Julia Black (Polytics) zur Fragmentierung der sozialen Medien, Stiftung Marktwirtschaft zur Migration und guter Hipster Kaffee

QUIZ

„Jemand, der Europa sterben lassen will, der kann nicht zugleich für wirtschaftlichen Wohlstand sorgen. Wir haben im Osten in der Friedlichen Revolution doch nicht die Demokratie erkämpft, um unser Land jetzt einem westdeutschen Oberlehrer, der die Demokratie verachtet, zu überlassen.“

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,

wie umgehen mit der AfD? Die Frage wird sich in diesem Jahr für die demokratischen Parteien häufiger stellen. Und von Fall zu Fall wird sie von der Union und den Liberalen anders beantwortet werden als von den linken Parteien. Allianzen aller demokratischer Parteien bei zweiten Wahlgängen, wenn es um Landräte und Bürgermeister geht, sind sinnvoll. Darüber hinaus müssen die Parteien ihre eigene Stimme im Umgang mit der AfD finden, um Wähler von dort zurückzuholen. Das gilt ausdrücklich auch für die SPD, die als Arbeiterpartei bei Landtageswahlen auch oft absolute Mehrheiten geholt hat.

Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit Julia Black gesprochen. Sie ist Managerin Digitale Kommunikation für den FDP-Generalsekretär und Gründerin von Polytics, der Aufträge- und Inhalteplattform für politische Kommunikatorinnen und Kommunikatoren. Ihr findet sie auch auf LinkedIn.

Mit Threads und BlueSky sind im letzten Jahr zwei weitere Social Networks dazugekommen. Wie gelingt es Sozial-Media-Verantwortlichen im politischen Raum zu priorisieren und zu entscheiden, wo welche Ressourcen zum Einsatz kommen?

Die dramatische Fragmentierung der globalen Plattformen ist die Herausforderung für 2024. Auf den Nischenplattformen gedeihen nicht nur Mikro-Gemeinschaften, sondern auch Hass und Hetze bleiben dort unmoderiert. Wir alle müssen der Zerfaserung gerade im Hinblick auf die diesjährigen Wahlen entgegentreten, sonst geben wir den Populisten zu viel Raum im Netz.
Priorität hat plattformübergreifend der Communitygedanke. Politische Kommunikation verlagert sich vermehrt in privates Gruppen-Sharing. Innerhalb einer gleichrangigen Gemeinschaft thematisch zu teilen steht höher im Kurs als nur top down zu senden. Das eröffnet neue Möglichkeiten zur Einbindung von Followern und zur Aufrechterhaltung ihres Interesses an Politik.
Gegen die Kanalflut wägt wohl jedes SoMe-Team gerade zwischen Crossposten oder uniquem Content ab. Der Schlüssel liegt darin, sich auf die Top 3 reichweitenstärksten Plattformen zu fokussieren, die man regelmäßig bespielen kann. Man mag X nicht mögen, aber es bleibt weiterhin vorne mit dabei ebenso wie Instagram. LinkedIn wird immer wichtiger.

Mit dem Polytics Network startest Du eine Plattform für Corporates, Agenturen und Freelancer, um Kooperationen in der politischen Kommunikation anzubahnen und zu erleichtern. Was sind Deine nächsten Schritte?

Im Februar startet Polytics mit seinem Kickoff Event durch. Der Abend steht ganz im Zeichen unseres Gründungsgedankens: Mehr Miteinander in der politischen Kommunikation. Polytics ist eine branchen- und parteiübergreifende Netzwerk- und Aufträge-Plattform, auf der wir uns gegenseitig supporten. Was alle Mitglieder eint, ist das politische Kommunikationshandwerk als Angestellter, Freelancer oder GF, ganz gleich ob in PR, SoMe, PA, Fotografie, Videostreaming. In Gesprächen ist mir aufgefallen, dass der fachliche Austausch unter Kommunikatoren in diesen schwierigen Zeiten immer wichtiger wird für unsere tägliche Arbeit im Umgang mit Hetze, Hass und Fake News im digitalen Raum. Wo wir hinwollen in 2024? In der Konzeption sind Workshops sowie ein Marketplace mit Jobbörse.

