Lewis Koski (METRC) zur Cannabislegalisierung, Massenpolitisierung und die Wiedereinführung der Wehrpflicht

QUIZ

“In der Berliner Blase wird darüber geredet, ob die Partei nun nach rechts oder links rücken soll. Ob man einen starken oder einen superstarken Staat braucht. Wenn ich aus dieser Blase rausgehe, sagen mir die Bürger: ‘Das ist mir alles völlig egal, ich will, dass der Staat funktioniert.’”

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

Entgeltgleichheits- und Antidiskriminierungsgesetz sollen laut Koalitionsvertrag novelliert werden. Beide Gesetzesinitiativen haben mit dem Frauentag Auftrieb bekommen,  würden aber für die Unternehmen mehr Bürokratie bedeuten. Gleichzeitig arbeitet das Bundesjustizministerium zum ersten Mal an einem Bürokratieabbaugesetz. Es soll die Wirtschaft viel stärker entlasten, als die vorangegangenen, einschlägigen Gesetze aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Kann die Ampel beide Seiten glücklich machen.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten mit Berliner Bezug vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Lewis Koski gesprochen. Er hat als Leiter der Colorado Marihuana Enforcement Division die weltweit erste Cannabis-Legalisierung in Colorado USA im Jahr 2011 verantwortet. Nun ist er Chief Strategy Officer des Track&Trace-Technologie-Anbieters METRC, der auf Lösungen für den Vertrieb von Cannabis spezialisiert ist.

Sie haben in den letzten Monaten viele Gespräche im politischen Berlin geführt. Wie gelingt es Ihnen Vertrauen zu deutschen Gesprächspartnern aufzubauen?

Metrc hat erfolgreich mit Regierungen kooperiert, um legale, sichere und regulierte Markt zu garantieren. Wir hatten das Glück, bei der Marktgründung von 23 Märkten mit Regierungsbehörden zusammenzuarbeiten, um den Verbraucherschutz in den legalen Cannabismärkten sicherzustellen. Ich bin nach Deutschland gekommen, um zuzuhören, die Herausforderungen kennenzulernen und unsere Erfahrungen aus den USA zu teilen. In einem Markt wie dem Cannabismarkt, der sich noch im Aufbau befindet, sind nach wie vor viele Fragen offen, und Erfahrungen aus der Praxis können richtungsweisend für die Legalisierung in Deutschland sein. Der Verbraucherschutz steht bei der Legalisierung auf jeder Ebene an erster Stelle. Die Gewährleistung dessen muss oberste Priorität haben. Deshalb sind der Aufbau eines funktionalen Regulierungsrahmen und die Bekämpfung des illegalen Marktes zwei Bereiche, die für mich besonders wichtig sind. Das sind Themenfelder, in die ich mein Fachwissen einbringen und dazu beitragen kann, die deutschen Kolleg:innen mit unserer Expertise zu unterstützen, damit sie die besten Entscheidungen für ihre Verbraucher:innen treffen können. Oft sind es diese gemeinsamen Ziele, die Vertrauen schaffen.

Die Bundesregierung plant die Legalisierung von Cannabis. Genusscannabis soll aber nicht im Online-Handel erhältlich sein. Was sind die Voraussetzungen, um den Onlinehandel von Genusscannabis zu erlauben und dabei Jugend- und Gesundheitsschutz zu garantieren?   

