Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Kommunikation und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Franziska Brandmann gesprochen. Sie ist die Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen (JuLis) und Mitglied im Bundesvorstand der FDP.
Was ist für junge Menschen, die eine Ausbildung oder ein Studium beginnen, das wichtigste Anliegen? Mit welchem Versprechen oder besser mit welcher Lösung sollte Ihre Partei dieses Anliegen im Rahmen des Bundestagswahlprogramms aufgreifen?
Ich freue mich für jeden Menschen, der ein hohes Alter erreicht. Gleichzeitig ist der demographische Wandel eine riesige Herausforderung für unser Land. Mich treibt um, dass zu wenige Politiker klar ansprechen, dass daraus ein großer Reformbedarf entsteht. Wir müssen etwa unser Rentensystem so reformieren, dass auch die junge Generation die Chance bekommt, sich etwas aufzubauen. Dafür brauchen wir eine echte Aktienrente nach schwedischem Vorbild und eine Stärkung der privaten Altersvorsorge.
Welche Maßnahmen sind erforderlich, damit Unternehmen wieder stärker in Deutschland investieren und Arbeitsplätze schaffen?
Die Standortbedingungen in unserem Land bewegen sich seit Jahren in die falsche Richtung. Da ich selbst gegründet habe, weiß ich, wie frustrierend das ist. Wenn ein Unternehmen wie Stihl mit Verweis auf hohe Lohnkosten und „Bürokratiewahnsinn“ über eine Produktionsverlagerung in die Schweiz (!) nachdenkt, ist das ein Alarmsignal. Wir müssen den Soli abschaffen, Unternehmenssteuern senken und für jede bürokratische Regel, die eingeführt wird, zwei bestehende streichen. Konsequent.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Das „Café am Neuen See“ mitten im Berliner Tiergarten ist sicherlich kein Geheimtipp – aber eine echte, kleine Oase mitten im Hauptstadt-Dschungel. Nur einen kleinen Spaziergang vom Bundestag entfernt, kann man dort einen Kaffee trinken und zur Ruhe kommen – und manchmal auch ein paar Abenteurer dabei beobachten, wie sie ihr Bestes geben, die dort mietbaren Ruderboote zu steuern. Einfach nur schön!
Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Kommunikation und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Sachar Klein gesprochen. Er ist Chief Attention Officer bei hypr. hypr ist eine Agentur für digitale Unternehmenskommunikation.
Credit: Viktor Strasse
„Wir bei hypr schaffen Aufmerksamkeit für gesellschaftlich relevante Innovationen.“ So der zentrale Claim von hypr. Wie entscheidet Ihr, ob ein Kunde für hypr in Frage kommt oder nicht?
Einige Branchen – Glücksspiel, Alkohol und Tabak – haben wir per se ausgeschlossen. Aber auch darüber hinaus schauen wir, ob der Mensch, mit dem wir sprechen, und sein Geschäftsmodell zu unserem Wertekanon passen – und auch ob wir von unserer Art zu dem Menschen passen. Gute Kommunikation funktioniert immer dann gut, wenn sie authentisch ist. Dazu gehört es auch, dass man sich solche Menschen ins Haus holt, deren Rat man schätzt. Dafür braucht es unbedingt gegenseitigen Respekt und eine Kommunikation auf Augenhöhe.
Einige große Unternehmen haben damit begonnen, das Thema Nachhaltigkeit weniger prominent in der Kommunikation zu nutzen. Worauf muss ich achten, wenn ich als Unternehmen zu Themen wie Nachhaltigkeit kommuniziere, während der gesellschaftliche Gegenwind größer wird?
Die Investitionen in Impact Startups, also junge Unternehmen, die sich dezidiert dem Thema Nachhaltigkeit aus einem ökonomischen und nicht nur ökologischen Zweck verschreiben, steigen massiv und gegen den Trend. Warum? Weil diese Unternehmen glaubhaft den gesellschaftlichen Mehrwert zum Teil des Geschäftsmodells machen. Wenn ich als 0815-Unternehmen heute Nachhaltigkeit, gestern New Work und morgen Inklusion in den Fokus meiner gesellschaftlichen Aktivitäten rücke, ohne dass diese irgendwas mit dem eigentlichen Geschäftsmodell zu tun haben, fühlen sich sämtliche Stakeholder – also nicht nur die Kund:innen, sondern auch Investor:innen und sogar die Mitarbeiter:innen – an der Nase herumgeführt. Dann kann ich es auch lassen. Wer wirklich an etwas glaubt, verknüpft Nachhaltigkeit mit seinem Geschäftsmodell und hat in der Regel Erfolg damit, so dass die Person den Gegenwind locker ertragen kann.
