Sarah Geschonke zum Greentech Unicorn Enpal, the pastrami place und mehr staatliche Intervention im Wohnungsmarkt

QUIZ

“Statt am laufenden Band Milliarden für Subventionsprogramme zu fordern, die am Kern des Problems völlig vorbeizielen, sollte der Wirtschaftsminister endlich konstruktiv tätig werden und einen Offensivplan für Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit vorlegen.”

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,
die deutsche Wirtschaft ist bei grünen Zukunftstechnologien erfolgreich. Davon abgesehen sind die aktuellen Konjunkturprognosen und Berichte aus Unternehmen unerfreulich. Im Gegensatz zum Gebäudeenergiegesetz ist die öffentliche Aufregung aber noch überschaubar, auch wenn mittlerweile nicht mehr nur die AfD von „Deindustrialisierung“ spricht. Nur mit dem Wachstums-Chancen-Gesetz wird es für die Ampel nicht getan sein. An einem subventionierten Industriestrom kommen wir wohl nicht vorbei. Auch wenn nicht nur die Chefin der Wirtschaftsweisen davor warnt. Eigentlich kommt es auf den Kanzler an und der sollte sich an Gerhard Schröder ein Beispiel nehmen und und endlich in die Bütt gehen.
Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Sarah Geschonke gesprochen. Sie ist Chief of Staff des CCOs des Energieunternehmens Enpal.


Foto Nils Droste
Du hast sieben Jahre im Bundestag gearbeitet und bist seit Juni bei dem Energieunternehmen Enpal. Warum hast du dich für dieses Unternehmen entschieden? Haben sich deine Erwartungen erfüllt?

Mehr als erfüllt! Enpal ist Deutschlands erstes Greentech Unicorn – also das erste Start-up der Erneuerbaren-Branche, das mit über einer Milliarde Euro bewertet wurde. Das Unternehmen ist innerhalb von kürzester Zeit enorm gewachsen und hat mittlerweile über 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Commitment, die Leidenschaft und der Drive der Kolleginnen und Kollegen begeistern mich total. Ich freue mich, als Chief of Staff des CCOs Teil von Enpal zu sein!

Enpal bietet seinen Kunden Qualitätswärmepumpen an, in „vier Wochen Anfrage zu Installation.“ Das Gebäudeenergiegesetz soll nach der parlamentarischen Sommerpause vom Bundestag verabschiedet werden. Gibt es Verbesserungsbedarf, damit der Einbau von Wärmepumpen noch attraktiver wird?

Der Trubel um das Gebäudeenergiegesetz hat die Menschen leider sehr verunsichert. Dabei ist und bleibt die Wärmepumpe für die meisten Haushalte die wirtschaftlich beste Lösung. Nach der Sommerpause muss schnell eine politische Entscheidung gefällt werden, was die Höhe der Förderungen angeht. Die Menschen und Betriebe brauchen Planungssicherheit.

Was ist dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Mein Lieblingsort in Mitte steht ganz im Zeichen des politischen Berlins: Es sind die Treppenstufen zwischen Reichstagsgebäude und Paul-Löbe-Haus mit Blick auf die Spree. Dort habe ich in den letzten Jahren viele sommerliche Feierabende mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundestag eingeläutet. Absolute Empfehlung an alle, die einen lauen Sommerabend mit einem tollen Ausblick genießen wollen.

