Carsten Ovens (ELNET) zu Israel, Ipsos zum Wahljahr 2024 und Twitter ohne Deutschlandfunk

QUIZ

„Verschwenden wir nicht unsere Kraft im täglichen Gegeneinander. Sondern: Vertrauen wir der Stärke und der Erfahrung, die in uns steckt. Vertrauen wir auf uns.“

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

dieses Jahr wird ein Superwahljahr; auch ohne Bundestagswahl. Die nächsten Monate bis zur Europawahl müssen die Parteien nutzen, um ihren Markenkern mit politischen Projekten oder einer klaren programmatischen Ausrichtung sichtbar zu machen. Ich bin gespannt, was die Ampel aus dem Hut zaubert. Und bei der Union: knallharte Oppositionsarbeit im Bundestag und eine aufmerksamkeitsstarke Programmdiskussion beim Bundesparteitag, die zu unverwässerten Positionierungen führt.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Carsten Ovens gesprochen. Er ist CEO des European Leadership Network (ELNET) für Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH). „ELNET setzt sich für eine starke Partnerschaft zwischen europäischen Ländern und dem Staat Israel ein. Als unabhängige Denkfabrik stärkt die Organisation den Dialog zwischen europäischen und israelischen Entscheidungsträgern und verfolgt das Ziel, durch Publikationen, Dialogveranstaltungen, Konferenzen und Delegationsreisen zu informieren und zu vernetzen. Zu den Initiativen von ELNET zählt auch das 2020 gegründete German Israeli Network of Startups & Mittelstand (GINSUM).“


Foto: Tobias Koch
Der Krieg gegen die Hamas belastet die israelische Wirtschaft stark. Was können deutsche Unternehmen tun, um israelische Unternehmen in dieser schweren Zeit zu unterstützen?

Die israelische Wirtschaft ist durch den Krieg und die Einberufung von über 350.000 Reservisten unter Druck geraten. Insbesondere die Startup-Szene ist betroffen, bleibt jedoch leistungsstark. „No matter what“ lautet der Slogan. Deutsche Unternehmen können gerade jetzt ihren israelischen Partnern den Rücken stärken, beim europäischen Markteintritt unterstützen, Kooperationen verlängern, neue Aufträge vergeben und Venture Capital investieren.

Fragen zum Judentum beantworten – dafür steht die Initiative Fragemauer, die ELNET mit vielen Partnern auf den Weg gebracht hat. Wie ist die Bilanz und was soll im Rahmen der Initiative in diesem Jahr erreicht werden?

Unsere Bildungskampagne soll einen Beitrag gegen den zunehmenden Antisemitismus leisten. Das Projekt wurde initial vom Bund gefördert, von Philipp und Keuntje (PUK) kreativ gestaltet und von rund 30 Medien unterstützt. Seit Herbst beteiligen sich mehrere Bundesländer, in über 50 Städten hingen schon Plakate. Mehr als 700 Fragen sind bereits eingegangen und werden nun auf der Kampagnenseite beantwortet. In 2024 werden weitere Bundesländer mitmachen, Unternehmen und Verbände fördern zusätzlich mit Spenden. Im Frühjahr erscheint die Fragemauer bei Hentrich & Hentrich auch als Buch – 100 Antworten zu jüdischem Leben und Israel.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Ganz klar das Ufer der Spree zwischen Museumsinsel und Schloss Bellevue. Privat laufe ich gerne und die Strecke, vorbei an der S-Bahn Friedrichstraße, dem Reichstagsgebäude und den Abgeordnetenhäusern, hat schon ein sehr besonderes Flair. Insbesondere am frühen Morgen, bevor die Berlin Bubble erwacht, dann ist es noch wunderbar ruhig.

Am 24. Januar findet in Berlin-Mitte eine Abend-Veranstaltung mit Carsten Ovens zur Situation in Israel statt. Wer eingeladen werden möchte, schreibt eine formlose Mail an Matthias Bannas / bannas@bdwi-online.de.