Der Online-Verkauf bietet Vorteile, wie z. B. die Zugänglichkeit und den sicheren Konsum von Produkten in ländlichen Gebieten, in denen die Menschen andernfalls zu illegalen Optionen greifen würden. Wenn es einen Online-Handel/Verkauf gäbe, müssten sehr engmaschige Kontrollen eingeführt werden, um sicherzustellen, dass die Käufe auf legale und sichere Weise erfolgen – d. h. keine Käufe durch Minderjährige, Alterskontrollen an der Verkaufsstelle und Unterstützung der volljährigen Verbraucher:innen beim Kauf des richtigen Produkts für ihre Bedürfnisse. Dieser digitale Marktplatz kann viele Formen haben. Eine Option wäre die Einrichtung eine zentrale Kundendatenbank, in der sich die Verbraucher mit ihrem Ausweis registrieren, auf die dann alle lizenzierten Einzelhändler zugreifen, um zu überprüfen, ob die einkaufende Person zum Kauf berechtigt ist. Nur weil die persönliche Interaktion im Laden wegfallen, heißt das nicht, dass die Kontrollen zur Einhaltung der Vorschriften zu kurz kommen dürfen. Track-and-Trace-Technologie kann diesem Prozess wesentlich Vorschub leisten und dazu beitragen, die notwendigen Kontrollen zu etablieren.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Ich hatte das Glück, oft in Berlin zu sein im letzten Jahr. Bei einem meiner früheren Besuche bin ich den gesamten Tiergarten vom Brandenburger Tor bis zur Siegessäule entlanggelaufen. Jetzt, da ich mich besser eingelebt habe, werde ich diesen Spaziergang wiederholen. Die Geschichte und Lebendigkeit sowie die Veranstaltungen auf der Straße des 17. Juni sind unfassbar faszinierend. Meine Lieblingszeit dort ist der frühe Sonntagmorgen, bevor sich die Menschenmassen versammeln. Ich freue mich darauf, diesen Frühling öfter mit einem Kaffee in der Hand dort unterwegs zu sein.

Measure

Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger für Wiedereinführung der Wehrpflicht. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Wehrpflicht 1956 eingeführt, 2010 – 20 Jahre nach dem kalten Krieg – dann ausgesetzt. Erhofft hatte man sich damals finanzielle Einsparungen, ohne die Einsatzfähigkeit der Armee zu beeinträchtigen.Damit folgte Deutschland auch dem europäischen Trend hin zu einer professionellen Armee von Freiwilligen. Regelmäßig eingezogen werden Wehrpflichtige in Europa derzeit nur in Schweden, Estland, Finnland, Zypern, Griechenland, Österreich, und der Schweiz. Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich die sicherheitspolitische Lage für Deutschland und ganz Europa jedoch fundamental verändert. Das hat auch die Debatte über die Wehrpflicht neu entfacht. Marie-Agnes Strack-Zimmermann – Vorsitzende des Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages – schloss jüngst eine Wiedereinführung der Wehrpflicht nicht aus und der Verteidigungsminister Boris Pistorius nannte das Aussetzen der Wehrpflicht einen Fehler. Ipsos hat deshalb in der Bevölkerung nachgefragt: Eine deutliche Mehrheit der Deutschen (61%) spricht sich für die Wiedereinführung der Dienstpflicht aus. Nach Parteien betrachtet ergibt sich ein differenziertes Bild. Am wahrscheinlichsten sind es Sozialdemokranten und Anhänger der AfD, die mit jeweils 71 Prozent die Rückkehr zur Wehrpflicht befürworten. Bei Sympathisanten der Unionsparteien sind das 65 Prozent und bei Anhängern der Liberalen 62 Prozent. Selbst Befürworter der Linken (57 %) und den Grünen (56 %) sprechen sich mehrheitlich dafür aus, junge Menschen für die Wehrpflicht einzuziehen. Ob die aktive Wehrpflicht auch zu Ertüchtigung der Truppe beiträgt und Teil der Zeitenwende hin zur strategischen Autonomie Europas in Wehrfragen wird, ist aktuell noch zu bezweifeln. Momentan fehlt es der Bundeswehr zwar an Nachwuchs, aber auch an Infrastruktur, um die Wehrpflicht umzusetzen. (RG) Die Daten finden Sie hier: Deutliche Mehrheit für Wiedereinführung der Wehrpflicht | Ipsos

