Frederike S. Fäscher zur Agentur PIVOT, die Unbeugsamen und Freundschaft

QUIZ

“Meine SPD, wie ich sie kennengelernt habe, hat alles bis zu den Menschen vor Ort gedacht. Sie hat zugehört, hingeschaut, erklärt, hat soziale Folgen von Entscheidungen abgefedert und hat Wirtschafts- und Industriepolitik als lokale Arbeitsmarktpolitik verstanden. Doch das alles hat sich geändert.”

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,
der Streit um die zukünftige Finanzierung des Deutschland-Tickets macht ein grundlegendes politisches Dilemma sichtbar. Wenn der Bund die Länder nicht per Gesetz und mit Zustimmung des Bundesrates dazu verpflichtet, eine Leistung zu erbringen, werden diese sich bei nächster Gelegenheit streuben, die Kosten dafür aus eigener Kasse zu tragen. Vor diesem Hintergrund war das Deutschland-Ticket keine gute Idee. Es hat sich bewährt, dass Bundesgeld in den Ausbau von Infrastruktur fließt und eben nicht in die Gewährleistung von Dienstleistungen.
Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Frederike S. Fäscher gesprochen. Sie ist PR & PA Consultant bei der Public Affairs Agentur PIVOT Regulatory.

Du arbeitest jetzt seit anderthalb Jahren für die Agentur Pivot. Was ist dein wichtigstes Learning aus dieser Zeit?

Die Berliner Bubble ist ein sehr schnelllebiges Umfeld. Die Themenschwerpunkte ändern sich ständig. Das verleitet schnell zu Oberflächlichkeit, einfachen Antworten und gängigen Konzepten. Mein größtes Learning ist intensives Zuhören. Außerdem suche ich nach unkonventionellen Blickwinkeln als Challenge für meine Perspektiven. Das Weiß zu jedem Schwarz zu finden und sich auf die vielen Nuancen dazwischen einzulassen, ist mein Garant dafür nichts von der Stange zu produzieren.

Evidenzbasierte Politikberatung, so lautet euer Agentur-Claim. Was verbirgt sich dahinter und warum ist das vorteilhaft für eure Kunden?

Pivot ist ein Powerhouse voll individueller Kompetenzen. Wir denken, dass die Legitimität eines Unternehmens sich heute immer mehr über seinen Mehrwert für die Gesellschaft definiert. Deswegen verändern sich die Erwartungen an Unternehmen bei Kund*innen und Politik. Dem begegnet man am besten datenbasiert. In Zusammenarbeit mit unabhängigen Partnerinstituten erstellen wir Tools wie Studien, Modellierungen etc. Das sind die Grundlagen unserer Kampagnen. Daraus schärfen wir die Einzigartigkeit und den Markenkern unserer Kund*innen. Ihr USP und gesellschaftlicher Mehrwert wird durch PIVOT nachhaltig transportiert. Sie werden dort, wo es drauf ankommt als Sinnstifter*innen empfunden.

Was ist dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Die Bar Freundschaft in der Mittelstraße! Der Apéro mit einem guten Glas Wein und den Spinatknödeln ist ungeschlagen. Dort kann man an schönen Sommerabenden den Tag wunderbar ausklingen lassen, umgeben von viel Geschichte und Geschäftigkeit. Es ist eine kleine Pause österreichischer Gastfreundschaft, die sich wunderbar zum Beobachten und Genießen eignet.

