Ute Hein, Slide-Shows auf LinkedIn und eine all-female Regierung

QUIZ

“Die Taten zählen eigentlich für die Regierung. Denn niemand hätte gedacht, dass man in einem Jahr herstellen kann, dass ein Land, das völlig abhängig war von russischen Gasimporten, vermutlich sicher durch diesen Winter kommt und sich auf das nächste Jahr vorbereitet.”

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

sind Experten die besseren Minister? Während Karl Lauterbach dafür kritisiert wird, dass er höchstpersönlich mit viel Akribie alle neuen Corona-Studien liest, muss Robert Habeck mit dem Vorwurf leben, er habe von Wirtschaft keine Ahnung. Dabei ist er schon lange in der Wirtschaftspolitik unterwegs. Er war nicht nur stellvertretender Ministerpräsidenten in Schleswig-Holstein. Er war auch Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume. Das Problem liegt womöglich an anderer Stelle. In seinem engsten Führungsteam im BMWK fehlt jemand mit einem lupenreinen Wirtschafts- und Mittelstandsprofil. Vielleicht ist es an der Zeit, Rezzo Schlauch aus dem Ruhestand zurückzuholen?

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus dem Berliner Umfeld vor, befragen sie über das Stadtleben, Kommunikation und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit der Politikberaterin Ute Hein gesprochen. Sie ist Dozentin für politische Bildung und trainiert Führungskräfte “aus der Praxis für die Praxis, individuell und maßgeschneidert“.

Ob Fraktionsvorsitzender auf kommunaler Ebene oder Bundestagsabgeordneter; in der Politik geht es oft darum kleine Teams erfolgreich zu führen. Was ist der erste und wichtigste Ratschlag, den Du dafür geben kannst?

Erfolgreiche Teamführung basiert immer auf nachhaltiger Kommunikation. Dazu zählt eine klare Haltung, die auf gemeinsamen Werten und persönlicher Wertschätzung beruht. Zur erfolgreichen Teamarbeit bedarf es der intrinsischen Motivation aller Teammitglieder nach dem Motto: Wir bügeln unsere Fehler gegenseitig aus. Das setzt voraus, dass eine Kultur des regelmäßigen offenen und fairen Feedbacks gepflegt wird, unter allen Mitgliedern einschließlich der Führungskraft.

Hast Du einen unschlagbaren Tipp, wie man in der politischen Beratung mit der „Das haben wir schon immer so gemacht“ Fraktion umgeht?

Das ist eine typische Killerphrase von Bedenkenträgern oder Besserwissern, die ihre Angst vor Veränderungen und ggf. Machtverlust offenbaren. In meinen Beratungen höre ich diesen Satz auf allen Ebenen viel zu oft. Eine unschlagbare Standardantwort darauf gibt es nicht. Aber je nach Situation erwidere ich z.B. „Wir sitzen ja hier, weil uns genau das aktuell nicht weiterbringt.“ Oder auch: „Mit diesem „weiter-so“ können wir die Lage nicht verbessern.“ Notwendige Veränderungsprozesse sind immer auch das berühmte Bohren von dicken Brettern.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Berlin ist eine weltoffene, besondere politische und historische Hauptstadt in Europa. Auch unsere wechselvolle Geschichte der vergangenen Jahrzehnte begegnet uns hier auf Schritt und Tritt. Ich habe mehrere Lieblingsorte, die ich gerne auch mit Freunden aufsuche. Einer meiner Favoriten ist der „Raum der Stille“ im Brandenburger Tor. Hier kann man sich von der Hektik und dem Trubel des Alltags immer wieder eine Pause gönnen. Dieser Raum besticht durch seine schlichte Einrichtung und lädt uns alle ein zur inneren Ruhe und Entspannung.

Measure

Schlechteste Wirtschaftslage der letzten 10 Jahre: Die Einschätzung der Wirtschaftslage Deutschlands fällt auf einen Tiefststand seit Juni 2010 und liegt unter den Werten während der Coronakrise. Nur 45 Prozent der Deutschen glauben, die wirtschaftliche Situation des Landes sei gut oder sehr gut. Am optimistischsten waren die Bürgerinnen und Bürger im Juni 2018. Damals befanden 80 Prozent die wirtschaftliche Lage in Deutschland als gut bzw. sehr gut. Während der Hochphase der Pandemie rutschten die Werte auf knapp unter 50 Prozent, hatten sich aber bis zum Herbst 2021 auf knapp unter 70 Prozent erholt. Seitdem verschlechtert sich die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation auf Grund von Krieg, Inflation und steigenden Zinsen dramatisch. Trotzdem viele Kommentatoren eine globale Rezession befürchten, machen sich die Deutschen momentan aber nur wenig Sorgen um Arbeitslosigkeit. Lediglich 7 Prozent bangen um ihren Arbeitsplatz. Die Studie zu den Daten wird in den nächsten Tagen auf der Website von Ipsos publiziert. (RG)

