Manuela Stamm, rassistische Realitäten und Büro-Blümchen

QUIZ

„Daher haben wir in den vergangenen Tagen und Wochen weitreichende und schwierige Entscheidungen getroffen – zügig und entschlossen, durchdacht und abgewogen.“

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

„macht Agrarminister Özdemir unser Essen noch teurer?“ schlagzeilt die BILD. Mehrere Verbände und die Opposition nutzen die Gelegenheit, den Landwirtschaftsminister in dem Artikel hart zu kritisieren. Ob aber wirklich die geplante Stilllegung von Anbauflächen für den aktuellen Preisanstieg verantwortlich ist, darf bezweifelt werden. Das hat was von Ablenkungsmanöver. Trotzdem gibt es Handlungsspielraum. Ein Versprechen von Bundesregierung und EU-Kommission alle Projekte und Gesetzesinitiativen, die Landwirtschaft und Ernährungsindustrie belasten, ruhen zu lassen, wäre ein Signal an den Markt und würde den Preisanstieg abschwächen.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben sowie Politik und Kommunikation in der berlinbubble. Diese Woche haben wir mit Manuela Stamm gesprochen. Sie ist professionelle Moderatorin. Mehr Infos findet ihr auf ihrer Website.

Ist eine gelungene Moderation wirklich ein Buch mit sieben Siegeln?

Das sicherlich nicht, doch es braucht Moderationsgrundlagen, Erfahrung und ein Fingerspitzengefühl. Wie gut die Moderation wird, beginnt meiner Erfahrung nach, mit der Vorbereitung. Da ist Sorgfalt gefragt. Das Ziel der Veranstaltung, die Interessen der Zuschauenden und die Kernbotschaft sind entscheidende Fragen.  Klingt banal, ist es aber nicht. Die inhaltliche Einarbeitung und die Abstimmung des Settings, also wer ist wann und wie auf der Bühne, sind ebenfalls wichtig. Das ist in Zeiten von gestreamten Events mit Kameraeinsatz noch entscheidender geworden.

Was ist Dein Erfolgsgeheimnis?

Es gibt nicht das eine Erfolgsgeheimnis. Als Moderatorin weiß ich, was zu tun ist, das sind die Basics. Die unterschiedlichen Themen finde ich spannend. Da vertiefe ich mich gerne in die jeweiligen Hintergrundinformationen. Wenn ich höre, „Die Diskussion haben Sie moderiert, als wären Sie vom Fach.“, dann freut mich das natürlich und zeigt, dass die Vorbereitung funktioniert. Empathie ist ebenfalls wichtig. Wenn DiskutantenInnen sagen, „Ich habe mich sehr wohl gefühlt“, auch wenn ein Thema vielleicht schwierig ist, dann freut mich das schon. Das Schlüsselwort ist für mich Authentizität.

Make or buy; beziehungsweise selbst moderieren oder einen Profi ranlassen?

Das hängt stark von dem Event ab und der Entscheidung, wie professionell dies wahrgenommen werden soll. Da ist dann jemand, der das nicht eben nebenbei macht, sondern ganz konzentriert die Veranstaltung begleitet. Außerdem darf und muss ich als professionelle Moderatorin neutral agieren, auf Ausgewogenheit achten und, wenn nötig, Grenzen setzen. Den Chef oder die Chefin im Redefluss auch einmal einzufangen, ist für interne Mitarbeitende nicht leicht durchzuführen. Organisieren, moderieren und die Gäste betreuen, dass kann dann doch viel werden.

Wann ist es unerlässlich für einen Event eine professionelle Moderation einzukaufen?