Measure

Unzufriedenheit der Briten mit Premierminister Rishi Sunak auf Höchststand: Nachdem es in einigen europäischen Ländern zu einem Rechtsruck gekommen ist, scheinen sich die Briten vom Populismus der Brexiteers zu verabschieden. Drei von vier Briten sind der Meinung, dass sich die Lebensbedingungen auf der Insel verschlechtern, nur 28 Prozent würden die Konservativen wählen, wenn am kommenden Sonntag Parlamentswahlen wären. 63 Prozent der Briten sind mit der Arbeit des Premierministers Rishi Sunak unzufrieden. Das ist ein trauriger Höchststand seit seinem Amtsantritt. Die Regierung kommt noch schlechter weg: 75 Prozent der Briten äußern Unzufriedenheit mit ihrer Tätigkeit. Im Vergleich dazu stehen Olaf Scholz und die Ampelkoalition recht solide da. Die Liste der nicht eingehaltenen Versprechen nach 13 Jahren Tory-Regierung ist lang. Die illegale Migration über den Ärmelkanal hat in den letzten Jahren stark zugenommen. So sind bis zum letzten Wochenende 16.679 Menschen illegal in kleinen Boten von der französischen Küste nach Großbritannien eingereist, um dort Asyl zu beantragen. Am Samstag allein landeten nach Angaben des Independent 509 Personen an. Dabei war es eines der großen Brexit-Versprechen, Einwanderung zu kontrollieren. Derweil wird die Sprache in der Politik rauer, wohl auch, um sich klarer zu positionieren: “they should fuck off back to France,” äußerte sich Lee Anderson, der stellvertretende Vorsitzende der konservativen Partei kürzlich über Asylsuchende. Ob mit verbalen Auswüchsen dieser Art, die Gunst der Wähler zurückzugewonnen werden kann, mag bezweifelt werden. In Deutschland hat die Verrohung der Sprache nicht zu einer größeren Unterstützung für die Unionsparteien geführt. Übrigens wären die Ampelparteien glücklich über die Umfragewerte auf der Insel – 36 Prozent der Briten fühlen sich der Labourpartei nahe, 28 Prozent den Grünen und 23 Prozent den Liberalen. (RG) Die Daten finden Sie hier: Latest UK Opinion Polls: Government approval recent changes | Ipsos

Read

„Die Mittelschicht in Deutschland: Zugehörigkeit, Entwicklung und Steuerlast“: In diesem kurzen Überblick vom ifo-Institut erfahrt Ihr, dass Singles mit 17 475 Euro bis 46 600 Euro Nettoverdienst zur Mittelschicht gehören. Bei Familien liegen die Werte entsprechend höher. Mit dem Einstieg in die Mittelschicht zahlt man mehr für den Sozialstaat als man rausbekommt. Mit dem Schrumpfen der Mittelschicht (immer noch 62 Prozent) und dem damit einhergehenden Verlust an Wohlstand verliert unser Staat Rückhalt bei den Wählern. Dabei liegen die Rezepte zur Stärkung der Mittelschicht auf dem Tisch. (MB)

Listen

„Folgen der Inflation / Warum Indexmieten in der Kritik stehen“: Der Deutschlandfunk-Beitrag von Panajotis Gavrilis zu Indexmieten ist mustergültig produziert. Ihr bekommt einen Einblick ins Thema und den aktuellen Stand bei der politischen Debatte. Vermieter und FDP lehnen ein Verbot oder eine Regulierung von Indexmieten ab, SPD, Grüne und der Mieterbund vertreten die Gegenposition. Interessant ist das sich aufdrängende Fazit. Die eine Seite engagiert sich für die Interessen der Mieter. Die andere Seite hat nicht mehr anzubieten als die fadenscheinige Forderung nach mehr Wohnungsbau. Die Schlussfolgerung kann dann eigentlich nur sein. Wer in einer Mietwohnung wohnt, sollte sich davor hüten, die FDP zu wählen. Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob dieser Beitrag das Thema in seiner ganzen Vielfalt spiegelt. Mir sind aber auch keine weiteren Argumente geläufig. (MB)

Watch

Die Unbeugsamen: Dieser Dokumentarfilm von Torsten Körner aus dem Jahr 2020 ist sehenswert. Er zeigt den Kampf von Politikerinnen um die Beteiligung an der Macht; vom Beginn der Bundesrepublik bis zu der Vereidigung von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin. Das in allen Parteien mit harten Bandagen gekämpft werden musste, zeigen historische Aufnahmen, die mit aktuell geführten Interviews ergänzt werden. Die Schnittbilder sind mir manchmal ein bisschen too much. Überrascht hat mich wie devot Journalisten in den 50-Jahren Politiker interviewt haben, sehr schön zu sehen am Beispiel eines Interviews mit Marie-Elisabeth Lüders. Besonders beeindruckt hat mich die Rede der grünen Bundestagsabgeordneten Waltraud Schoppe aus den 80er-Jahren zur Sexualität verknüpft mit dem Thema Vergewaltigung in der Ehe. Ihr könnt den Film in der Mediathek vom ZDF anschauen. (MB)

