Adrian Schimmelpfennig über Verbandskommunikation, Abhängigkeit von Politikberatungen und ein Curry im Root

QUIZ

„Und genauso wie Robert zurzeit von manchen der Letzten Generation oder anderen angefeindet wird, bin ich ziemlich sicher, dass sie in zehn Jahren miteinander schön gemütlich Kaffee trinken.“

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

mit Finnland wird ein weiteres Land von einer konservativ / rechtspopulistischen Regierung gelenkt. Auch in Frankreich scheint Marine Le Pen die Kandidatin mit den erfolgversprechendsten Aussichten zu sein. Und ob Biden in den USA gegen Trump oder De Santis gewinnen kann, steht in den Sternen. Es ist an der Zeit, dass die deutschen Parteien für sich die Fragen beantworten, wie sie mit diesen Regierungen zusammenarbeiten werden und wie es so weit kommen konnte; um eine ähnliche Entwicklung in Deutschland zu vermeiden.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Adrian Schimmelpfennig gesprochen. Mit seiner Agentur Zeitgeist Politics berät und unterstützt er politische Akteure. Schwerpunkte sind Generation Z Kommunikation und Social Media Beratung.

Wirtschaftsverbänden fällt es deutlich schwerer als NGOs junge Zielgruppen mit ihrem politischen Video-Content zu erreichen. Was können sie besser machen?

Auch wenn es NGOs generell etwas leichter haben, kann ein Wirtschaftsverband ebenfalls problemlos attraktiven Politik-Content für junge Leute erstellen. Doch: Erfolgreicher Social-Media-Content für die Gen Z (und generell) ist eine Wissenschaft für sich. Viele Fachbereiche spielen eine Rolle: Plattformspezifische Algorithmen, Storytelling, technische Kompetenz, ein Gefühl für die jeweilige Plattform-spezifische Kultur, etc. Jedes Thema kann unterhaltsam verpackt werden. Wir empfehlen, sich selbst Inhalte anzusehen, die bei jungen Menschen beliebt sind. Außerdem empfehlen wir bei potenziellen Angestellten / Partnern darauf zu achten, dass die genannten Kompetenzen abgedeckt sind. Ohne das Wissen wird das Veröffentlichen von Videos zu einem Glücksspiel mit schlechten Chancen.

Warum gelingt es nur wenigen Politikern – wie zum Beispiel dem MdEP Tiemo Wölken – auf YouTube erfolgreich zu sein?

Die einfache Antwort ist: Viele versuchen es erst gar nicht. Tiemo Wölken oder auch Sahra Wagenknecht sind die einzigen Politiker in Deutschland, die die Plattform YouTube regelmäßig, zeitgemäß und Plattform-angepasst bespielen. Auch als „modern“ geltende Politiker wie Christian Lindner, Norbert Röttgen oder Ria Schröder posten nicht oder extrem selten auf der Plattform, erreichen meist nur wenige Tausend, oft gar nur wenige hunderte Menschen mit ihren YouTube-Videos. Letztere besitzt, wie viele Politiker, gar keinen Account.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Mein Lieblingsort in Berlin-Mitte ist immer der Ort, wo etwas (politisch) los ist. Der Ort, wo ich neue Gesichter sehe, Erfahrungen sammle, Dinge lerne, Freundschaften schließe. Wenn ich jedoch einen echten Ort nennen müsste, dann würde ich die Holzbank neben dem alten Babylon Kino am Rosa-Luxemburg-Platz nehmen. Meine erste Station am Morgen in der Hoffnung, etwas Sonne zu tanken. Das Restaurant gegenüber ist auch genial.