Ihr arbeitet bei hypr seit der Gründung des Unternehmens ausschließlich remote. Einige große Unternehmen schränken das Arbeiten im Home-Office wieder ein. Wie gelingt es euch gemeinsam und erfolgreich an Projekten zu arbeiten, die viel Kreativität und Kooperation erfordern?
Wie ich auch bei Deiner Frage zur Nachhaltigkeit meinte: Wenn Du daran glaubst, dass etwas richtig ist, dann findest Du Mittel und Wege, damit erfolgreich zu sein. Ich möchte die besten Mitarbeiter:innen bei hypr haben – und zwar nicht nur die aus Berlin, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet. Also finden wir Tools und Prozesse, um kreativ kooperieren zu können. Ich habe davor in einigen Unternehmen gearbeitet, in denen Remote Work undenkbar war. Und trotzdem habe ich noch nie in einem Unternehmen gearbeitet, in dem so kooperativ und kollegial miteinander umgegangen wird wie bei hypr. Das hat nichts mit physischer Entfernung zu tun, sondern mit Kultur. Und die ist bei uns darauf ausgerichtet, ohne politische Störfeuer gemeinsam das Bestmögliche zu erreichen.
Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Immer noch das Basecamp. Ich habe es vor nunmehr 14 Jahren initial auf fünf Slides konzipieren und in der Folge drei Jahre leiten dürfen. Ich finde es toll, dass Telefonica das Konzept immer weiterentwickelt und der Ort nach wie vor ein Zentrum für Austausch und Zukunft ist.
Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Dr. Marc-Pierre Möll gesprochen. Er ist Geschäftsführer und Mitglied des Vorstands beim BVMed (Bundesverband Medizintechnologie). Der BVMed steht für mehr als 300 Hersteller, Zulieferer und Händler der MedTech-Branche sowie Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger. Die Branche hat über 210.000 Beschäftigte und erzielt mehr als 40 Milliarden Euro Gesamtumsatz; davon werden 9 Prozent in Forschung und Entwicklung investiert. 93 Prozent der Unternehmen zählen zum Mittelstand.
Credit: BVMed (Bilder: Darius Ramazani, Rene Staebler)
Der BVMed fordert eine MedTech-Strategie, um den Medizintechnik-Standort Deutschland zu stärken. Welche Maßnahme sollte die neue Bundesregierung unbedingt im Rahmen ihres 100-Tage-Programms in die Tat umsetzen?
Wir müssen die Rahmenbedingungen für die industrielle Gesundheitswirtschaft auch im Bereich der Medizintechnik verbessern, um damit Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern, neue zu schaffen sowie die Resilienz des Gesundheitssystems zu erhöhen. Dazu gehört eine ressortübergreifende MedTech-Strategie mit einem ressortübergreifend abgestimmten Maßnahmenplan. Medizintechnische Innovationen müssen besser unterstützt werden, beispielsweise durch klare Fristen bei Bewertungsverfahren.
Industrie- und Gesundheitspolitik: der BVMed muss Ansprechpartner aus verschiedenen politischen Welten erreichen. Wie gelingt es, beides sinnvoll miteinander zu verknüpfen?
Beides muss zusammengedacht werden. Medizintechnologien verbessern unsere Lebensqualität, retten und erhalten Leben. Auf der anderen Seite trägt die Branche zu einer positiven Entwicklung der Gesundheitswirtschaft bei. Wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen und Unternehmen den Standort verlassen, entstehen Engpässe in der Versorgung. Deshalb müssen wir Gesundheits- und Industriepolitik zusammendenken und besser abstimmen, beispielsweise durch einen Koordinator in der Bundesregierung.
Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Mein Lieblingsort in Berlin ist die Lobby der Humboldt-Universität Unter den Linden. An der großen Treppe befindet sich das berühmte Zitat von Karl Marx zur 11. Feuerbachthese: “Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.”
Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Markus Löning gesprochen. Er ist Geschäftsführer der Löning – Human Rights & Responsible Business GmbH. Sein Unternehmen unterstützt andere Unternehmen dabei, die Achtung der Menschenrechte in ihre Unternehmensstrategie zu integrieren.