Auf jeden Fall bei Online- und Hybrid-Formaten. Diese Formate sind wunderbar geeinget, auch für Diskussionsrunden, Fachtagungen und sogar Preisverleihungen. Hier kommt es auf Disziplin, Struktur und Klarheit an, und dies möglichst mit Leichtigkeit. Die Kamera, der Chatverlauf, die Zeitvorgaben und die Wortmeldungen, all das gilt es auf Distanz im Blick zu behalten. Außerdem bei allen Veranstaltungen, die neutral begleitet und professionell wahrgenommen werden sollen. Nicht zu vergessen, dass der/die Moderatorin mit der eigenen Persönlichkeit das gewisse Etwas in die Veranstaltung bringt und für geschmeidige Übergänge sorgt und spontane Überraschungen managt.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Ganz klar, der Monbijoupark. An der Spree sitzen, den Blick auf die Museumsinsel gerichtet und ein Erfrischungsgetränk in der Hand, das ist einfach wunderbar. Eine Oase, die für mich gleichermaßen lebendig und erholsam ist. Ich bin gerne dort.

Read

Verkehrsminister Wissing und die E-Auto-Kaufprämie: Dieser Handelsblatt-Artikel von Daniel Delhaes zeigt exemplarisch, wie ein politischer Vorschlag durch Berichterstattung beerdigt wird. In diesem Fall verschärft; indem eine breite Auswahl an Stakeholdern in dem Artikel eine Stellungnahme zu dem Vorschlag abgibt. Die interessante Frage dahinter ist, ob die Information böswillig aus dem Ministerium durchgestochen worden ist oder ob es ein Testballon war, um die öffentliche Meinung zu dem Vorschlag zu testen. Typisch ist auch, dass Wissing den Vorschlag zeitnah auf Twitter dementiert hat. (MB)

Listen

EU Confidential Podcast: Einmal pro Woche gibt es einen neuen EU Confidential Podcast von Politico. In einer halben Stunde hört ihr einen Talk mit mehreren hauseigenen Korrespondenten zu einem aktuellen Thema, gefolgt von einem Experteninterview. Wer nur so nebenbei die aktuellen Debatten in Brüssel mitverfolgt, wird hier sehr gut abgeholt. Diese Folge hat mit den Verhandlungen eines europaweiten Energieembargos ein ernstes Thema. Es ist aber auch Platz für die deutsche „beleidigte Leberwurst“-Debatte, die in dem Vorwurf an die deutsche Politik gipfelt, „blind as a Bratwurst” zu sein. (MB)

Watch

Daniel Donskoy: Die ZDF-Reihe GERMANIA zeigt kurze Porträts von Menschen, die in Deutschland leben. Daniel Donskoy ist Künstler, Musiker und Schauspieler mit ukrainischen, russischen und jüdischen Wurzeln. Interessant an dem Beitrag ist sein Blick auf Identität und das Zusammenleben in Deutschland. Im zweiten Teil des Beitrags geht es um den Krieg in der Ukraine. In Russland lebende Künstler werden hart bestraft, wenn sie sich gegen den Krieg positionieren. Darum hat Donskoy einen Anti-Kriegs-Song auf Russisch produziert. Hier geht es zum Beitrag. (MB)

Learn

So werden auch digitale Events barrierefrei: In diesem Text hat Jonas Karpa für die Absatzwirtschaft kurz aufgeschrieben, wie ihr aus digitalen Events barrierefreie digitale Events machen könnt. Der Goldstandart ist der Einsatz von Gebärdendolmetschern, um schwerhörige Teilnehmer abzuholen und Schriftdolmetschern, die das Gesprochene simultan auf den Bildschirm schreiben und für Blinde aufschreiben, was im Event passiert. Die gängigen Tools bieten Möglichkeiten, all das auch einzubinden. Eine Low Budget Alternative ist Google Meet, In das Tool ist ein automatisiertes Live-Transkript für verschiedene Sprachen integriert. (MB)

Know

Rassistische Realitäten – die Studie: Die Auftaktstudie zum Rassismus in Deutschland vom deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) ist jetzt online. Ihr findet eine breitangelegte Befragung zu rassistischen Einstellungen, zum Umgang mit Rassismus und zur Bewertung von Rassismus. Die Studie zeigt an vielen Stellen sehr praxisnah den Spielraum auf, um Rassismus in Zukunft einzugrenzen. Politisch interessant ist, dass die Hälfte der Bevölkerung gegenüber Rassismusvorwürfen sehr skeptisch eingestellt ist. Bei Umgang mit dem Thema ist also viel Fingerspitzengefühl gefragt. (MB)