Measure

International optimistische Aussichten, in Deutschland verhaltene Erwartungen für 2024. Die globale Stimmung ist Ende 2023 immer noch pessimistisch, aber global zeichnet sich eine Trendwende ab, so das Ergebnis einer internationalen Ipsos-Umfrage in 34 Ländern. 70 Prozent aller Befragten sagen, dass 2023 ein schlechtes Jahr für ihr Land war. Dies stellt eine Verbesserung um 3 Prozentpunkte gegenüber 2022 dar. In Deutschland sind 77 Prozent, also 7 Prozentpunkte mehr als der globale Durchschnitt, der Meinung, dass 2023 ein schlechtes Jahr gewesen ist. Im Gegensatz zur globalen Entwicklung verbessert sich die Stimmungslage in unserem Land von 2022 auf 2023 nur marginal um einen Prozentpunkt. Die Menschen schauen optimistischer auf 2024. 70 Prozent aller Teilnehmer der Studie sind überzeugt, dass für sie persönlich 2024 ein besseres Jahr als 2023 sein wird. Das ist ein Anstieg um 5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Europäische Länder verzeichnen die größten Veränderungen, insbesondere in Polen, Spanien, Großbritannien (11 Punkte höher) und Schweden (12 Punkte höher) sind die Menschen zuversichtlicher als im Vorjahr. Die Deutschen schätzen die kommenden 12 Monate eher pessimistisch ein. Lediglich 57 Prozent der Deutschen erwarten 2024 eine positive Tendenz, unter unseren europäischen Nachbarn sind nur die Belgier (52%) und die Franzosen (46%) weniger optimistisch. Der Ausblick auf die Entwicklung der globalen Wirtschaft zeigt, im Vergleich zu 2022, ebenfalls Anzeichen einer Erholung. 50 Prozent aller befragten Personen glauben an eine Verbesserung der Wirtschaftslage im Jahr 2024. Das Vertrauen in die Weltwirtschaft ist in Indonesien, Indien und China mit über 80 % der Befragten besonders groß. Auch in einigen europäischen Ländern verbessert sich die Wahrnehmung der Wirtschaftsaussichten. Das ist vor allem in Polen (20 Punkte höher), Ungarn (15 Punkte höher), den Niederlanden (12 Punkte höher) und Großbritannien (11 Punkte höher) der Fall. In Deutschland prognostizieren nur 40 Prozent der Befragten Wirtschaftswachstum für das kommende Jahr. Das pessimistische Sentiment in Deutschland überrascht nicht. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem Bundeskanzler Olaf Scholz und der Regierung stieg bis zum Jahresende stetig. Es fehlen wichtige Investitionen in die Infrastruktur, Bildung und das Gesundheitswesen. Das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts hebelt die Finanzierung wichtiger Politikprogramme aus. Die Unsicherheit in der Wirtschaft ist groß. Die Koalition aus SPD, den Grünen und der FDP erscheint kaum noch regierungsfähig. Die anstehenden Europawahlen im Juni 2024 und die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg werden wichtige Wasserstandsanzeiger für die politische Zukunft der Regierung Scholz sein. Steht das Land mit möglichen Wahlsiegen der AfD im Osten 2024 vor einem politischen Supergau? (RG) Die Daten finden Sie hier: Global predictions for 2024: Optimism is on the rise as more think next year will be better | Ipsos

Read

„Wie radikal muss Politik sein?“ – Blast from the past / Interview aus dem Jahr 2019 mit Schulte und Poschardt: Wenn man ein fünf Jahre altes Interview mit Journalisten in die Timeline gespült bekommt, ist das in der Regel komplett veraltet. Nicht so bei diesem Gespräch zwischen Ulf Poschardt, Chefredakteur der Welt-Gruppe, und Ulrich Schulte, Leiter des taz-Parlamentsbüros, mit Linda Tutmann für das Mitgliedermagazin der Grünen. Was ist der richtige Politikansatz, damit eine Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Klimafreundlichkeit möglich wird? Die Warnungen Poschardts vor einer zu engmaschigen Regulierung und sein Plädoyer für marktwirtschaftliche Lösungen unterstreichen die Probleme der amtierenden Bundesregierung. Die Herausforderung ist, eine florierende Wirtschaft und die Transformation unter einen Hut zu bekommen. Interessant ist, dass Poschardt schon damals in Greta Thunberg die Fanatikerin gesehen hat, als die sie sich seit dem Überfall der Hamas auf Israel zeigt. Ihr könnt das Gespräch auf der Website der Grünen lesen. (MB)

Listen

„Rechtsruck in Deutschland und Österreich: Was AfD und FPÖ verbindet“ – SZ-Podcast Das Thema: Die Journalisten – viele davon in Österreich vor Ort – Vinzent-Vitus Leitgeb, Cathrin Kahlweit, Julya Rabinowich und Werner Reisinger diskutieren in diesem SZ-Podcast über den Aufstieg der FPÖ und Parallelen zur Situation in Deutschland. Mit ihren Regierungsbeteiligungen ist die FPÖ bereits viel weiter als die AfD. Die Situation in Österreich ist auch insofern eine andere, weil an der Spitze der Sozialdemokraten ein lupenreiner Linker steht. In Anbetracht der Herausforderung für die Ampel-Parteien, eine Antwort auf die Umfrageerfolge der AfD zu finden, könnte eine intensivere Betrachtung der Verhältnisse in Österreich gewinnbringend sein. Der Podcast wurde bereits im letzten November aufgezeichnet. (MB)