Wenn Unternehmen nach Bürokratie gefragt werden, wird auch die Lieferkettengesetzgebung genannt. Warum könnte diese Regulierung sich am Ende doch als vorteilhaft für die deutsche Wirtschaft herausstellen?
Konsumenten, Mitarbeiterinnen, Finanzierer, Anleger und Geschäftskunden erwarten von Unternehmen verantwortungsvolles Handeln, die EU-Gesetzgebung spiegelt dies wider. Unterschätzt wird, dass es eine Standard-setzende Regulierung für zukunftsorientierte Veränderung ist: alle Geschäftsbereiche müssen unter die Lupe genommen und neu ausgerichtet werden. Vorausschauende Führungskräfte sehen die EU-Nachhaltigkeitsgesetzgebung als Orientierung, um Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Wenn EU-Kommission und Parlament jetzt noch die Regulierungen konsistent machen, Widersprüche streichen und die CSRD als Berichtsstandard international durchsetzen, verstärken sie den Wettbewerbsvorteil.
Sie bieten Unternehmen auch digitale Lösungen an, um es diesen zu ermöglichen, Menschenrechte im Rahmen ihrer Geschäftsprozesse zu berücksichtigen. Was ist der Vorteil bei diesen Lösungen?
Wir sind ein internationales Team von Menschenrechts- und Länderexpert:innen. Dadurch können wir menschenrechtliche Risiken in der Sache und im politischen Kontext beurteilen. Digitale Tools wie Big Data-Auswertungen, Open Source Intelligence, Geolocation und Satellitendaten liefern wesentliche Informationen für unser Country Risk Register, zu Sektorrisiken und Lieferanten. Unsere Beratung zur Minderung von Risiken beruht aber vor allem auf der Kenntnis des sozialen und politischen Kontexts. Wertvoll werden digitale Tools vor allem zusammen mit einem gutem Verständnis von Menschenrechten und Geschäftsprozessen.
Sie waren Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung und sind jetzt unternehmerisch im gleichen Sektor tätig. Empfinden Sie das als problematisch?
Als Menschenrechtsbeauftragter konnte ich viele Situationen sehen, die eben nicht die Sonnenseite der Länder waren, mit denen wir in Europa Handel treiben. Und ich habe viele Menschen getroffen, die die Situation in ihren Ländern verbessern wollen. Das hilft mir jetzt ein vollständigeres Bild zu haben. Dadurch habe ich ein weltweites Netzwerk von Leuten, die uns helfen Ideen zur Verbesserung des Lebens von Menschen in Lieferketten zu entwickeln. Ich bin dankbar, dass ich meine Arbeit jetzt auf eine andere Art fortsetzen kann.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Der Alte Berliner Garnisonfriedhof in der Kleinen Rosenthaler Straße ist einer meiner absoluten Lieblingsorte in Mitte. Die Bäume, das Gras, die freie Fläche schenken mir immer ein Gefühl von Ruhe und den Raum nachzudenken. Die Grabdenkmäler erinnern an die preußische Zeit, die in der Stadt oft wenig sichtbar ist und das kleine Museum bebildert die Geschichten der ehemals „wichtigen“ und bekannten Menschen, die dort begraben liegen. Für mich ein wunderbarer Ort der Reflektion.
Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Dr. Peer-Robin Paulus gesprochen. Er ist Leiter Abteilung Politik + Wirtschaft und Mitglied der Geschäftsleitung beim Verband DIE FAMILIENUNTERNEHMER. „Die deutschen Familienunternehmen beschäftigen in allen Branchen rund acht Millionen Mitarbeiter und erwirtschaften jährlich einen Umsatz in Höhe von 1.700 Milliarden Euro. Der Verband wurde 1949 gegründet und hat heute 6000 Mitglieder.“
Im Bundestagswahlkampf wird es erneut um eine höhere Erbschaftsteuer und die Einführung einer Vermögensteuer gehen. Welche Auswirkungen hätte das auf die in Deutschland ansässigen Familienunternehmen?