 

Read

Wolfgang Schäuble – ein Blick auf seine politische Karriere: Anlässlich des 80. Geburtstags von Wolfgang Schäuble lässt Hans Jörg Hennecke auf der Website der Konrad-Adenauer-Stiftung dessen bisheriges politisches Leben Revue passieren. Es handelt sich nicht um ein Jubelstück. Die Verwicklung Schäubles in die Parteispendenaffäre der CDU wird mehrfach im Text aufgegriffen. Faszinierend ist für mich zu lesen, wie seine Karriere zum faktisch höchsten Staatsamt in Deutschland vorprogrammiert zu sein schien und dann letztendlich aber doch gescheitert ist. Wobei gescheitert eigentlich die falsche Kategorie ist, weil es ihm immer wieder gelungen ist, in neue politische Rollen hineinzufinden und ihnen seinen Stempel aufzudrücken. (MB)

Listen

„Krieg in der Ukraine: Was heißt eigentlich “gewinnen”?“ – der aktuelle Sicherheitshalber-Podcast: Um diese Frage dreht sich seit Monaten die politische Debatte. Ulrike Franke, Carlo Masala, Frank Sauer und Thomas Wiegold diskutieren dazu in der aktuellen Folge ihres Podcasts. Wenn man die militärischen Erfolge der Ukraine berücksichtigt, hat Russland eigentlich bereits verloren. Trotzdem kann ein Negativszenario nicht ausgeschlossen werden, bei dem sich der Krieg ohne große Frontbewegungen noch Jahre hinzieht. Politisch am naheliegendsten ist für mich das richtige Indiz für einen Sieg der Ukraine, wenn sich Russland zu Verhandlungen bereit erklären würde, ohne vorab Bedingungen zu stellen. Für alle Szenarien und den Weg dahin; hört euch doch einfach den Podcast an. (MB)

Watch

Die Präsidentin: Machen Frauen besser Politik? Damit beschäftigt sich Yael Bartana in einem kurzweiligen kurzen Film, den Ihr hier auf Arte anschauen könnt. Es geht um eine all-female Regierung, die mit der Bedrohung durch Atomraketen eines Landes umgehen muss, dass von einem Präsidenten Twittler regiert wird. Dieser ist einem ehemaligen US-Präsidenten nachempfunden. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich jetzt wirklich ein typisch weibliches Verhandlungs- und Entscheidungsszenario gesehen habe. Die Feminismusreferenzen sind aber überzeugend. Sehr gut gefallen hat mir der Gastauftritt von Kübra Gümüşay. (MB)

Learn

„Beliebte LinkedIn-Formate 2022 im Überblick“: Su Reiter hat für euch auf OMR ein Update zur Nutzung von LinkedIn aufgeschrieben. Neben Basic-Wissen zum Profilbild, zum Banner und zum Slogan, geht sie sehr gut auf die Plattformformate ein. Hilfreich ist ihr Apell, bei Fotos auf Hochformat oder Quadrat zu setzen, weil das auf dem Telefon besser funktioniert. Bislang selten in der politischen Kommunikation genutzt, werden Slide-Shows. Warum eigentlich nicht? Sie können mit Canva oder Photoshop einfach gebastelt werden und sind geeignet, politische Themen anzuspitzen und auf den Punkt zu bringen. Bei ihrer Empfehlung eines Profil-Slogans gehe ich nicht mit. Slogans sind selten gut und hilfreich. Es ist viel nützlicher, auf den ersten Blick zu sehen, was und wo jemand arbeitet. … und genau das wird alternativ zum Slogan eingeblendet. Hier könnt Ihr den ganzen Text lesen. (MB)

