René M. Mittelstädt (GPM) zu Projektmanagement in der Verwaltung, libertäre Politik von Javier Milei und Pistazien-Pasta im Cinque

QUIZ

“Zeitungen sind für die Demokratie elementar. Eine vorübergehende Vertriebsförderung hätte uns auch bei der weiteren digitalen Transformation entscheidend geholfen.”

Herzlich willkommen

Liebe Leserinnen und Leser,
gibt es mit der neuen hessischen Landesregierung eine Einschränkung der Nutzung geschlechtergerechter / gender Sprache durch öffentliche Institutionen? Vermutlich schon. Keine andere Vererinbarung der neuen Landesregierung hat soviel Aufmerksamkeit erhalten. Nun kann man zu dem Thema stehen, wie man will. Das öffentliche Interesse scheint aber sehr groß zu sein. Darum ist es naheliegend, wenn sich Parteien in Wahlkämpfen dazu positionieren, auch wenn Wahlforscher immer wieder darauf hinweisen, dass Identitätsthemen nicht wahlentscheidend sind.
Euer Matthias Bannas

In the Hood

Wöchentlich stellen wir Persönlichkeiten aus Berlin vor, befragen sie über das Stadtleben, Wirtschaft und die Politik in Berlin. Diese Woche haben wir mit René M. Mittelstädt gesprochen. Er ist Sprecher Public Affairs der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. Die GPM engagiert sich für die „Professionalisierung und Weiterentwicklung des Projektmanagements in Deutschland und bietet umfangreiche Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung sowie zur Zertifizierung im Projektmanagement.“



Ist nicht auch jeder Gesetzgebungsprozess ein Projekt at ist best? Wo sehen Sie dabei Verbesserungspotenzial?

Es gibt natürlich Parallelen, allerdings würde ich Gesetzgebung formal dann doch eher als Standardaufgabe des Parlaments betrachten. Und dennoch zeigt ja der gerade veröfffentlichte Jahresbericht des Normenkontrollrats, dass es an vielen Stellen hakt. Bürokratiehemmnisse müssen gesenkt und Verfahrenszeiten reduziert werden. Gutes Projektmanagement kann hier helfen, weil es eine klare Strukturierung und Planung von Vorhaben ermöglicht. Abstrakte Vorgaben werden in eindeutige und umsetzbare Ziele umgewandelt.

Ist eine Regulierung von Seiten der Gesetzgeber erforderlich, damit Verwaltungen im Bund, in den Ländern und in Kommunen Projektmanagement besser nutzen können?

Ein wesentlicher Vorteil von gutem Projektmanagement sind einheitliche Standards, darunter fällt beispielsweise ein einheitliche Sprache und eine klare Zieldefinition. In unserem föderalen System tun wir uns da ja häufig schwer. Das Bundesverwaltungsamt hat deswegen kürzlich mit PM-Flex einen PM-Standard vorgestellt und auch Kommunen führen zunehmend eigene Projekt Management Offices (PMO) ein, die die zahlreiche Projekte vor Ort koordinieren. Es geht also weniger um Regulierung von oben, sondern um einen gemeinsamen Rahmen.

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin-Mitte und warum ist er das?

Als leidenschaftlicher Tänzer gehört definitiv Clärchens Ballhaus zu meinen absoluten Lieblingsorten in Berlin. Seit 110 Jahren ist es eine der festen Institutionen für alle Tanzbegeisterten in der Stadt. Ob für Standard und Latein, Tange Argentino oder einfach nur Schwoofen, dieser Ort versprüht einen ganz besonderen Charme.