Eine Erhöhung einer dieser sog. Substanzbesteuerungen würde dazu führen, dass Unternehmen in Deutschland weniger Kapital haben, um dieses hier zu investieren. Dazu käme erschwerend, dass Unternehmen, die mit solchen Sondersteuerlasten beladen werden würden, zu einem Teil sehen müssten, wie sie das Geld für eine solche Steuerzahlung liquide bekommen, wenn es – was der Regelfall ist – im Unternehmen gebunden ist. Es werden also Betriebsteile oder einzelne Teile des Betriebsvermögens veräußert werden müssen, um diese Steuern entrichten zu können.
Aber von Grünen, SPD und Linken werden doch auch Steuerstundungsmodelle in die Diskussion eingeworfen?
Die absolute Belastung entsteht auch dann, wenn solche Steuern gestundet werden würden. Die Kapitalauszehrung würde nur etwas langsamer voranschreiten. Da auch Substanzsteuern im Regelfall aus den laufenden Einnahmen gezahlt werden müssten, würde die Gewinnbesteuerung von, je nach Rechtsform und Entnahmepolitik, derzeit ca. 30 bis 50 Prozent auf leicht 50 bis 80 Prozent hochschnellen. Die Ursache ist: Bei einer üblichen Gewinnbesteuerung (durch z. B. Einkommensteuern) ist der Steuer-Bezugspunkt die in Prozenten bemessenen Belastung des laufenden Einkommen, bei Substanzsteuern dagegen der, zum Teil stolze, Unternehmenswert.
Die großen Unternehmen fordern Sondervermögen, massive Investitionen und Subventionen. Der Mittelstand macht sich für Strukturreformen stark. Ist das richtig skizziert oder viel zu einfach? Welchen Weg sollte die nächste Bundesregierung aus Sicht der Familienunternehmen einschlagen, um die deutsche Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen?
Ihre Skizze trifft zu. Das ist aber gar nicht etwas so Neuartiges. Schon (fast) immer gab es eine seltsame – ich formuliere sportlicher: un peu unheilige – Allianz zwischen Big Business und Big Government. Große Unternehmen haben einfach mehr Gewicht und stehen jedes für sich für mehr Arbeitsplätze. Wegen ihrer besseren Sichtbarkeit erlangen sie just bei Politikern mit nur randständigen Kenntnissen von Wirtschaft mehr Aufmerksamkeit und in der Folge Beflissenheit.
Richtige Wege finden wir im 18-Seiten-Papier eines Bundesfinanzministers prima beschrieben.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Das Schokoladen-Kaffeehaus Rausch, früher „Fassbender und Rausch“, an den besseren (Eck-) Fenstern mit Blick auf den Gendarmenmarkt. Gerade eine Tasse hochprozentiger Schokolade spiegelt mit all ihren köstlichen Bitterstoffen etwas von dem politischen Geschehen, mit dem wir Politikberater uns in Berlin Tag um Tag konfrontiert sehen. In Anlehnung an eine Budapester Kaffehauslegende, erdichtet von Ferenc Molnár, möchte ich die Schlüssel zum Kaffee- und Schokoladenhaus Rausch (Omen est nomen) nehmen und in die Spree werfen, so dass es nie wieder, wie zuletzt zu DDR-Zeiten, schließen kann.
Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Dr. Anna Dietrich gesprochen. Sie ist Leiterin Public Affairs und Government Relations bei Lieferando. Lieferando ist ein deutscher Online-Marktplatz für Essenslieferungen, der 2009 in Berlin gegründet worden ist. Mehr als 32.000 Partner haben sich der Plattform in Deutschland angeschlossen. Lieferando.de ist ein Teil von Takeaway.com, eine der größten Essen-Bestellseiten der Welt.
Lieferando zeigt als Plattformunternehmen mit einem großen Standort und vielen Mitarbeitern in Berlin Flagge. Warum ist Berlin für Unternehmen wie Lieferando attraktiv?
Da Lieferando in der Firmenzentrale unter den ca. 1500 Mitarbeitenden Fachkräfte aus über 90 Ländern beschäftigt, ist auf jeden Fall die kulturelle Offenheit und Vielfältigkeit der Hauptstadt ein großer Pluspunkt. Hinzu kommt die enorme Auswahl an kleinen Restaurants und Einzelhändlern verschiedener Kategorien, verteilt auf die einzelnen Kieze – Lieferando hilft diesen, Investitionskosten und -risikofrei ihr Geschäftsmodell zu digitalisieren und verbindet sie mit neuen Kunden in der ganzen Stadt.