Know

Rheingold Studie zu den Auswirkungen der „Ballung von Kriegs-, Corona-, Klima- und Energiekrise auf die kollektive Befindlichkeit der Deutschen“: Diese Studie könnt Ihr nicht lesen, Ihr könnt sie aber im Zeit-Podcast von Peter Dausend und Tina Hildebrandt anhören. Vorgestellt werden die Ergebnisse von Rheingold-Mitgründer Stephan Grünewald. Es gibt zum Beispiel eine Erklärung dafür, warum der Waschlappen eine schlecht gewählte Metapher ist. Er stehe nicht für eigenes und selbstbestimmtes Handeln, sondern wird mit dem – als Kind von der Mutter abgeschrubbt werden – verknüpft. Interessant ist auch eine Deutung des Zusammenspiels von Scholz, Habeck und Baerbock, die zu einer positiven öffentlichen Bewertung der Arbeit Habecks führt. Für mich klingt das zu sehr nach Küchenpsychologie. Hinzu kommt, die Studie ist nicht öffentlich einsehbar. Das gilt auch für andere Rheingold-Studien, die nur für einige hundert Euro zu haben sind. Ich muss zugeben, ich stehe dem Konzept der psychologischen Tiefeninterviews skeptisch gegenüber; geht es doch im Grunde genommen auch nur um qualitative Meinungsforschung. Auf deren Grundlage kann ich eigentlich keine Schlüsse zum Meinungsbild der Gesamtbevölkerung treffen. (MB)

Follow

Mario Voigt: Spätestens seit der Kemmerich-Wahl ist Mario Voigt auch bundesweit bekannt. Nun ist er als neu-gewählter CDU-Vorsitzender Thüringens mit großer Wahrscheinlichkeit der Gegenkandidat Bodo Ramelows bei den Landtagswahlen 2024. Ob dann Facebook immer noch das reichweitenstärkste soziale Netzwerk sein wird? Ich bin mir nicht sicher. Schaut Euch trotzdem seine Faceook-Seite an. Die ist handwerklich sehr ordentlich gemacht; ohne große Störgeräusche, aber auch ohne großen kommunikativen Wumms. (MB)

Attend

Kurztalk mit Norbert Röttgen zur Außenpolitik und zum Ukraine-Krieg: Am 23. September, von 8:30 – 9:00 Uhr, diskutiert Philippe Gröschel, Director Government Relations bei Telefónica Deutschland, mit dem ehemaligen Bundesminister Norbert Röttgen über dessen neues Buch „Nie wieder hilflos!: Ein Manifest in Zeiten des Krieges“. Mit etwas Glück bekommt Ihr noch einen Platz im Basecamp (Mittelstraße 51). Ansonsten könnt Ihr auch digital teilnehmen. Hier geht es zur Anmeldung. (MB)

Been there

Arbeitsmarktpolitischer Talk vom Wirtschaftsforum der SPD: Trotz der sich anbahnenden Wirtschaftskrise klagen viele Unternehmen über einen Mangel an Fachkräften. Arbeitskräften und Bewerbern für Ausbildungsplätze. Das hat das Wirtschaftsforum der SPD zum Anlass genommen, um eine Veranstaltung mit Stakeholdern aus der Wirtschaft, den Gewerkschaften, der Wissenschaft und der Bundesagentur für Arbeit zu organisieren. Gute Tipps zum Recruiting kamen von einer Accenture-Vertreterin. Um hidden worker zu aktivieren, sollten Unternehmen nach Fähigkeiten suchen, Bewerbungsverfahren und den Arbeitseinstieg vereinfachen und verstärkt Problemlösungen anstatt Zeit honorieren. Beim Aufstieg zu einer Stelle mit mehr Verantwortung kann es dann aber schwierig werden, wenn der Mitarbeiter wirklich nur eine Sache kann. Trotzdem ist es insbesondere bei Schülern wichtig, deren Stärken herauszufinden, um von Seiten der Bundesagentur für Arbeit eine sinnvolle Berufsorientierung hin zu einer betrieblichen Ausbildung anbieten zu können. Diese kann der Einstieg für ein erfolgreiches Berufsleben sein. So haben zum Beispiel über 80 Prozent der Führungskräfte im Einzelhandel eine einschlägige Lehre absolviert. Ein wichtiger Baustein für den Arbeitsmarkt ist die Zuwanderung. Neben einer besseren Ausstattung der Ausländerbehörden und der erleichterten Anerkennung von Berufsabschlüssen spielen insbesondere bei der Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland die Integration der Lebenspartner eine zentrale Rolle. Nur dann haben die Fachkräfte einen Anreiz auch langfristig in Deutschland zu bleiben. Ein weiterer Baustein könnte die wirksamere Bekämpfung von Diskriminierung in Deutschland sein. Susanne Ursula Schultz (Bertelsmann-Stiftung) unterstützte aus diesem Grund die Forderung der Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung nach einer Novellierung des Antidiskriminierungsgesetzes. Auf dem Foto sind Thorben Albrecht (IG Metall), Volker Born (Zentralverband des deutschen Handwerks), Katharina Weinert (Handelsverband Deutschland) und Heiko Kretschmer (Wirtschaftsforum der SPD) zu sehen. (MB)