Measure

Argentinien 1 Deutschland 0: Argentinien hat einen neuen Präsidenten. Der “Anarchokapitalist” Javier Milei muss das Land aus der Dauerkrise führen. Im Wahlkampf versprach Milei dem Land eine radikale Kur. Der US-Dollar soll als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt werden, die Zentralbank sowie viele Ministerien möchte Milei abschaffen. Sozialausgaben sollen gekürzt werden. Auch sonst erscheint sein Programm wie eine Mischung aus konservativ-ultraliberal: so plant Milei den Waffenbesitz zu liberalisieren, das Recht auf Abtreibung jedoch einzuschränken. Die Reform von Wirtschaft und Politik in dem südamerikanischen Land ist überfällig. Inflationsraten wie sie im Euroraum vorherrschen, davon können die Argentinier nur träumen – im Oktober 2023 betrug die Teuerungsrate143 Prozent. Experten prognostizieren laut Reuters bis zum Jahresende eine weitere Steigerung auf 185 Prozent. 40 Prozent der Argentinier leben in Armut. Soziale Spannungen sind in den letzten Jahren stark angewachsen. Neben der Sorge vor steigenden Preisen (68 Prozent) fürchtet sich die Bevölkerung Argentiniens vor zunehmender Gewalt und Kriminalität (45 Prozent). Lediglich 19 Prozent der Bevölkerung sehen das Land auf einem guten Weg. Wenigstens bietet der Fußball einen Lichtblick. Nach erfolgreicher Weltmeisterschaft konnte sich die argentinische Nationalmannschaft diese Woche mit 1:0 auch gegen Brasilien durchsetzen. Der Zusammenhang von wirtschaftlichem Wachstum und erfolgreichen Sportereignissen ist nicht unerheblich. Eine Studie der Universität Surrey kam laut DW zu der Erkenntnis, dass der Erfolg in einem der angesehensten und prestigeträchtigsten internationalen Sportwettbewerbe das Potenzial hat, den Konjunkturzyklus zu beeinflussen. Auch die deutsche Wirtschaft wuchs 2014 mit 2.2 Prozent deutlich mehr als im Vorjahr. Jedoch wird die Mannschaft in ihrer gegenwärtigen Form 2024 kaum die Ampel retten. Da hat Milei eine bessere Grundlage. (RG) Die Daten finden Sie auf der internationalen Website von Ipsos.

Read

„Milei gewinnt in Argentinien – was gewinnt Argentinien?“: Viele Texte wurden in den letzten Tagen über den argentinischen Wahlsieger geschrieben. Lesenswert finde ich diese Analyse von Johannes A. Dallheimer auf dessen Website. Um den Erfolg Mileis bei der Präsidentschaftswahl einordnen zu können, ist es hilfreich, die wirtschaftliche und politische Entwicklung des Landes Revue passieren zu lassen. Ursache des Wahlergebnisses ist unter anderem das komplette wirtschaftspolitische Versagen seiner Gegner. Entgegen dem, was ich sonst oft gelesen und gehört habe, kann es nach Dallheimer sehr gut sein, dass Milei parlamentarische Mehrheiten von seinen politischen Ideen gewinnen kann. (MB)

Listen

„Afrika im Aufbruch / Fortschritt mit Bezahl-Apps und Co.“: „I am hearing only sad news from Radio Afrika“, so die Band Latin Quarter im Jahr 1986. Antje Diekhans zeigt in der Podcast-Reihe „Afrika im Aufbruch“ vom Deutschlandfunk wie viel Potenzial der Kontinent hat. In dieser Folge geht es um die afrikanische Fintech-Szene. Viele Afrikaner haben zwar ein Telefon aber kein Bankkonto. Weltweise Überweisungen waren zeitaufwendig und teuer. Das hat sich geändert, weil technische Lösungen von afrikanischen Unternehmen entstanden sind. Diese werden millionenfach genutzt und das auch außerhalb Afrikas. Ihr könnt diese Folge auf der DLF-Website anhören. (MB)

Watch

„Die unbekannte Macht der Nichtwähler“: Mirko Drotschmann (MrWissen2go) bereitet in diesem YouTube-Video die aktuellen, deutschen Nichtwählerdaten auf. Diese Daten machen deutlich, dass es in sozialen Brennpunkten besonders viele Nichtwähler gibt. Das sei insbesondere eine Chance für die linken Parteien. Und natürlich auch für populistische Parteien; finde ich. Ob ein Vergleich von Wahlbeteiligungen zum Ende der Weimarer Republik und aktuell aus der Schweiz dafür geeignet sind, um zu begründen, dass eine hohe Nichtwählerquote nicht zwangsläufig ein Problem für Demokratien sein muss, erscheint auf den ersten Blick schlüssig. Einen nachweisbaren Zusammenhang gibt es aber nicht. (MB)

Learn

„Customer Journeys in der politischen Kommunikation“: Theresa Hein hat für den Politsnack Blog aufgeschrieben, wie das Customer-Journey-Konzept für die politische Kommunikation und insbesondere für den Wahlkampf nutzbar gemacht werden kann. Sie stellt die Bedeutung von Tochpoints heraus und weist darauf hin, dass Kandidaten auch abseits naheliegender Milieus Präsenz zeigen sollten. Am wertvollsten ist für mich ihr Hinweis auf die Zeit nach der Wahl. Kandidaten investieren unglaublich viel, um im Wahlkampf zu Menschen in ihren Wahlkreisen eine Beziehungen aufzubauen. Wenn die Wahl vorbei ist, passiert auf vielen, mit sehr Aufwand entwickelten, Social-Media-Accounts überhaupt nichts mehr; bis zur nächsten Wahl. (MB)