Measure

Europäische Regierungen ohne klare Klimastrategie: „Nach vielen Stunden intensiver Diskussionen kann ich sagen: Es hat sich gelohnt, die Modernisierung unseres Landes bringt Wachstumschancen, wie es sie lange nicht gab. So schaffen wir die Digitalisierung und halten den menschengemachten Klimawandel auf“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz nach den Krisensitzungen Ende März. Die Bevölkerung will ihm das aber nicht so recht glauben, zumindest nicht in Bezug auf die Klimapolitik. Laut einer Ipsos-Umfrage sind 27 Prozent der Deutschen der Meinung, die Bundesregierung verfolge keine klare Strategie, um die Klimakrise zu bewältigen. Die Streitereien unter den Koalitionspartnern und die häufigen Richtungswechsel – Priorisierung des Ausbaus von Autobahnstrecken, Festhalten an Verbrennungsmotoren und das Ringen um das Einbauverbot von Öl- und Gasheizungen ab 2024 – vermitteln wenig Glaubwürdigkeit in die Klimapolitik der Ampel-Koalition. Nun hat die Bundesregierung auch das Verkehrsministerium von der Einhaltung der Sektorziele zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes entbunden. Im Verkehrssektor wurden 2022 erneut die Klimaziele verfehlt, trotzdem muss das Ministerium kein Sofortprogramm innerhalb der kommenden drei Monate vorlegen. Stattdessen werden Diskussionen darüber geführt, ob das Klimaschutzgesetz wieder aufgeweicht wird. Nach einer „klaren Strategie“ sieht das momentan nicht aus. Auch die Bürgerinnen und Bürger anderer Länder vertrauen ihren Regierungen nur bedingt, den Kampf gegen den Klimawandel ernst genug zu nehmen. So sind lediglich 19 Prozent der Belgier der Auffassung, dass die Regierung in Brüssel einen erkennbaren Plan habe (übrigens gibt es auch dort eine grüne Regierungsbeteiligung). Den Briten (27%), Spaniern (26%), Franzosen (25%) und Niederländern (23%) fehlt es ebenfalls an Überzeugung. In dem Delta zwischen Sorgen über den Klimawandel und Misstrauen in die Politik liegen auch die Gründe für eine zunehmende Radikalisierung von Klimaaktivisten. ‚Extinktion Rebellion‘ berichtet über steigende Unterstützung in der Bevölkerung wegen der fehlenden Maßnahmen der Bundesregierung. Deshalb sei ziviler Ungehorsam moralisch und strategisch richtig, erklärte die Gruppe laut dpa am Montag. (RG) Die Daten finden Sie zeitnah auf Ipsos.com

Read

Zwei Kampagnen werben um SPD-Mitglieder: Über den Koalitionsvertrag mit der CDU darf die SPD-Parteibasis abstimmen. Das Interesse scheint groß zu sein; denn schon nach wenigen Tagen war das Quorum erreicht, was die Abstimmung verbindlich macht. Zwei Kampagnen schicken sich an, ihre Argumente an die Genossinnen und Genossen zu bringen. In der Berliner Zeitung hat sich Egon Huschitt die Kampagne “Besser mit uns” für den Koalitionsvertrag angeschaut.

Listen

„The Making of Modern Ukraine“: Merkt Ihr bei den allgegenwärtigen Diskussionen über Russland und die Ukraine, dass Ihr riesige Wissenslücken mit euch herumschleppt? Dann könnte der Podcast des Historikers Timothy Snyder für Abhilfe sorgen. Dieser basiert auf einer Vorlesungsreihe. In den 23 kurzweiligen – ca. 50-minütigen – Folgen erfahrt Ihr alles Notwendige über die Geschichte der Ukraine; dem Holodomor, Kultur, Sprache, die Habsburger, Polen, die Juden, die Wikinger usw. Kleiner Funfact: der Gründer Kiews war ein Wikinger namens Waldemar. Dieser Name ist der Ursprung für die Vornamen von Putin uns Selenskyj. Hier könnt Ihr den Podcast anhören. (MB)

Watch

“The consulting industry has infantilised government” – Mariana Mazzucato on taking back control”: Die Wirtschaftswissenschaftlerin Mazzucato hat kürzlich ihr vielbeachtetes Buch ‘The Big Con” veröffentlicht. Darin kritisiert sie die Abhängigkeit vieler Regierungen von Wirtschafts- und Politikberatungen. Ihr Gegenmittel ist naheliegend. Regierungen sollten viel stärker in eigene Kompetenzen investieren; sprich geeignetes Personal aufbauen und entwickeln. Das provoziert Kritik von der Opposition, wie die deutsche Debatte zeigt. Ich bin gespannt, ob das Buch und die dazugehörige Debatte auch in Deutschland Anklang finden werden. Die Frau ist auf jeden Fall ziemlich cool, auch wenn ich ihr linkes Weltbild nicht teile. Hier könnt Ihr euch einen Eindruck verschaffen. (MB)