Measure

Drei Viertel der Deutschen wünschen sich mehr staatliche Intervention in den Wohnungsmarkt: Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Die Ampelregierung aus SPD, Grünen und FDP hatte sich das Ziel gesetzt, ausreichend Wohnraum zu schaffen sowie das Bauen und Wohnen der Zukunft bezahlbar, klimaneutral und barrierearm zu machen. Im Koalitionsvertrag ist von „Aufbruch in der Bau-, Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik“ die Rede. Das Ziel wurde 2021 sehr hochgesteckt: 400.000 neue Wohnungen sollten pro Jahr fertiggestellt werden. 2023 zeichnet sich jedoch ein eher düsteres Bild ab: lediglich 245.000 Wohnungen werden in diesem Jahr schlüsselfertig, befürchten Branchenvertreter. Steigende Zinsen und Baupreise bremsen den Wohnungsbau und Bevölkerungszuwächse in den Großstädten treiben die Nachfrage. Auf dem Wohnungsmarkt herrscht extreme Knappheit. Die Angebotsmieten in den Metropolregionen steigen rasant – um 6,7 Prozent im ersten Halbjahr in den Metropolregionen, in Berlin fallen die Zuwächse mit 16,7 Prozent sogar zweistellig aus (nach einer Analyse des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL)). Das tut den Haushalten während der allgemeinen Teuerungskrise besonders weh. Eine klare Mehrheit der Deutschen (77%) spricht sich wohl auch deshalb dafür aus, dass der Staat stärker als bisher in den Wohnungsmarkt eingreifen sollte. Allerdings halten nur 15 Prozent eine Verstaatlichung von Wohnungskonzernen, wie sie jüngst viel diskutiert wurde, für die geeignetste Maßnahme, um bezahlbaren Wohnraum zu sichern. Zielführender ist für ein Drittel (34%) der Bürgerinnen und Bürger die Vereinfachung von Bauvorschriften und die Beschleunigung von Verfahren. Weitere 28 Prozent halten einen staatlich finanzierten Wohnungsbau für die beste Lösung des Problems. Wenig überraschend zeigen sich große parteispezifische Unterschiede bei der Bewertung der verschiedenen Ansätze, um den Druck im Wohnungsmarkt zu lindern. So spricht sich mehr als ein Drittel (35%) der Linken-Wählerschaft für die Enteignung von Wohnungsbaukonzernen aus, bei der FDP und der Union sind es nur 8 bzw. 9 Prozent. Unterstützer von SPD (41%), Grünen (38%) und Linken (38%) halten staatlichen Wohnungsbau für die beste Maßnahme, Anhänger der FDP (50%) und den Unionsparteien (43%) bevorzugen dagegen eine Reform der Bauvorschriften und von Bürokratie. Darin liegt wieder viel Potential für möglichen Streit in der Koalition. Ein Kompromiss, der staatliche Investitionen in den sozialen Wohnungsbau mit einer Liberalisierung der Prozesse verbindet, ist am zielführendsten. Keiner der Ansätze bringt jedoch eine schnelle Lösung für all diejenigen herbei, die gerade eine Wohnung suchen. Bezahlbarer Wohnraum wird somit auch unter einer sozialdemokratisch geführten Regierung zunehmend zur Mangelwahre. Das tut dem Ansehen der schon jetzt angeschlagenen SPD nicht gut. (RG) Die Daten finden Sie hier: Wohnungsmarkt: Mehrheit für stärkeres Eingreifen des Staates, Enteignungen nur von jedem Siebten befürwortet | Ipsos

Read

Ein Weiderinderprojekt vom NABU in Leer: Bei NGO-Kampagnen gegen die konventionelle Landwirtschaft tauchen oft Bilder von verwahrlosten Tieren auf. Bei einem Weiderinderprojekt vom NABU in Leer gibt es gravierende Probleme bei der Versorgung der Tiere. Das zeigen Fotos. Tierschutzstandards werden anscheinend nicht eingehalten. Das werfen zumindest Landwirtschaftsverbände dem NABU vor. Das nun der NABU von einer Kampagne spricht, ist erstaunlich. Das in der Landwirtschaftspolitik mit harten Bandagen gekämpft wird, ist nicht erstaunlich. Es lohnt sich beide Texte – topagrar und taz – zu lesen. (MB)

Listen

«NZZ Akzent»: Newcastle, die Saudi und ich“: David Vogel und Sebastian Panholzer haben sich in diesem NZZ-Podcast die Beziehung der Fans des englischen Fußball-Clubs Newcastle United mit dem neuen saudischen Eigentümer angeschaut. Warum begrüßen es Fußball-Fans, wenn ihr Club Eigentum eines Regimes wird, das sich weder um demokratische Gepflogenheiten noch um Menschenrechte schert und Journalisten ermorden und zerstückeln lässt? Ambivalenz ist in der Politik kein Fremdwort. Widersprüchlichkeiten führen aber oft dazu, dass Parteien und Politiker an Zustimmung verlieren. Im Fußball gelten scheinbar andere Gesetze, gerade weil oder obwohl eine emotionale Bindung zu Vereinen besteht. (MB)

Watch

Wie steht die AfD zu Europa? Bereits am letzten Wochenende hat die AfD bei ihrem Parteitag in Magdeburg damit begonnen, Kandidaten für die Europawahl zu nominieren. Wer einen unverstellten Eindruck erhalten möchte, wie die Partei abseits des glattgebügelten Programms zur Zukunft Europas positioniert ist, sollte sich an diesem Wochenende ein paar der Kandidatennominierungen anschauen. Ich weiß, das ist nicht vergnüglich. Aber es soll ja weiter regnen. (MB)

