Sönke Reimers (dfv-Mediengruppe) zu Fachmedien, der BAP Job-Navigator und die Polarisierungsstudie der Stiftung Mercator

QUIZ

“Kommt jetzt die Umbenennung der CDU in AfD-Substanz? Gegen Merz kommt einem Markus Söder richtig seriös vor.”

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

Carola Rackete kandidiert für Die Linke bei der Europawahl. In puncto Aufmerksamkeit ist das keine schlechte Idee. Aber wen werden wir bei den anderen Parteien sehen? Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Katherina Barley, Theresa „Terry“ Reintke und wahrscheinlich Ursula von der Leyen; all female. Rackete ist ein Angebot an die Wähler der Grünen. Das könnte sich bezahlt machen. Aber genau wie von der Leyen und Strack-Zimmermann polarisiert sie stark. Davon könnte die Wahl insgesamt profitieren, wenn mehr Reibung zu einer höheren Wahlbeteiligung führt.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin und aus dem Umfeld der Berliner Blase vor. Wir reden mit ihnen über Politik, Kommunikation und alles, was die berlinbubble sonst noch berührt. Diese Woche haben wir mit Sönke Reimers gesprochen. Er ist Sprecher der Geschäftsführung der dfv Mediengruppe, eines der größten konzernunabhängigen Business-Medienhäuser in Europa.

Die dfv Mediengruppe steht für mehr als 100 Fachmedien und deckt 17 Branchen ab. Welche Rolle spielen Fachmedien bei politischen Debatten zu Branchenthemen?

Unsere Gesellschaft braucht politisch und wirtschaftlich unabhängige Medien und Qualitätsmacher. Nur eine vielfältige Medienlandschaft sichert den Menschen den Zugang zu verlässlichen Informationen. Dazu gehören auch hochwertige Fachmedien, die mit ihren besonderen Inhalten und oft exklusiven Informationen über Branchenentwicklungen den Verantwortlichen in Wirtschaft und Unternehmen die Grundlagen für ihre Entscheidungen liefern. Gegenüber der Politik geben wir der Wirtschaft Stimme, Gesicht und Gewicht. So sind Fachmedien systemrelevant für die politische Debatte und gute Regierungsarbeit.

Der wirtschaftliche Druck auf Medien nimmt zu. Das gilt insbesondere für Publikumsmedien. Was könnte die Bundesregierung tun, damit Medien in Deutschland wieder höhere Erträge erzielen können?

Einiges – wir sind gegen Subventionen. Presseförderung sollte die Ausnahme bleiben, aber der wirtschaftliche Druck nimmt zu, verschärft z.B. auch durch steigende Zustellungs- und Porto-Gebühren, und wirkt zunehmend existenzbedrohend. Das gilt für die Publikumspresse, und genauso für kleine Titel mit geringer Auflage. Der Bund – über die staatseigene Förderbank KfW mit rund 20,5 Prozent größter Aktionär der Deutschen Post, dem wichtigsten Vertriebspartner der Verlage – trägt hier eine besondere gesellschaftspolitische Mitverantwortung dafür, dass Zeitschriften und andere Presseprodukte zu vertretbaren Kosten an Leserinnen und Leser zugestellt werden können. Es ist allerhöchste Zeit, dass die Politik ihren inneren Kompass in Sachen freie Presse wiederentdeckt. Pressefreiheit hat Verfassungsrang, kommt aber nicht einfach so und irgendwie aus der Steckdose! Pressefreiheit funktioniert nur mit starken Verlagen, politisch und wirtschaftlich unabhängigen Medien und überzeugenden Qualitätsmachern. Die Bundesregierung sollte dafür die Rahmenbedingungen schaffen. Zum Beispiel indem sie statt sich um Werbeverbote zu kümmern, die Freiheit der Kommunikation sichert. Indem sie fairen Wettbewerb sichert. Indem sie die Diskriminierung der freien Presse durch Tech-Plattformen verhindert. Indem sie für angemessenen Schutz von Urhebern und Verlagen sorgt. Und indem sie selbst das Prinzip der Staatsferne von Medien nachhaltig akzeptiert.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Über meine Reisen und die Zeit in der Hauptstadt ist die Torstraße/Ecke Borsig bis Tucholsky mein Lieblingsort geworden: Hier werde ich als Schleswig-Holsteiner und Wahl-Frankfurter zum Teilzeit-Berliner! Wann immer möglich wohne ich im wunderbaren Hotel Adelante und beginne den Tag direkt nebenan mit einem Espresso beim „Mörder“. Gleich an der Ecke sind dann das Friedel Richter Restaurant mit netten Wirtsleuten und vorzüglicher Küche und in der Torstraße/Höhe Tucholsky dann Yarok, mein lecker-syrischer Imbiss. Am Beginn der Tucholskystraße die gleichnamige Buchhandlung. Und von dort ist es nicht weit bis zum Berliner Ensemble – immer wieder schön, dort Oliver Reese und viele ehemalige Mitglieder des Schauspiel Frankfurts wiederzusehen.

