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„Geldpolitik: Wie die EZB die EU aus der Inflation bringen will“: In dieser Reportage von Mischa Ehrhardt für den Deutschlandfunk bekommt Ihr einen Überblick der Argumente zu den geldpolitischen Entscheidungen der EZB von unterschiedlichen Experten; gewerkschaftsnahe Wissenschaftler bis Banker. War die EZB mit mit ihrem Zinswendeschritt zu schnell und tritt sie jetzt wieder auf die Bremse? Allgemeinpolitisch ist der Zusammenhang zum Bausektor besonders relevant, weil der Mangel an Wohnraum stark auf die Unzufriedenheit mit der amtierenden Regierung einzahlt. (MB)

„Demokratiekrise / Steffen Mau: Die demokratischen Fundamente zerbröseln“: Kein anderer Soziologe entfaltet so viel politische Wirkung wie Steffen Mau. Das ist auch dem Bestseller Triggerpunkte geschuldet, den er maßgeblich mitgeschrieben hat. In seinem neuen Buch wirft er einen kritischen Blick auf die deutsche Parteiendemokratie und schlägt – insbesondere für Ostdeutschland – die Einführung zusätzlicher Bürgerräte vor, um der vermeintlichen Schwäche der Parteiendemokratie entgegenzutreten. Ich stehe Bürgerräten extrem kritisch gegenüber und empfinde sie als Inszenierung von Demokratie. Darum finde ich seine Herleitung des Vorschlags aus Transformation von der DDR zum geeinigten Deutschland interessant. Der Vorschlag kann aber von Seiten der AfD mit einem ganz anderen Spin versehen werden; frei nach dem Motto: passen euch die Wahlergebnisse nicht, ändert ihr die Spielregeln. Ihr könnt das Interview mit Uli Hufen beim Deutschlandfunk hören. (MB)

Ronzheimer Podcast „Was ist nur mit Deutschland los? Mit BILD-Chefin Marion Horn“: Die eigene Chefin in seinem Podcast interviewen? Das geht oft schief. Hier klappt es ganz gut. Das Interview von Paul Ronzheimer mit Marion Horn ist natürlich keine überspitzte Bild-Kritik. Der Podcast zeigt die Person Marion Horn und es wird deutlich, wie sie Bild sieht und wie Bild vermutlich auch ein Stück weit ist. Ihr gelingt es mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Bild vorrangig ein politisches Medium ist. Wer selten ein Blick in die Zeitung oder auf die Websites wirft, übersieht das Bild ein Unterhaltungs-Boulevard-Vollsortimenter ist und damit auch mit seinen politischen Inhalten ein viel breiteres Spektrum an Menschen erreicht als das Produkt des ehemaligen Chefredakteurs. Ihr findet den Podcast u.a. bei Podcast.de. (MB)

DiploPod von Frank Müller-Rosentritt MdB mit Michael Link MdB zur Europawahl: Wenn ein FDP-Bundestagsabgeordneter einen anderen FDP-Bundestagsabgeordneten in seinen Podcast einlädt, klingt das erst einmal nicht besonders aufregend. Mit diesem Vorurteil tut man den beiden außenpolitischen Experten unrecht. Die beiden Herren haben eine sehr klare Vorstellung davon, wie es mit der nächsten Kommission von der Leyen weitergehen muss, um den Rechts- und Linkspopulisten Einheit zu gebieten. Gut gefällt mir an dem Podcast die saubere Produktion und die klare Stimme von Müller-Rosentritt. Wünschen würde ich mir mehr Konflikt. Diskussionspartner mit einer anderen Meinung, eine aktivere Rolle des Hosts als Diskussionspartner und nicht nur als Fragesteller und eine klare Dramaturgie bei dem Gespräch. Ihr könnt den Podcast u.a. auf Spotify hören. (MB)

„Moving to Germany? Here is what you need to know.“: In diesem Podcast von Soraya Sarhaddi Nelson gibt es Tipps für Zuwanderer / Expats, die in Deutschland leben und / arbeiten möchten. Das ist auch für Deutsche relevant. Ihr erfahrt, wo die möglichen Knackpunkte sind, wenn Ihr mit den zahlreichen Menschen ins Gespräch kommt, die neu in Deutschland bzw. Berlin sind. Politisch ist es interessant, weil Ihr ein erstes Stimmungsbild von Betroffenen zum neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz bekommt. Zu Gast im Podcast sind Jenna Davis, Sigrid Arteaga Marquard, Bastien Allibert und Nicolas Bouliane. Wenn euch das Thema packt, dann schaltet doch immer am Dienstag ab 19 Uhr Jazz Radio 106.8 ein und hört euch die Show von Sigrid Arteaga Marquard an. (MB)