Follow

Tim Röhn: Röhn ist Chefreporter der Welt. Es lohnt sich, ihm auf Twitter zu folgen. Dort gibt es viele außenpolitische Texte und Themen, die ihr ansonsten übersehen würdet. Bemerkenswert ist ein Tweet vom 7. Mai, in dem macht er mit zwei Screenshots klar, dass eine Behauptung von Gesundheitsminister Lauterbach zur Corona-Maßnahmen-Evaluation nicht haltbar ist. (MB)

Attend

Adenauer-Konferenz – Die Rolle Deutschlands in der internationalen Sicherheitspolitik: Am 19. März veranstaltet die Konrad-Adenauer-Stiftung eine hochkarätig besetzte hybride Konferenz zur aktuellen Sicherheitspolitik. Mit und für euch diskutieren unter anderen: der Chef der Münchener Sicherheitskonferenz Christoph Heusgen, die französische Botschafterin in Deutschland Anne-Marie Descôtes und zahlreiche CDU-MdBs aus der Sicherheits- und Außenpolitik (Johann Wadephul, Roderich Kiesewetter, Patricia Lips und viele mehr). Hier könnt ihr euch bis zum 17. Mai anmelden und das vollständige Programm lesen. (MB)

Been there

Hass im Netz – Talk von D64: „Wer in dieser Demokratie kandidiert überhaupt noch für irgendwas, wenn du das alles aushalten sollst.“ Renate Künast MdB warb bei der Podiumsdiskussion im Rahmen des Frühjahrsempfangs von D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt für einen effektiven Schutz gegen Hass im Netz und die Verbreitung von falschen Statements und Informationen auf Plattformen. Sie forderte neben dem Demokratiefördergesetz auch ein digitales Gewaltschutzgesetz. Außerdem sei ein Verbandsklagerecht notwendig. Den Opfern wird es schwer gemacht, sich zu wehren. „Wir sollten ein System haben, wo Bürgerinnen und Bürger auf jede Wache gehen können,“ forderte die Journalistin Ingrid Brodnig. Mit der Login-Falle findet sich ein praktischer Vorschlag von D64 im Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Zur Umsetzung braucht es auf den Plattformen einfache, benutzerfreundliche Schnittstellen für die Opfer, die direkt mit der zuständigen Polizei verknüpft sind. Der Vorschlag wurde von Erik Tuchtfeld (D64) vorgestellt. Markus Richter, Staatssekretär und Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik, betonte, dass es darum gehe, neue Ideen gegen Hass im Netz und die Verbreitung von Falsch-Informationen gemeinsam mit der Zivilgesellschaft auszuprobieren. Moderiert haben Marina Weisband und Henning Tillmann. (MB)

Medienpolitischer Talk des BVDA: „Ich mach jetzt auch Lobbyarbeit für die Anzeigenblätter.“ Ein schöneres Commitment kann sich ein Verband nicht wünschen, wie von Helge Lindh SPD-MdB anlässlich des medienpolitischen Talks zur Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher Anzeigenblätter (BVDA). Der Knackpunkt für die Branche ist naheliegend. „Die Kosten der Zustellung sind die letzten Jahre erheblich angestiegen.“ Das machte BVDA-Hauptgeschäftsführer Jörg Eggers deutlich. „Der Druck auf die Zustellung nimmt mit der Erhöhung des Mindestlohns erheblich zu“, ergänzte Christiane Schenderlein CDU-MdB. Eine Unterstützung könnte also ein gutes Investment sein. Das wurde im Laufe der Veranstaltung deutlich. Ob man es wirklich so sieht wie Eggers, muss jeder für sich entscheiden: „Was wir hier produzieren, ist ein öffentliches Gut, vergleichbar mit einer Blumenwiese.“ Zweifellos ist aber die kostenlose Bereitstellung – insbesondere im ländlichen Raum – ein Pfund, mit dem die Mediengattung wuchern kann. Darum sind sie für die Faktencheckplattform Correktiv ein wichtiger Partner. „Wir müssen an die Menschen ran. Der beste Weg ist über die Anzeigenblätter,“ so Correktiv-Geschäftsführer David Schraven. Soziologie-Professor André Kieserling hat schlussendlich noch einmal herausgearbeitet, wie es um die Interessen der Leser bestellt ist. Hierarchie und Gegenhierarchie; einerseits ist die öffentliche Wertschätzung für überregionale Medien, für Politik- und Kulturjournalismus besonders hoch. Wenn man sich aber die Leser ganz genau anschaut, liegen bei ihnen lokale Medien, Boulevard- und Sportjournalismus vorne.