Measure

Deutsche begeisterter von KI als Amerikaner: Die Mehrheit der Deutschen (56%) geht laut einer Ipsos Studie davon aus, dass Produkte und Dienstleistungen, die KI nutzen, ihren Alltag in den nächsten drei bis fünf Jahren grundlegend ändern werden. Vor 18 Monaten lag dieser Wert mit 44 Prozent noch deutlich niedriger. Die Einsicht wird von einer gesunden Skepsis flankiert:  42 Prozent und damit etwas weniger als die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger betrachten KI als Vorteilhaft. International betrachtet haben die Deutschen eine eher positive Einstellung. Am misstrauischsten, man glaubt es kaum, sind die Amerikaner sowie die Franzosen. Nur 37 Prozent von ihnen nehmen eher Vor- als Nachteile in künstlicher Intelligenz wahr. Auch der „KI-Enthusiasmus“ ist bei den Deutschen ausgeprägter als bei unseren westlichen Nachbarn. 43 Prozent der Bürgerinnen und Bürger lassen sich zu der Aussage hinreißen, Künstliche Intelligenz würde sie „begeistern“. Bei den Schweden sind dies nur 23 Prozent, bei den Amerikanern 36 und den Niederländern 42 Prozent. Die Deutschen fühlen sich vergleichsweise wohl im Umgang mit KI. Während 65 Prozent der Briten angeben, ein eher mulmiges Gefühl bei der Handhabe von Produkten und Services die KI verwenden zu haben, sind es hierzulande nur 46 Prozent. Deutschland mag zwar kein KI-Pionier sein, aber wir sind zumindest in diesem Fall Technologie offen.  Das ist doch ein guter Nährboden für eine erfolgreiche KI-Strategie. (RG) Die Daten finden Sie hier: Global Views on A.I.: Jeder Zweite glaubt, dass künstliche Intelligenz seinen Alltag grundlegend verändern wird | Ipsos

Read

Bestandsaufnahme des Arbeitsmarktes im neuen „BAP Job-Navigator 07/2023“: Der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) analysiert regelmäßig die Stellenausschreibungen in Deutschland. „Von Januar bis Juni 2023 schrieben über 532.000 Arbeitgeber deutschlandweit fast 7,3 Millionen Stellen öffentlich aus.“ Das sind 11 Prozent mehr als im ersten Vorjahreshalbjahr. Dieser Anstieg mag überhaupt nicht zu den pessimistischen Konjunkturprognosen passen. Eine mögliche Erklärung dafür ist die Verschärfung des Fachkräftemangels, einfach weil viele Fachkräfte aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Besonders interessant ist, dass die Stellenanzeigen für Marketing-, PR- und Grafikexperten um 10 Prozent rückläufig sind. Zeichnet sich hier bereits der zunehmende KI-Einsatz ab? Übrigens, 35 Prozent der Stellenanzeigen werden von Zeitarbeitsunternehmen geschaltet. Das zeigt die Bedeutung der Branche für den Arbeitsmarkt. Ihr könnt die Analyse auf der Website des Verbandes lesen. (MB)

Listen

„Milliarden für Intel / Riskanter Poker um die Chips“: In diesem Stimmenfang-Podcast von Marius Mestermann werden die Intel-Subventionen in Magdeburg kritisch aufs Korn genommen. Profitiert nicht doch vorrangig das Unternehmen? Oder zahlen sich die – größtenteils vom Bund gezahlten – Subventionen für ganz Deutschland aus? Egal ob es um Chips oder die Grundstoffindustrie geht, es stellt sich immer die gleiche Frage. Lassen wir uns auf einen Subventionswettlauf ein und können wir den gewonnen? Das Problem dabei ist, wir investieren Geld in Subventionen, dass vielleicht an anderer Stelle besser aufgehoben wäre, für die Entlastung aller Unternehmern oder für die Transformation von Forschungsergebnissen in erfolgreiche Produkte? Ihr könnt den Podcast beim Spiegel anhören. (MB)

Watch

„Israel. Auf dem Weg in den Gottesstaat?“ Wie gespalten sind Gesellschaften und was können wir dagegen tun? Wer von Tel Aviv nach Jerusalem fährt, erlebt die Vielfalt einer Gesellschaft ganz unmittelbar. Orthodoxe Juden und die LGBT-freundlichen, ultramodernen Juden könnten nicht unterschiedlicher nicht sein. Trotzdem leben sie gemeinsam in der einzigen Demokratie im Nahen Osten. Die Reportage von Christian Limpert und Andreas Neukam zeigt eine Siedlerfamilie und linke Aktivisten bei ihrem politischen Engagement. Auf eine übertriebene Einordnung wird verzichtet. Das zeigt: auch eine Gesellschaft, die gespaltener nicht sein könnte, kann in einer Demokratie existieren und das trotz härtester Konflike. Ich hoffe, dass auch jetzt eine Verständigung möglich ist. Ihr könnt die Reportage in der ARD-Mediathek anschauen. (MB)