Read

„Mehr Wertschätzung für Unternehmen! Ein Appell von Ingrid Hofmann“: Es mangelt an Bereitschaft in Deutschland Unternehmen zu gründen. Eine der Ursachen ist sicherlich die mangelhafte Bereitschaft der Universitäten aktiv in diese Richtung auszubilden. Das sieht Hofmann richtig. Der zweite Punkt, den sie macht, ist ebenfalls treffend. Unternehmen werden immer stärker mit Regulierung belastet. Vieles davon entsteht auf europäischer Ebene; „das Lieferkettengesetz, die EU-Entscheidung zur Pflicht zur lückenlosen Arbeitszeiterfassung, die Einrichtung einer Whistleblower-Hotline, die Meldepflichten Transparenzregister, die neue CSR-Richtlinie“. Vielleicht sollten sich die politischen Entscheiderinnen und Entscheider die Kritik von Ingrid Hofmann zu Herzen nehmen, schließlich ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Selfmade-Unternehmerinnen. Auf arbeitgeber.de könnt Ihr den Text lesen. (MB)

Listen

„Zur EU-Gebäudesanierung – Interview mit Dennis Radtke, CDU-MdEP“: In diesem DLF-Interview bringt Radtke die Widersprüchlichkeit der Debatten zum Green Deal der Europäischen Kommission auf den Punkt und übt sehr harte Kritik an seinen Kollegen. Die Analogie zur Heizungsdebatte in Deutschland ist nicht zu überhören. Ich bin gespannt und auch ein wenig besorgt, wie sich der gesellschaftliche Rückhalt für Klimaschutzpolitik entwickelt. (MB)

Berliner Pub Talk zur Sterbehilfe und zur Suizidprävention mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Lars Castellucci: Eine Neuregelung der Sterbehilfe wird im Bundestag debattiert. Insgesamt liegen drei Gesetzesentwürfe und ein Antrag zur Sterbehilfe und zur Suizidprävention vor. Das nehmen wir zum Anlass, um mit euch, einem der beteiligten Bundestagsabgeordneten und einer weiteren Expertin über diese Themen zu diskutieren. Unsere Gäste sind: Prof. Dr. Lars Castellucci MdB (stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses Inneres und Heimat und Beauftragter für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD-Bundestagsfraktion), Susanne Rehberg (Einrichtungsleiterin Ambulanter Palliativberatungs- und Hospizdienst/Sozialdienste der Volkssolidarität Berlin), Fredi Lang (Referatsleiter Fach- und Bildungspolitik beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen) und Dr. Robert Grimm (Leiter Ipsos Public Affairs). Moderation: Matthias Bannas. Die Veranstaltung findet am 30. März, von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr statt. Veranstaltungsort ist das Schach-Café en passent in der Schönhauser Allee 58; unweit des U-Bahnhofes Eberswalder Straße. Über eine Anmeldung würde wir uns freuen. Schreibt mir bitte eine Mail an matthias.bannas@gmail.com.

Watch

„Im Westen nichts Neues – die Geschichte dahinter“: Mirko Drotschmann lässt in dieser Folge von MrWissen2go, die Entstehungsgeschichte des Remarque-Romans und der ersten Verfilmung Revue passieren. Ein These, die in der Debatte um den Krieg in der Ukraine verwendet wird, spielt hier die entscheidende Rolle. Wenn aus einem Krieg ein Stellungskrieg wird, den anscheinend keine Seite wirklich gewinnen kann, tun sich die Kriegsparteien damit schwer, den Krieg zu beenden. Aus dem Krieg wird ein Erschöpfungskrieg, der im Nachhinein schwere gesellschaftliche Schäden verursacht. (MB)