Preisverleihung an Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: „Der Staat ist um des Menschen willen da, nicht der Mensch um des Staates willen.“ Die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zitierte bei Ihrer Danksagung, anlässlich der Verleihung der Max-Stadler-Medaille an sie, den Entwurf des ersten Artikels der Verfassung des Bundesrepublik Deutschland. Das trifft sehr gut das Selbstverständnis der FDP, dass auch durch den viel zu früh verstorbenen Politiker Max Stadler verkörpert wurde, unter anderem durch dessen unermüdliches Engagement in der Kommunalpolitik. In seiner Laudatio würdigte Bundesjustizminister Marco Buschmann Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und ihre politische Arbeit. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit war die Durchsetzung von Bürgerrechten zum Beispiel bei ihrem Kampf gegen den großen Lauschangriff und die Vorratsdatenspeicherung. Die Medaille wurde von der Vereinigung Liberaler Juristen verliehen. Auf dem Foto sind neben Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Marco Buschmann, Fabian Scheffczyk (Vorsitzender der Vereinigung Liberaler Juristen) und Karl-Heinz Paqué (Vorsitzender des Vorstandes der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit) zu sehen. Veranstaltungsort war das Haus der Commerzbank. (MB)

BdKom-Hintergrundgespräch beim Sport-Informations-Dienst (SID): Alaf – alles außer Fußball; passt eigentlich gut als Einstieg eines Hintergrundgespräches mit dem Sport-Informations-Dienst (SID), dessen Hauptsitz Köln ist, passt aber auch überhaupt nicht, weil Fußball natürlich auch beim SID die Hauptrolle spielt. Dabei wird gerade im Fußball der Zugang für Medienschaffende schwieriger, weil die Profi-Vereine selbst Content produzieren und Nachrichtenagenturen keine Rechteinhaber sind. Es geht nicht nur um Fußball, es geht um alle Sportarten, machte SID-Geschäftsführer Rainer Finke beim Hintergrundgespräch mit Mitgliedern der Landesgruppe Berlin Brandenburg vom BdKom – Bundesverband der Kommunikatoren deutlich. Die Agentur wird von bis zu 90 Prozent aller Sportredaktionen in Deutschland genutzt. Pro Tag werden im Schnitt 300 Meldungen zu unterschiedlichsten Sportarten veröffentlicht, von der einordnenden Analyse bis zur Live-Reportage. Besonders stark wird Video-Content von den Kunden nachgefragt; als Ready to publish Videos oder als Rohmaterial. Wenn es darum geht, professionellen Sport-Content „on-demand“ zu produzieren und über verschiedene Kanäle zu distribuieren, bietet das SID-Tochterunternehmen „SID Marketing“ ein breites Spektrum an Angeboten. Mit dem Change von Print ins Digitale kam auch das zentrale medienpolitische Thema zur Sprache. Mit Print wird immer noch am meisten Geld verdient. Die Lernkurve bei den Medien hin zu digitalen Angeboten ist steil. Man weiß mittlerweile ganz genau, was funktioniert und was nicht funktioniert. (MB)

Eat and drink

Chupenga: In der Georgenstrasse 200 und an zwei weiteren Standorten in Mitte findet Ihr das Chupenga. Ihr bekommt dort mexikanisches Essen als Baukastensystem. Es gibt Bowls, Tacos, Salate oder Burritos. Alles kann unterschiedlich gefüllt bzw. kombiniert werden; Reis, Linsen, Bohnen, Rind, Huhn, usw. Geschmacklich fand ich es gut. Es hat mir auch Spaß gebracht, die verschiedenen Bestandteile zusammenzuwürfeln. Für Self-Service und anstehen war es mit am Ende 13 Euro etwas teuer; wobei ich auch für zwei Euro extra Guacamole dazu genommen habe. Geöffnet ist von 11:30 bis 20:00 Uhr. Hier findet Ihr die Speisekarte. (MB)

Buy

DHL: Ich habe es getan. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben ein Paket zurückgeschickt. Mit DHL, in Zusammenarbeit mit dem Online-Händler Taschenkaufhaus, hat das problemlos geklappt. Der Prozess zum Ausdrucken eines Etiketts ist auf der Website des Händlers unkompliziert angelegt. Das Paket dann bei der Post gegen eine Quittung abzugeben, ist vollkommen stressfrei. Vielleicht sind andere Dienstleister genau so gut, vielleicht auch nicht? (MB)

Work

Quiz-Auflösung

Bundeskanzler Olaf Scholz in diesem DLF-Interview