Lieferando (beziehungsweise der Mutterkonzern Just Eat Takeaway.com) zeigt, dass Plattformökonomie auch in Europa ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein kann. Was könnte die Bundesregierung tun, um Digital-Unternehmen besser zu fördern?
Vieles 🙂 Aber am hilfreichsten wäre ein Update des Betriebsverfassungsgesetzes. Es ist das letzte Mal 1972 modernisiert worden und passt nicht mehr wirklich zur betrieblichen Realität eines agilen Tech-Unternehmens im 21. Jahrhundert. In seiner jetzigen Form schwächt es den Wirtschaftsstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb.
Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Da ich in Berlin-Mitte wohne, ist mein Lieblingsort definitiv der Tiergarten. Er liegt direkt vor meiner Haustür und bietet viel Auslauf im Grünen für meine Dackeldame Wilhelmine – und das mitten in der Hauptstadt. Am Wochenende liebe ich es, vom Potsdamer Platz durch den Tiergarten zum Ku’Damm zu spazieren. Aber auch unter der Woche freut sich der ein oder andere Kollege über einen Business-Walk anstatt des üblichen Lunches.
Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Paul C. Strobel gesprochen. Er ist Public Affairs Lead und Spokesperson for Political Communications bei Quantum-Systems. Quantum-Systems stellt zivile und militärische Überwachungsdrohnen her und unterhält u.a. Standorte in München, in der Ukraine und in Berlin. Das Unternehmen hat bereits mehr als 300 Drohnen in die Ukraine geliefert.
Foto von Quantum-Systems
Drohnen spielen eine immer wichtigere Rolle im Krieg. Warum ist Quantum Systems mit einem Produktionsstandort in der Ukraine präsent?
Quantum Systems ist seit Kriegsbeginn in der Ukraine aktiv und hat bereits in den ersten Wochen nach dem russischen Angriff in die Ukraine Drohnen vom Typ Vector an die ukrainischen Streitkräfte geliefert. Wir haben schnell gemerkt, dass die reine Lieferung von Drohnen aber wenig bewirkt, und die Systeme im Land unterstützt werden müssen. Und wir haben gemerkt, dass die Entwicklung vor Ort so rasant ist, dass man in der Ukraine vertreten sein muss, wenn man auch zukünftig zur Weltmarktspitze gehören will. Daher verfolgen wir in der Ukraine den Ansatz: Deliver – Support – Integrate. Erst liefern wir, dann unterstützen wir im Land und letztlich helfen wir bei der Ausbildung und Integration der Aufklärungsdrohnen in die Streitkräfte. Mittlerweile machen wir das mit zwei Standorten im Land und ca. 45 Angestellten vor Ort.
Ihr habt zeitgleich mit der Eröffnung eures Berliner Büros den Verband UXS Alliance gegründet. Warum ist ein eigener Verband für die Hersteller unbemannter Systeme erforderlich und wichtig?
Zunächst: Die UXS Alliance ist kein Verband und soll auch keiner werden. Vielmehr geht es uns darum, europaweit Firmen zu finden, die die gleiche Mission haben wie wir: Die Zukunft der unbemannten Systeme zu schreiben. Als UXS Alliance wollen wir für Europa und seine Verbündeten unbemannte Systeme in allen Dimensionen anbieten, zum Einsatz zu bringen und skalierbare Kapazitäten aufbauen. Also auf dem Land, auf dem Wasser, in der Luft und im Weltall. Das alles hinterlegt mit einer gemeinsamen Plattform an KI und Software. Europa hat bisher noch keinen Anbieter, der dieses Portfolio abdeckt und daher wollen wir die Lösungen skizzieren. Aber eben nicht als träger Konzern, sondern als agiler und moderner Zusammenschluss von mehreren Unternehmen.
Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Mein Lieblingsort in Berlin Mitte ist der Tiergarten. Ich würde mich nur bedingt als Stadtmenschen bezeichnen, daher schätze ich die Natur und den Ausgleich zur doch recht grauen Innenstadt. Seit nun knapp zehn Jahren drehe ich hier auch ab und zu meine Laufrunden.
Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Markus Weidling gesprochen. Er ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes für Energie- und Wasserdatenmanagement (bved). „Der bved (ehemals ARGE HeiWaKo) ist seit über 40 Jahren die bundesweite Interessenvertretung der Mess- und Dienstleistungsunternehmen für die verbrauchsabhängige Abrechnung von Heiz-, Warm- und Kaltwasserkosten in Deutschland.“
Foto von Alena Schmick
Warum profitieren Mieter von einer verbrauchsabhängigen Messung und Abrechnung der Kosten für Heizung und Warmwasser?