Was ist Dein Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

In Mitte hat definitiv der Berliner Dom eine besondere familiäre Bedeutung für mich. Letztes Jahr wurde ich endlich dort getauft. Wirklich happy fühle ich mich als Berlinerin aber am ruhigeren Stadtrand. Am liebsten laufe ich um meinen „Indianersee“ Krumme Lanke, wenn nötig für einen freien Kopf auch dreimal. Untertauchen darin hilft auch schon seit dreißig Jahren gegen alles Mögliche!

Mehr über die Situation in Israel erfahren? Dann kommt zum Hintergrund-Talk mit Carsten Ovens (ELNET) am 24. Januar, ab 18:00 Uhr, in Berlin-Mitte. Die Einladung und weitere Infos erhaltet Ihr von Matthias Bannas: bannas@bdwi-online.de. Schreibt ihm einfach eine formlose E-Mail. (MB)

Measure

Nur 36 Prozent halten Neuwahlen für wahrscheinlich. Regierungen können es nie allen recht machen, und die Kompromisse, die mit einer Koalition aus so gegensätzlichen Partnern wie der Ampel einhergehen, machen es schwierig, selbst die eigene politische Lage zu befrieden. Trotzdem muss diese Ehe nicht scheitern. SPD, FDP und die Grünen haben zu viel zu verlieren, um vor den Scheidungsrichter zu treten. Es ist zweifelhaft, ob die FDP bei Neuwahlen wieder in den Bundestag einziehen kann, den Sozialdemokraten wird das Wahlergebnis von 2021 wie aus einer anderen Zeit erscheinen und auch die Grünen werden sich vor Einbußen fürchten müssen. Die Union hat zwar in Wahlprojektionen beinahe das Ergebnis des letzten Wahlerfolgs von Angela Merkel 2017 erreicht, aber will sich die Merz-Partei in eine Dreier-Koalition einfügen? Die Gewinnerin einer Neuwahl wäre die AfD, die als stärkste Oppositionskraft in den Bundestag einziehen würde. Nur gut, dass man Olaf Scholz nachsagt, krisenfest zu sein. „Scholz macht weiter, als wäre nichts gewesen“, das ist „seine Art, mit Niederlagen umzugehen“, so Lars Heider in seinem Porträt des Kanzlers. Es ist deshalb kaum denkbar, dass Scholz im Bundestag die Vertrauensfrage stellt – Voraussetzung für die Auflösung des Parlaments durch den Bundespräsidenten und die Einberufung von Neuwahlen. Einfach an den Stühlen der Macht festzuhalten, ist jedoch keine erstrebenswerte Option für die Regierungsparteien. Da muss noch etwas kommen, das schuldet die Koalition den Bürgerinnen und Bürgern. Leider schafft es die Ampel auch jetzt während der Bauernproteste nicht, einen „gemeinsamen Auftritt“ hinzulegen und öffentlich glaubwürdig zu ihren Entscheidungen zu stehen (wie Julie Reuschenbach schon im November bemängelte). Und die Wähler? Viele wünschen sich eine regierungsfähigere Truppe, aber Neuwahlen im Jahr 2024 halten lediglich 36 Prozent der von Ipsos jüngst befragten Deutschen für wahrscheinlich. Die meisten stellen sich auf Wegducken und Durchhalten ein. (RG) Die Daten finden Sie demnächst auf Ipsos.com.