„Innenministerin Nancy Faeser / Fußball-EM soll „vor allen Dingen zum Zusammenhalt beitragen“: Vor dem Beginn der Fußball-Europameisterschaft hatte Marina Schweizer die Bundesinnenministerin für den Deutschlandfunk interviewt. Faeser ist auch für Sport zuständig. Ich finde das Interview deswegen interessant, weil das Kern-Thema – die innere Sicherheit bei einem Großereignis – überhaupt nicht detailliert zur Sprache kommen kann. Faesers Aufgabe ist es, Zuversicht zu vermitteln, dass die EM für alle Besucher sicher ist. Das gelingt ihr eigentlich ganz gut. (MB)

„Extreme Rechte / Le Pens Strategie der Normalisierung in Frankreich“: Niklas Mönch hat für den Deutschlandfunk eine hörenswerte Reportage zum Rassemblement National produziert. Im Gegensatz zur AfD hat die Partei mit Jordan Bardella einen jungen und charismatischen Kopf, der nicht nur bei jungen Menschen gut ankommt. Die Partei hat sich zwar von der AfD losgesagt. Sie wird aber auch von den Sicherheitsbehörden beobachtet. Der RN vertritt immer noch rechtsextreme Positionen und pflegt zweifelhafte Beziehungen zu Russland. Und trotzdem wird er von immer breiteren Teilen der französichen Gesellschaft akzeptiert. Das unterstreichen die aktuellen Wahlergebnisse. Eine mögliche Erklärung dafür ist der in Frankreich stärkere Islamismus, das kommt in der Reportage zu kurz. (MB)

„Friedrich Merz – Woran (ver)zweifeln Sie?“: Schon ziemlich mustergültig, wie Friedrich Merz und sein Medienteam am Narrativ Kanzlertauglichkeit schrauben. Ein Baustein dabei ist, in passenden Formaten Merz als Mensch zu präsentieren. Das klappt in dieser Folge des Hotel Matze Podcasts ziemlich gut. Er spricht offen über sich, über persönliche Fehler und Krisen, ohne dabei an Wettkampfhärte einzubüßen. Nicht zu unterschätzen ist, dass er als reflektierter Familienmensch rüberkommt und seine Führungsqualitäten mit Beispielen belegen kann. Ob sich das Bild wirklich mit dem Miteinander in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und im Konrad-Adenauer-Haus deckt? Das muss jemand anders beantworten. Ihr findet die Folge zum Beispiel bei podigee. (MB)

„Berlin Playbook – Der Podcast“: Etwas mehr als eine Woche ist jetzt Gordon Repinski mit seinem neuen Morgen-Podcast online. Mir gefällt es. Die Auswahl des Schwerpunkthemas funktioniert. Das 200-Sekunden-Interview zwingt die Gesprächspartner dazu, schnell zur Sache zu kommen. Gut finde ich auch die kurzen Gespräche mit Teammitgliedern und Korrespondenten aus der Politico-Welt. Ich bin gespannt, wie es läuft; wenn es mal etwas spezifischer wird; von der Antriebs- bis zur Wärmewende. Was mich an dem Podcast nervt, ist der ellenlange Einstieg (bis zu 2 Minuten) inklusive Eigenwerbungsblock. Das wünsche ich mir deutlich kompakter. Ihr findet den Podcast auf der Website von Politico und bei allen bekannten Bezugsquellen. (MB)

„Wie rechts(extrem) wird Europa? EVP-Chef Weber vor der Wahl“: Simon Strauß spricht in dieser Folge des FAZ-Podcasts für Deutschland mit Manfred Weber über die Fraktionen im Europäischen Parlament. Wenn die EVP eine Zusammenarbeit mit der EKR-Fraktion (Meloni, PIS, usw.) nicht kategorisch ausschließt, hat sie erst einmal mehr Machtoptionen. Das gilt aber nur wenn Linke, Liberale und Grüne keine glaubhafte Drohkulisse aufbauen können, um die EVP zu einer Entweder/Oder-Entscheidung zu zwingen. Weber schlägt sich in dem Interview gut und tappt in keine der aufgestellten Fallen. (MB)