Das Wichtigste ist: Mieterinnen und Mieter zahlen tatsächlich nur für die Wärmeenergie, die sie auch tatsächlich selbst verbrauchen. Also, wer es kühler mag, zahlt auch weniger. Diese verbrauchsabhängige Abrechnung hat sich seit den 1950er Jahren in Deutschland etabliert. Durch die Heizkostenverordnung von 1981 wurde dann auch ein rechtlicher Rahmen geschaffen. Die Heizkostenabrechnung wurde zur Pflicht.
Eine Alternative zu der verbrauchsabhängigen Abrechnung von Wärmeenergie wäre ein Umlagesystem über die Wohnfläche: Die Wärmeenergie, die in einem Haus verbraucht wird, wird auf die Quadratmeter umgelegt. Heißt: große Wohnung, viel Energiekosten – egal ob und wieviel geheizt wird, egal wie lange warm geduscht wird. Der echte Energieverbrauch spielt dann keine Rolle mehr.
Und damit sind wir beim nächsten wichtigen Aspekt von Energiemessung: nur wenn ich meine eigenen Verbräuche kenne und mir die Kosten dafür bewusst mache, weiß ich auch, wie, wo und wieviel ich an Energie einsparen kann.
Kurzum: Ohne Energiemessung, keine Energieeffizienz, kein Klimaschutz!
Die Arbeitsgemeinschaft für Heiz- und Warmwasserkostenverteilung (ARGE HeiWaKo) ist seit dem März dieses Jahres der Bundesverband für Energie- und Wasserdatenmanagement (bved). Was hat sich außer dem Namen beim Verband geändert und welches Ziel verfolgt der bved?
Die ARGE HeiWaKo war seit den 1970er eine etablierte Fachgesellschaft mit Sitz in Bonn, die sich sehr stark auf technische Fragestellungen fokussiert hat. Inzwischen sind wir von Bonn nach Berlin umgezogen, haben hier ein starkes Team aufgebaut und unser Themenspektrum erweitert. Wir sehen uns als die Datenexperten im Gebäude. Dem wollen wir jetzt auf der ganzen Ebene gerecht werden.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Falls meine Mitglieder das hier lesen: an meinem Schreibtisch. Ansonsten hängt mein Lieblingsort in Mitte tatsächlich sehr von meinem Appetit ab. Einige meiner Lieblingsrestaurants liegen in Mitte. Welches ist die Nr.1? Wenn ich das jetzt hier preisgebe, kann ich zur Nr.2 nicht mehr gehen….
Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Dr. Justus Bobke gesprochen. Er ist Vorstandsvorsitzender des Verbandes 3DDruck. Im Verband engagieren sich Experten und Unternehmer für die Entwicklung der Additiven Fertigung in Deutschland und Europa. Zu den Mitgliedern zählen u.a. der DAX-Konzern Daimler Truck und drei Fraunhofer Gesellschaften.
Branchenübergreifend, umfassend und überparteilich; der Verband 3DDruck ist breit aufgestellt. Aber was ist die Kernbotschaft des Verbandes? Was möchte der Verband unbedingt erreichen und in Deutschland durchsetzen?
„Vordenken. Vernetzen. Voranbringen“ ist unser Motto. Architektur, Bauen, Bildung, Forschung, Gesellschaft, Kultur, Logistik, Material, Medizin, Nachhaltigkeit, Normung, Recht: Die Additive Fertigung ist überall ein Thema. Erst Prototypen und Kleinserien, nun individualisierte Serienfertigung. Nach einem Hype folgt die Konsolidierung. Mit unserem Experten-Beirat aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und vier Mitgliedern des Deutschen Bundestages wollen wir die Möglichkeiten der Technik zum Wohl des Standorts Deutschland in Europa bekannter machen.
In Texas entsteht ein Hotel aus dem 3D-Drucker. Was muss die Bundesregierung tun, um Deutschland als 3D-Druck-Standort attraktiver zu machen?