Know

“Gaza Survey 7th October”: Am 14 November hat das Arab World for Research and Development (AWRAD) Institut aus Ramallah eine Umfrage unter 668 Bewohnern aus Gaza und der Westbank zum 7. Oktober veröffentlicht. 75 Prozent der Befragten unterstützen den Terrorangriff auf Israel; 60 Prozent davon „extremly“. Ähnlich hoch ist die Zustimmung für die Hamas. Wie gut oder schlecht das Institut arbeitet und unter welchen Bedingungen kann ich nicht beurteilen. Werft doch selbst mal einen Blick auf die Tabellen auf der Awrad-Website. (MB)

Follow

Klaus Lederer: Hat die Partei „Die Linke“ noch eine Zukunftschance? Bei den Protagonisten, die an der Spitze stehen, bin ich skeptisch. Hoffnungsträger ist für mich der ehemalige Berliner Kultursenator Klaus Lederer. Folgt ihm auf Twitter / X. (MB)

Attend

„KI kann Industrie – Wie KI die Wirtschaft revolutioniert“: Am 30. November (Beginn 18:30 Uhr) lädt Microsoft gemeinsam mit Siemens zum Auftaktevent der neuen Veranstaltungsreihe „KI kann“ ein. An diesem Abend geht es konkret um die Industrie. Mit und für euch diskutieren: Yara Hoffmann, Sonja Zillner | Lead of Core Company Technology Module “Trustworthy AI”, Siemens, Benno Blumoser | Innovation Head of AI Lab Siemens, Benjamin Brake | Abteilungsleiter Digital- und Datenpolitik, Bundesministerium für Digitales und Verkehr und Wolfgang Dierker | General Manager Corporate, External and Legal Affairs, Microsoft Deutschland. Auf der Website von Microsoft Berlin könnt Ihr euch anmelden. (MB)

Been there

Talk der Peag und dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall mit Rasha Nasr MdB und Jasmin Arbabian-Vogel (VdU): „Wir erleben einen Überbietungswettbewerb der Bösartigkeiten. .. Wir müssen einen anderen Umgang in dieser Debatte finden.“ So die Analyse und die daraus folgende Forderung von, Sprecherin der Arbeitsgruppe Migration und Integration der SPD-Bundestagsfraktion, bei einer Veranstaltung der Peag mit dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall zu den Auswirkungen der laufenden Debatte zur Migrationspolitik auf die Fachkräfteeinwanderung. Negative Auswirkungen befürchte ich auch. Aber es gibt natürlich aktuell ein Migrationsproblem und harte Auseinandersetzungen in der Sache gehören in einer Demokratie dazu. Schwerpunkt der von der Journalistin Ute Welty moderierten Veranstaltung war aber die Erwerbstätigkeit von Frauen. Nasrs Diskussionspartnerin Jasmin Arbabian-Vogel, Präsidentin des Verbandes deutscher Unternehmerinnen (VdU) und unter anderem Geschäftsführerin eines Pflegedienstes mit 160 Mitarbeitern wies darauf hin, dass viele erwerbsfähige Frauen nicht arbeiten. Eine Ursache dafür sei das Ehegattensplitting: „Es greift massiv in die Entscheidungsfindung ein.“ Darum müsse es weg. Sinnvoll sei auch eine Ausweitung der Frauenquoten auf das operative Geschäft. Beiden Forderungen stimmte Nasr zu. Über das Ehegattensplitting lässt sich streiten. Quoten lehne ich ab. Ausdrücklich zustimmen kann ich Arbabian-Vogel bei ihrem Hinweis: „Das Arbeitszeitgesetz ist wirklich überholt.“ Mehr Flexibilität würde Arbeitgebern und Arbeitnehmern zugutekommen. (MB)