Learn

Kommasetzung prüfen: Schreibt Ihr immer noch selbst? Falls ja, stellt Ihr euch vermutlich öfters die Frage, ob auch alle Kommas richtig gesetzt sind. Vom Duden gibt es ein brauchbares Online-Tool, dass Eure Zeichensetzung prüft. In der kostenfreien Variante dürfen die zu prüfenden Sätze nicht länger als 250 Zeichen sein. (MB)

Know

KAS-Studie zur Verschwörungstheorien in der deutschen Bevölkerung: Viola Neu hat im Rahmen einer Studie für die Konrad-Adenauer-Stiftung die Ergebnisse zweier – von ihr in Auftrag gegegebenen – aktueller quantitativer und qualitativer Befragungen zusammengefasst. Ihr könnt die Studie auf der Website der Stiftung lesen. Das Ergebnis der quantitativen Befragung ist besorgniserregend. Nahezu ein Drittel der Befragten hält Versicherungstheorien sicher oder wahrscheinlich für richtig. Ich tue mich bei dem Thema etwas schwer. So ist ein Indiz für Verschwörungstheorien der Glaube an eine dubiose Finanzierung politischer Organisationen; aber genau das ist bei der Letzen Generation der Fall. Untersuchungsgegenstand der Studie ist die Corona-Zeit. Das viele derer, die eine Impfung abgelehnt haben, Vertrauen in den Staat und die Gesellschaft verloren haben, liegt meines Erachtens auch an den massiven Einschränkungen in ihrem Alltag und öffentlichen Anfeindungen. Das sollte ein Learning für zukünftige politische Entscheidungen in ähnlich gelagerten Fällen sein. (MB)

Follow

Dr. Daniel Delhaes: Dehaes ist Parlamentskorrespondent für das Handelsblatt und hat einen sehr guten Blick für bundespolitische Wirtschaftsgeschichten. Es lohnt sich, ihm auf LinkedIn zu folgen. (MB)

Attend

Virtuelles Event zur China-Strategie der Bundesregierung: Am 18.August, 9:00 Uhr – 10:30 Uhr, lädt die Friedrich-Naumann-Stiftung zu einem Digital-Talk zur China-Strategie ein. Wie sollten wir die Beziehungen zu China neu gestalten und was muss dazu geschehen? Dazu diskutieren mit Euch: Iris B. Müller (Friedrich-Naumann-Stiftung), Anna Marti (Leiterin des Global Innovation Hub der Friedrich-Naumann-Stiftung in Taipeh), Dr. Nele Fabian (Senior European Affairs Manager der FNF in Brüssel mit Schwerpunkt China) und Charles du Vinage. Ihr könnt Euch auf der Website der Stiftung anmelden. (MB)

Eat and drink

Das Google-Ufer – der perfekte Ort für ein Wegbier im Sitzen: Zwischen Ebert- und Montbijou-Brücke ist der perfekte Ort, um sich auf eine der Bänke zu setzen, auf die Spree und das Bode-Museum zu schauen und bei einem Späti-Bier ein bisschen Musik zu hören. Google hat sich einen tollen Standort ausgesucht. Naheliegend ist der Späti in der Tucholsky-Straße 13. Sie machen viel Umsatz, schaut, dass Ihr ein kaltes Bier erwischt. (MB)

Buy

Deutsche Post Filiale 502: Die Deutsche Post zeigt im Bahnhof Friedrichstraße keine Flagge mehr. Das wundert mich. Es war eigentlich immer voll. Eine Alternative ist der Post-Shop in der Behrenstraße 29. Geöffnet ist in der Woche von 7:00 bis 22:00 Uhr. (MB)

Work

Projektleiter:in Verkehrsökonomie (m/w/d) bei Agora Verkehrswende, Policy Analyst (m/w/d) beim IZA – Institute of Labor Economics, Junior Project Manager (m/f/d) bei Make.org, Büroassistenz in Abgeordnetenbüro (m/w/d) bei Björn Wohlert MdA, Geschäftsführung (m/w/d) bei netzpolitik.org
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Quiz-Auflösung

Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck im SWR-Interview anlässlich ihres Rücktritts