Learn

“How to write better ChatGPT prompts (and this applies to most other text-based AIs, too)”: Nutzt Ihr ChatGPT bereits für Schreib- und Recherchearbeit? Falls nicht, die Registrierung und der Einstieg ist unkompliziert. Auf der Website wird euch ein Onboarding-Prozess angeboten. Dort findet Ihr auch zahlreiche Beispiele. Die entscheidende Herausforderung bei der Arbeit mit dem Tool ist das Schreiben der Arbeitsaufträge / Prompts. Wenn Ihr Inspiration benötigt, schaut doch mal in den Erklärtext von David Gewirtz an. Sein wichtigster Tipp macht alles bereits einfacher. ChatGPT ist ein Chat-Programm. Schreibt eure Prompts also einfach so, als würdet Ihr mit einem Kollegen sprechen. Im Laufe eines Chats werden die Ergebnisse immer besser. Liefert ruhig detaillierte Informationen und nutzt die Möglichkeit Sender (z.B. MdB) oder Empfänger (z.B. die Mitglieder der örtlichen Feuerwehr) zu benennen. Hier findet Ihr den Text. (MB)

Know

„Solo-Selbstständige und Werkvertragsbeschäftigte als Katalysatoren des digitalen Wandels in deutschen Unternehmen“: Wenn der Einsatz von Nicht-Festangestellten in Unternehmen thematisiert wird, dann geschieht das in der Regel mit einem negativen Spin. Diese IW-Studie von Oliver Stettes setzt einen Contrapunkt und weist auf den Zusammenhang von atypischer Beschäftigung und Innovation hin. „Solo-Selbstständige spielen dabei eher eine wichtige Rolle bei der Einführung von digitalen Grenztechnologien, während Fremdfirmen mit ihren Werkvertragsbeschäftigten eher bei der Implementierung reiferer Technologiearten zum Einsatz kommen.“ (MB)

Follow

Carla Neuhaus: Nach ihren letzten Stationen beim Focus und beim Tagesspielgel schreibt Neuhaus jetzt bei der Zeit über Wirtschaftspolitik. Es gelingt ihr immer sehr gut die politischen Stränge bei Wirtschaftsdebatten sichtbar zu machen. Folgt Ihr auf LinkedIn. (MB)

Attend

„Deutschland auf der Suche nach dem richtigen Glasfaserausbau“: Am 26. April, von 18:55 bis 20 Uhr, veranstalten das Basecamp und der VATM einen Talk zum Glasfaserausbau. Veranstaltungsort ist das Basecamp (Mittelstraße 51 – 53). Konkret geht es um die Beseitigung von und den Umgang mit Hürden. Mit euch diskutieren: Philippe Gröschel (Director Governmental Relations bei Telefónica Deutschland), Gerrit Wernke (Leiter des Hauptstadtbüros VATM), Dr. Wilhelm Eschweiler (angf., Vizepräsident der Bundesnetzagentur), Gertrud Husch (Ministerialdirektorin Digitale Konnektivität, Bundesministerium für Digitales und Verkehr), Dr. Klaus Ritgen (Referent Deutscher Landkreistag), Jörn Schoof (Geschäftsführer Unsere Grüne Glasfaser) und Dr. Frederic Ufer (Geschäftsführer VATM). Hier könnt Ihr euch anmelden. (MB)

bwg sitzungswoche Sprechstunde mit Maik Außendorf MdB: „Die Wirtschafts- und die Klimakrise können nur zusammen gelöst werden.“ bwg sitzungswoche Sprechstunde präsentiert jeweils einen Politiker oder eine Politikerin in Nahperspektive. Im Zwiegespräch mit Diana Scholl und Christoph Nitz wollen wir die vielfältigen Facetten eines Politikers oder einer Politikerin betrachten. Persönlicher Werdegang, Verankerung im Wahlkreis und fachpolitische Agenda – die Vielfalt des politischen Alltags wollen wir bei sitzungswoche Sprechstunde thematisieren. Am Mittwoch, den 26. April 2023 ist morgens ab 8 Uhr Maik Außendorf MdB, Sprecher der AG Digitales der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, zu Gast in der Ständigen Vertretung, Schiffbauerdamm 8, 10117 Berlin. Anmeldung: eventbrite.de