Learn

SEO-Bildoptimierung umsetzen und die Google-Bildersuche als Traffic-Quelle nutzen: Wer noch so nebenbei eine Website betreut/betreuen muss, gerät schon mal in Versuchung, bei der Suchmaschinenoptimierung Zeit einzusparen. Dabei kann sich bei der Bildbeschreibung ein kleines Zeit-Investment lohnen. Margit Kustor-Neubauer hat auf der OMR-Website für euch aufgeschrieben, was Ihr auf jeden Fall machen solltet und was Ihr zusätzlich machen könntet. Pflicht sind die Bildbeschreibung, die Unterschrift, die URL und die Alt-Attribute; überall sollten die passenden Keywords zum Einsatz kommen. Alle Tipps findet Ihr im Text. (MB)

Know

„Trends in international arms transfers“: Wenn Ihr einen Überblick zum internationalen Handel mit Rüstungsgütern erhalten möchtet, bekommt Ihr in den Reports des Sipri-Instituts neue Zahlen. In der aktuellen Ausgabe (PDF) wird etwas überraschend deutlich, dass die USA im letzten Jahr zwar viele Waffen in die Ukraine exportiert hat. Nach Kuwait, Saudi Arabien, Qatar und Japan hat sie aber noch mehr exportiert. Ebenfalls überraschend für mich war, das 11 Prozent aller weltweiten Waffenimporte nach Indien fließen. Werft doch mal einen Blick in das Faktenblatt des Reports. Es lohnt sich. (MB)

Follow

Rasmus Buchsteiner: Wenn es um konkrete Gesetzgebung und Hintergründiges geht, ist Buchsteiner für das Pioneer-Team immer ganz vorne mit dabei. Folgt ihm auf Twitter. (MB)

Attend

Massenpolitisierung in der Demokratie: Staatsbürgerliche Mentalitäten im Wandel der Zeit: Die Böll-Stiftung lädt am Mittwoch, 22. März 2023, 18.30 bis 20.00 Uhr zu einer Podiumsdiskussion mit: Paul Nolte, (Freie Universität Berlin), Bernd Ulrich (stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit) und Silke Mende (Westfälische Wilhelms-Universität Münster). Die Moderation übernimmt Hedwig Richter. Konkret geht es darum, wie es gelingen kann, Mehrheiten für die „sozial-ökologischen Transformation“ zu gewinnen. Hier könnt Ihr euch anmelden. Die Böll-Stiftung findet Ihr in der Schumannstr. 8, 10117 Berlin. (MB)

Eat and drink

Les Pâtisseries de Sébastien: Französische Bäckerkunst in ihrer ganzen Vielfalt? Wenn es mal ein bisschen mehr sein soll als das Angebot der Galeries Lafayette, dann schaut euch doch mal die Les Pâtisseries de Sébastien an, Zugegeben, bis in die Invalidenstraße 157 ist es ein Stück. Das Angebot wird euch entschädigen. Es gibt Croissants in allen nur denkbaren, süßen Varianten und ein kleines Angebot an Tartes; alles frisch gebacken. Toll zum Mitnehmen; Kaffeekochen würde ich nicht als Kernkompetenz des Ladens einsortieren. Geöffnet ist von Mittwoch bis Sonntag; 8:30–17:00 Uhr. Mehr Infos auf der Facebook-Seite. (MB)

Buy

Effingers: Einen flott geschriebener Roman, der die Geschichte einer jüdischen Bankier- und Industriellenfamilie in Berlin von den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zur Weimarer Republik hat Gabriele Tergit zu Papier gebracht. Mit viel Liebe zur Beschreibung der Ausstattung und feingeschliffenen Dialogen ist der 800-seitige Roman beste Unterhaltung. Es ist faszinierend zu lesen, wie sich die Berliner Gesellschaft von damals von dem Leben und Umgang im Jetzt und Heute unterscheidet. Auf penguinrandomhouse.de findet Ihr alle Infos zu dem Roman. (MB)

Work

Quiz-Auflösung

Carsten Linnemann CDU-MdB in diesem n-tv Interview.