Learn

TED-Talk von Louis Perron zu Wahlkampagnen: In nur 10 Minuten erfahrt Ihr von Perron, worauf es bei Wahlkämpfen ankommt. Message ist die Kernbotschaft des Kandidaten, ein Slogan der mehr sein muss als eine einfache inhaltliche Botschaft. Olaf Scholz ist mit Respekt im letzten Bundestagswahlkampf gut gefahren. Media muss nicht zwangsläufig Social Media sein. Trump hat sehr geschickt das Fernsehen genutzt. Money ist oft nicht kriegsentscheidend. Denn nicht immer gewinnen die Kandidaten mit den größten Budgets. Mistakes? Ich erinnere nur an das Lachen von Laschet im Ahrtal. Ihr könnt das Video auf YouTube anschauen. (MB)

Know

Die Polarisierungsstudie der Stiftung Mercator: Ein Team der Stiftung hat auch in diesem Jahr im Rahmen einer Umfrage in ausgewählten Ländern die Polarisierung der Gesellschaft in Europa untersucht. Betrachtet werden Themen wie Migration, Gleichstellung oder Klimaschutz. Ziel der Umfrage ist es zu messen, wie stark Menschen mit anderer Meinung abgelehnt werden. Von vielen Medien wurde gehighlightet, dass Menschen mit linkem und grünem Background sich besonders schwer mit anderen Meinungen tun. Für mich viel interessanter ist das Ergebnis, dass Christdemokraten am besten mit anderen Meinungen leben können. Das spricht dafür, dass diese Parteien, Parteien der Mitte sind. Auch wenn mir das Konzept der Studie sehr gut gefällt, tue ich mich mit den gemessenen Positionierungen der Befragten schwer. So steht ein vermeintlicher mehrheitlicher Wunsch nach einer ambitionierteren Klimaschutzpolitik im Widerspruch zu Befragungen, die konkrete klimaschutzpolitische Maßnahmen betrachten. Das Gebäudeenergiegesetz wurde in Deutschland mehrheitlich abgelehnt. Ihr könnt die Studie auf der Website der Stiftung Mercator lesen. (MB)

Follow

Hans-Jürgen Deglow: Er ist Leiter des Hauptstadtbüros der Lebensmittel-Zeitung und hat vorher für die Heilbronner Stimme und den Kölner Stadtanzeiger vom Berliner Parkett berichtet. Wenn Ihr euch für Lebensmittel-Themen interessiert, folgt ihm auf LinkedIn. Er hat ein sehr gutes Gespür für alles, was wichtig ist oder wichtig werden könnte. (MB)

Attend

„Gewalt auf Frankreichs Straßen / Versuch einer Einordnung zwischen Integrationsversagen, Islamismus und Armut“: Die Friedrich-Naumann-Stiftung lädt euch am Dienstag, 1.8.2023, 19:00 Uhr – 20:30 Uhr, zu einer virtuellen Veranstaltung zu den gewalttätigen Krawallen in Frankreich ein. „Rebecca Schönenbach erläutert die verschiedenen Faktoren, die Ursache für die Gewalt sein könnten. Dazu gehört eine Betrachtung der in den letzten Jahren erstarkten islamistischen Netzwerke, der wirtschaftlichen Entwicklung wie auch die fehlgeschlagenen Deradikalisierungs- und Integrationsversuche der französischen Politik wie auch die Wut über belegbare rassistische Vorkommnisse durch französische Autoritäten.“ Ihr könnt euch auf der Website der Stiftung für die Veranstaltung anmelden. (MB)

Eat and drink

Kamala Restaurant: Das Restaurant wirbt mit traditioneller thailändischer Küche. Ich bin der Meinung, dieses Versprechen wird eingelöst. Es war nicht die beste Idee zu dem Essen einen Ingwer-Tee zu bestellen. Gewürzt wird scharf, aber nicht so scharf, dass Ihr nicht mehr schmeckt, was Ihr gerade esst. Die Mittagsgerichte gibt es für unter 10 Euro. Zwischen 15:00 und 18:00 Uhr ist das Restaurant geschlossen. Ihr findet es in der Oranienburger Straße 69, direkt beim S-Bahnhof. Das Essen ist gut. Wenn sie Tische und Stühle auf den Bürgersteig stellen, sitzt Ihr dort schön. (MB)

Buy

Das Papiertischset: Plant Ihr ein Abendessen für Freunde und sucht noch nach der passenden Deko? Dann kann euch vielleicht Petra Jahn-Draskoczy helfen. Sie bietet Papiertischsets in allen nur denkbaren Varianten an. Schauen könnt Ihr am Samstag auf dem Wochenmarkt am Karl-August-Platz (Charlottenburg). Dass lässt sich wunderbar mit dem Wochenendeinkauf verbinden. Oder Ihr besucht ihre Website. (MB)

Work

Quiz-Auflösung

Jürgen Trittin MdB – zitiert aus dem Pionier Briefing vom 21. Juli