde lesen. Diese Bestandsaufnahme hat erheblichen politischen Wumms, weil sich die Ampel folgenden Passus in ihren Koalitionsvertrag geschrieben hat: „Wir nehmen Glyphosat bis Ende 2023 vom Markt.“ (MB)

Follow

Tobias Block: Wenn Ihr bei der europäischen Debatte zu synthetischen Kraftstoffen auf dem Laufenden bleiben möchtet, dann folgt doch Tobias Block auf LinkedIn. Er ist Head of Strategy and Content bei der eFuel Alliance. (MB)

Attend

„Cannabis legalisieren? Vor- und Nachteile einer legalen Abgabe“. Die Friedrich-Ebert-Stiftung bietet euch am 19. Juli, 15:00-16:00 Uhr, einen Online-Event zur Cannabis-Legalisierung an. Das könnte interessant werden. Was mich Irritiert, auf der Website zum Event mit der Anmeldemöglichkeit sind noch keine Speaker zu sehen. Aber das kann ja noch kommen. (MB)

Been there

Talk der FDP-Bundestagsfraktion mit Yasmin Fahimi und Steffen Kampeter: „Aufgrund mangelhafter Arbeitszeiterfassung haben wir ein Übermaß an unbezahlter Mehrarbeit“, so die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi bei einem Talk der FDP-Bundestagsfraktion zu Arbeitszeiterfassung und zum Arbeitszeitgesetz. Laut einer IAB-Studie leiste mehr als eine Million Arbeitnehmer unbezahlte Überstunden. Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), machte deutlich, dass ein sehr großer Teil dieser Überstunden von Fach- und Führungskräften mit hohen Gehältern geleistet werde. Dort seien der Überstunden in der Regel im Rahmen des Arbeitsvertrages abgegolten. Grundsätzlich gelte aber: „Da wo Mehrarbeit geleistet wird, ist diese auch anständig zu vergüten.“ Die lebhafte Diskussion, an der auch der Arbeitsrechtler Professor Dr. Richard Giesen teilnahm und die von Pascal Kober MdB, Sprecher für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag, moderiert wurde, drehte sich um die Arbeitszeiterfassung, die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes und ungeplanterweise um die Mindestlohnerhöhung. Zur Arbeitszeit muss die Bundesregierung eine EU-Richtlinie umsetzen. Gelichzeitig ist im Koalitionsvertrag vereinbart, im Rahmen von Experimentierklauseln mehr Flexibilität auszuprobieren. Ein erster BMAS-Gesetzesvorschlag dazu traf auf breite Ablehnung im Arbeitgeberlager und bei der FDP. Bei der Diskussion wurde deutlich, dass Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter bei allen Fragen zu den Themen über Kreuz liegen. Eine Vertrauensarbeit ist keine Vertrauensarbeitszeit, wenn die Arbeitszeit aufgezeichnet werden muss. Oder: Die Aufzeichnung der Arbeitszeit ist unerlässlich für die Vertrauensarbeitszeit. Die Aufzeichnung der Arbeitszeit sollte im Arbeitszeitgesetz geregelt werden oder im Arbeitsschutzgesetz. Das Arbeitszeitgesetz ist dringend reformbedürftig, weil es nicht genug Flexibilität ermögliche; selbst die europäische Richtlinie dazu lässt mehr Flexibilität zu. Oder eröffnet das Arbeitszeitgesetz bereits genug Spielraum für eine flexible Arbeitsgestaltung? Besonders lebendig wurde es bei der Diskussion zum Mindestlohn, die sich sofort entwickelt hat, als das Stichwort einmal in einem Nebensatz fiel. Das Ergebnis ist viel zu niedrig und setze auf einen völlig falschen Sockel auf, so Fahimi. „Die Nummer werden wir nicht ein zweites Mal zulassen.“ Denn: „Die Rolle der Vorsitzenden zeigt, dass sie nicht funktioniert.“ Kampeter ließ sich nicht zweimal bitten: „Nur weil man eine Abstimmung nicht gewinnt, muss man nicht das Verfahren grundsätzlich in Frage stellen,“ „Es kann nicht nur einvernehmliche, sondern auch streitige Entscheidungen geben.“ Nun lässt sich über Höhe und Verfahren trefflich streiten. Die Verantwortung für das Schlamassel beim Mindestlohn trägt aber die amtierende Bundesregierung. Sie hat ein Wahlkampfversprechen der SPD umgesetzt und den Mindestlohn im Rahmen einer politischen Entscheidung auf 12 Euro angehoben. Gruß- und Schlussworte zur Veranstaltung sprachen Johannes Vogel und Lukas Köhler. (MB)