Gunnar Schupelius (BZ) beim Chefredakteur-Diner VDL: „Print und digital, es ist wichtig, beides parallel zu denken,“ so der Berliner Journalist und Kolumnist der BZ, Gunnar Schupelius, beim Chefredakteur-Diner vom Verband Deutscher Lokalzeitungen und Lokalmedien (VDL). Bei der Diskussion zwischen Schupelius und den Chefredakteuren wurden die Herausforderungen für lokale Medien deutlich, sich neue Zielgruppen mit digitalen Angeboten zu erschließen. Es gibt bundesweit zahlreiche Beispiele dafür, wie das erfolgreich gelingt. Auf der anderen Seite macht die massenweite Verbreitung von antisemitischem Content auf TikTok deutlich, mit welchen Risiken eine Demokratie konfrontiert ist, wenn sehr viele Bürger falsche oder fragwürdige Inhalte zur Meinungsbildung heranziehen, die nicht von Journalisten auf Grundlage klarer Qualitätskriterien erstellt werden. Aber natürlich darf man auch die treuen Leserinnen und Leser der Print-Ausgaben nicht unter den Tisch fallen lassen. Gedruckte Zeitungen werden jeden Tag in Deutschland millionenfach verkauft und gelesen. Sie sind unverzichtbar für die Meinungsbildung abseits öffentlich-rechtlicher Medien. (MB) / Foto von Stefan Waldschmidt

Nachgefragt-Talk mit BMF-Staatssekretär Steffen Saebisch: „Wir stehen jetzt vor einer harten Periode der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen.“ Klare Analyse von Steffen Saebisch, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, beim Nachgefragt-Talk der Friedrich-Naumann-Stiftung. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Schutz der Schuldenbremse stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. Saebisch forderte auch Einsparungsvorschläge aus den Reihen der Union. Diese könne sich keinen schlanken Fuß machen. Konkret müsse jetzt der Wirtschaftsplan vom Klimatransformationsfonds neu aufgestellt werden. Das werde massive Verteilungskämpfe auslösen. Die Nachgefragt-Reihe wird von Hilmar Sattler organisiert. Die Journalistin Sara Sievert moderiert. (MB)

Eat and drink

Das Cinque. Ich war mal wieder im Cinque im Rahmen eines Dinner-Events am Abend. Die kleine Galerie im Restaurant ist für 20 bis 30 Personen gut geeignet. Das Essen hat mich begeistert. Es gab mit Fisch gefüllte Pasta in einer Zitronen-Mascapone-Pistazien-Sauce; und das war sehr gut. Toll sind auch die Antipasti und das Referenz-Essen für die Qualität italienischer Restaurants; Spagetti Carbonara. Dazu ein wunderbarer Nero d’Avola; das Glas für 9 Euro. Ihr findet das Restaurant in der Reinhardtstraße 27d. Geöffnet ist über die Woche ab 11:30 Uhr. Mehr Infos und die Speisekarte könnt Ihr auf der Website des Restaurants anschauen. (MB)

Buy

The Pioneer: Ich weiß, mit Rasmus Buchsteiner, Gordon Repinski und Michael Bröcker haben drei lesens- und hörenswerte Journalisten das Pioneer-Schiff verlassen. Wir geht es weiter? Aktuell könnt Ihr euch dazu sehr preisgünstig einen Überblick verschaffen. Ihr zahlt für die nächsten 10 Wochen einen Euro. Hier findet Ihr den Link zum Angebot. (MB)

bwg sitzungswoche Sprechstunde mit Marianne Schieder MdB: “Wir haben Hartz IV durch das Bürgergeld ersetzt, das Wohngeld ausgebaut, den Mindestlohn und das Kindergeld erhöht. Richtig so! Wir stehen an der Seite von Menschen mit kleinem Portemonnaie und wollen, dass sie sicher durch die Krise kommen.” bwg sitzungswoche Sprechstunde präsentiert jeweils einen Politiker oder eine Politikerin in Nahperspektive. Im Zwiegespräch mit Diana Scholl und Christoph Nitz wollen wir die vielfältigen Facetten eines Politikers oder einer Politikerin betrachten. Persönlicher Werdegang, Verankerung im Wahlkreis und fachpolitische Agenda – die Vielfalt des politischen Alltags wollen wir bei sitzungswoche Sprechstunde thematisieren. Am Mittwoch, den 29. November ist morgens ab 8:00 Uhr Marianne Schieder MdB, Parlamentarischen Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, zu Gast in der Ständigen Vertretung, Schiffbauerdamm 8, 10117 Berlin. Anmeldung

Work

Quiz-Auflösung

Der Vorsitzende vom Verband Deutscher Lokalzeitungen und Lokalmedien e.V. (VDL), Kai Röhrbein, anlässlich der ausbleibenden Presse-Vertriebsförderung. Und das obwohl Bundeskanzler Scholz auf dem Kongress Deutscher Lokalzeitungen 2022 den Abonnementzeitungen entsprechende Unterstützung in Aussicht gestellt hatte.