Launch-Event zum ETL-Mittelstandskompass: „Wie ändere ich mich und meine Qualifikation in Zeiten der Transformation?“ Verena Hubertz, SPD-Bundestagsabgeordnete und Startupperin, wies beim Wirtschaftssalon anlässlich der Veröffentlichung des ETL Mittelstandskompasses 2022 auf die Herausforderungen für Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft hin. Sie machte deutlich, dass in Zeiten des Wandels auch die Arbeitgeber gefragt seien. Dabei sei es wichtig, nicht nur auf Jobs zu schauen, die auch im Home-Office erledigt werden können. Fließband, Pflege, Einzelhandel; auch dort müssen Lösungen gefunden werden. Das könne zum Beispiel eine 4-Tage-Woche sein. „Andere Staaten sorgen dafür, dass es flexiblere Modelle gibt.“ Maik Außendorf MdB unterstrich diesen Punkt. Wichtig sind konkrete Lösungen. „Ist die Pendelzeit eine Hürde, die man mit digitalen Perspektiven überwinden kann?“: stellte Alice Greschkow (Das Demographie Netzwerk – ddn) zur Diskussion. Dafür das die Veranstaltung nicht zu harmonisch wurde, sorgte Christian Gräff CDU-MdA: „Wenn jemand Work-Life-Balance sagt, kriege ich Pickel.“ Ich stimme ihm zu, denn bei vielen Arbeitsplätzen kann davon nicht die Rede sein. Eine Work-Life-Balance ist nur für einen Teil der Beschäftigten Alltag. Das man das auch anders sehen kann, machte ein Mittelständler aus der Baubranche deutlich: „Die Verknüpfung des Arbeitslebens mit dem Privatleben halte ich für einen zwingenden Aspekt.“ Das zentrale Learning aus dem Mittelstandskompass ist, dass Mittelständler eine Strategie brauchen, um dem Fachkräftemangel Herr zu werden. „Ein strategisches Handeln ist das A und O.“  Da kann man ETL-Vorstand Christoph Tönsgerlemann nicht widersprechen. Ilka Groenewold und Johannes Altmeyer haben moderiert. Christoph Nitz hat die Veranstaltung organisiert.

Eat and drink

Das Hackbarth’s: Ihr findet das Hackbarth’s in der Auguststraße 49A. Schön ist es drinnen direkt am Tresen oder draußen mit Blick ins Grüne und den Spielplatz gegenüber. Wenn es so etwas wie die Berliner Eckkneipe 2.0 gibt, dann das Hackbarth’s. Fassbier aus Süddeutschland und gut gemixte Gin-Tonics dürfen nicht fehlen. Geöffnet ist ab 14:00 Uhr. Ab 21:00 Uhr darf geraucht werden. (MB)

Buy

Büro-Blümchen: Darf es etwas frische Farbe auf eurem Schreibtisch sein? Dann seid auch ihr ein Kandidat für einen wöchentlich wechselnden Blumenstrauß. Bei der Umsetzung unterstützen euch verschiedenste Startups. Ihr könnt problemlos per App ordern. Auch gute Blumenfachgeschäfte soll es in Mitte noch geben. Tipps bitte per Mail an mich. Eine preiswerte Lösung ist der Aldi in der Friedrichstraße 149. Dort bekommt ihr einen frischen kleinen Strauß für 1,99 Euro. (MB)

Work

Quiz-Auflösung

Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner TV-Ansprache vom 8. Mai