Been there

Spiegel-Journalist Jonas Schaible diskutiert mit Vize-FDP-Chef Johannes Vogel zu seinem jüngst erschienenen Buches „Demokratie im Feuer”: „Demokratie ist nicht nur ein Zustand, sondern immer auch ein Prozess“, so der Schaible bei einer Podiumsdiskussion mit Vogel anlässlich der Vorstellung seines Buches. In dem Buch klopft Schaible Reformen unserer Demokratie auf ihre Wirksamkeit ab, um eine effektivere – oder besser verschärfte / härtere? – Klimaschutzpolitik zu ermöglichen. Das sind aus seiner Sicht vorrangig: die Stärkung von Regierungen und Verwaltung, die Förderung von Think Tanks und Klimaschutzinstitutionen + deren Ausstattung mit Klagerechten und die Verankerung von Klimazielen im Grundgesetz. Vogel stimmt der Verankerung von Klimazielen im Grundgesetz zu; er spricht von „Freiheitsrechten für zukünftige Generationen“. Das Thema Bürgerräte bleibt undiskutiert, dabei weist Christian Flachsland bei seiner Einführung darauf hin, dass gerade dieses Thema bei den Studenten der Hertie School auf besonders großes Interesse stößt. Bei der von Elisabeth Niejahr moderierten Diskussion ist erneut deutlich geworden, dass es bei einem Teil der Bevölkerung und der politischen Entscheider Zustimmung für eine härtere Klimaschutzpolitik gibt. Aber lehnt nicht eine Mehrheit der Bevölkerung diese Politik ab, wenn es um konkrete Maßnahmen geht; siehe die Heizungsdebatte? Hier könnt Ihr das Buch von Schaible bestellen. (MB)

Eat and drink

Root: Im Hotel Telegraphenamt (Monbijoustraße 11) findet Ihr das Restaurant Root. Die Raumaufteilung in dem riesigen, mit Glas überdachten Innenhof, ist gelungen. Dafür sorgen Pflanzen und Sitzgruppen, die Raumteiler-Funktion haben. Auch mittags sind die Preise sportlich; ein Curry mit Huhn, Reis und Gemüse für 28 Euro. Die Qualität stimmt. Das Fleisch hatte eine sehr gute Konsistenz und die Curry-Sauce eine ausgewogene Schärfe. Dazu gibt es Berliner Berg vom Fass. Für höherrangige Lunches ist der Ort eine sichere Wahl; zumindest zu zweit. Bei voller Auslastung könnte es vielleicht laut werden. Da müsst Ihr selbst testen. Reservierung und alle Infos hier. Verantwortlich ist der Borchardt-Betreiber. (MB)

Buy

Augentropfen: Wer viel Zeit vor dem Rechner verbringt, leidet mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit irgendwann unter zu trocknen Augen. Wer dann zum Augenarzt geht, bekommt häufig als Lösung Augentropfen präsentiert. Ist das immer die beste Lösung? Ich weiß es nicht. Diese Tropfen sind aber auf Dauer ein teurer Spaß. Ich habe nach einer Weile gemerkt, dass es nicht unbedingt die teuren – vom Augenarzt empfohlenen – Tropfen sein müssen. Preisgünstige Produkte funktionieren auch; zum Beispiel die von Hylo Vision. Noch mehr sparen könnt Ihr, wenn Ihr sie im Doppelpack kauft und online bestellt. (MB)

Work

Personalreferent:in (w/m/d) für Betriebliches Gesundheitsmanagement und Personalentwicklung beim SPD Parteivorstand, Kommunikationsmanager:in Politik (w/m/d) bei Stiftung Mercator, Sachbearbeiter:in (m/w/d) für das BMFSFJ Datenlabor beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Referent:in (m/w/d) als Projektmanager:in beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Referent:in (m/w/d) als Data Analyst beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
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Jürgen Trittin MdB in diesem taz-Interview