Learn

„Crashkurs: Twitter, TikTok, Presse? Wie klassische Medienarbeit in einer digitalisierten Welt funktioniert“: Hier mal wieder ein Workshophinweis. Der Medien-Workshop der Friedrich-Naumann-Stiftung findet zwar erst am 23.8., von 8:00 Uhr – 9:00 Uhr statt und zwar virtuell. Ihr könnt euch aber bereits jetzt auf der Website der Stiftung einen Platz sichern. Jette Schmitz, die Sprecherin des Fraktionsvorsitzenden der FDP im Bundestag, Christian Dürr, erklärt euch wie Medienarbeit in einer schnelllebigen, digitalen Welt funktioniert. „Wie schreibt man Pressemitteilungen und prägnante Zitate? Wie vernetzt man sich mit Journalisten? Und wie lassen sich die sozialen Medien in die Pressearbeit einbinden?“ (MB)

Know

„Berufliche Übergangspfade in der Automobil- und Zulieferindustrie in Baden-Württemberg“: Ein Autorenteam der Bertelsmann-Stiftung hat eine praktische Studie zur Transformation der Wirtschaft vorgelegt. Am Beispiel von fünf Berufen der Automobilindustrie wird gezeigt, wie anhand der Messung von Qualifikationsprofilen neue Berufe für Menschen gefunden werden können, die aufgrund der Transformation der Wirtschaft ihren Job verlieren könnten. Dafür wurden Stellenanzeigen ausgewertet und Expertengespräche geführt. Die Studie könnt Ihr auf der Website der Stiftung lesen. (MB)

Follow

Thorsten Alsleben: Alsleben ist seit April Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Auf Twitter (oder X) geht er sinnvollen Trend-Debatten nicht aus dem Weg. Dabei hat er eine klare Haltung, die vermutlich nicht jeder gut findet. Aber genau so eine klare Positionierung ist hilfreich für erfolgreiche Kommunikation auf Social Media. (MB)

Attend

Rooftop Weinfest: Das Weekend (Alexanderstraße 7) ist mittlerweile mehr Event-Location und weniger Club. Wenn Ihr am Samstag, ab 18:00 Uhr, die Gelegenheit nutzen möchtet, mit einem gescheiten Glas Wein in der Hand und entspannter Musik einen Blick auf die Stadt zu werfen, dann kauft euch dafür für rund 15 Euro ein Ticket für das Weinfest. Altennativ gibt es am gleichen Ort ab 22:00 Uhr eine 90er-Party. Das kostet nur 12 Euro, wenn Ihr euch vorab registriert. (MB)

Eat and drink

Mogg – the pastrami place: Lust auf ein Reuben- oder Pastrami-Sandwich? Dann geht doch ins Mogg (Auguststraße 11-13 / geöffnet von 12:00 – 20:00 Uhr). Das Reuben-Sandwich für stolze 18 Euro ist gut belegt und eine fleischige Geschmacksexplosion. Die Pastrami ist selbstgepökelt, frisch und saftig, für meinen Geschmack eine Spur zu salzig. Dazu gibt es je nach Lust und Laune Bier, Wein oder Gin-Tonic. Der Laden ist klein. Reservierungen sind möglich. Meidet die tiefergelegten Bänke; Rückenschmerzgefahr. Das Publikum ist sehr englischsprachig. Mehr Infos auf der Website des Ladens. (MB)

Buy

Old Sandhill Whisky: Ein Single Malt Whisky aus Brandenburg? Den findet Ihr in Bad Belzig; eine Stunde RegionalExpress von Berlin entfernt. Die Destillerie (Wittenberger Straße 1) erreicht Ihr nach einem 15-minütigen Spaziergang vom Bahnhof. Ist geschlossen? Dann könnt Ihr in dem Eis-Café nebenan einkaufen oder im Webshop. Das Eis-Café hat einen superschönen Innenhof. Das Eis ist leider nur so lala. Wenn Ihr schon mal da seid, geht auch auf die Burg Eisenhart nebenan. Das ist eine tolle weitläufige Anlage mit sehr viel Grün, eindrucksvollen Ausblicken und einem ambitionierten Café (bis 17:00 Uhr geöffnet). (MB)

Work

Quiz-Auflösung

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai zur Deutschen Presse-Agentur / zitiert von der Website: www.boerse.de