Read

„Geheimplan gegen Deutschland“ – CORRECTIV-Recherche zu einem Treffen „hochrangiger AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarker Unternehmer“: Über diesen Text haben alle gesprochen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob er auch von allen gelesen worden ist. Das Konzept zur “Remigration”, dass Martin Sellner (Chef der Identitären Bewegung) bei diesem Treffen vorgestellt hat, ist erschreckend. Das gilt auch für die Zustimmung der Gesprächsteilnehmer. Der Text ist in bester Spiegel-Manier packend geschrieben. Ich bin gespannt, was sich politisch aus der Recherche entwickelt. Wird dadurch ein AfD-Verbotverfahren wahrscheinlicher? Oder erhält die Kritik an den Methoden, die bei der Recherche zum Einsatz gekommen sind, mehr Gewicht? Auch die Förderung von CORRECTIV – aus Bundesmitteln – könnte für eine Debatte sorgen. (MB)

Listen

„Hauptstadt Das Briefing / Podcast Warm-up mit Karina Mößbauer und Jörg Thadeusz“: Die richtige Podcast-Nachfolge von Bröcker / Repinski ist für Media Pioneer eine kniffelige Herausforderung. So ganz glücklich bin ich nach dem Anhören der Kennlernfolge nicht. Insbesondere Thadeusz ist mir zu wenig hardcore-politisch unterwegs; zu viel Geplauder. Mößbauer überzeugt mit Detailwissen. Gut gefällt mir, dass beide unterschiedliche Positionen vertreten. Ein klares Links/Rechts-Schema ist aber nicht zu erkennen. Ich bin auf die erste reguläre Folge gespannt. (MB)

Berliner Pub Talk mit Stefan Gelbhaar MdB zur Verkehrspolitik: Am 8. Februar, ab 19:00 Uhr, könnt Ihr mit dem verkehrspolitischen Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Stefan Gelbhaar, im en passant (Schönhauser Allee 58) über Verkehrspolitik diskutieren. Ebenfalls dabei sind Jonas Hurlin (Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR), Lisa Rapport-Moersch (Uber), Kai Neumann (Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) und Dr. Robert Grimm (Ipsos). Meldet Euch bitte formlos bei matthias.bannas@gmail.com an. (MB)

Watch

„Rechtsextreme auf dem Vormarsch / Einblicke in Deutschlands Neonaziszene“: In dieser Reportage aus dem Jahr 2021 von Evan Williams wird deutlich, wie kritisch man aus dem Ausland auf das Phänomen Rechtsextremismus in Deutschland blickt. Im Mittelpunkt stehen der Anschlagsversuch in Halle, der Amoklauf in Hanau und die Ermittlungen zu dem Fall Nordkreuz. Interviewt werden zwei Politikerinnen der Partei Die Linke, die anderen Parteien kommen nicht zu Wort. Es lohnt sich die Doku anzuschauen. Nicht weil Ihr so furchtbar viel Neues erfahrt. Aber mit der Correktiv-Recherche und den zu erwartenden Wahlerfolgen der AfD in diesem Jahr, wird es viel Erklärungsbedarf zum Rechtsextremismus in Deutschland geben. Dafür ist diese Arte-Doku eine gute Einstimmung. (MB)

Learn

“The Art of Sharing” von Daniel Fiene zu Threads: Der Journalist Daniel Fiene schreibt einen lesenswerten Newsletter. In dieser Ausgabe gibt es nicht nur eine Einordnung der neuen Microblogging-Plattform Threads. Es gibt auch praktische Tipps zum Einstieg. Nun bin ich selber noch nicht zu 100 Prozent in der Threads-Welt angekommen. Aber ich teile die Einschätzung Fienes, dass der Algorithmus gar nicht so schlecht funktioniert. Bei mir tauchen zahlreiche Politikinteressierte aus dem demokratischen Spektrum auf, die ich vorher auf noch keiner Plattform wahrgenommen habe und das aus ganz Deutschland. Besonders gut an dem Text gefallen mir die 7 Vorschläge für einen ersten Post; angelehnt an Netz-Persönlichkeiten wie Zuckerberg. (MB)

