„Spielend in den Abgrund – Wenn Wetten und Glücksspiel süchtig machen“: Glücksspiel ist in Deutschland streng reguliert. Dennoch weisen Studien immer wieder auf eine große Anzahl von Menschen hin, die von Spielsucht betroffen sind. Nanina Bauer spricht in dieser MDR-Reportage mit Betroffenen, Wissenschaftlern, Therapeuten, dem Suchtbeauftragten der Bundesregierung und auch mit einem Spielhallenbetreiber. Sie nimmt sich Zeit für ihre Gesprächspartner. Angeblich 4,6 Millionen von Spielsucht Betroffene; dass erscheint mir ziemlich hochgegriffen, es wird in der Reportage nicht erklärt, wie diese hohe Zahl zustande kommt. Was mir grundsätzlich fehlt, ist die Perspektive derer, für die Glückspiel eine ganz normale und unproblematische Freizeitaktivität darstellt. (MB)
1992 / 1993 / 1994: Wenn Ihr erfahren möchtet, wie im Italien Anfang der 90er-Jahre die Parteien der Mitte den Rückhalt in der Bevölkerung verloren haben und wie die Populisten – mit Berlusconi an der Spitze – das Ruder übernommen haben, dann schaut doch die Serie 1992 / 1993 / 1994 auf Arte an; drei Staffeln mit je 10 Teilen. Die Serie ist gut besetzt und spannend erzählt. Drehorte und Ausstattung der Schauspieler machen was her. Wie bei jeder Politikserie finden Insider natürlich viel Anlass zum Rummäkeln. Die Serie ist aber näher an der Wirklichkeit als Borgen oder House of Cards, auch wenn die Story nicht die wahre Geschichte erzählt. (MB)
„Triangle of Sadness“: Dieser Spielfilm von Ruben Östlund ist beste Unterhaltung. Anhand der Luxuskreuzfahrt eines Influencer-Pärchens werden viele aktuelle politische Fragen (Geschlecht, Status, Gesellschaft, usw,) mithilfe bösartigster Erzählstränge diskutiert. Der Film ist superbesetzt und aufwendig in Szene gesetzt. Die Dramaturgie funktioniert, es wird trotz der Überlänge nicht langweilig. Ihr könnt Ihn auf Arte anschauen. (MB)
„Libanon: Der Feuersturm“: Sylvain Lepetit und Wissam Charaf haben in einer Reportage, die Ihr auf Arte anschauen könnt, ein kleines Team von Feuerwehrleuten in Beirut begleitet, und zwar zu der Zeit als Israel auf die Angriffe der Hisbollah reagiert hat. Die Reportage ist einseitig, die Position Israels wird überhaupt nicht abgefragt. Es wird es ausschließlich das Leid einer Seite gezeigt. Dennoch ist die Reportage hilfreich. Ihr versteht besser, warum das Image von Israel so schlecht ist. (MB)
„White House Down“: Nach der Trump-Wahl empfehle ich euch einen Baller-Film von Roland Emmerich. Spoiler: vom Weißen Haus bleibt nicht viel übrig. Ihr könnt den Film in der ZDF-Mediathek anschauen. (MB)
„Was bewegt den Osten?“: Steffen Mau (Professor für Makrosoziologie am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität) und Carsten Schneider (Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland) haben bei einer Veranstaltung der Bucerius Law School über die Folgen der Wahlen in Ostdeutschland diskutiert. Das ist kurzweilig anzuschauen und auf den Punkt. Die Journalistin Marieke Reimann hat moderiert. Ihr findet die Aufzeichnung auf YouTube. (MB)
„Die deutschen Kolonien erklärt“ von MrWissen2go: Mirko Drotschmann beschreibt in einem kurzen Video den deutschen Anteil an der Kolonialgeschichte Afrikas. Ich möchte gerne mal überspitzen. Deutschland hat die Konferenz ausgerichtet, bei der der Kontinent von den Kolonialmächten aufgeteilt wurde. Die dabei vorgenommenen, willkürlichen – ohne Rücksicht auf Stämme und Sprachräume – Grenzziehungen sind zumindest mitverantwortlich für die immer noch andauernden Kriege und Konflikte in vielen afrikanischen Ländern. Also geht die deutsche Verantwortung über den Völkermord in Namibia hinaus. Unterstützt bei dem Video hat Jens Jäger von der Universität Köln. Ihr könnt das Video bei YouTube anschauen. (MB)
Vater spricht mit dem Bundeskanzler über den Tod seiner Tochter durch eine Messerattacke: Dieser Ausschnitt einer RTL-Sendung zeigt unmittelbare Betroffenheit. Das geht einem nahe. Politisch ist der Beitrag interessant, weil er die Themen Migration und Terror im Rahmen einer gnadenlosen Personalisierung miteinander verknüpft. Eine Verallgemeinerung mag nicht fair sein. Meine Einschätzung ist, dass ein relevanter Teil der Wähler beim BTW25 seine Wahlentscheidung von der Migrationspolitik abhängig machen wird. (MB)
„Herrhausen – Der Herr des Geldes“: Die Serie über den von der RAF ermordeten Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, ist gute Unterhaltung; schlüssige Dramaturgie, tolle Ausstattung und glaubwürdige Schauspieler. Die Regisseurin Pia Strietmann hat einen guten Job gemacht. Die Geschichte spielt in der BRD der späten 80er Jahre kurz vor der Wende. Ob sich die Treffen zwischen Kohl und Herrhausen wirklich so abgespielt haben, wie es gezeigt wird? Ich weiß nicht, die gewählte Darstellung passt aber gut in die Geschichte. Ihr findet die Serie in der ARD-Mediathek. (MB)
„Vince Ebert: Vince of Change“: Links-grün-kritisches Boomer-Kabarett; so meine – etwas überspitzte – Kurzbeschreibung dieses Programms von Vince Ebert, das Ihr in der Mediathek von 3sat findet. Im Gegensatz zu vielem, was im öffentlich-rechtlichen Rundfunk läuft, ist sein Programm regierungskritisch. Anders als Dieter Nuhr bevorzugt er das Florett und greift nur selten zum Säbel. Politisch ist das Programm interessant, weil er ein Händchen für Widersprüche und Ungereimtheiten hat. (MB)