Watch

„Amthors Jahresrückblick 2023 (Schabernack-Alarm!)“: Sollte sich eine Bundestagsfraktion an eigene Satire-Formate rantrauen? Ich bin nach dem Genuss dieses Videos der CDU/CSU-Bundestagsfraktion unschlüssig. Philipp Amthor hat zweifelsohne Entertainerqualitäten. Er bringt alles mit, um beim nerdigen Netzpublikum gut anzukommen. Das Problem ist nicht er. Das Problem ist das Skript. Um mit dem Video erfolgreich zu sein, hätte sich die Fraktion nicht ausschließlich den politischen Gegner vorknüpfen dürfen. In den eigenen Reihen hätte sich auch genug Material gefunden. Ohne einen Spritzer Selbstironie funktioniert dieses Internet eben nicht. (MB)

Learn

WhatsApp Kanäle: Mit der Kanal Funktion von WhatsApp eröffnen sich neue Möglichkeiten für die politische Kommunikation. Messenger sind viel stärker in den Alltag der Menschen integriert als klassische Sozial-Media-Plattformen. Ihr könnt zwar nur die Anzahl eurer Follower und der Emoji-Reaktionen sehen, dennoch könnte die Funktion ein mächtiges Wahlkampf-Tool für Parteien werden; CDU und SPD sind schon da. Ob es für Wirtschaftsverbände und NGOs sinnvolle Use-Cases gibt, wird sich zeigen. Viele Medien sind bereits präsent. Ihr findet auch den berlinbubble Kanal. (MB)

Know

Die Böller-Studie von pollytix: Die Meinungsforscher von pollytix haben im November, in Erwartung der sich anbahnenden Böllerdebatte, für das RND das Meinungsklima in Deutschland zu Feuerwerk untersucht. Dabei weisen sie auch die dazugehörigen Parteipräferenzen aus. Wie erwartet sind überdurchschnittlich wenig Anhänger der Grünen (9 Prozent) für ein Recht auf Böllern; bei den Anhängern der AfD sind das 60 Prozent. Die Anhänger der anderen Parteien bewegen sich in einem engen Korridor zwischen 35 und 38 Prozent. Ich sortiere das Thema beim Kulturkampf ein. Es ist ähnlich irrelevant wie die Debatte zum Tempolimit auf der Autobahn. Trotzdem bekommen solche Themen immer wieder erhebliche Aufmerksamkeit und zahlen darauf ein, dass die falschen Parteien punkten, weil viele Menschen ab und an mal blödsinnige Dinge tun möchten und allergisch darauf reagieren, wenn diese verboten werden sollen. Mehr zum Thema Eigenverantwortung beim Böllern seht Ihr hier (Triggerwarnung). Die Umfrage findet Ihr auf der Website von pollytix. (MB)

Follow

Deutschlandfunk: Einem Kanal folgen, der nicht mehr bespielt wird? Das könnte für den Deutschland-Funk-Kanal bei Twitter / X dennoch sinnvoll sein. Der Deutschlandfunk wird auf der Plattform fehlen. Die Plattform wird weiterhin von vielen Menschen zur Information über aktuelle Politik genutzt. Es wäre gut, wenn der Deutschlandfunk seine Entscheidung überdenken würde. (MB)

Attend

Dreikönigskundgebung der Freien Demokraten: Am 6. Januar, ab 11:00 Uhr, startet die diesjährige Dreikönigkundgebung der FDP. Wer nicht in Stuttgart live dabei sein kann oder möchte, findet auf der Website zur Veranstaltung weitere Informationen und den YouTube-Link zur Übertragung. Nicht unattraktiv erscheint mir die Vorabendveranstaltung zu sein. Zu dieser gibt es noch Tickets für 47 Euro. (MB)

Eat and drink

Georgia Bar: Tanzen in Mitte? In der Georgenstrasse 194 findet Ihr die Georgia Bar. Geöffnet ist ab 22:00 Uhr. Neben einigen Sitzinseln und viel Rumstehplatz um die Bar ist genug Platz zum Tanzen. Die Musik ist für mich cosy Elektro. Bier ab 6 Euro, Mixgetränke mehr. Eintritt kostet es in der Regel nicht. Eine Garderobe ist vorhanden. Mehr Infos gibt es auf der Website des Clubs. (MB)

Buy

mare Kulturkalender 2024: Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Shopping-Tipp wirklich mitte-tauglich ist? Aber wir leben von Inspiration. Dieser Kalender erzählt jede Woche neue Geschichten. Poetisches, Faktisches und dazu eindrucksvolle Bilder; alles für nur 24 Euro. Die Klammer ist das Meer und davon sind wir in Berlin leider ein ganzes Stück entfernt. (MB)

Work

Quiz-Auflösung

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Weihnachtsansprache