Know

Studie der Stiftung Marktwirtschaft zu den Auswirkungen von Migration auf die Finanzierung der Sozialversicherungssysteme: In dieser Studie geht es um den fiskalischen Effekt von Zuwanderung. Konkret geht es um die Frage, ob die Migration nach Deutschland in ihrer aktuellen Zusammensetzung einen positiven oder einen negativen Effekt auf die Finanzierung unseres Sozialversicherungssystems hat. Ausgerechnet wurde ein stark negativer Effekt. Die Ursache dafür ist der hohe Integrationsaufwand und das durchschnittlich niedrige Qualifikationsniveau der Zuwanderer. Nun bin ich bei Studien, die auf wenige Faktoren abstellen, immer sehr skeptisch. Politisch enthält das Thema Sprengstoff, weil wenn die Annahmen stimmen, zusätzlicher Druck auf die Finanzierbarkeit des Sozialversicherungssystems mit unangenehmen politischen Folgen ensteht. Bernd Raffelhüschen, Stefan Seuffert und Florian Wimmesberger sind für die Studie verantwortlich, die Ihr auf der Website der Stiftung Marktwirtschaft lesen könnt. (MB)

Follow

Lea Fließ: Wer nicht in der Agrarpolitik unterwegs ist, dem ist das Forum Moderne Landwirtschaft vielleicht schon mal indirekt begegnet. Sie sind u.a. auf der Grünen Woche für den Erlebnisbauernhof verantwortlich. Dieser vermittelt ein realistisches Bild der Landwirtschaft in Deutschland. Wenn Ihr mehr erfahren wollt, folgt Geschäftsführerin Lea Fließ auf LinkedIn. (MB)

Attend

„Israels Sicherheit und der Tag danach“: Am 23.01., 18:30 Uhr – 20:00 Uhr, lädt die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF) zu einer virtuellen Veranstaltung zur Sicherheit Israels ein. Mit und für euch diskutieren: Dr. Frank Weyers (FNF), Raz Peer (Israel Team der FNF), Pnina Sharvit Baruch (Oberst a.D. (Institut für nationale Sicherheitsstudien) und Prof. Danny Orbach (Hebräische Universität Jerusalem). Ihr könnt euch auf der Website der Stiftung anmelden. (MB)

Eat and drink

Bonanza Coffee Roasters: Die Kette ist auch mit einem Standort in der Jägerstraße 58-60 präsent. Der Kaffee ist sehr gut und es gibt tolle Sitzgelegenheiten. Neben dem Hauptraum gibt es einen weiteren, separaten Raum zum Innenhof des Gebäudes. Was mir sehr gut gefällt, ist das bei allem Hipster-Getue hier die Qualiät stimmt. Geöffnet ist Montag – Freitag, 08:00–19:00 Uhr. (MB)

Buy

NZZ Digital: Die Neue Zürcher Zeitung berichtet mit einer stark aufgestellten Deutschland- und Parlamentsredaktion (u.a. Marc Felix Serrao und Alexander Kissler) über das politische Berlin. Wer das und die anderen Beiträge der Zeitung lesen möchte, kann aktuell die Aktion „100 Tage für 10 €“ nutzen. Danach kostet es 14.90 € pro Monat und ist jederzeit kündbar. (MB)

Work

Werkstudent:in (m/w/d) bei D64, Governmental Affairs Officer (m/w/d) bei VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz, Referent:in (m/w/d) für Programmentwicklung bei Grüner Wirtschaftsdialog e.V., Projektleiter:in Verkehrsökonomie (m/w/d) bei Agora Verkehrswende, Referent (m/w/d) im Bereich Datenmanagement beim Wirtschaftsrat der CDU e.V.
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Quiz-Auflösung

Thüringens CDU-Chef Mario Voigt im WELT-Interview am 12. Januar