Solche Projekte gibt es auch in Deutschland und unsere Wirtschaft ist das Rückgrat des Landes. Die Regierung kann die Kräfte der Sozialen Marktwirtschaft stärken und dafür Sorge tragen, dass Kreativität und unternehmerisches Handeln gestärkt werden. Der 3D-Druck hat das Potenzial, die Produktion neu zu denken und die Vorteile – Individualisierung und nachhaltiger Ressourcenumgang – erfolgreich zu nutzen. Wenige aber gute Regeln sind ebenso wichtig wie eine gute Bildung und Ausbildung.
Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Zu Berlin habe ich ein persönliches und inniges Verhältnis: Hierhin bin ich gezogen, hier habe ich die Wiedervereinigung erleben dürfen, hier habe ich geheiratet und hier sind zwei meiner vier Kinder geboren. Für die Stadt habe ich Marketing gemacht und an der Kampagne „Das Neue Berlin“ mitgearbeitet. Daher kommt nur ein Ort in Frage, von dem man das Gros der Stadt, das Neue und das Alte sehen kann: Der Rundgang um die Kuppel des Berliner Doms.
Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Susan Saß gesprochen. Sie ist Leiterin Kommunikation der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Die Mitgliedsunternehmen des Verbandes „sichern 4 Millionen Arbeitsplätze in den stahlintensiven Branchen und sind wesentlich für die gesamtwirtschaftliche Resilienz unseres Landes. Mit rund 40 Mio. Tonnen pro Jahr weist Deutschland die größte Stahlproduktion Europas und die siebtgrößte der Welt auf.“
Was muss konkret getan werden, um die hohen Energiekosten für die Stahlindustrie zu kompensieren, und wie viel Geld muss der Bund dafür in die Hand nehmen?
Die Stahlindustrie steht durch hohe Energiekosten unter immensem Druck, die ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Um den Weg in Richtung Klimaneutralität zu schaffen, ist staatliche Unterstützung unerlässlich. Subventionen, wie sie aktuell von Wirtschaftsminister Robert Habeck bereitgestellt werden, sind notwendig, um die Branche zu entlasten. Diese Maßnahmen sollten ausgeweitet werden, um die Transformation zu beschleunigen und die Stahlproduktion langfristig wettbewerbsfähig zu halten. Dabei sind die Subventionen keine bloßen Hilfen, sondern strategische Investitionen, die den Strukturwandel der Stahlindustrie erst ermöglichen.
Welche Maßnahmen sind erforderlich, damit CO2-armer Stahl verstärkt verwendet wird?
Die Umstellung auf CO₂-armen Stahl ist essenziell, um Deutschlands Klimaziele zu erreichen. Dies ist nicht nur für die Stahlindustrie selbst wichtig, sondern auch für zahlreiche Wertschöpfungsketten. Denn es gibt kein Auto, kein Windrad und keine Brücke ohne Stahl. Doch die Nachfrage nach grünem Stahl, der sich technisch nicht vom konventionellen Stahl unterscheidet, ist kein Selbstläufer. Daher braucht es grüne Leitmärkte, um die Nachfrage nach „grünem“ Stahl zu fördern und die klimafreundlichen Eigenschaften der Produkte am Markt zu honorieren. Sie sichern den Absatz von CO₂-armem Stahl und verbessern gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Abnehmer. Zusätzlich braucht es staatliche Abnahmegarantien und Förderungen, um diese neuen Technologien marktfähig zu machen und den Einsatz von grünem Stahl zu beschleunigen.
Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?
Für mich ist Berlin-Mitte vor allem wegen seiner lebendigen Gastronomieszene so besonders. Die Vielfalt und Kreativität der Restaurants und Bars hier ist schon außergewöhnlich, und gerade nach den schweren Zeiten der Pandemie hat meiner Meinung nach die Gastronomie große Unterstützung verdient. Viele Betriebe kämpfen weiterhin ums Überleben und Spielen doch eine entscheidende Rolle im Stadtleben. Orte wie die Bar Milano und Peter Paul zeigen, wie sehr die Gastronomie das Gefühl von Gemeinschaft und Lebensqualität in Berlin prägt. Das Engagement und die Leidenschaft der Gastronomen, die trotz aller Herausforderungen weiterhin Orte schaffen, an denen man sich wohlfühlt und genießen kann, verdienen meine absolute Anerkennung. Für mich machen sie Berlin-Mitte so einzigartig – sowohl als Ort der Begegnung als auch als kultureller und kulinarischer Anker der Stadt.