BVDA-Talk zum Fachkräftemangel: Sprachförderung ist das günstigste Instrument der Integration in den Arbeitsmarkt. Wichtig sind niedrigschwellige Angebote. Das machte Dr. Tobias Maier, Co-Leiter des Arbeitsbereichs “Qualifikation, berufliche Integration und Erwerbstätigkeit” beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), beim Vital Lokal Talk vom Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen (BVDA) zum Fach- und Arbeitskräftemangel deutlich. In Anbetracht der enormen Kosten und der Kapazitätsengpässe bei der Bereitstellung von Sprachkursen sind hier viele vermutlich erst einmal skeptisch. Wer aber darüber nachdenkt, wird Maier zustimmen. Die Sprache ist der Schlüssel für einen frühzeitigen Einstieg in den Arbeitsmarkt – auch oder sogar insbesondere – für Flüchtlinge und Zuwanderer mit höheren beruflichen Qualifikationen. Neben der Integration kamen weitere Aspekte des Themas bei der Veranstaltung zur Sprache. Der Druck auf den Arbeitsmarkt nimmt zu. Die durchschnittlichen Jahresarbeitszeiten gehen kontinuierlich zurück. Bei vielen Berufen kann der Ersatzbedarf nicht mehr gedeckt werden. Der größte Handlungsdruck besteht auf den mittleren Qualifikationsebenen. Für Ausbildungsplätze gilt, dass sie umso schwerer zu besetzen sind, umso geringer das Anforderungsniveau ist. Besonders gefragt sind Berufe, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Und wenn es um Imagewerbung für Ausbildungsberufe geht, haben sich Ausbildungsbotschafter als besonders effektiv erwiesen. Übrigens der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter e. V. hat sich in Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen e. V. umbenannt. Das Kürzel BVDA bleibt erhalten. Wenn es um Imagewerbung für Ausbildungsberufe geht, können die kostenlosen Wochenzeitungen einen wichtigen Beitrag leisten, machte BVDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Jörg Eggers deutlich. Das habe zum Beispiel eine Kampagne mit Berichten zu Pflegeberufen gezeigt. Diese werden von Eltern und Großeltern gelesen und dann jungen Menschen nahegebracht. (MB)

Eat and drink

Restaurant Aposto: Schaut auf den ersten Blick gar nicht aus wie Franchise, ist es aber. Ihr bekommt ordentliche italienische Küche unweit vom Hackeschen Markt (Montbijou-Platz 12). Mittags gibt es zwei Menüs; Pizza oder Pasta + kleiner Salat + kleines Getränk oder das Ganze mit einem großen Salat von der Speisekarte für 12;50 Euro. Die Pasta Puttanesca hat mir geschmeckt, auch wenn es ruhig noch etwas schärfer hätte sein können. Die Pizza sah sehr gut aus. Insbesondere die Draußen-Plätze unter den Bäumen haben Flair. Auf der Website des Restaurants könnt Ihr einen Blick auf die Speisekarte werfen. (MB)

Buy

MUJI Berlin Hackescher Markt: Von Zeichenbedarf bis Klamotten, im Sortiment von MUJI findet sich viel Brauchbares. Der Laden ist zwar nicht billig. Die meisten Produkte sind aber preisgünstig. Ich werde dort nie so richtig fündig, höre aber immer wieder von Bekannten, dass sie dort – zum Beispiel Woll-Unterwäsche (schlechtes Beispiel im Sommer) – regelmäßig einkaufen. Geöffnet ist von 10:00 bis 20:00 Uhr. Ihr findet den Laden am Hackeschen Markt 1. (MB)

berlinbubble Frage bei der bwg sitzungswoche Sprechstunde mit Dr. Jonas Geissler MdB und Diana Scholl: Dr. Geissler ist Mitglied des Verkehrsausschusses und des Ausschusses für Menschenrechte. / Foto: Tobias Koch für meko factory

Der europäische Flüchtlingskompromiss wird von vielen Flüchtlingsorganisationen hart kritisiert. Die CSU trägt das C im Namen. Ist der Kompromiss mit christlichen Werten vereinbar?

Ja, das ist er. Und zwar einfach, weil wir die Situation haben, dass wir absolut an der Grenze dessen sind, was wir leisten können. Ich hatte ein Gespräch mit allen Bürgermeistern im Landkreis Coburg wo es genau um die Flüchtlingssituation gegangen ist und wir haben mittlerweile die Situation, dass wir keine Unterkünfte mehr haben, wir haben die Situation, dass wir keine Klassenzimmer mehr haben, keine Lehrer mehr haben, keine Kindergartenplätze, keine Kindergärtnerinnen und dass bei uns einfach die Kommunen total überlastet sind. Jetzt ist die Frage, wie ich mit der Situation umgehe, weil wenn ich mich hinstelle und sage ich möchte nicht, dass Flüchtlinge kommen, weil ich Menschen hasse, die anders sind, dann ist es grundsätzlich falsch. Wenn ich sage ich möchte jedem helfen, aber meine Möglichkeiten sind einfach begrenzt, dann hat es nichts mit Unchristlichkeit zu tun, sondern einfach mit einer Beschreibung der Realität. Wir bewegen uns gerade auf diesem Level und deswegen ist das, was auf europäischer Ebene verhandelt wurde gut und sollte in meinen Augen auch nicht aufgeweicht werden. Also das eine ist die Asylsituation, dass wir total überfordert sind und das andere ist, dass man trotzdem im Blick behält wen brauchen wir und wem können wir dann am Ende auch damit helfen.

Work

Quiz-Auflösung

Bundesfinanzminister Christian Lindner bei einem Pionier-Talk mit Michael Bröcker.